Einstellungstest Notfallsanitäter?
Ich habe mich zur Ausbildung als Notfallsanitäterin beworben und als nächstes steht das Auswahlverfahren an. Hat mit dem Test jemand Erfahrung? Ich habe mir ein Buch mit Übungsfragen bestellt, und teilweise wird da echt viel Fachwissen abgefragt, wo ich mir eigentlich denke, dass ich die Ausbildung machen will um all diese Sachen zu lernen. Muss ich da wirklich mein halbes Biowissen der Oberstufe schon beim Einstellungstest abrufen können? Oder so komische Fragen wie "Wer machte sich das Prinzip des Gleichstroms zu nutze" sind auch dabei. Auch sehr viel über Religionen. Was interessiert es die Leute, wie gut ich mich mit Gott, etc auskenne?
Kann man den Test vielleicht auch mit dem der Polizei vergleichen?
5 Antworten
Hi,
um es vorneweg zu nehmen: den Einstellungstest für die Notfallsanitäter-Ausbildung gibt es nicht. Es steht den einzelnen Gliederungen vollkommen frei, wie sie ein Auswahlverfahren gestalten.
Von "normales Vorstellungsgespräch" bis "umfassendes Assessment-Center" ist praktisch alles drin. Es bleibt hier nur die Möglichkeit, sich zu informieren, wie das Auswahlverfahren vor Ort aussieht - eine allgemeine Aussage lässt sich schlicht und ergreifend nicht treffen.
Ich kann nur empfehlen, sich vor Ort zu informieren: sich wegen Auswahlverfahren "verrückt" machen, die am Ende gar nicht angewendet werden, ist nicht sinnvoll.
Muss ich da wirklich mein halbes Biowissen der Oberstufe schon beim Einstellungstest abrufen können?
Kurzum: nein.
Schulische Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist die mittlere Reife oder eine gleichwertige Vorbildung (§ 8 NotSanG). Daran orientieren sich letztendlich auch die Auswahlverfahren.
Zudem: derartig tiefgehende Fragen wird man fast ausschließlich im Rahmen eines "richtigen" Assessment-Centers zu sehen bekommen.
Typisch für ein Assessment-Center sind eben vereinzelte (!) "Benchmark-Fragen", die deutlich über den Anforderungshorizont hinausgehen. Oder anders: ein Assessment-Center ist meist so angelegt, dass man nicht alles richtig haben kann.
Das spielt allerdings für die Auswahl kaum eine Rolle - es geht um den Vergleich der Bewerber unter sich.
Fachspezifische Fragen bewegen sich dann doch eher auf einem Niveau, dass man von einem informierten Außenstehenden erwarten kann.
Oder so komische Fragen wie "Wer machte sich das Prinzip des Gleichstroms zu nutze" sind auch dabei. Auch sehr viel über Religionen. Was interessiert es die Leute, wie gut ich mich mit Gott, etc auskenne?
Allgemeinbildungsfragen sind so eine Sache...teilweise kommen sie einfach gar nicht mehr vor, ganz verschwunden sind sie in Auswahlverfahren aber nicht.
Hintergrund: als Rettungsdienstler kommt man zwangsläufig mit sehr vielen Menschen in Kontakt - auch aus vollkommen unterschiedlichen Kulturkreisen, deren Besonderheiten man durchaus kennen und berücksichtigen muss.
Einfach ausgedrückt: man will mit derartigen Fragen feststellen, dass der Bewerber nicht vollends "weltfremd" ist.
Kann man den Test vielleicht auch mit dem der Polizei vergleichen?
Jein - einfach, weil die Auswahlverfahren insgesamt gesehen viel zu heterogen sind. Wie schon erwähnt wurde: es kocht jede Gliederung ihr eigenes Süppchen.
Im Grunde genommen kann man - nur für die Assessment-Center als Auswahlverfahren - feststellen: im Grundaufbau sind sie sich alle sehr ähnlich, in der konkreten Umsetzung, Themen- und Schwerpunktwahl sind die Unterschiede jedoch zum Teil erheblich.
