Bin ich zu empathielos und egoistisch in Beziehungen?

2 Antworten

Vielleicht hattest du bisher Partner die nicht zu dir passten bzw das nicht verstanden. Viele interpretieren "ich brauche Zeit für MICH" als "ich brauche Ruhe vor DIR", besonders Personen die sehr anhänglich sind, wenig Selbstbewusstsein haben, alleine nicht klar kommen usw. Ich glaube dann spielt es keine Rolle wie du das ausdrückt, wenn jemand an sich selbst oder deinen Gefühlen zweifelt versteht er es immer falsch...

Vielleicht solltest du das in Zukunft vorher kommunizieren und auch umsetzen, schon während des Kennenlernens. Vielleicht begreifen die potentiellen Partner dann, dass das nichts mit ihnen zu tun hat. Vielleicht findest du aber auch mal jemanden dem es genauso geht oder der es zumindest versteht und das nicht auf sich bezieht.

Schön mal die Perspektive einer solchen Frau zu hören, weil ich kenne eher die andere Seite als anhänglicher Mann. Wobei anhänglich relativ ist, früher war das ja auch normal, dass man mehr zusammen macht, heute hängt jeder alleine vorm Handy zuhause rum statt sich zu treffen...

Was ist MeTime? MeTime ist wichtig, aber wie viel? Welche anderen sozialen Kontakte hast du und welche er? WARUM brauchst du Zeit für dich? Ist es Unsicherheit oder wirklich nur das Bedürfnis? Bist du bereit für ein Zusammenleben oder bist du lieber single? Es gibt viele tiefgehendere Fragen, die du dir ernsthaft stellen solltest. Zudem wissen wir ja nichtmal, wie viel Pause alleine brauchst du denn? 2 Tage? 1 Woche? 2 Wochen?

Ein generelles Verständnis für Männer fehlt dir offensichtlich. Viele Männer sind sehr einsam, wenig Freunde, lange Zeiträume ohne Beziehung. Wenn sie dann wen kennenlernen, sich verlieben, werden sie schnell "süchtig" - aber das verfliegt auch dafür später wieder. Es gibt genügend Ehemänner, die dann lieber alleine in ihrer Garage sind als zusammen mit ihrer Frau.

Bei dir ist es ev. umgekehrt. Du brauchst erstmal Zeit für dich, Zeit dich auf jemanden einzulassen. Beide Herangehensweisen sind verständlich und irgendwo nicht 100% gesund. Aber mit Verständnis auf beiden Seiten für DIE ANDERE Seite kann das klappen. Ich sehe einfach ständig nur Menschen, die nur über sich selbst reden. Deine Schuldgefühle sind ja auch Teil DEINES Problems. Was fühlt ER? Ist das legitim für dich, wenn er sich abgewiesen fühlt?

Kompromisse sind nicht das Gleiche wie wem anderen zuliebe nachgeben. Bei einem Kompromiss sind beide halbwegs glücklich, nicht beide halbwegs unglücklich... ich denke auch du bist ein Kopfmensch und solltest das Leben auch mal ein bisschen auf dich zukommen lassen... Tage für dich sind wichtig, aber Männer müssen viel Initiative zeigen und wenn du das Interesse wenig erwiderst, suchen sie sich halt wen anderen, aus Angst die Zeit umsonst zu investieren. Auch Männer leben nicht ewig.

Beantworten wie egoistisch du bist, kann ich nicht ohne mit dir zu reden. Unempathisch vielleicht ein kleines bisschen, aber auch nicht komplett. Wie gesagt ohne miteinander reden, schwierig.


moglinah 
Beitragsersteller
 14.12.2024, 00:08

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und deine Bemühungen! :)

Das was du mit dem süchtig werden sagst, dieses Gefühl hatte ich tatsächlich immer sehr stark bei den Männern mit denen ich zusammen war. Wir verbringen ja eine oft sehr schöne, intensive Zeit miteinander und ich bemühe mich auch ganz natürlich und gerne darum, dass sie sich wohl mit mir fühlen. Ich bin auch sehr offen und zeige sehr viel meine Zuneigung auf verschiedene Arten und Weisen- kaufe gerne mal eine Überraschung für sie, knuddel sie, hinterlasse irgendwo süße Zettel, bin leidenschaftlich, mach mir Gedanken um ihre Sorgen. Gleichzeitig fällt es mir immer dann schwer liebevoll zu sein, wenn ich spüre, dass der Mann eben so unsicher oder aggressiv wird wenn ich mal alleine sein will oder wenn er eben Nähe erzwingt.

