Frage zu Besitz und Eigentum im Kommunismus

6 Antworten

Eine Frage fällt mir grade noch ein die mich noch interessiert, nämlich wüsste ich gerne mal die genauere definition des Proletariats und wer sich dazu zählen kann. Sind damit nur die einfachen Arbeiter gemeint die sozusagen am unteren Ende der "Kapitalistischen Hierarchie" (so nenn ich das jetzt einfach mal) stehen oder auch jene mit "höheren" (soll heißen bessere Ausbildung, Studium,etc.) Berufen, also beispielsweise Menschen die in irgendwelchen Firmen eine höhere Position haben. Zählen diese dann nach der Definition der Kommunisten nicht zur Bourgeoisie? Und wäre es widersprüchlich wenn solche Leute ebenfalls Kommunisten wären oder sich für deren Zwecke/Anliegen einsetzen?

Man möge mir meine Unwissenheit diesbezüglich verzeihen, ich kam noch nicht dazu mich mit den Werken von Marx zu befassen, steht aber definitiv auf meiner To-do-Liste :)

PeVau  15.02.2014, 12:24

Marx definiert die Klassen im Wesentlichen über ihr Verhältnis zu den Produktionsmitteln. Das Proletariat verfügt über keine Produktionsmittel, ist also frei davon und ist frei, seinen einzigen "Besitz", die Arbeitskraft, zu verkaufen.
--> doppelt freie Lohnarbeiter

Das bedeutet heute, unabhängig von Bildung und Ausbildung, dass Proletariat nicht ausschließlich Fabrikarbeiter sind, sondern alle umfasst, die ihr Leben überwiegend oder ausschließlich durch den Verkauf ihrer Arbeitskraft bestreiten müssen.

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eka45  15.02.2014, 13:59
@PeVau

stimmt !

Insofern ist selbst ein Industriemanager oder Direktor (angestellter Unternehemer) , falls er nicht durch Aktien MEHR als durch seine Arbeit verdient ein Proletarier !

Nach einer Entlassung im nicht ganz so hohen Alter merken das diese Leute dann auch, dass sie Proletarier sind.

Wer ab 45 seinen Manager-Job verliert ud vorher viel Geld verprasst hat, kann mit 55 Sozialhilfeempfänger sein - wegen des einhergehenden sozialen, psychischen Absturzes ist das gar nicht mal so selten.

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PeVau  15.02.2014, 12:31

Und wäre es widersprüchlich wenn solche Leute ebenfalls Kommunisten wären oder sich für deren Zwecke/Anliegen einsetzen?

Das hätte man mal Friedrich Engels, den Fabrikantensohn aus Barmen und Unternehmer in Manchester, fragen können. Viele herausragende Köpfe der Arbeiterbewegung stammen aus bürgerlichen Verhältnissen, was sich mit ihrer Bildung und ihren ethisch-moralischen Vorstellungen von Gerechtigkeit erklären lässt.

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eka45  15.02.2014, 14:05
@PeVau

Natürlich ist das widersprüchlich, aber Widersprüche gibt es nun mal. Der marxistische Dialektische Materialismus erklärt das sogar zum grundlegenden Entwicklungsprinzip von Allem.

Ein Unternehmer, ist doch auch gleichzeitig Mensch und kann sehr wohl ein Liebender sein. Gerade bei den Unternehmern gibt es auch sehr viele gute, verantwortungsvolle Menschen. Friedrich Engels war Unternehmer und hat mit Marx den Kommunismus entwickelt !

Lies mal ein Buch oder wenigstens Audfsatz über den Dialektische Materialismus - das iust was fürs Leben und überall und tagtäglich anwendbar. Und das bläst viele Illusionen weg.

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eka45  15.02.2014, 14:16
@eka45

Das ist vielleicht ncht die beste oder leichtverständlichste Darstellung - abe rim Moment finde ich nichts anderes:

Über dialektischen und historischen Materialismus: http://www.stalinwerke.de/geschichte/geschichte-021.html

Am besten ein DDR-Buch über Über dialektischen und historischen Materialismus in Antiquariaten wie z.B. Booklooker kaufen.

