Freund verbringt zu viel Zeit mit seiner Familie?
Mein Freund und ich sind seit ca. 1.5 Jahren in einer Fernbeziehung. Er lebt in Italien und ist wahrscheinlich auch kulturbedingt sehr familiär..Sonntags trifft sich die ganze Familie zum Essen bei den Großeltern und auch sonst sieht er seine Familie jeden Tag.
Im Winter besucht er mich ab und zu übers Wochenende, momentan habe ich Semesterferien und verbringe die 3 Monate bei ihm.
Ich verstehe, dass er nicht alles anders machen kann, nur weil ich jetzt da bin aber jedes mal wenn ich ihn besuche habe ich das Gefühl ein bisschen ausgeschlossen zu werden. Ich spreche die Sprache nicht fliesend und verstehe deshalb auch oft nicht, was gesprochen wird. Naja, auf jeden Fall merke ich immer mehr, dass ich eifersüchtig werde und mich ein bisschen übergangen fühle. Er verbringt mindestens genauso viel Zeit mit seinen Eltern/Großeltern etc. wie mit mir und wir hatten uns jetzt 2 Monate nicht gesehen. Irgendwie fände ich es schön, wenn er mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken würde und nicht ständig mit seiner Familie Zeit verbringen würde.
Reagiere ich über? Ich habe auch schon versucht mit ihm darüber zu reden aber er versteht das nicht und ich will auch nicht so wirken, als ob ich seine Familie nicht mag...
4 Antworten
Das ist einer der Hauptprobleme bei Fernbeziehungen: Die Erwartungshaltung!
Jeder stellt sich vor, wie es wohl sein wird, wenn man sich nach langer Zeit wiedersieht. Und man erwartet, dass der Partner dann für einen Zeit hat/ sich Zeit nimmt und voll und ganz für die Beziehung da ist.
Das funktioniert aber nicht, denn jeder der beiden Partner hat seinen eigenen Alltag, indem die Beziehung nur eine ganz kleine Rolle spielt, weil der Partner 100 oder 500 Kilometer weit weg wohnt.
Dein Freund ist daheim und lebt somit seinen Alltag weiter. Eure Beziehung lief bisher noch nebenbei mit. Sein Leben daheim geht weiter und Du bist jetzt halt dabei.
Jetzt läuft es anders als Du es Dir vorgestellt hast und dementsprechend bist Du enttäuscht.
Meiner Meinung nach haben Fernbeziehungen absolut keine Zukunft, wenn nicht in absehbarer Zeit beide Partner einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt haben. Und selbst dann scheitern viele Beziehungen, weil in den meisten Fällen der eine Partner zum Anderen zieht.
Dann lebt der eine Partner in einer fremden Stadt und seine einzige Bezugsperson ist der Partner und sein Umfeld. Sein eigenes Umfeld hat man in der Heimat zurück gelassen. Der Partner lebt dann unter Umständen seinen gewohnten Alltag weiter, während der hinzugezogene Partner erwartet, dass ihm jetzt mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und man gemeinsam mehr Zeit miteinander verbringt.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dein Freund irgendwann dauerhaft zu Dir ziehen wird. Dazu ist die Familienbindung zu groß. Und Du wirst mit Sicherheit nicht nach Italien ziehen wollen, oder?
Also hat die Beziehung keine Zukunft. Eine Beziehung kann man nicht nur an ein paar Wochen im Jahr führen. Eine Beziehung muss leben und sie lebt nur durch die persönliche Begegnung.
Telefonate, E-Mails oder Textnachrichten sind nur eine Ergänzung, man kann darüber aber nicht 50, 60 oder 70 Prozent einer Beziehung führen.
Das was Du jetzt erlebst, wird noch öfter vorkommen. Es tut mir leid für Dich.
hallo HPL1234,
ich kann niemanden zwingen, mich so zu lieben, wie ich es mir vorstelle. Aber ich kann dankbar für Aufmerksamkeit und Zuneigung sein, die man mir entgegenbringt. Manchmal sind es nicht Kilometer, die die Menschen voneinander trennen, sondern
- falsche Vorstellungen, wie sich das Zusammensein gestaltet
- Ansprüche die wir stellen und die unerfüllt bleiben
Weder eine Ehe noch eine Freundschaft sind Beziehungen, die den alleinigen Zweck haben, dass "meine" Ansprüche erfüllt werden müssen oder dass der Andere mich glücklich machen muß.
Wenn Du also relativ anspruchslos Deinen Freund besuchst, ist es kaum möglich, Dich zu enttäuschen.
Andererseits fällt mir auf, dass Du schreibst: "Er verbringt mindestens genauso viel Zeit mit seinen Eltern/Großeltern etc. wie mit mir "
Was bedeutet das? Geht er alleine zu seinen Eltern/Großeltern und lässt Dich im Straßencafé sitzen - oder wie muß man sich das vorstellen?
Oder trifft nicht eher zu, dass er Dich immer mitnimmt - er also mit Dir auch dann gemeinsam etwas unternimmt, wenn er mit Dir seine Familie besucht?
