Der Islam gegen schwule?

6 Antworten

Damals war der Islam tolerant.

Homoerotische Kunst aus der Zeit kannst dort sogar bei Wikipedia anschauen.

Heute lehnen viele Muslime dies jedoch ab.

Einige berufen sich dabei auf Koranverse (mehrere wurden hier ja schon zitiert) und andere begründen es schlicht damit, dass sexueller Kontakt nur in der Ehe erlaubt sei - und es im Islam nunmal keine Homoehen gibt.

Daher liest man hier bei GF oft:

"Du darfst homosexuell sein, du darfst es jedoch nicht ausleben."

Grundsätzlich sollte zwischen der historischen Sichtweise und der religiösen Sichtweise differenziert werden. Wie Muslime den Islam in ihrer Gesellschaft ausleben, unterscheidet sich teilweise von den Vorstellungen der Geistlichkeit.

Historie

Historisch gesehen ging die islamische Welt früher viel toleranter mit der Sexualität um als es heute der Fall ist. In gewisser Weise erleben wir seit Jahrzehnten eine zunehmende Islamisierung, in der der Ton gerade durch fundamentalistische Strömungen (z. B. Wahabismus, Salafismus) angegeben wird.

Die Haltung zur Homosexualität hat sich in der islamischen Welt durch den Einfluss des Westens massiv verändert. Dies kannst du folgendem Beitrag entnehmen:

Der Arabist Thomas Bauer sieht die Homophobie im Islam als Import aus dem Westen. Der habe im 19. Jahrhundert den "Kampf gegen unordentlichen Sex" eingeführt. [...] Der Islam sei mehr als 1000 Jahre lang tolerant mit Homosexuellen umgegangen. „Dass es heute in muslimischen Ländern handfeste Schwulen-Verfolgungen bis hin zu Hinrichtungen gibt, lässt sich nicht auf eine lange religiöse oder kulturelle Tradition zurückführen“, schreibt Bauer in einer Mitteilung der Hochschule. „Vielmehr blickt der Islam auf eine tausendjährige Geschichte reicher homoerotischer Kultur zurück.“ In der Zeit von 800 bis 1800 lasse sich in der arabisch-islamischen Kulturgeschichte „keine Spur von Homophobie“ feststellen, betont Bauer, der in Münster am Institut für Arabistik und Islamwissenschaft forscht.

Offensichtlich gab es auch keine Verfolgung von Homosexuellen, wie dies heute in Ländern wie Saudi-Arabien, Iran oder Pakistan der Fall ist:

Vor dem Jahr 1979 sei aus tausend Jahren kein Fall bekannt, in dem ein Mann aufgrund von einvernehmlichem Sex mit einem anderen Mann angeklagt worden sei. „Man sollte sich also hüten, die religiösen Normen des Islams in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft zu überschätzen.“

Auch die Literatur der islamischen Welt hat sich über Jahrhunderte dem Thema der Erotik und Sexualität gewidmet, wie folgendem Beitrag zu entnehmen ist:

Wenn man die islamische Literatur von 850 bis 1850 durchstöbert, das also, was man klassisch nennt, wird man eine muntere Reihe von Texten finden, die sich mit Erotik und Sex befassen. Da ist zum Beispiel Abu Nuwas, einer der berühmtesten Dichter und Religionsgelehrten der arabischen Welt. Im neunten Jahrhundert befasste er sich ausschweifend mit dem Lob von Wein, Gesang und schönen Knabenkörpern, vorzugsweise unbehaart und unbekleidet.
Sichtweise im Islam

Der Islam verbietet Homosexualität grundsätzlich nicht, wenn damit die Gefühle und Emotionen, die man für dasselbe Geschlecht entwickelt, gemeint sind. Wenn jemand homosexuell ist, begeht er also noch keine Sünde.

Anders sieht es beim Ausleben der Homosexualität aus. Hier gehen die Meinungen durchaus auseinander und werden unterschiedlich gewertet.

Eine Mehrheit der Muslime steht homosexuellen Handlungen (bedingt durch die Historie) heute sicherlich ablehnend gegenüber. Im Islam wird dies durch die Geschichte des Volkes Lut (Lot) begründet. Im Koran heißt es:

Und wenn zwei von euch (Männern) es begehen, dann fügt ihnen Übel zu. Wenn sie (aber) umkehren und sich bessern, dann lasset ab von ihnen; denn Allah ist Gnädig und Barmherzig. [an-Nisa 4:15]

Allerdings ist es schwierig einzelne Verse zu betrachten, da ein Vers immer im Kontext betrachtet werden muss, d. h. wir müssen die gesamte Geschichte des Volkes Lut berücksichtigen.