Ich kann auch verstehen, dass das verunsichert wenn ich mich dann auf einmal zurückzieh. Ich habe halt auch meine Probleme mit mir und dem Leben und brauche dann mal anderen Input, oder einfach me time wo ich nicht kommunizieren 'muss' sondern einfach in meinen Körper reinhöre. Ich habe immer Angst mich selbst in Beziehungen zu verlieren. Und dahingehend habe ich wirklich eine Bindungsstörung, weil ich Beziehung als Kind als symbiotisch toxische Abhängigkeit kennengelernt habe, wo meine eigenen Bedürfnisse nicht gefühlt werden dürfen oder einfach gar keinen Platz haben. Vielleich überperforme ich in Beziehungen aus Unsicherheit sonst nicht liebenswert zu sein und bin deshalb dann erschöpft und brauche Zeit um mich wieder aufzuladen. Auch ist es oft richtig schmerzhaft für mich in einer Beziehung sehr auf die Interessen des anderen einzugehen was z.b. Unternehmungen angeht. Ich fühle mich dann immer so, als müsste ich mich total dazu zwingen und würde mich für die Beziehung übergehen. Dem anderen gerecht zu werden, zieht sehr viel Energie für mich und gibt mir allein irgendwie zu wenig. Ich finde viel mehr Erfüllung darin, meinen Interessen nachzugehen und die zu fördern, oder viele neue Leute kennenzulernen und mich durch die Gespräche mit ihnen in meinen Standpunkten weiterzuwentwickeln. Zumindest brauche ich das dringend zur inneren Balance. Irgendwie langweilt mich dieses Pärchendasein zum teil auch, zum Anderen macht es mich natürlich auch glücklich- aber eben nur wenn ich viiiel Raum für das habe was mir wichtig ist. Und wenn ich meinen Freund nach 2,3 Tagen oder manchmal länger dann wiedersehe freue ich mich auch wieder so richtig mit ihm zu sein.

Evntl muss ich in der Therapie mal an meiner Wunde arbeiten. Es scheint als wäre ich evntl auch wie du sagst gar nicht bereit für eine Beziehung solange ich ein so starkes Gefühl in mir trage mich um mich kümmern zu müssen und sich jeder Kompromiss wie eine Selbstaufgabe anfühlt.

ABER gleichzeitig ist es für mich auch essentiell, dass ich sehe, dass ein Mann bindunsfähig ist aber gleichzeitig trotzdem an sich arbeitet und gesunde soziale Beziehungen führt, sich geistig weiterentwickelt, seinen Hobbies und Interessen nachgeht, dass er sich eben darum kümmert, SICH SELBST ZU LIEBEN und dieses Last nicht allein auf die Partnerschaft überträgt. Ich war tatsächlich bisher mit emotional eher stark bedürftigen und unzufriedenen Männern zusammen- das trägt natürlich auch nicht dazu bei, dass ich mich beschützt mit so einem Mann fühle. Und zudem identifizieren sich Männer (und genauso natürlich Frauen), die sich so gehen lassen, selbst vernachlässigen so stark mit der Opferperspektive und sehen mich dann als die Böse an. Oftmals steckt einfach doch der unbewusste Anspruch dahinter, ich müsse sie so lieben wie eine gute Mutter bzw das auffüllen was ihnen ihre Mutter nicht gegeben hat. Und wenn mich jemand da unreflektiert in diese Rolle bringt und sich an an seinem kindlichen Wunsch nach bedingungsloser Liebe festhält anstatt evntl an sich zu arbeiten, in Therapie zu gehen, selbst regulieren zu lernen- dann werde ich einfach irgendwann auch kälter. Aber da versuche ich natürlich auch bis zu einem gewissen Punkt geduldig und empathisch mit umzugehen- denn vor allem Männer wissen gar nicht wie Selbstliebe funktioniert- das ist auch ok- nur wenn da keine Einsicht ist und kein Wille sich dahin zu entwickeln, dann wird es mir zu viel. Ich habe aber auch Zweifel an der Liebe des Mannes wenn er mich nur solange lieb hat, wenn ich seine Bedürfnisse erfülle. Ich wurde meistens dafür bestraft, diese Erwartungen eben nicht IMMER und ständig erfüllen zu können. Auf einmal bist du die Hexe wo du im Moment davor noch zum Engel emporgehoben wurdest- wie kann ich so einem Mann vertrauen?

XOneLastTimeX  14.12.2024, 00:15
@moglinah

Du bist echt sehr intelligent und reflektiert und ich habe definitiv die richtigen Gedanken bei dir angestoßen! Es gefällt mir wie du dich mit dir selbst beschäftigst. Darf ich dir vielleicht per Audio darauf antworten, das wird mir sonst zu viel Getippe? Das ginge wenn du mir eine FA schickst, ich glaub mein Level ist noch zu gering um selber anzuschreiben.