Frage zum ABCDE-Schema?

9 Antworten

Du beginnst mit WASB.

W-Wach

A-Ansprechbar (reagiert auf Ansprache)

S-Schmerzreiz (reiben über das Brustbein z.B.)

B-Bewusstlos (auch keine Reaktion auf Schmerzreiz)

Bei B Atmung überprüfen 10 Sekunden. Dabei Kopf überstrecken, vorher auf Fremdkörper prüfen und entfernen falls vorhanden.

Wenn nicht vorhanden Puls überprüfen 5 Sekunden.

Wenn auch nicht vorhanden Wiederbelebung starten. 30:2

Dann ABCDE.

Bei offensichtlich bedrohlichen Blutungen erst die Blutung stillen. Das wäre dann cABCDE (c-critical bleeding)

A-Atemwege überprüfen (auf Fremdkörper z.B.)

B-Belüftung (reicht die Atmung aus, ist der Patient zyanotisch? Haut bläulich verfäbt)

C-Circulation (Wie ist die Durchblutung, Nagelbettprobe, auf den Fingernagel quasi drücken, sollte innerhalb von <2 Sekunden wieder wie vorher sein, sonst Durchblutungsstörung)

D-Disability (Neurologie, neurologische Ausfälle, z.B. eine Gesichtshälfte ist erschlafft oder Patient hat eine verwaschene Sprache, dann das FAST-Schema anwenden)

E-Exposure/Environment (Wie sieht das Umfeld aus? Alkoholflaschen, Spritzen z.B.)

Das war nur grob und ich hab nicht alles aufgeführt und vielleicht auch nicht alles ganz korrekt.

Eine gute Hilfe oder Quelle ist bei sowas SaniOnTheRoad.

LittleCoon  01.01.2020, 12:09

Wenn Atmung und Puls vorhanden ist: Dann ABCDE.

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Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 12:11

Vielen lieben Dank für deine hilfreiche Antwort! Ist dann das B vom WASB-Schema nicht dasselbe wie das A vom ABCDE-Schema? Weil die Herzdruckmassage mache ich z.B glaub ich solange, bis der Patient wieder atmet. Damit hab ich Punkt A fertig, oder?

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LittleCoon  01.01.2020, 12:17
@Kathltant

Das B vom WASB ist Bewusstlos. Das A vom ABCDE ist die Atmung.

Das ist also nicht das gleiche.

Wenn der Patient bewusstlos ist musst du nicht immer gleich reanimieren.

Denn die Atmung (und der Puls) kann durchaus noch vorhanden sein.

Deswegen erst Atmung und Puls überprüfen.

Wenn beides nicht vorhanden ist die Reanimation starten.

Nachtrag: Das bei C mit der Nagelbettprobe ist natürlich schon was anderes, wenn die Umgebung kalt ist o.ä.

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Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 12:44
@LittleCoon

Danke nochmals! Und wenn der Patient nach der Reanimation bereits wieder atmet, bring ich ihn ja dann in die stabile Seitenlage. Aber wenn der Patient eh wieder atmet, dann hab ich ja eig auch schon Punkt A vom ABCDE Schema fertig, oder? Also wenn er wieder atmen kann, dann sind ja die Atemwege wieder frei, das heißt er kann eh atmen, oder? :)

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LittleCoon  01.01.2020, 13:12
@Kathltant

Zu A gehören auch noch andere Sachen.

So wie bei den anderen teilweise auch.

Außerdem muss das sowieso 'regelmäßig' überprüft werden.

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Das ABCDE ist nicht die alles umfassende Lösung für alle Probleme. Sollte es auch nie sein! Es ist vielmehr eine Prioritätenliste, an der du dich entlang hangeln kannst, wenn du keine bessere Vogehensweise hast.

Dementsprechend: Sobald du für eine bestimmte Situation einen bestimmten Algorithmus bzw. eine Vorgehensweise hast, tritt das ABCDE in den Hintergrund und du hältst dich an den Spezialfall.

