Der Wolf und die sieben Geißlein - ist das nun ein Märchen oder eine Fabel?
Ich kenne das als Märchen, finde aber, daß diese Geschichte auch so ziemlich alle Merkmale einer Fabel enthält.
4 Antworten
Es ist ein Märchen, weil es eine mündlich überlieferte Geschichte war, bis sie von den Brüdern Grimm aufgeschrieben wurde. Dass sprechende Tiere vorkommen, ist in Volksmärchen nicht unüblich.
Die Geschichte erfüllt zwar alle Merkmale einer Fabel, ich finde die Einordnung als Märchen aber passender. Im Zweifel kannst du sagen, es ist sowohl ein Märchen, als auch eine Fabel.
Ich würde aber behaupten, dass es ein unverzichtbares Merkmal eines Volksmärchens ist. Und jedes Volksmärchen ist – wie der Name bereits suggeriert – ein Märchen. Ich habe nirgendwo behauptet, dass jedes Märchen mündlich überliefert ist, also bitte genauer lesen!
Die Frage sprach von Märchen und nicht von Volksmärchen. Präzise Sprache ist außerordentlich hilfreich, wenn auch nicht mehr sehr in Mode.
Klingt gut.
Gehört also zu einer Fabel dazu, daß sie ein spezieller / nachweisbarer Autor ausgedacht hat?
Nein, nicht unbedingt. Ich finde aber, dass Märchen der passendere Begriff ist.
Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, welche Lehre man aus dem Märchen ziehen soll, falls es denn eine hat.
Ist die Lehre, dass man keine Geißlein essen soll, sondern sich mit dem Bäcker zufrieden geben sollte? Oder dass man wenn dann auch im Uhrenschrank nachsehen soll, oder dass man sich danach zum Schlafen nicht unter den nächstbesten Baum legen soll? Oder ist die Lehre, wenn jemand deine Kinder frisst, dann füll seinen Bauch mit Wackersteinen (obwohl es einfacher wäre, ihm die Kehle durchzuschneiden)?
Nein, die Lehre ist doch eindeutig, daß man nicht auf falsche Versprechen hereinfallen soll - und wenn es noch so echt und schön und vertrauenswürdig aussieht.
Erkennst Du das nicht?
Gerade heute ist das doch so furchtbar wichtig!
Ach so, du meinst, die 7 Geißlein hätten die Türe bis ans Ende aller Tage verschlossen halten sollen?
Oder bis die Mutter zurückkommt. Das tun normale Menschenkinder ja auch.
Aber woran hätten sie erkennen sollen, dass die Mutter nicht ein verkleideter Wolf ist?
Die Sache ist doch die: Wenn der Wolf sich schlau genug anstellt, haben die Geißlein keine Möglichkeit, ihn von ihrer Mutter zu unterscheiden. Und soweit ich weiß, hat die Mutter nicht gesagt, um wie viel Uhr sie zurückkommt. Es gibt also nur eine einzige Möglichkeit, sich vor dem Wolf zu schützen, nämlich die Tür für immer verschlossen halten, auch vor der Mutter.
Man kann dieses Märchen ja als Fabel ansehen und mit sienen Kindern ein Codewort ausmachen, was auf jeden Fall genannt werden muß. Oder was auf keinen Fall genannt wird.
Wir haben unseren Kindern z.B. gesagt, daß wir niemals einen Unbekannten schicken werden, der sie abholen soll, falls jemand im Krankenhaus liegt. Auch keinen Nachbarn.
Sondern sie wußten einen vertrauten Personenkreis, der dann beauftragt wird. Das waren die Personen, die auch in der Betreuungsverfügung genannt waren und deren Umfeld.
Ein Märchen, keine Fabel, denn es komwmt ja auch Menschen drin vor, in einer Fabel sind keine Menschen, sondern Tiere mit zumeist menschlichen Verhalten.
Der Krämer, bei dem er sich die Kreide für seine Stimme holt.
Der Bäcker, der ihm die Pfote mit Teig beschmiert.
Der Müller,der auf die Teigbeschmierte Pfote mit Mehl bestäubt
Ah, okay, ich hatte nur die lateinische Variante im Kopf, die ohne Menschen auskommt.
1. Fabeln verfügen in der Regel über einen namentlich bekannten Verfasser (z.B. Aesop, Lessing), bei Volksmärchen sind sowohl Verfasser, Entstehungszeit und -ort unbekannt.
2. Fabeln enthalten eine, meist sogar explizit im Text formulierte, Moral und gehören somit zur didaktisch-reflexiven Zweckdichtung – es wird ein Übergang zwischen der alltäglichen Lebenswelt und den unterrichtlichen Lernprozessen geschaffen. Fehlt diese Zweckausrichtung, nähert sich die Fabel dem Märchen an.
Okay, 1. erkenne ich an. Bei 2. bleibt die Frage, ob man hier nicht lernen soll, nicht zu leichtgläubig zu sein.
aber, es gibt keine fundierten quellen für die kreide, zum beispiel.
das ist mit Sicherheit kein unverzichtbares Merkmal eines Märchens.
Was ist denn mit den Kunstmärchen (Andersen, Oscar Wilde, Tieck, E.T.A. Hoffmann, Novalis, Bechstein und andere)? Das sind doch auch Märchen.