Biologie?

4 Antworten

Das kommt darauf an ob jemand, oder wann jemand ausgewandert ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nur, wenn du Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der letzten Jahrhunderte meinst. Genetisch ist der Mensch überall auf der Welt eine Art, und auch wenn auffällige Merkmale lokal gehäuft auftreten (Hautfarbe, Augenform, Körpergröße...), sind das biologisch gesehen marginale Kinkerlitzchen. Innerhalb Europas erst recht. Deutsche sind, schon aufgrund der Geschichte der letzten 2000 Jahre, sowieso ein irrer Schmelztiegel, wo du Vorfahren aus ganz Europa vogelwild gemischt findest. Was übrigens ein evolutionäres Erfolgsrezept ist. In sehr isolierten, kleinen Populationen gibt es häufig verstärkt erbliche Defekte (Inzucht).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer für u.a. Biologie

Verwandtschaft im familiären Sinn kann man nicht auf ganze Völker/ Populationen übertragen. Genetisch sind wir eine ohnehin sehr einheitliche Art. Das Erbgut zweier beliebiger Menschen stimmt zu 99.9 % überein. Selbst dann, wenn sie von unterschiedlichen Kontinenten sind, ist die genetische Distanz nicht größer als 0.1 %. Nur mal zum Vergleich: Schimpansen, die in derselben Gruppe leben, unterscheiden sich genetisch schon stärker. Außerdem ist die genetische Variabilität des Menschen innerhalb der Populationen größer als zwischen den Populationen. Die Variabilität innerhalb eines Dorfes ist z. B. recht groß: manche sind groß, andere klein, manche haben schwarze Haare, andere blonde oder rote. Die Variabilität zwischen den Dörfern ist aber gering, weil in anderen Dörfern die Leute ebenfalls dunkelhaarig oder blond, groß oder klein sind usw.

Verwandtschaft wird mit dem Verwandtschaftskoeffizient r gemessen. Er ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der zwei Individuen ein bestimmtes Allel (Allele sind die verschiedenen Varianten, die ein Gen haben kann, also z. B. ein Allel für braune Haare, ein Allel für blonde Haare usw.) aufgrund einer gemeinsamen Abstammung miteinander teilen. Er ist also anders ausgedrückt ein Maß dafür, wie viele ihrer Gene zwei Individuen wegen ihrer Verwandtschaft durchschnittlich gemeinsam haben. Beispielsweise teilen Eltern mit ihren Kindern je 50 % ihrer Gene (r = 0.5). Zwei Vollgeschwister teilen ebenfalls etwa die Hälfte ihrer Gene (nämlich ein Viertel der väterlicherseits vererbten Gene und ein Viertel der mütterlicherseits vererbten Gene). Mit abnehmendem Grad der Verwandtschaft nimmt auch der Verwandtschaftskoeffizient ab. Zwischen Großeltern/Enkeln beträgt er noch 0.25, zwischen Urgroßeltern/Urenkeln noch 0.125 usw. Zwischen Cousin/Cousine 1. Grades beträgt er noch 0.0625, zwischen Cousin/Cousinen 3. Grades nur noch 0.0078, also teilen sie sich nicht mal mehr 1 % (0.78 %) ihrer Gene wegen ihrer grmeinsamen Abstammung. Damit sind sie genetisch kaum noch ähnlicher als Nichtverwandte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Wissensgier20 
Fragesteller
 25.07.2023, 16:50

Dein Wissen beeindruckt mich.

Hut ab.

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Natürlich. Man sucht sich meist einen Partner aus der näheren Umgebung, ist nur logisch.