Fazit
Vor Ort informieren, wie das Auswahlverfahren gestaltet ist - ein richtiges Assessment-Center findet man eher selten, von daher lohnt eine derartige, gezielte Vorbereitung nur dann, wenn ein solches auch angewendet wird.
Ansonsten sollte man sich auf ein normales Vorstellungsgespräch mit den üblichen Inhalten, Hintergrundinformationen zur angestrebten Tätigkeit, zum Unternehmen und den eigenen Stärken, Schwächen und Zielen vorbereiten.
LG
Wie andere schon sagten: Jeder Rettungsdienst (und das heißt beim DRK: Jeder einzelne KV) hat so seine eigene Ideen von einem guten Auswahlverfahren. Da gibt es zwischen "5 min dem Blick des Chefs standhalten" bis hin zu "Sportolympiade mit Tragesessel und Notfallrucksack" so ziemlich alles.
Das Problem mit einer konkreten Prüfungsvorbereitung in puncto Allgemeinwissen ist, dass wahrscheinlich nie genau die gleichen Fragen gestellt werden... als einfaches Beispiel kann es sein, dass du aus so einem Buch nimmst "Deutschland ist ein Föderalstaat". Und im Vorstellungsgespräch kommt dann eine Frage nach deiner Meinung zum Föderalismus... dafür wäre es dann sinnvoll, wenn du nicht allein das Tatsachenwissen auswendig gelernt, sondern dich gedanklich auch damit beschäftigt hättest.
Auch die Fülle an Fragen wird wahrscheinlich nicht gefragt. Womöglich werden dir nur ein, zwei Fragen zur menschlichen Anatomie gestellt... aber du weißt im Voraus eben nicht, welches Fragment deines Schulwissens aus dem Biologieunterricht da gefragt ist. Das Buch gibt dir nur eine Auswahl an möglichen Fragen.
Du solltest so ein Buch also im eigenen Interesse nur als Inspiration verstehen, nicht als konkrete Anweisung "das musst du wissen".
Muss ich da wirklich mein halbes Biowissen der Oberstufe schon beim Einstellungstest abrufen können?
Es werden keine Wunder erwartet. Die Ausbildung ist grundsätzlich dafür gedacht, nach der Realschule angetreten zu werden. Dementsprechend reicht der Unterrichtsstoff aus der Realschule prinzipiell aus. Du weißt nur nicht, welcher Teil dieses Wissens gefragt wird. Und es wird sich auch niemand dafür interessieren, wenn ausgerechnet dein Lehrer am Ende eines Schuljahres einen Punkt aus Zeitmangel nicht mehr unterrichten konnte.
Wobei es schon etwas komisch kommt, wenn jemand behauptet "ich interessiere mich schon immer sehr für die Medizin" und dann hat er nicht ein einziges Mal außerhalb der Schule ein Buch zu dem Thema gelesen.
Auch sehr viel über Religionen. Was interessiert es die Leute, wie gut ich mich mit Gott, etc auskenne?
Einmal ist ein gewisses Grundwissen über die großen Religionen (weniger über die eigene, als mehr über fremde) sehr wichtig für die Sozialkompetenz. Im Rettungsdienst hat man mit Menschen aus allen erdenklichen Gruppen zu tun und dringt nicht selten tief in ihre Privatsphäre ein. Es ist z.B. sinnvoll zu wissen, dass man eine islamische Familie schon ziemlich tief beleidigt, wenn man die "Straßenschuhe" nicht an der Wohnungstür auszieht und dass es angebracht ist, sich mit Verweis auf die Dienstvorschriften dafür zu entschuldigen.
Außerdem gibt es in Deutschland zwei große Rettungsdienste, denen es ein Anliegen ist, dass ihre Mitarbeiter sich mit christlichen Werten identifizieren können. Das kannst du von dir selbst schlecht behaupten, wenn du diese Werte nichtmal kennst.
Wer machte sich das Prinzip des Gleichstroms zu nutze
Ja nu... der grundsätzliche Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom und dass es im Rahmen des Netzaufbaus einen "Stromkrieg" zwischen den Herren Tesla und Edison um das bessere System gab, sollte nun wirklich zur Allgemeinbildung gehören.