Das ABCDE stellt dann "nur" deine Rückfallebene dar, wenn du mit deinem Algorithmus nicht weiter kommst und eine Orientierung für deine nächsten Schritte brauchst.

Oder eben für die Fälle, wenn du keinen Algorithmus hast.

Beispielsweise bist du bei einer Person, die nicht mit dir springt, grundsätzlich erstmal im Algorithmus Bewusstlosigkeit und ggf. Wiederbelebung. Solange du in diesem Algorithmus bist, braucht dich das ABCDE nicht wirklich interessieren: Ein Standard für eine spezielle Situation ist für diese grundsätzlich bedeutsamer, als ein allgemeiner Standard.

Und angenommen, es bricht eine Stunde später eine Person zusammen und wird bewusstlos. Was mache ich zuerst?

Atmungskontrolle, daraus folgt entweder Seitenlage oder Wiederbelebungs-Algorithmus.

Gleiches mit stabiler Seitenlage bei einem bewusstlosen, normal atmenden Patienten.

Der "Algorithmus" für Bewusstlose endet quasi bei der Seitenlage. Ist diese eingerichtet, bist du nicht mehr in einem Standard für diese Situation, und du greifst auf den nächst breiter angelegten allgemeinen Standard zurück. Das ist dann das ABCDE-Schema. Wobei A und B durch die Seitenlage ja schon abgedeckt sind.

Wie kann ich nach dem ABCDE-Schema vorgehen, wenn der Patient in der stabilen Seitenlage liegt?

A: Atemwege durch Seitenlage offen gehalten, ggf. (wenn geübt!) Atemgeräusche auskultieren. B: Pulsoxymetrie, ggf. Sauerstoffgabe, ggf. Atmung auszählen. C: Rekap-Test, Puls auszählen, Blutdruck messen. D: GCS bestimmen, Pupillenreaktion. E: Wärmeerhalt, ggf. körperliche Untersuchung.

Sieh das ABCDE-Schema als Rückfallebene für die Fälle, wo du mit einer speziellen Standardvorgehensweise nicht mehr weiter kommst.

Also, wenn der Patient etwas hat, wofür du keine spezielle Vorgehensweise kennst: Du kannst immer darauf zurückfallen, die Atemwege offen zu halten, die Atmung sicherzustellen, den Kreislauf zu stabilisieren, neurologische Defizite zu evaluieren und die Umweltbedingungen aufrecht zu erhalten.

Genauso, wenn du zwar in einem Algorithmus bist, bei diesem aber gestört wirst oder der Patient etwas macht, das er laut Algorithmus eigentlich nicht sollte: Du kannst immer sagen: Okay, einfach nach ABCDE schauen, ob alles in Ordnung ist und was man machen muss.

Außerdem, das ABCDE ist eine Priorisierung, keine unbedingte Reihenfolge deiner Maßnahmen. Das bedeutet: Wenn dein Patient mit dir spricht, aber ein offensichtliches C-Problem hat, kannst du A und B erstmal mit "scheint zu passen" zurückstellen und dich um den Kreislauf kümmern. Du kannst auch, während dein Kamerad den Atemweg sichert (A) und danach den Sauerstoff aufdreht (B), schonmal nach der Kreislaufsituation schauen, du musst nicht warten bis A und B abgearbeitet sind. Hauptsache ist, du hast dran gedacht und es wird sichergestellt.

Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 12:34

Wow, sehr hilfreiche Antwort, vielen lieben Dank für Deine Hilfe! Eine kleine, etwas primitive Frage ist noch offengeblieben bei mir, und zwar wenn ich beim Bewusstlosen, nicht atmenden Patienten die Herzdruckmassage durchführe, dann mach ich das ja so lange bis der Patient wieder atmet, oder? Und wenn er wieder atmet, bringe ich ihn ja in die stabile Seitenlage. Damit ist ja wie Du auch geschrieben hast der Algorithmus für Bewusstlose erfüllt. Und ich gehe über zum ABCDE-Algorithmus. Aber wenn der Patient nach der Reanimation eh wieder atmet, dann hab ich ja Punkt A von der ABCDE Liste eh schon erfüllt, oder? Also wenn er eh wieder atmet, warum muss ich da noch die Atemwege überprüfen?

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RedPanther  01.01.2020, 13:03
@Kathltant
dann mach ich das ja so lange bis der Patient wieder atmet, oder?

In der Theorie ja. In der Praxis ist das ein höchst unwahscheinliches Szenario, da du mit einer reinen 30:2-Wiederbelebung eigentlich nur den Ist-Zustand erhältst, aber z.B. an der Ursache für diesen Zustand nichts änderst.

Und wenn er wieder atmet, bringe ich ihn ja in die stabile Seitenlage.

Wenn du dir sicher bist, dass er wieder atmet, ja. Nur solltest du dir das nicht so vorstellen, dass der Patient von jetzt auf gleich wieder sinnvoll atmet, sondern es kann viel Zeit verstreichen, in der du dir unsicher bist, ob er jetzt atmet oder nicht. In dieser Zeit sollte der Patient selbstverständlich auf dem Rücken liegen bleiben (damit die Wiederbelebung ggf. sofort weitergehen kann) und der Kopf überstreckt sein.

Aber wenn der Patient nach der Reanimation eh wieder atmet, dann hab ich ja Punkt A von der ABCDE Liste eh schon erfüllt, oder?

Wenn er selbst die Atemwege offen hält (auf der Seite liegt) und suffizient atmet, ja. Das ist aber noch unwahrscheinlicher, als dass er überhaupt wieder zu atmen anfängt. Richte dich darauf ein, dass das mit der eigenständigen Atmung eine sehr unsichere Sache ist und ziemlich bald wieder vorbei sein kann.

Also wenn er eh wieder atmet, warum muss ich da noch die Atemwege überprüfen?

Woher weißt du, dass die Atemwege frei bleiben, wenn sie einmal frei sind?

Murphy ist ein Trüffelschein! Also immer mal wieder nachgucken, ob noch alles ok ist. Wenn ja, ist das ja schnell erledigt.

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Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 14:54
@RedPanther

Nochmals ein großes Dankeschön für Deine Hilfe, das Ganze ergibt nun viel mehr Sinn als davor. Vielen Dank! Und allerletzte Frage, um zu schauen ob ichs eh richtig verstanden habe: Angenommen, ich sehe einen Patienten, der nicht atmet. Und er ist Bewusstlos. Und ich sehe, er hat was im Hals stecken. Ergibt dann Herzdruckmassage nicht mehr Sinn, oder? Dann mach ich direkt die Atemwege frei und damit hab ich punkt A der Liste sozusagen abgehakt, oder? Und wenn er nach Entfernen der Fremdkörper noch immer nicht atmet, dann mache ich Herzdruckmassage bis er halbwegs normal atmet?

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RedPanther  01.01.2020, 15:09
@Kathltant

Genau: Wenn du dir unsicher bist, ob nun bewusstlos oder wiederbelebungspflichtig, fällst du zurück ins ABCDE und startest mit A: Sicherstellen, dass die Atemwege frei sind. Wenn was im Mund steckt, ziehst du es raus. Nächster Punkt ist dann wieder B: Atmung prüfen. Und dann fällst du, je nachdem ob der Mensch nun atmet oder nicht, wieder in dein Schema Bewusstlosigkeit, oder in dein Schema Wiederbelebung.

