Bindungsangst überwinden. Erfahrungsberichte?

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Hallo Jana!

Also ich will ganz direkt mit Dir sein: heute wird alles gleich als eine Störung bezeichnet. Dabei ist so etwas eigentlich sehr unseriös und Vermutungen über das Internet sind seeeeeehr haltlos und unprofessionell. Deshalb will ich mit Dir mal von einer anderen Seite her draufschauen: kann das gerade nicht auch NORMAL sein? Denn in Deinen bisherigen Fragen hast Du auch nach ASS als mögliche Erklärung Deiner Situation gesucht und ehrlicherweise ist nicht alles gleich ne Erkrankung, sondern das Leben hält für uns einfach Dramen bereit OHNE gestört zu sein.

Es ist ein Stück weit normal, dass wir in Beziehungen verletzt werden und aus früheren Beziehungen Verletzungen mit uns tragen. Das ist aber nicht einfach nur ein Schaden, sondern das ist ja extrem nützlich: erst durch Schmerz spüren wir, dass uns Partner wichtig sind. Manchmal glaube ich, lässt sich gar nicht unterscheiden ob man in Jemanden verliebt ist oder von ihm verletzt wurde. Jetzt könnte man sagen: Hey, ist das nicht dieses Stockholm-Syndrom? Ja klar, man kann das gleich mit Geiselnehmern vergleichen... aber ich will eigentlich sagen: hey, das ist ein Stück weit normal und sieht die Natur so vor. Denn natürlich kommt es in Beziehungen zu Auseinander-setzungen, die Verletzung mit sich bringen und die Verletzung hält oftmals zusammen...

Jetzt ist das so, dass Dein Partner aktuell Dich sehr einzuwickeln scheint. Er liebt Dich bedingungslos. Und damit breitet sich bei Dir eine Sorge aus: ist Deine Gefühlswelt überhaupt genau so stark wie seine? Ist er nicht etwas zu viel? Wirst Du seinen Gefühlen überhaupt gerecht? Willst Du das, so permanent angebunden sein? Beziehungen, in denen eine solche Schieflage auftritt, sind oftmals schwierig. Man will sich manchmal sogar daraus entziehen... natürlich fehlt auch ein bisschen Schmerz darin. Man will ja auch mal das Gefühl haben, dass man den Partner verlieren könnte und gekränkt wird - das macht ja die Bindung stärker.

Und dann bist Du 20 und könntest eigentlich auch mal ein Single-Leben vertragen... das zumindest schreibst Du zwischen den Zeilen. Und der Wunsch ist total okay, wirklich! Auch wenn er sich für Dich sehr unmoralisch anhört. Nur, weil man mal allein sein will, nicht so richtig die Bindung zu dem Partner aufbaut und gleichzeitig ein wenig Sorge hat, dass man genauso wie früher verletzt wird, wenn man die Bindung jetzt löst... deshalb hat man noch nicht gleich eine Störung. Denn immerhin KANNST Du ja eine Beziehung eingehen.

Ich wünsche mir nur irgendwie, dass es etwas ist, das man mit therapeutischen Strategien heilen kann. Ich weiß nicht was mit mir los ist und ich fühle mich oft von meinen Gefühlen überfordert. Zu Zeiten als ich mit meinem Ex zusammen war, wünschte ich mir nichts sehnlicher als einen Partner der sich nur für mich interessiert und jetzt wo ich das habe, bin ich überfordert. Ich wünsche mir diese Beziehung so sehr, aber manchmal macht mein Kopf aus irgendeinem Grund einen Rückzieher :(

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@xAkaNekox

Okay, aber das ist ja durchaus erst mal nachvollziehbar: Du kommst aus einer Beziehung, die für Dich viel zu entfremdet ist, bei der Du auf das Abstellgleis gestellt wirst und ganz viel Distanz erlebst. Da wünschst Du Dir etwas Nahes. Dann gleitest Du in eine Beziehung, die mit Nähe überfrachtet ist, das manchmal zu viel wird. Die zweite ist wie eine Gegenbewegung zur ersten Beziehung.

Ganz ehrlich? Keiner hat einen Bauplan, wie Beziehung funktioniert. Das kann man vorher nicht wissen, was man braucht und man kann es deshalb nicht strategisch angehen. Beziehung, das muss man erfahren und üben. Und manchmal muss man sich sehr in zwei völlig unterschiedliche Richtungen bewegen um für sich festzustellen, dass der eigene Bedarf dazwischen liegt und nicht in einem der Extreme.

