Beziehungsratschläge?
Hallo ihr Lieben
Ich brauche eure Tipps und Ratschläge.
Ich glaube fast jeder war mal in ähnlicher Situation in einer langjährigen Beziehung/Ehe.
Unsere Dynamik als Paar verändert sich immer mehr ins Negative.
Das Hauptproblem ist, dass ich als Frau die "starke" in unserer Ehe sein muss. Ich übernehme die komplette Verantwortung für unser Familienleben, für unsere Finanzen, für die Freizeit, für die Entwicklung in unserer Ehe, einfach für alles. Ich habe so sehr das Bedürfnis, mich bei meinem Mann "fallen lassen" zu können. Die sanfte und liebevolle zu sein. Aber ich muss hart sein, stark, muss über alles nachdenken und uns lenken und kontrollieren. Mein Kopf bekommt keine Pause.
Mein Mann ist ein wundervoller Mensch, aber er ist eher passiv und hat Triggerpunkte aus der Kindheit und aus seinem bisherigen Leben, an denen er nicht arbeiten möchte. Er ist sehr defensiv, nicht kritikfähig und geht niemals in die Aktion oder macht sich Gedanken um unsere Ehe. Er ist der Typ, der abwartet und nicht über Probleme reden will. Wenn man es lange genug ignoriert, vergehen ja vielleicht die Probleme von selbst? So kommt mir seine Haltung vor.
Es ist, als wäre ich der Mann und er die Frau.
Dabei hat er wirklich eine tolle Karriere bereits gemacht. Auf der Arbeit übernimmt er unglaublich viel Verantwortung, ist der Chef von so vielen Menschen und alles klappt reibungslos. Nur zu Hause ist es ganz anders.
Ich rede seit nun mehr als 4 Jahren an ihm herum, habe wirklich alles versucht. Ich selbst habe eine Psychotherapie, mehr ein Coaching gemacht, an dem ich unglaublich gewachsen bin. Wir haben eine Paartherapie ohne Erfolg versucht. Ich weiß nicht mehr weiter.
Trennen möchte ich mich nicht. Ich möchte diese Abwärtsspirale aufhalten, aber wie?
Durch seine passive, nicht kritikfähige Art zerstört er auch immer mehr mein Vertrauen in ihn. Ich bin so unglaublich hoffnungslos, dass er mir jemals zuhören, mich jemals verstehen wird. Geschweigedenn, dass er an sich selbst arbeiten wird und es zu einem Wandel kommt.
Wir lieben uns so sehr, haben zwei unglaublich süße Kinder. Es war nicht immer so, wisst ihr? Früher war ich noch dieses unsichere Mädchen, ging noch zur Schule, als wir uns kennenlernten. Damals passte die Dynamik. Er war so viel reifer als ich, hatte sein Leben im Griff und ich habe zu ihm aufgeschaut. Mittlerweile bin ich 30, bin erwachsen geworden und nun passt die Dynamik zwischen uns einfach nicht mehr. Er muss wirklich dringend aufholen und ein verantwortungsvoller reifer Ehemann werden....
Aber wie?
6 Antworten
Ich habe mir jetzt mal alles durchgelesen und mir so meine Gedanken gemacht. Was du schreibst spiegelt meine Erfahrungen wider. Kurz zu meinem Background: Ich bin eigentlich Jurist, aber ich arbeite schon seit Ewigkeiten nicht mehr Vollzeit und beschäftige mich daher hobbymäßig seit vielen Jahren in der Unibib mit Psychologie, Evolutionspsychologie und -biologie. Ich greife mal so ein bisschen etwas von dir auf:
Das Hauptproblem ist, dass ich als Frau die "starke" in unserer Ehe sein muss. Ich übernehme die komplette Verantwortung für unser Familienleben, für unsere Finanzen, für die Freizeit, für die Entwicklung in unserer Ehe, einfach für alles.
(...)
Es ist, als wäre ich der Mann und er die Frau.
