Was ist die Begründung der Kommunisten für Gleichberechtigung der Frauen und wo finde ich allgemeine Informationen über die Rolle der Frau im Kommunismus?

2 Antworten

durch die Abschaffung des Privateigentums, wäre die Frau gleichberechtigt, weil sie nicht weiter als Besitz des Mannes gesehen werden darf. Ich verstehe diese Argumentation irgendwie nicht..

Du verstehst es nicht weil die Definition doch aus dem spätzen 19Jh. ist. Damals war die abhängigkeit der Frau im Kapitalismus viel deutlicher und strickter ans Geld gebunden. Deswegen formulierten sie so für die Zeitgenossen verständlich. Die Grundidee ist aber sehr einfach und klar. Wenn es kein Privateigentum(an Produktionsmitteln) gibt, gibt es auch keine Reiche. Und wenn es keine Reiche gibt kann kein Mann die Frau durch finanzielle Abhängigkeit an sich binden.

Letzendlich wurde das in sozialistischen Staaten auch zum grossen Teil verwirklicht. Es gab Ausnahmen: Politelitekinder waren doch wieder priviligiert auch wenn es nicht so deutlich ausfiel wie bei Eliten im Westen, es gab immer noch Gesellschaftsschichten(wiederrum nicht so deutlich ausgeprägt wie im Westen) und es wollte evtl. eine Professorenfamilie nicht, dass der Sohnemann eine aus der Arbeiterfamilie heiratet. ABER das soziale System garantierte jedem ein Auskommen. Somit waren junge Frau und Mann gleichermassen frei letzendlich auf das was die Eltern wollen zu pfeifen oder auf Privilegien, die bei "wohlsituierter" Heirat rausspringen und sie würden nicht in der Gosse landen, sondern einen normal bezahlten Job haben garantiert und heiraten oder nicht heiraten wen sie wollten ohne zu riskieren in Armut und Elend abzurutschen. Das hat sich auch wirklich in Köpfen niedergeschlagen. Partnerwahl nach Gesellschaftsschicht, Herkunft, finanziellen Aussischten war eine Ausnahme. Ganz andere Motive haben eine Rolle gespielt, nämlich wirklich die menschlichen, wie gut man miteinander kann, was der andere oder die Andere für Vorstellungen und Ziele hat im Leben, weil in den meisten Fällen das Finanzielle ungefähr gleich aussehen würde unabhägig davon ob man Fabrikarbeiter oder Arzt war. Wie gesagt es gab immer auch eine Schicht von Leuten, die nach dem alten Muster sich einen Partner "mit Vorteilen" gesucht haben, finanzieller bzw. positioneller Natur im Sozialimus(Zugehörigkeit zur Elite), aber es war nicht verbreitet.

Zur grundsätzlichen Stellungnahme zur Gleichberechtigung der Frauen muss man sagen, dass Gleichstellung aller Menschen sowieso für Kommunisten ein Grundpfeiler der Ideologie ist. Und abhängig davon ob es ums Geschlecht, Herkunft, Nationalität, Hautfarbe, Gesellscaftsschicht ist. Daher ist die Gleichberechtigung der Frauen einfach selbstverständlich für kommunistische Ideologie und das was du da gefunden hast eher ein Propagandaspruch mit dem sie damals erklärten was die Vorteile für Frauen der Kommunismus bringt.

Zunächst einmal muss man feststellen, dass sich der klassische Kommunismus eigentlich erstmal auf die Produktionsverhältnisse konzentriert, die als zentral für die Ordnung der Gesellschaft angesehen werden. Auch wenn die zweitranginge Stellung der Frau historisch von der Gesellschaftsform eher unabhängig gewesen ist, weil sie zu allen Zeiten weniger Rechte gehabt hat, lassen sich die Frauenrechte mit diesem Schwerpunkt in Verbindung bringen:

Mit der Industrialisierung ist das klassische Verhältnis zwischen der (weiblichen) Heimarbeit und der (männlichen) Erwerbsarbeit außer Haus zerbrochen. Die Arbeit von Frauen (und auch Kindern) in industriellen Konzernen wurde selbstverständlich und auch unentbehrlich - das hat sich z.B. in den Zeiten des Krieges gezeigt. Da sich der Kommunismus die Aufgabe gemacht hat, das Anliegen der Werktätigen voranzutreiben, muss es - da Frauen eben zur Entstehungs- und "Blütezeit" des Kommunismus/Sozialismus genauso Werktätige waren wie Männer auch - folgerichtig seine Aufgabe sein, ihre Belange als vollends gleichberechtigte Subjekte zu vertreten. Zumal sich kommunistische Ideologie in der Regel sowieso als Anwalt der "Verdammten dieser Erde", wie es in der Internationalen heißt, gesehen hat.

Was - zumindest die westlichen (und da zählt die Sowjetunion ansnahmsweise rein) - sozialistischen Staaten betrifft, so kann man grundsätzlich schon sagen, dass die Gleichstellung der Frau zumindest ein Programmpunkt war (inwiefern er dann wirklich forciert wurde, ist nochmal eine andere Frage). Gutes Beispiel dürfte dabei Alexandra Kollontai sein. Sie war die erste Ministerin (1917) und erste akkreditierte Diplomatin (1923) der Welt. Ihren Lebenslauf würde ich mal anschauen.