Wenn ich damit Recht habe, dann willst Du lediglich Zeit nur mit Deinem Freund verbringen und die Zeit, die er nur mit Dir verbringt, ist Dir einfach nicht ausreichend genug. Nun, ihr seid eben noch nicht verheiratet. Und irgendeinen Unterschied zwischen Freundin und Ehefrau wird es wohl geben. Also reagierst du über....
Wer sich immer mehr wünscht und gleichzeitig mit dem was ist nicht zufrieden sein kann, der wird es immer schwer haben, glücklich zu leben. Mein Tipp: Lerne glücklich zu leben, ohne dabei emotional von anderen abhängig zu sein.
Nun, das ist blöd.... das mit dem Nichtverstehen ist ggf. ein Noch-Nicht-Verstehen, wenn sie die Sprache lernen. Lernen Sie noch bzw. sind Sie in einem Sprachkurs?
Wenn er für längere Zeit - und nicht mal eben für 10 Minuten - zu den Eltern oder Großeltern geht und Sie alleine rumsitzen lässt, und das vielleicht auch täglich so ist, kann man das so deuten:
a) er traut ihnen zu, dass Sie sich sinnvoll alleine beschäftigen können und diese Selbstbeschäftigung für Sie besser ist, als wenn er sie mitnimmt und sie sich bei den Eltern/Großeltern langweilen. (Könnten Sie nicht einfach auch alleine weggehen, in der Stadt bummeln, Museen besuchen, schwimmen gehen ....?) ====> er meint es also eher gut mit Ihnen
oder eine auch ganz andere Deutung:
b) er denkt nicht daran, wie Sie sich fühlen. Er ist wenig empathisch. Vielleicht ist es ihm auch egal?
c) er hat Erfahrungen mit Italienerinnen o.ä. und dass er alleine zu Eltern ging, war nie ein Problem. Dass Sie damit ein Problem haben, wäre völlig neu für ihn.
Da hilft nur, offen darüber zu sprechen. So könnten Sie erzählen, wie Sie sich fühlen. Es wäre dann schön, wenn er mit ihnen gemeinsam über eine Verbesserung der Situation nachdenkt.
In jedem Fall scheinen Sie über die Situation überrascht zu sein. Es ist ihr erster Besuch in Italien? Ich halte es für ganz wichtig, bei kulturellen Verbindungen die Kultur und damit Gewohnheiten, Religion, Weltverständnis, Werte und Ziele des Menschen aus der anderen Kultur kennenzulernen.
Was uns am meisten Probleme macht, ist nicht das Anderssein des Anderen und nicht das dazugehörige Verhalten, sondern unsere Unvorbereitung, unser Nicht-Wissen "wie gehe ich am besten damit um". Wir fühlen uns zumindest im ersten Moment hilflos. Und das mögen wir nicht. Jedoch je mehr wir über den Anderen und seine Kultur, seine Werte und Ziele wissen, je besser können wir uns darauf einstellen und eine Lösung für uns finden.
ganz ehrlich ? für mich ist das was du da praktizierst verschwendete Lebenszeit. Das wird sich doch nie ändern. Du erwartest etwas, er ist nicht bereit dir das zu geben. Wo soll das denn hin führen ? Das hat doch absolut keine Zukunft. Für ihn wird wohl immer die Familie die erste Geige spielen, du läufst so nebenbei her, mehr auch nicht. Das wäre mir auf Dauer zu wenig, so würde ich mein Leben nicht verbrigen wollen. Willst DU das auf längerer Sicht SO weiterführen ? überleg doch mal und sei ehrlich zu dir selbst ....
Tja, da bahnt sich wohl das Ende einer Fernbeziehung an. Grund. Unüberbrückbare Differenzen.
So in der Art seh ich das auch.
Der eine ist lethargisch, der andere unzufrieden mit der Situation. Keine optimale Basis für eine dauerhaft stabile Beziehung
Es steht auch gar nix davon, wo und wie diese Fernbeziehung mal umgewandelt werden soll ...
Wird wohl nicht so einfach sein. Und ein traditionsbewusster Italiener verlässt nicht seine Familie
Klar ist es nicht einfach. Aber sollte man nicht für Dinge kämpfen, die einem wichtig sind?
Sicher soll man Kämpfen. Man sollte aber auch wissen, wann ein Kampf verloren ist. Und das weisst du hoffentlich zu gegebener Zeit, falls es so kommen sollte
Danke für die Antwort!
Mit "er verbringt mindestens genauso viel Zeit mit seiner Familie wie mit mir" meine ich genau das. Er lässt mich zu Hause sitzen und fährt zu seinen Eltern/ geht nach nebenan zu seinen Großeltern. Und auch wenn er mich dann mal mitnimmt - ich verstehe kaum etwas da die Familie hauptsächlich Dialekt spricht. Das heißt ich sitze blöd daneben und weiß nicht, was ich tun soll...