  • aber unbedingt VEB = Volkseigener Betrieb in das Verlagsfeld tun, sonst wird dir das Thema von der Kirche oder Kapitalistischen Autoren angedreht bzw. entstellt. :-p
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PeVau  15.02.2014, 14:16
@eka45

Lies mal ein Buch oder wenigstens Audfsatz über den Dialektische Materialismus ...

Ist das eine Empfehlung an mich? :-)

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eka45  15.02.2014, 14:17
@eka45

Um MATERIALISMUS zu verstehen fand ich den Artikel von Engels am besten:

Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen

http://mlwerke.de/me/me20/me20_444.htm

und dem sollte man die kirchliche Version gegenüberstellen zum Vergleich

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eka45  15.02.2014, 14:18
@PeVau

Nein - nur eine Ergänzung zu deiner Antwort - Du kennst das schon - oder ? :-)

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aptem  17.02.2014, 03:03

Man muss den Proletarier dem Kapitalisten gegenüberstellen.

Kapitalist=jmd. der seinen Lebensunterhalt aus Kapital schöpft. Einfach gesgat jmd., der aus Geld noch mehr Geld macht.

Alle anderen sind Proletarier.

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Der Grundwiderspruch im Kapitalismus besteht im Widerspruch von gesamtgesellschaftlicher Produktion zum Privateigentum an Produktionsmitteln. Dieses Privateigentum an Produktionsmitteln ermöglicht es den Eigentümern, sich die Ergebnisse der gesamtgesellschaftlichen Produktion privat anzueignen. Das nennt man Ausbeutung.
Will man also Ausbeutung abschaffen, so muss man das Privateigentum an Produktionsmitteln abschaffen.

Weder die Zahnbürste noch das Sofa oder die Unterhose sollen in gesellschaftliches Eigentum überführt werden. Es geht nur um die Produktionsmittel.

Als im 19. Jahrhundert die Forderung nach Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln auftauchte, brachten ihre Gegner die propagandistische Verkürzung dieser Forderung auf Abschaffung des Eigentums in Umlauf, um genau diese falsche Vorstellung, die du genannt hast, zu erwecken.

Natürlich werden sich einige Fragen des privaten Besitzes ergeben. Das hängt aber damit zusammen, dass die Einstellung zu privatem Besitz auch eine andere Bedeutung haben wird. In einer Gesellschaft, die durch ihre entwickelten Produktivkräfte soweit ist, dass jeder nach seinen Bedürfnissen leben kann, wird überbordender Konsum, die Anhäufung von privatem Besitz bedeutungslos werden, denn es brächte keinen Vorteil, nicht ökonomisch und auch nicht gesellschaftlich.

eka45  15.02.2014, 13:54

Es geht nur um die GESELLSCHAFTLICHEN Produktionsmittel - also Fabriken, Hotel-/EH-Ketten etc. nicht individuelle oder familiäre.

Selbst genossenschaftliche - also demokratische - Formen des Produktionsmittlbesitzes sind meist auch zulässig im Sozialismus oder Kommunismus.

Allerdings muß man dabei auch aufpassen oder bedenken dass auch selbstständige Produktionseinheiten dann nicht WIE im Kapitalismus funktionieren - sonst müssen sich die Leute selber entlassen, nutzlose aber per Werbung den Kunden aufgeschwatzten Schrott verkaufen, Kriege für Rohstoffe im Geheimen anzetteln etc. etc . also WIE Kapitalismus funktionieren.

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Diese Frage wurde von PeVau schon sehr umfassend beantwortet. Es gehr um die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, nicht am jeglichem Privateigentum. Und es geht um eine gerechte Verteilung der erwirtschafteten Werte, da davon ausgegangen wurde, dass jeder nach seinen Fähigkeiten zur Erwirtschaftung beiträgt. Und somithat der Hilfsarbeiter genau so einen Anspruch der Teilhabe wie der Ingenieur oder der Politiker. Das gesellschaftliche Bewußtsein soll das gesellschaftliche Sein dirigieren. Ja, und an dem Punkt machen wir Menschen noch nicht mit.

