Estehung des Körnerfresserschnabels?

2 Antworten

Die darwinistische Evolutionstheorie geht von einer Entstehung der Arten durch natürliche Selektion aus.

Nicht alle Vögel sind gleich. Es gibt vielmehr eine natürliche Variationsbreite. Das heißt, es gibt einige Vögel mit einem ganz kurzen Schnabel, bei anderen ist er etwas größer. Bei wieder anderen ist er noch größer usw. Diese Variationsbreite wird Variabilität genannt. Dabei lässt sich beobachten, dass die Merkmale nicht zufällig verteilt sind. Das heißt, dass Vögel mit einem größeren Schnabel Eltern haben, die ebenfalls größere Schnäbel haben und sie selbst zeugen wiederum ebenfalls Nachkommen mit größeren Schnäbeln. Darwin schlussfolgerte daraus, dass die Merkmale vererbbar sein müssen.

Nehmen wir einmal an, du bekommst die Aufgabe gestellt, du sollst eine neue Vogelrasse, z. B. Kanarienfinken, mit einem besonders kräftigen Schnabel züchten. Wie würdest du das tun? Ganz einfach, du würdest dir deine Vögel genau ansehen und dann die Vögel mit den größten Schnäbeln auswählen und gezielt verpaaren. Unter den Nachkommen würdest du wieder diejenigen mit den größten Schnäbeln auswählen usw. Nach und nach bildet sich durch die gezielte Zucht eine Vogelrasse aus, die das gewünschte Merkmal immer stärker zeigt.

Genau so eine Auslese erfolgt auch in der Natur. Anders als bei der Zucht erfolgt die Selektion hier aber nicht künstlich durch den Menschen, sondern durch die jeweils herrschenden Umweltbedingungen. Darwin hatte neben der Variabilität und der Erblichkeit der Merkmale auch festgestellt, dass die in der Natur verfügbaren Ressourcen (z. B. Nahrung, Wasser) begrenzt sind und dass in jeder Generation mehr Individuen geboren werden als durch die zur Verfügung stehenden Ressourcen überleben können. Er schlussfolgerte, dass die Individuen miteinander um die Ressourcen konkurrieren müssen. Diesen Konkurrenzkampf nannte er Kampf um's Dasein (struggle for life). Nicht alle Individuen bestehen in diesem Konkurrenzkampf gleich gut. Einige sind zufällig konkurrenzstärker. Diejenigen Vögel mit etwas kräftigeren Schnäbeln sind besser in der Lage harte Samen zu knacken. Sie können in einer Umgebung, wo es hauptsächliche harte Samen als Nahrung gibt, mehr fressen und überleben darum länger, während ihre Artgenossen mit schwächeren Schnäbeln nicht so gut harte Samen knacken können und verhungern müssen. Darwin erkannte, dass diejenigen Individuen im Kampf um's Dasein am besten abschneiden, die zufälligerweise am besten an ihre Umwelt angepasst sind. Darwin nannte das das Überleben des Angepasstesten (survival of the fittest). Die passendsten Individuen haben also einen größeren Überlebenserfolg als die weniger gut angepassten. Das heißt, dass sie aber auch mehr Zeit für die Fortpflanzung haben und darum im Durchschnitt mehr Nachkommen zeugen. Ein Vogel mit großem Schnabel ist vielleicht in der Lage drei oder vier Junge groß zu ziehen, während ein Vogel mit kleinem Schnabel vielleicht nur ein Junges ernähren kann oder sogar, wenn er verhungert, gar keinen Nachwuchs hervorbringt. Die Eltern vererben ihre Merkmale an ihre Jungen, d. h. die Nachkommen der Eltern mit großem Schnabel werden ebenfalls im Schnitt größere Schnäbel haben. In ihrer Generation werden nun wieder diejenigen mit den kräftigsten Schnabel am besten überleben und sich am erfolgreichsten fortpflanzen. Welche Individuen am besten angepasst sind, hängt von den Umweltbedingungen ab. Und diesen Ausleseprozess, bei dem die am besten angepassten Individuen überleben, nennt man eben natürliche Selektion.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
gotik  14.02.2023, 04:35

Hat das Darwin nicht anhand der Galapagos - Finken dargelegt.

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Darwinist  14.02.2023, 09:29
@gotik

Jein.

Darwin war auf den Galápagos-Inseln und hat dort Bälge der verschiedenen Finkenarten (die übrigens keine Finken, sondern Tangaren sind) gesammelt. Die Bälge hat er John Gould, einem der damals angesehendsten Ornithologen, zur Bestimmung geschickt. Der kam dann zu dem Schluss, dass die Galápagosfinken alle einander sehr ähnlich sind und miteinander verwandt sein müssen. Darwin schlussfolgerte dann, dass die Finken alle von einer gemeinsamen Art vom Festland abstammen müssten.

In seinem Hauptwerk On the Origin of Species erwähnt Darwin die Galápagos-Inseln und ihre Tierwelt jedoch nur in ein paar wenigen Nebensätzen. Den großen Einfluss auf die Entwicklung seiner Theorie hatte die Inselgruppe wohl nicht. Tatsächlich reifte die Idee wohl eher während der gesamten Reise an Bord der Beagle langsam heran. Zum PRafebeispiel für die Evolution wurden die Darwinfinken erst von den Generationen der Evolutionsforscher nach Darwin erhoben.

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gotik  14.02.2023, 09:58
@Darwinist

OK, ihre Schnäbel hatten sich entsprechend des unterschiedlichen Nahrungsangebots der verschiedenen voneinander isolierten Inseln unterschiedlich entwickelt.

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Darwinist  14.02.2023, 10:26
@gotik

Nicht nur auf den verschiedenen Inseln, auch auf derselben Insel haben sich durch Nutzung unterschiedlicher Nahrung unterschiedliche Schnabelformen gebildet.

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In einer Situation, in der als Nahrung besonders Körner zur Verfügung stehen, haben jene Vögel mit etwas kräftigerem Schnabel gegenüber ihren Artgenossen den Vorteil, dass sie sich besser ernähren können. Dadurch vermehren sie sich besser (können mehr Nachwuchs bekommen, der sich wiederum ebenfalls besser ernähren kann) und dadurch setzt sich das Merkmal des dickeren Schnabels allmählich in der Population durch.