Findet ihr, die Öffentlich-Rechtlichen haben zur Normalisierung der AfD beigetragen?
Immer wieder sitzen AfD Vertreter in Interviews, es werden Zitate auf Socialmedia geteilt und Aussagen bleiben ohne Faktencheck unwidersprochen stehen.
Noch vor ein paar Jahren gab es Diskussionen, ob man überhaupt AfD Politiker in Talkshows einladen sollte - und das war lange vor dem Gutachten, das die AfD als sicher rechtsetxrem einordnet. Wie seht ihr das? Ist diese Normalisierung ein Versagen und eine fahrlässige Gefährdung der Demokratie zu Gunsten guter Quoten?
5 Antworten
Im ÖRR gab und gibt es keine Normalisierung der AfD, sondern viel mehr das exakte Gegenteil ist der Fall. Das räumte selbst Kai Gniffke auf einer Podiumsdiskussion ein, dass man mit einem oberlehrerhaften Unterton „man solle sie blöd finden” ankam. Der ÖRR resp. die etablierten Medien haben eher dazu beigetragen, dass sich die AfD viel eher und stärker auf neue Medien resp. soziale Netzwerke konzentriert hat. Die Zahlen sprechen für sich, wie oft Vertreter der AfD in Talkshows eingeladen wurden.
Es wurde oder wird überwiegend über die AfD statt mit der AfD gesprochen und damit befeuert man Inhalte, weil Ausschnitte in sozialen Netzwerken geteilt werden. Das gilt auch für Aktionen wie beim Sommerinterview, die der AfD mehr nützen als schaden. Alternativ irgendwelche Sendeformate, bei denen sich im Nachhinein herausstellt, dass eigene Mitarbeiter interviewt werden oder „Gäste” anderen Partei angehören. Zu guter Letzt mediale Tricks, wenn mal wieder Grafiken oder Diagramme falsch sind.
Mal ganz unabhängig von der AfD genügt es bereits sich mal politische Debatten aus früheren Jahren bzw. Jahrzehnten anzusehen und jene dann mit denen von heute zu vergleichen. Heute ist es ein 4 oder 5 gegen einen und sicher kein fairer Diskurs. Da sitzen teilweise Gäste, die überhaupt nichts substanzielles zum Thema beitragen. Also eher bloß ein Platzfüller um alle Stühle voll zu bekommen. Ich bin kein Freund vom ÖRR und trotzdem sage, dass z.B. „Hart aber Fair” mit Frank Plasberg gut war.
Natürlich haben sie das.
Sie haben ja auch an der unnormalisierung beigetragen.
Ja, definitiv
In Talkshows sitzen "Meinungs-Kontrahenten" in einer Runde, die sich natürlich auch gegenseitig korrigieren. Die Moderation hat nur zu moderieren.
Bei Interviews ist das Sache des Interviewers, durch Fragestellungen nicht genannte Zusammenhänge ins Spiel zu bringen und den Interviewten seine Aussage belegen zu lassen.
Faktenchecks sind oft subtil ... und das ist auch viel wirkungsvoller.
Ich teile jedenfalls nicht deinen Eindruck.
Ich denke, genau das Gegenteil ist der Fall.
Durch die ständige Dämonisierung wurde die AfD erst richtig stark gemacht.