Folgen der Entnazifizierung?

3 Antworten

Das Deutsche Reich wurde als fortexistierend betrachtet und die 1949 gegründete Bundesrepublik als „teilidentisch“ mit dem Deutschen Reich angesehen. Zudem war es wichtig dem deutschen Volk einer "Entnazifizierung zu unterziehen", es also von dem immer noch präsenten Einfluss der nationalsozialistischen Zeit zu befreien. Es war ein schwieriges Unterfangen, denn es war oftmals tief verwurzelt. Man konnte zum Teil sogar eine Art "Wiederaufleben" antidemokratischer Ressentiments feststellen. In zahlreichen Gemeinden tauchten Hakenkreuzschmierereien auf, jüdische Friedhöfe wurden geschändet. Die Bevölkerung vertraute oftmals noch immer auf die vergangenen Worte des Führers. Es gab auch vereinzelt nationalsozialistischen Gruppierungen. Oftmals war der Ansporn aber auch nur die allgemeine Unzufriedenheit mit den neuen politischen Verhältnissen, Hoffnungslosigkeit und Apathie angesichts der drückenden privaten Misere. Ganz offensichtlich setzte hier das Kriegsende und der Fall des Dritten Reiches Energien frei, die sich nicht mehr auf Volk und Führer, sondern auf privates Glück und persönliches Vorwärtskommen richteten, ähnlich zur Zeit am Ende der Weimarer Republik.

Die Jugend von dem Einfluss der nationalsozialistischen Zeit zu befreien dauerte mitunter lange, denn die Ideologie der NSDAP war oftmals tief verwurzelt. Man konnte zum Teil sogar eine Art "Wiederaufleben" antidemokratischer Ressentiments feststellen. In zahlreichen Gemeinden tauchten Hakenkreuzschmierereien auf, jüdische Friedhöfe wurden geschändet. Die deutsche Jugend vertraute oftmals noch immer auf die vergangenen Worte des Führers. Es gab auch vereinzelt Jugendliche in nationalsozialistischen Gruppierungen. Oftmals war der Ansporn aber auch nur die allgemeine Unzufriedenheit mit den neuen politischen Verhältnissen, Hoffnungslosigkeit und Apathie angesichts der drückenden privaten Misere. Ganz offensichtlich setzte hier das Kriegsende und der Fall des Dritten Reiches Energien frei, die sich nicht mehr auf Volk und Führer, sondern auf privates Glück und persönliches Vorwärtskommen richteten, ähnlich zur Zeit am Ende der Weimarer Republik.

Im Detail einer heutigen Nachbetrachtung muss man sagen, dass seinerzeit kaum ein anderes Phänomen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft enger mit dem Dilemma der Entnazifizierung verknüpft war als der "Persilschein". Verursacht durch die im Verfahren angelegte Umkehr der Beweislast, erwies sich dieser als effizientes Instrument, sich hässlicher brauner Flecken in der eigenen Biographie zu entledigen Er beglaubigte die moralische Integrität und politische Unbedenklichkeit des Entnazifizierungskandidaten, auf deren Grundlage sich mildernde Umstände einfordern ließen. Die Chance, das begehrte Etikett eines "Entlasteten" oder wenigstens eines "Mitläufers" zu erlangen, erhöhte sich, wenn das Zertifikat von einer Person stammte, die während der nationalsozialistischen Herrschaft aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen verfolgt worden war. In diesen Leumundszeugnissen manifestierte sich also das in der deutschen Nachkriegsgesellschaft verbreitete Bedürfnis nach Selbstentlastung und Entschuldung. Sie waren Begleiterscheinung und Antriebsmotor bei der Verschmelzung des Entnazifizierungsverfahrens mit der Rehabilitierung. Sie ebneten den Weg für die Reintegration ehemaliger NS-Volksgenossen in die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die selbst erheblich belastete NS- Täter und -Täterinnen nach einer kurzen Phase der temporären sozialen Deklassierung und gesellschaftlichen Demütigung. Der "Persilschein" steht in diesem Zusammenhang für viele als Sinnbild des vermeintlich schon seinerzeit zum Scheitern verurteilten Entnazifizierungsverfahrens.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Ein Literaturhinweis, der Dir eventuell auch noch etwas helfen könnte:

Inge Deutschkron: "Mein Leben nach dem Überleben".

Besonders interessant sind dabei die Kapitel "Justiz mit zweierlei Maß" (kein Wunder, denn es waren teilweise immer noch die gleichen Justizmitarbeiter, wie in der NS-Zeit) und "Das Milliardending". Darin wird erklärt, wie man Entschädigungszahlungen klein rechnete oder ganz umging. (Es entschieden eben auch Ärzte darüber, die auch in der NS-Zeit schon aktiv waren, ob gesundheitliche Schäden durch eine Lagerhaft entstanden sein konnten.)

Interessant auch der "Eiertanz", der veranstaltet wurde, bis die Verjährungsfrist für Mord Ende der 1970er endlich abgeschafft war.

Mein Fazit: Entnazifizierung war auch eher eine Farce.

Es gab Leute, die sich eindeutig in der NS-Zeit schuldig gemacht hatten, und trotzdem in der BRD teilweise noch bis in die 1970er Karriere machen konnten.

In der ehemaligen DDR wird es keinen Deut besser gewesen sein, nur weiß ich darüber zu wenig.

In der DDR wurde die Entnazifizierung weniger rigoros durchgeführt als im Westen. Es gab zwar einige Versuche, ehemalige Nazis aus Schlüsselpositionen zu entfernen, aber diese Maßnahmen waren im Vergleich zu denen in der BRD weniger umfassend. Ein Grund dafür war, dass die Sowjetunion, die einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklungen in der DDR hatte, eine eher pragmatische Haltung gegenüber der Besetzung von Positionen durch ehemalige Nationalsozialisten einnahm, solange diese als zuverlässig für den sozialistischen Staat betrachtet wurden.

In den frühen Jahren der DDR gab es für die Öffentlichkeit einige Prozesse gegen Kriegsverbrecher und ehemalige Nazis, aber im Laufe der Zeit wurden viele dieser Prozesse eingestellt oder endeten mit vergleichsweise milden Strafen. (abgesehen von wenigen Todesstrafen) In den späteren Jahren der DDR wurden sogar einige ehemalige NSDAP-Mitglieder wieder in öffentliche Ämter berufen. Offiziell hieß es immer, dass es in der DDR keine Nazis mehr gab. Das stimmte aber nicht, denn das ganze Land war voller Nazis.

Fast man die Folgen der Entnazifizierung in der DDR zusammen, dann kann man nur zu dem Ergebnis kommen: Es gab keine Folgen.

Im Westen wurde eine Entnazifizierung zumindest versucht. Aber der Erfolg war ähnlich wie in der DDR. Die wirkliche Entnazifizierung gab es erst in den sechziger und siebziger Jahren, als eine neue Generation heranwuchs, die dieses Regime nicht mehr erlebt hatte.

zetra  29.11.2023, 18:48

DDR, das stimmte aber nicht, denn das ganze Land war voller Nazis.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Falsch, denn sachlich ist diese Meinung übernommen weil schon einmal prämiert aber nicht zu halten, unglaublich.

0