Kann man den Test vielleicht auch mit dem der Polizei vergleichen?
Es kann sicherlich durch Zufall passieren, dass ein Rettungsdienst ein Auswahlverfahren durchführt, das dem bei einer Polizeibehörde stark ähnelt. Aber wie gesagt: Durch Zufall. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Die Vorbereitung darauf ist insofern nicht gerade einfach, weil man im Voraus nicht genau wissen kann, was einem dort abverlangt wird. Das Problem bei den ganzen Einstellungstests ist nämlich, dass diese nicht gesetzlich vorgeschrieben und dementsprechend auch niergendswo gesetzlich geregelt sind, weder im Notfallsanitätergesetz (NotSanG) noch in der "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV). Der Gesetzgeber, hat in §8 Notfallsanitätergesetz lediglich die formalen Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung geregelt. Wenn man also den Eindruck gewinnt, dass jede Hilfsorganisation und innerhalb dieser dann nochmal jeder Kreisverband seine eigene Suppe kocht, dann ist das nicht nur ein subjektiver Eindruck sondern es ist tatsächlich so. Manche Hilfsorganisationen und manche Kreisverbände, führen überhaupt gar keine Einstellungstests durch und wenn sie welche durchführen, dann sehen sie eben überall anders aus. Eine gezielte Vorbereitung speziell auf den Einstellungstest des Kreisverbandes, bei dem man ihn zu absolvieren hat, ist daher kaum möglich. Grundsätzlich sind Allgemeinwissen und eind gewisse körperliche Grundfitness eine empfehlenswerte Vorbereitung darauf, da teilweise auch das Tragen eines Dummys aus dem dritten Stock oder ähnliches gefordert wird. Mehr kann man nicht machen.
Nein, mit Einstellungstests bei Polizei oder Feuerwehr ist es insofern nicht vergleichbar, da es hier nähere gesetzliche Regelungen gibt.
Mfg
Was interessiert es die Leute, wie gut ich mich mit Gott, etc. auskenne?
Vielleicht weil du mit Menschen aller Nationen und Religionen zu tun haben wirst. Da kann es mitunter zu Problemen kommen.
Wer machte sich das Prinzip des Gleichstroms zu nutze
Du musst auch mit elektrischen Geräten arbeiten etc.
Wenn diese Fragen in dem Buch für diesen Beruf so stehen, hat es mit Sicherheit einen Grund.
Dennoch heißt es nicht, dass zwangsläufig diese Fragen gestellt werden.
Alles im Buch speziell für Notfallsanitäter? Gut, dass du dich vorbereiten kannst!
Naja... ich würde schon sagen, dass das Allgemeinwissen ist. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man als einigermaßen weltoffener (d.h. neugieriger) Mensch erwachsen werden sollte, ohne diese Namen kennen zu lernen. Und so seltsame Namen sind Alfred Nobel, Robert Oppenheimer und Henry Ford (den ich Dussel früher oft mit Harrison Ford verwechselt habe...) nun echt nicht.
Das unterscheidet sich sehr von Arbeitgeber zu Arbeitgeber und geht von einem einfachen Vorstellungsgespräch bis hin zu intensiven Interviews, theoretischen/praktischen Test und Sport ähnlich den Tests bei Polizei und Feuerwehr.
Okay danke, ich habe mich eigentlich ziemlich vielfältig beworben, aber hauptsächlich beim DRK. Aber auch da habe ich das Gefühl, dass es jeder KV irgendwie auch anders handhabt.
Yup, macht jeder anders. Aber vielleicht könntest Du dir ja dort einen Azubi suchen und den mal direkt befragen.
Gut, da hast du mich überzeugt, aber dennoch sind noch andere sehr komische Fragen drin, die man (meiner Meinung nach) nicht unbedingt im allgemeinwissen mit drin hat.
"Wer gilt als Erfinder des Dynamits?", "Wer gilt als der Vater der Atombombe", "Wer gilt als Erfinder des Fließbandes?" , ...
Das ist alles nichts, was ich auf anhieb weiß. Vorallem habe die auch sehr komische Namen die man sich eh kaum merken kann