Deutsche Rechtschreibung, es geht um das "Sch" "Ei" und "Eu"?

5 Antworten

Dies sind sprachliche Traditionen, die sich irgendwann eingebürgert haben und nicht mehr verändert wurden.

Davon abgesehen:

Manche Leute in Norddeutschland (sogar Ex-Bundeskanzler Schmidt) sprechen "Stein" und "spitz" immer noch wie"S-tein" und "s-pitz", also ganz ohne "sch", aus.

Ein "ai" gibt es in der Schrift im Deutschen meines Wissens nur beim Wort "Kaiser".

Anmerkung: Warum spricht man die Endung -eux im Französischen wie ö aus? Warum spricht man im Niederländischen "Roermond" wie "Ruhrmont" und warum schreibt man "Freiheit" im Niederländischen "vrijheid"?

Warum ist die Aussprache von "Worcester": "Wusta"?

Das wurde ja schon sehr gut beschrieben (von indiachinacook). Nur zur Ergänzung: hier findest du noch ein paar Hinweise zu der Verschiebung der Aussprache vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhochdeutsch#Vokalismus

Übrigens kann man in der Schweiz noch einige der alten Aussprachevarianten hören, statt "Zeit" sagt man dort "Ziit", statt "läuten" "lüüte" (statt "neun(e)" "nüüni"), statt "Haus" "Huus" - das entspricht in etwa den langen mittelhochdeutschen Vokalen.

Auch die "öffnenden Diphthonge" wie [ue] hört man dort noch (luege = schauen, zuem = zum usw.) - übrigens auch im Elsass (wo noch zum Teil Deutsch/Elsässisch gesprochen wird).

Dort steht ja auch, dass man das s vor Konsonant "spitz" (stimmlos, aber kein "sch") sprach, aber im späten Mittelhochdeutsch begann man schon damit, hier ein "sch" zu benutzen. 

indiachinacook  10.06.2020, 02:38

In weiten Teilen der österreichischen Alpen (bairisch) haben sie die Monophthon­gie­rung auch ignoriert. Man hört die Diphthonge aber nur dort, wo sie hingehören, z.B. lieb [lɪəb] oder Bruder ['brʊədə], aber liegen [liːgn] oder Stuhl [ʃtuːl]. Je nach Region ist der alte ue-Diphthong mit einem dieser beiden lautlich zusammengefallen.

Als ich mal ein Jahr in so einer Gegend war, hat es mich total enerviert, daß ich das System nicht begreifen konnte, wann ein Diphthong kommt und wann nicht.

Die Diphthongierung haben sie aber brav mitgemacht.

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OlliBjoern  10.06.2020, 10:39
@indiachinacook

Ja, Bairisch ist schon kompliziert (für mich sowieso, ich bin im Saarland geboren).

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Das ist alles historisch zu erklären. Die Sprache ändert sich ja ständig, aber die Schrift will sich dem nur langsam anpassen, weil man ja die alten Bücher noch lesen will. Deshalb paßt sich die Schrift dem Sprachwandel nur unwillig an.

St- und Sp- am Wortanfang wurden noch vor nicht allzulanger Zeit (ich wollte, ich könn­te es genauer angeben) genauso gesprochen; in Hamburg tut man das an­geb­lich immer noch. Im Deutschen wurden nämlich ab dem 16. Jahrhundert S in man­chen Positionen zu SCH verschoben; deshalb sagen wir Schnee, die Engländer aber snow. Die Worte, die als erstes von dieser Lautveränderung betroffen waren, schreiben sich mit SCH, die die später dazukamen aber nicht weil die Orthographie dann schon fixiert war.

Ich glaube, Deine anderen Fragen betreffen die Aussprache der Diphthonge EI und EU. Das deutsche EI hat sich meist aus einem alten langen I (mīn⇒mein) ent­wickelt, das ab dem 12. Jahr­hundert im Süden, bis zum 16. Jhd. auch im Norden, plötzlich als EI ge­schrie­ben wird; offenbar hat sich die Aussprache verändert (entsprechend entstand aus langem Ü das EU, und aus langem U das AU). Das Zeichen EI gab es im Mittelhochdeutschen bereits früher für Wörter wie Geist (die erkennt man daran, daß sie im Englischen kein I haben), und das klang wohl auch echt wie EI, nicht AI. Die neue Aussprache das langen I muß so ähnlich geklungen haben, also schrieb man auch EI.

Aber seit dem 16. Jahrhundert (das ist die Grenze zwischen Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch) wurde dieses EI etwas anders ausgesprochen, nämlich wie AE und schließlich wie AI. Bei ein paar wenigen Wörtern (Kaiser) wurde die Schrei­bung umgestellt, bei einigen mehr benutzte man die Gelegenheit, um gleich­lauten­de Wörter zu unterscheiden (Laib/Leib, Saite/Seite, Waise/Weise). Damit muß man halt leben.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
Volens  27.07.2018, 19:41

Mein Großvater hatte noch den "Schkandal" und das "Schkelett" dabei. Er kam von weiter östlich.

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Klingt doch einfach flüssiger sprich es doch mal ohne das starke S aus.
Würde phonetisch ungefähr so klingen: Sbort Sbass Sdadt
EU würde abgehackt klingen
Würde man bei AIi das a zu stark betonen zieht man das ganze nur in die Länge.