Die sozialistische Planwirtschaft hat kein besonders gutes Image. Aber bietet sie nicht nüchtern betrachtet auch Vorteile?

8 Antworten

Nun, was Planwirtschaft auch bedeuten kann, sah man in der Autoproduktion. Auf einen Trabbi oder Wartburg musste man jahrelang warten, bis der geliefert wurde.

Ob dann auch die gewünschte Farbe bekam, war trotzdem fraglich.

Kenne einen der in einer VEB Schreinerei gearbeitet hat. Die stellten jahrelang immer dieselben Schrankmodelle her, die alle in die UdSSR geliefert wurden.

Oft war das Material gar nicht vorhanden, welches man benötigte. Es wurde eben der Mangel verwaltet.

Ich war jahrelang im Einkauf eines Großhandels bei uns tätig. Wir besuchten die Messe in Leipzig. Dort bestellten wir damals hunderte Rollen von Teppichboden der in der DDR hergestellt wurde. Es gab da 3 oder 4 Farben von Teppichboden den man bestellen konnte. Welche Farbe und Anzahl wurde in der Bestellung festgehalten.

Nach Monaten kam dann die Lieferungsbestätigung. Die Ware musste über eine Bank , ansässig in Berlin, vorab bezahlt werden. Als das Geld auf der Bank eingegangen war, wurde der LKW mit Hänger auf den Weg geschickt.

Das waren linientreue LKW Fahrer, die in die BRD fahren durften. Als die Ware ankam stellten wir fest, dass nicht so geliefert wurde, wie wir bestellten. Man lieferte das, was man zu diesem Zeitpunkt hatte. Anstatt 20 Teppichrollen in der Farbe anthrazit, kamen eben 8 Rollen in rot, 6 Rollen in grün usw.

Reklamieren war zwecklos. In der DDR war der Teppichboden der für uns produziert wurde, für die Bevölkerung der DDR gar nicht zu bekommen.

Doch wir machten, aufgrund des super günstigen Einkaufspreises , satten Gewinn. Soviel wie wir hätten verkaufen können, konnten die damals gar nicht liefern.

Viele BRD Versandhäuser liessen in der DDR fertigen. Das garantierte aufgrund der niedrigen Einkaufspreise, hohe Gewinne für die Versandhäuser.

Doch die Leute in der DDR hatten auf diese Waren keinen Zugriff.

Bekannte von mir fuhren immer wieder in die DDR, um ihren Verwandten Fliesen zu bringen, damit die ihr Bad mit Fliessen ausstatten konnten. Es mangelte eben daran, die Menge die man brauchte, auf dem heimischen Markt zu bekommen.

Als sich nach der Wende bei uns in der Baufirma Zimmerer aus der ehem DDR bewarben, gab es Zeitvorgaben bei uns, innerhalb welcher Zeit ein Dachstuhl aufzuschlagen ist. Das war denen völlig unbekannt, weil sie es von ihren Baustellen anders kannten. Nicht immer war ausreichend Material vorhanden und man musste eben warten, bis Materal kam. Bei uns war alles vorhanden und es konnte ohne zeitliche Unterbrechung gearbeitet werden. Daran mussten sich einige erst gewöhnen.

Stacheldraht für die Grenzabsicherung wurde in großen Mengen in der BRD hergestellt, was viele nicht wissen.

Mit Planwirtschaft ist ein Wachstum wie das bei uns erreicht wurde, ganz einfach nicht zu schaffen.

ZiegemitBock  21.04.2019, 14:35

Dafür war im Zimmermannshandwerk der "Elf-Uhr-Schluck" üblich. Wenn ich mir hier in Brandenburg die Mengen an schweren Alkoholikern, auch und gerade im Zimmermannshandwerk, anschaue, frage ich mich, wie die es damals überhaupt aufs Dach geschafft haben...

0

Wer weis eigentlich vorher, wie viel Schrankwände in den nächsten 5 Jahren gebraucht und gekauft werden? Wohin eine solche Wirtschaft führt, haben wir erlebt.

Prognosen sind besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen.

Woher will der Personalchef wissen, wieviele seiner Mitarbeiter trotz der trostlosen Perspektive, an den Bedürfnissen der meisten Kunden vorbei, nichtpassende Schrankwände mit höchstmöglicher Präzision direkt für die anschließende Entsorgung als Sperrmüll zu produzieren, ausreichend motiviert fortlaufend weiter (sinnlos) planerfüllend tätig sein werden? Wie kann er den Personalbedarf vorab ermitteln? Wie soll er sich verhalten, wenn alle Mitarbeiter da sind, aber das bestelle Baumaterial nich oder nicht in der erforderlichen Qualität/Quantität angeliefert wurde?

Eigennutz vor Katastrophe.

In den VEBs und LPGs in der DDR gab es eine Anwesenheitspflicht. Produktives Arbeiten wurde nicht belohnt; der faulste Kollege bekam genau so viel Lohn ausgezahlt wie jemand der so blöd war, sich voll reinzuhängen. In der "Arbeitszeit" wurde - soweit möglich - irgendwas für den Eigenbedarf gemacht oder schwarzmarktorientiert für individuelle (Tausch-) Geschäfte produziert.

Möbelkomponenten, die in den 1970er und 1980er Jahren von politischen Gefangene in der DDR produziert wurden, wurden von IKEA in kapitalistischen Ländern verkauft.

Am Pkw Trabant kannst du exemplarisch sehen, wie schlimm Planwirtschaft ist. Planwirtschaft bremst Innovationen aus. Nach der Wende kauften sich die Bürger der fünf neu gebildeten Bundesländer kaum noch Trabbis. Weil sie dann plötzlich die freie Wahl hatten, kauften sie sich lieber Fahrzeuge mit Viertaktmotor und steifer Fahrgastzelle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich glaube das Hauptproblem bei der Planwirtschaft und den Kolchosen ist, dass die Arbeitsleistung der Arbeiter ohne Anreiz nicht sehr hoch ist.

Es fehlt der Anreiz durch Mehrarbeit oder eigenen Ideen sich besser zu stellen. Menschen brauchen das, das liegt in ihrer Natur.

So sind sie nichts weiter als Arbeitssklaven.

So richtig problematisch war die Planwirtschaft ja nicht bei der Schrankherstellung, sondern in der Landwirtschaft. Das Wetter richtet sich nämlich nicht nach 5-Jahresplänen.