Der Islamwissenschaftler Ismail Mohr hat sich dem Thema gewidmet und geht davon aus, dass das Volk Lut auf Grund geplanter Vergewaltigungen bestraft wurde, wie du folgendem Beitrag entnehmen kannst:

Die neueren Untersuchungen zur biblischen Sodom-Erzählung im Ersten Buch Mose (Genesis, Kapitel 19) haben den Blick dafür geschärft, dass einige der Lot-Geschichten des Korans – besonders Sure 11:78f; 15:68-71; 54:37 – nahelegen, dass das eigentliche Vergehen der Bewohner Sodoms die angestrebte Vergewaltigung der Engel war, die als Gesandte (in Gestalt von schönen jungen Männern, wie die späteren Koranausleger kommentieren) zu Lot kamen; vergleiche hierzu Genesis 19:4-9. Es geht somit um Übergriffe und Vergewaltigung, um Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Verletzung des Gastrechts (siehe Koran 29:29 taqta‘ûna s-sabîl „ihr schneidet den Weg ab”, d.h. ihr begeht Wegelagerei, raubt Fremde aus). Die Lot-Geschichte hat jedoch nichts mit Liebe, Beziehung und Freundschaft zu tun. Auch nichts mit schwuler Liebe und Sexualität. Aus der Erzählung kann also nicht auf die Verurteilung homosexuell liebender Männer – und offensichtlich erst recht nicht auf Frauen – geschlossen werden.

Insofern wirst du auf diese Frage keine einheitliche Antwort finden. Progressive Kräfte werden Homosexualität weniger kritisch gegenüberstehen wie traditionalistische Bewegungen wie die Salafisten.

LGBT und Islam

Obwohl Homosexualität in vielen islamischen Ländern illegal ist und von der Gesellschaft nicht gern gesehen wird, haben sich in Großstädten wie Kairo oder Beirut durchaus kleine LGBT-Szenen entwickelt. Dennoch haben nicht-heterosexuelle Muslime in der islamischen Welt einen schweren Stand.

Eine Akzeptanz wäre daher angebracht.

Bin katholisch, kenne aber etwas den Quran. Die Geschichte von Lut (Lot christlich) ist in der Bibel deutlicher. Da ist erwähnt, dass Männer bei Männern liegen wie sonst bei den Frauen, und Frauen bei Frauen. Kenne natürlich weder Bibel noch Quran zu 100% auswendig. Ich glaube aber, dass ich mich einigermaßen gut erinnere.

Guckst du HIER. Ansonsten ist die Überlieferung zu nennen, auch wenn ich jetzt keinen Hadith parat habe.

Ingwerfuchs  22.09.2021, 15:27

Ich würde dir empfehlen die Antwort von der Userin "kaffeemahler" bei dieser Frage durchzulesen: https://www.gutefrage.net/frage/ist-der-islam-der-wahre-islam-mit-homosexualitaet-auch-mit-praktizierter-ausgelebter-homosexualitaet-vereinbar-oder-nicht

Hier ist ein kurzer Einblick in die Antwort von der Userin:

Wer die Geschichte um Lot etwas besser kennt, der weiß, dass die geplante Schandtat nicht der homoerotische Verkehr war, sondern eine geplante Vergewaltigung zweier Engel, die zu Gast waren. Es wäre auch an Albernheit kaum zu überbieten, würde man annehmen, dass Homoerotik gemeint sein könne mit "eine Schandtat, wie sie keiner in der Welt vor euch je begangen hat".
Der zweite Vers hier findet sich oft auch in deutscher Übersetzung, bei der lediglich von "Frauen" die Rede ist, nicht aber von "Ehefrauen". Im Original ist jedoch eindeutig die Rede von Ehefrauen, weshalb es hier ebenfalls nicht um die Homoerotik geht, sondern um den Ehebruch (zina). Dieser ist im Islam definitiv haram.
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BelfastChild  22.09.2021, 15:29
@Ingwerfuchs

Kaffeemahler schreibt sehr oft gute Antworten. Dennoch ist Homosexualität nach Konsens der Rechtsschulen haram.

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Ingwerfuchs  22.09.2021, 15:41
@BelfastChild

Aber wenn die Homophobie eingeschleppt wurde, warum ist dann die Homosexualität haram? Ich verstehe das nicht.

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BelfastChild  22.09.2021, 15:46
@Ingwerfuchs

Muslime waren damals oftmals toleranter als Christen, auch was die Juden anging. Heute sind die größten Judenhasser aber radikale Muslime, die Juden in ganz Europa, etwa Frankreich und Holland, verfolgen und vertreiben. HIER (S. 278) findest du übrigens die Exegese zu dem Vers.

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Meinst du diesen hier?

Allah ( بباان وتعال) sagt: „Vergeht ihr

euch unter den Menschen an Männern und lässt eure Frauen beiseite, die euer Herr für euch geschaffen hat? Nein, ihr seid ein Volk, das die Schranken überschreitet.“ (26:165-166) 

Krieg82  22.09.2021, 15:26

Und der Islam macht sich mal wieder von selbst schlecht.

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WisperndesGras  22.09.2021, 19:08

Dies ist die xte Version der Geschichte von Lot im Koran. Der Koran zeichnet sich ja dadurch aus, dass er Geschichten gern xmal wiederholt. In der Antwort von Belfastchild findet man einen Link zu einer erschöpfenden Antwort der Expertin Kaffeemahler zu dem Thema.

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