Darf ein Chemisch-technischer Assistent sich Wissenschaftler nennen?

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Ich bin MTA und würde mich jetzt auch nicht als Wissenschaftlerin bezeichnen.

Man war zwar auf einer Berufsfachschule, musste wie ein Medizinstudent büffeln und sein Staatsexamen ablegen, aber trotzdem ist es "nur" eine Ausbildung und kein Studium, weswegen ich denke, dass man sich dann nicht so bezeichnen darf, auch wenn es sich besser anhört. ^^

Vielleicht wenn man auf den Beruf drauf aufbaut, sich weiterbildet und dann doch noch studiert.

Hi flamingo,

ich würde dir das nicht empfehlen. Hochstapeln ist genau so ungeschickt wie sein Licht unter'n Scheffel stellen.

Ich bezeichne mich zwar auch gelegentlich als Biologe oder Chemiker, aber eher wenn es darum geht, dessen Sicht z.B. von der eines Physikers abzugrenzen. Ansonsten mache ich aber keinen Hehl daraus, dass ich nie als Wissenschaftler gearbeitet habe.

Immer habe ich aber ein abgeschlossenes Studium, bei dem man auch etwas "forscht", und eine Examensarbeit geschrieben, die aus Forschung, Auswertung der Ergebnisse und Vergleich mit der Literatur bestand. Da lernt man auch, wissenschaftliche Arbeiten etwas besser einzuschätzen. VIele gelesene Arbeiten hätte ich so nie abgegeben, allenfalls als Anlass für weitere Forschungen genommen.

In dieser kritischen Einstellung, am besten mit einem Blick über Fachgrenzen hinweg, liegt der Unterschied zwischen Wissenschaftler und Techniker, obwohl er sicher nicht auf alle Betroffenen zutrifft. Gute und schlechte gibt es in allen Berufen. Und eine Kurbelwelle für einen Schiffsdiesel zu gießen, drehen und einzusetzen ist sich nicht einfacher als manche Forschung.

Gruß, Zoelomat

Wissenschaft ist eigentlich nicht an eine Ausbildung gebunden, denn prinzipiell ist Wissenschaft nicht personenbezogen sondern sachbezogen. Was Wissenschaft ist, ist also nicht davon abhängig, wer etwas sagt, sondern davon, ob der sachliche Inhalt der Äußerung zum Wissensgebäude beiträgt oder nicht.

Der Beitrag zur Wissenschaft zeigt sich üblicherweise in wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, die ein Peer Review unterhalten. Demzufolge würde ich jemanden - unabhängig von seiner Ausbildung - erst dann einen Wissenschaftler nennen, wenn er eben eine solche Veröffentlichung als Hauptautor vorweisen kann.

Nun ist es heute eher unwahrscheinlich, dass ein technischer Assistent in Eigenarbeit zu derartig neuen Erkenntnissen gelangt, dass ein wissenschaftliches Fachmagazin dies veröffentlicht - völlig ausgeschlossen ist es allerdings nicht, nur sehr, sehr unwahrscheinlich.

Quintessenz: Du bist kein Wissenschaftler. Du kannst Dich zwar so bezeichnen, aber jeder, der nur ein wenig davon versteht, durchschaut dies und Du machst Dich lächerlich.

Aber: In Deinem Beruf leistet man wichtige und anspruchsvolle Zuarbeit, die kompetent und sachgerecht erledigt werden muss, um überhaupt zuverlässige und belastbare wissenschaftliche Ergebnisse zu erzeugen. Das ist eine wichtige Tätigkeit, ohne die es im Wissenschaftsbetrieb nicht weitergeht und auf die sich jeder verlässt, dass es da mit rechten Dingen zugeht. Darauf, dies kompetent abzuarbeiten, solltest Du und kannst Du stolz sein. Du hast es nicht nötig, Dich mit falschen Federn zu schmücken.


NoHau89  23.08.2014, 11:51

Eine sehr realistische Einschätzung, wie ich (als BTA) finde. DH!

Ich habe eine ähnliche Ausbildung hinter mir und denke schon, dass es ziemlich hoch gegriffen ist. Man lernt zwar bei so einer Ausbildung einige Methoden kennen, allerdings lernt man nur wenig, wie ein Experiment angeordnet sein muss, um wissenschaftliche Kriterien zu erfüllen.

Du arbeitest aber unterm Strich wissenschaftlich, wenn auch unter Anleitung. Das ist aber auch schon etwas, womit man ein wenig angeben kann. Aber auch die coolen Dinge, die man im Labor sieht, sind immer ein tolles Gesprächsthema ;-)

Wenn etwas davon auf dich zutrifft:

Tätigkeit eines Wissenschafters

-wissenschaftliche Forschung auf seinem Gebiet oder im Übergangsbereich zu Nachbardisziplinen

-Lehrtätigkeit als Hochschulprofessor an einer Hochschule

-Forschung als Assistent unter der Leitung und Anleitung eines Professors

-Angewandte Forschung und Entwicklung (F/E)

-Leitung und/ oder Verwaltung von Institutionen für F/E bzw. von großen Projekten.