Bricht die Brandmauer der Cdu jetzt durch Friedrich Merz?

Auf Bundesebene kann ich mir das derzeit nur schwer vorstellen. Aus drei Gründen: Erstens weil man bisher immer gesagt hatte, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde, und ein plötzlicher Kurswechsel die Glaubwürdigkeit der CDU nicht erhöht. Windfahnenpolitik bringt ausserdem nur kurzfristiges Wählerwachstum.

Zweitens: Bei der CDU würde man befürchten, dass bei einer offenkundigen Zusammenarbeit oder gar künftigen Koalition mit der AfD, die eigenen, eher mittig orientierten Wähler davonlaufen würden. Andererseits sind der CDU wohl schon einige langjährige konservative Wähler abhanden gekommen resp. haben zur AfD oder zu anderen Parteien gewechselt.

Ich denke, was jetzt vermehrt passieren wird, wird Folgendes sein:

Die CDU wird vermehrt "einen auf AfD machen", d.h. z.B. in der Zuwanderungsfrage sich weiter rechts als bisher positionieren, dabei gleichzeitig weiterhin gegen die AfD wettern und diese als "unwählbar" in die rechtsradikalismus-Ecke stecken. Ob diese Rechnung aufgehen wird, ist fraglich. Denn die CDU hat in Sachen Rechtspositionierung im Unterschied zur AfD ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die Merkel-Regierungen haben über eine zu lange Zeit einen angepassten Schmusekurs mit rot-grün geführt, und das wissen die Wähler. Die CDU müsste bei ihren Wählern erst Vertrauen aufbauen, dass sie nicht, kaum wieder in zukünftiger Regierungsverantwortung, damit beginnt, einen Kompromiss zu Gunsten von rot-grün nach dem anderen zuzulassen.

Drittens: Die AfD-Exponenten halten fulminante Reden, aber schrecken auch nicht davor zurück, einzelne CDU-Mitglieder, wie z.B. Merz, regelmässig persönlich und teilweise beleidigend anzugreifen. Für eine funktionierende künftige Zusammenarbeit wird das schwierig. Zeit heilt Wunden ist hier die Devise. Ich halte es nicht für unmöglich, dass die AfD dereinst in Regierungsverantwortung sein wird, aber es wird wohl länger dauern, und vielleicht nicht schon bei der nächsten Gelegenheit der Fall sein. Zwar liegt die AfD derzeit in der Gunst von nahezu 22% der Wähler, aber das ist eine Momentaufnahme, und bis dann der Bundestag irgendwann neu zusammengesetzt sein wird, kann noch viel passieren. Es ist durchaus möglich, dass CDU und FDP kurz vor den Wahlen zu Ungunsten der AfD wieder zulegen werden. Auch irgendwelche unangenehmen Enthüllungen über einzelne AfD-Mitglieder (analog zur Ibiza-Affäre in Österreich), könnten der AfD einen Strich durch die Rechnung machen. Die AfD darf sich also nicht auf den 22% Lorbeeren ausruhen, denn die anderen bürgerlichen Parteien werden versuchen, sich dem aktuellen Rechtstrend anzupassen, und sie werden vermutlich irgendwann aufholen. Die AfD wird also vor allem dann eine Chance haben, wenn sie weiterhin am Glaubwürdigsten vertreten kann, konsequent-kompromisslose rechtsbürgerliche Politik zu machen, wenn sie auf die Windfahnenpolitik der anderen Parteien hinweist und wenn ihre Parteimitglieder sich privat und öffentlich integer/ vertrauenswürdig verhalten.

Ja aus gutem Grunde weil er sonst nicht in die Regierung kommen würde

Wenn die Brandmauer stürzt, dann auch Merz.