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Das sind ganz schön viele Fragen auf einmal. Vorweggenommen, die stabile Seitenlage und die Herzdruckmassage sind ein Bestandteil des ABCDE- Schemas. Die stabile Seitenlage dient der Sicherung der Atemwege, sie wird also bei "A" im ABCDE- Schema bei bewusstlosen Patienten durchgeführt bzw. nach der Kontrolle der Atmung und nachdem festgestellt worden ist, dass die Atmung normal ist, falls nicht, kommt die Herzdruckmassage und ist unter dem "C" des ABCDE- Schemas eingeordnet.

Wann wird eine Reanimation abgebrochen?, ganz einfach dann, wenn der Arzt den Abbruch anordnet, ansonsten erfolgt eine Reanimation. Wenn man sich einmal zu einer Reanimation entschieden hat, dann wird diese solange durchgeführt, bis der Patient deutliche Lebenszeichen (Bewegung, Lautäußerungen) hat, es wird nicht regelmäßig eine Atemkontrolle durchgeführt, diese erfolgt erst bei Lebenszeichen erneut. Durch BLS- Maßnahmen alleine, kommt es in aller Regel auch nicht zur Wiederherstellung eines Spontankreislaufes sondern erst durch ALS- Maßnahmen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Du beginnst mit ABCDE

  1. Airways > Kontrolle der Atemwege
  2. Breathing > Atmung kontrollieren
  3. Circulation...

Das abcde schema heißt nicht das du alle Punkte Stumpf durchackern sollst. Es gibt die nur die Reihenfolge vor in welcher du die Vitalfunktionen prüfst. Wenn du bereits bei Airways merkst das diese blockiert sind, schaust du dann als nächstes ob der Patient atmet oder machst du die Atemwege frei?

Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 12:15

Besten Dank für deine Hilfe! Ah ok, ja stimmt ergibt Sinn. Ich würde eher sie Atmenwege direkt freimachen. Aber Reanimation mit der Herzdruckmassage mache ich ja auch solange bis der Patient wieder atmet. Oder sagen wir es so: Ich sehe einen Patienten, der nicht atmet. Und er ist Bewusstlos. Und ich sehe, er hat was im Hals stecken. Ergibt dann Herzdruckmassage nicht mehr Sinn, oder? Dann mach ich direkt die Atemwege frei und damit hab ich punkt A der Liste sozusagen abgehakt, oder?

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Krabat693  01.01.2020, 13:25
@Kathltant

Es macht halt keinen sind hlw zu machen solange die Atemwege blockiert sind. Do kommst an den Patienten:

A > oh die Atemwege sind blockiert. ich räum die mal frei

B > jetzt sind die Atemwege frei, mal schauen ob er jetzt atmet, nein? Dann hlw / ja? Dann weiter mit Kreislauf

C > weist der Kreislauf Unregelmäßigkeiten auf...

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Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 15:27
@Krabat693

Achsoooo, jetzt habe ich es vollkommen verstanden, ergibt alles nun wieder Sinn! Vielen Dank für deine Hilfe!

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Ist die Atmung nicht mehr vorhanden, wird nach aktuellem Verfahren sofort mit der Herzdruckmassage begonnen und nach 30 Kompressionen 2 mal beatmet usw.

Das hat oberste Priorität, denn wenn man damit aufhört, ist der Patient ganz sicher tot, und man muss sich um ABC keine Sorgen mehr machen. So lange ist zu reanimieren, bis ein Arzt die Beendigung erlaubt oder ein anderes Rettungsteam eines Notarztwsgens übernimmt. Wenn einer ohnmächtig oder bewusstlos ist und noch atmet, genügt die stabile Seitenlage und Kontrolle der Atmung.

Kathltant 
Fragesteller
 01.01.2020, 12:47

Danke viemals für Deine Hilfe! Und wenn der Patient wieder atmet nach der Reanimation... dann hab ich ja dann auch Punkt A vom ABCDE Schema abgehakt, oder? Weil A ist ja Atemwege freilegen, und wenn er eh wieder atmet dann sind sie Atemwege ja bereits freigelegt, oder?

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