Persönliches Eigentum ist kein Problem, solange es keine GESELLSCHAFTLICHEN Produktionsmittel wie Fabriken, Hotelketten, etc, sind die gesellschaftkiche Macht und Herrschaft mit sich bringen.

Persönliche Produktionsmitel wie der Hammer eines Handwerkers oder in einem Familienber´trieb sind erlaubt. Fabriken und große Wirtschaftsbetriebe müssen Volkseigene Betriebe sein, demokratisch gesteuert und für die Gesellschaft,nicht zu deren Ausbeutung da sein.

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Bei diesen Fragen wird meist übersehen, dass die Kommunisten von einem neuen Typ Mensch ausgehen, der laut marxschen Grundsätzen("Das Sein bestimmtdas Denken") sich unweigerlich aus den gesamtgesellschaftlichen Umständen entwickeln würde. So ein kommunistischer Mensch würde in erster Linie gewissenhaft sein, d.h. von sich aus Gerechtigkeit und Gemeinwohl über Eigennutz werten und auch so handeln. Das wurde auch tatsächlich in der SU versucht anzuerziehen. Das Scheitern war aber interessanterweise in marxscher Theorie festgeschrieben. Man hat versucht Marx auszutricksen und die stufenweise Entwicklug der äusseren Umstände zu überspringen auf allen Ebenen. Doch das Sein bestimmt wirklich das Denken und die Realität des Sozialismus bestimmte auch die Tatsache, dass der Kreis gewissenhafter, kommunistischer Menschen sich auf ein Paar Idealisten beschränkte, während der grosse Rest auf Eigennutz bedachte Individualisten blieben.

Das wird alles oft übersehen in der Diskussion. Ohne ener Gesellschaft, in der solche Menschen(eben überzeugte Kommunisten) zumindest die Mehrheit stellen erscheint natürlich auch die Idee vom Besitz und Eigentum im Kommunismus utopisch, denn auch wenn man nur eng bei den Produktionsmitteln bleibt werfen sich unüberwindbare Widersprüche auf. So eine Fabrik braucht man trotzdem und sie braucht wiederrum eine Leitung. Man kann also gewisse Machtverhältnisse nicht ausschalten. Nur ein völlig uneigennütziger Mensch würde von seiner Macht keinen Gebrauch machen.

Wenn man der Theorie streng folgt, dann hat die kommunistische Gesellschaft nicht nur ein Produktivitätsstadium erreicht, bei dem alles im Überfluss produziert werden kann und Anhäufung von Besitztümern sinnlos ist weil jedem von allem theoretisch soviel haben kann wie er lustig ist, sondern die Mnschen haben sich geistig soweit entwickelt, dass niemand versucht gleicher zu werden als die anderen. Und zwar nicht weil die Moral es so gebietet, sondern weil man von sich aus keinen Sinn darin sieht.

Nun stelle Dir so eine Gesellschaft vor. Zum Beispiel habe ich gerade ein Auto da und jemand anderer braucht gerade ein Auto. Wenn man von obigen Voraussetzungen ausgeht, dann wird entweder auch für den anderen ein Auto bereitgestellt werden können(weil alles im Überfluss vorhanden ist) oder wenn auch nicht, dann gebe ich ihm ohne weiteres mein Auto, einfach weil er's gerade mehr braucht(und ich eben ein Kommunist bin, dem die Gedanken a la "mein Auto, mein Haus, mein Boot" einfach fremd sind). Bei der Zahnbürste mag es wegen der Hygiene vllt. anders aussehen aber sonst würde man persönliche Besitzrechte als unwichtig bis nonexistent ansehen. Es würde eher nach dem Prinzip wer's mehr braucht, der kriegt es.

Probleme gibt es aber auch noch in anderen Bereichen. Z.B. wurde in der Frühphase der SU die Ehe als nutzloses Überbleibsel der bürgerlichen Gesellschaft angesehen. Auch die Frauen und Männer sollten niemanden "gehören". Hat nicht besonders gut funktioniert wie man sich vorstellen kann.