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@Weltwunderling

Das sind wirklich hilfreiche und sehr weise Worte 😊

Ich werde in Zukunft nicht gleich flüchten, wenn mein Freund einen Schritt nach vorne macht, auch wenn ich mich etwas unwohl fühle. Ich werde ihm das mitteilen und mehr über meine Gefühle sprechen

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ich w/20 habe in den letzten Tagen festgestellt, dass ich unter einer Bindungsangst leide. In vorherigen Beziehungen ließ ich mich schnell aif meine Partner ein, jedoch wurde ich in der letzten Beziehung sehr verletzt.

Du hast ähnliches wie ich im Leben auch erfahren ,nur mit Frauen. Die meisten Beziehungen die ich hatte ( es waren Mehrere) wurde ich immer ausgenutzt,Belogen,Beklaut ,Gedemütigt und verachtet. Daher mache ich auch einen großen Bogen um die Weiblichen Wesen in der EU . Es mag sein das dies nicht stimmt ,aber ich gehe davn aus das die meisten so sind wie ich Erfahren habe. Generell prägt solche Erfahrung weil an oft es nicht will nochmal das gleiche durchzumachen da man sein gegenüber nicht kennt ( Später ja).

Man zweifelt oft ob man es tun soll oder nicht. Daher kann ich dir nur den Rat geben, Überlege sehr genau ob es das dir Wert ist oder nicht mit dieser Person zusammenzukommen. Versuche deine gefühle für Ihn zurückzuhalten bis du dir sicherbist ob er dich nicht so Verletzt hat wie die Person davor. Es kann sein das das eine oder andere Versehendlich passieren kann ,daher sollte man immer abwägen inwiefern man dies Verkraften kann oder nicht. Wenn es dir zu viel werden sollte ,spreche Offen mit ihm darüber. Wenn er Verständnis hat dann wird er dir auch zuhören. Und nicht bei jedem Satz einen Einwand einlegen.

Man kann im Leben nur aus Fehlern lernen. Wenn man einen Fehler doppelt macht tut es um so mehr weh es anzuerkennen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich denke, man kann nicht nur aus Fehlern, sondern auch aus was Richtigerem lernen - nur, bei Fehlern lernt man halt viel mehr.

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Bindungsangst ist etwas mit deiner Vergangenheit zu tun. Recherchiere, wie deine Beziehung zu deinen Eltern war und wie du deine Kindheit verbracht hast. So habe ich herausgefunden und arbeite gerade viel dran. Es gibt auch Bücher dafür, google mal „Stefanie Stahl“.
Gerade ist es gute Zeit zum Nachdenken. Und man hätte wegen der Situation etwas Zeit, vielleicht...

Hast du mittlerweile einen Fortschritt bemerkt? Habe auch schon von den Büchern gehört und würde mich interessieren, ob man sich damit auch wirklich selbst heilen kann?

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@QuestionGB

Ja, sehr. Heute habe ich sogar zufällig zwei andere Bücher von derselben Autorin gekauft :)

Ich glaube, wichtig wäre es, dass man nicht davon abhängig sein sollte, was geschrieben ist. Ich meine natürlich, alles ist toll und richtig. Aber man sollte selbst fühlen und arbeiten. Und Zeit heilt auch.

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Deine Beschreibungen klingen nach einer unsicher-ambivalenten Bindung. Das bedeutet, dass du einerseits dich Binden möchtest, aber auch wieder nicht. Das kann verschiedene Ursachen haben. Eine Möglichkeit könnte deine frühkindliche Beziehung zu deinen Eltern sein. Eventuell haben sie genau so agiert wie du beschreibst, wenn du geschriehen hast als Kind. Du könntest mal das Gespräch mit deinen Eltern suchen, um herauszufinden wie die Beziehung zu euch früher war.

Jetzt kannst du darüber reflektieren, warum du Bindungsangst hast. Deine Beschreibungen klingen nach schlechten Erfahrungen. Sei dir klar, dass nur du für dein Glück verantwortlich bist und niemand anderes. Jeder Mensch ist anders, weshalb es schwierig ist voreingenommen zu sein.

Versuche jedem Menschen eine neue Chance zu geben, auch wenn es schwer fällt;) Ich hatte auch schlechte Erfahrungen mit Beziehungen, aber mir war immer klar, dass ich nur noch nicht die richtige Person gefunden habe. Also Kopf hoch und Blick nach vorne:)

Best wishes

Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort :)

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