Das ist nicht nur das Hauptproblem, es ist das ultimative Problem! In der menschlichen Evolution haben sich das Gehirn und die grundlegenden Verhaltensweisen der ersten Homo Sapiens seit ca. 300.000 Jahren fast nicht verändert. Klar, kleinere Anpassungen gab es, wir sind schlauer geworden, haben mehrere Sprachen entwickelt, aber grundlegend gibt es keine gravierenden Abweichungen. Der Instinkt jedoch bleibt! Bei Angst macht dich das Adrenalin leistungsfähiger, bei schönen Erlebnissen spürst du immer noch das kribbeln in Beinen und Bauch, usw..
Evolutionspsychologisch war der Mann der Versorger, der Jäger und Sammler, der (An-) Führer der Frau (das ist nicht rechtsextrem oder gar chauvinistisch gemeint!). Dieses Rollenbild ist noch heute in unseren Köpfen und es wird sich auch mit der fortschreitenden Emanzipation der Frauen nicht ändern.
Dein Mann füllt diese Rolle nicht mehr aus. Daher hast du diese Rolle eingenommen, weil das "System Familie" muss ja irgendwie am Laufen gehalten werden. Das Problem dabei ist, dass du ihn dabei immer weniger als Mann siehst, während er dich immer weniger als Frau sieht. Er ist bequem geworden, weil "du regelst schon". Ihr verkörpert die verkehrte Rolle und das muss sich ändern. Aber da sind wir wieder beim Punkt:
Mein Mann ist ein wundervoller Mensch, aber er ist eher passiv und hat Triggerpunkte aus der Kindheit und aus seinem bisherigen Leben, an denen er nicht arbeiten möchte.
Du kannst einen Menschen mit keiner Argumentation der Welt dazu bringen sich zu ändern. Der Änderungswunsch muss immer von einem selbst im Inneren heranwachsen (sog. "intrinsische Motivation").
Dabei hat er wirklich eine tolle Karriere bereits gemacht. Auf der Arbeit übernimmt er unglaublich viel Verantwortung, ist der Chef von so vielen Menschen und alles klappt reibungslos. Nur zu Hause ist es ganz anders.
Vielleicht ist er zu Hause dann einfach nicht mehr in der Lage diese Führerrolle einzunehmen, weil er sie den ganzen Tag auf der Arbeit wahrnimmt? Sprich ihn darauf vielleicht mal sachlich (!) an. Auf keinen Fall solltest du Kritik üben oder Vorwurfsvoll sein ("Auf der Arbeit klappt's, aber hier nicht" sollte vermieden werden).
Ich rede seit nun mehr als 4 Jahren an ihm herum, habe wirklich alles versucht. Ich selbst habe eine Psychotherapie, mehr ein Coaching gemacht, an dem ich unglaublich gewachsen bin. Wir haben eine Paartherapie ohne Erfolg versucht.
Das ist leider ein elementarer Fehler. Ich verstehe das so, dass du seit 4 Jahren kritisierst. Ist das so? Kritik bringt nämlich nichts. Er wird sich weiter zurücklehnen und sich denken "never change a running system". Weil du redest ja nur und lässt keine Taten folgen.
Das Coaching hat ja nur dir was gebracht. Er mag vielleicht bemerkt haben, dass sich in dir was geändert hat, aber den Weg dorthin, den hat er nicht gesehen. Und eine Paartherapie hat auch nichts gebracht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er kein Interesse daran hatte und es nur dir zuliebe getan hat.
Trennen möchte ich mich nicht. Ich möchte diese Abwärtsspirale aufhalten, aber wie?
Durch seine passive, nicht kritikfähige Art zerstört er auch immer mehr mein Vertrauen in ihn. Ich bin so unglaublich hoffnungslos, dass er mir jemals zuhören, mich jemals verstehen wird. Geschweigedenn, dass er an sich selbst arbeiten wird und es zu einem Wandel kommt.
So leid es mir tut, aber wenn bereits eine Paartherapie dieses passive Verhalten nicht beseitigen konnte, hat er sich einfach mit der Situation zu Hause abgefunden. Solange du alles machst und regelst, solange wird keine Änderung eintreten. Siehe oben: Motivation und Mut zur Veränderung muss von innen herauskommen.
Früher war ich noch dieses unsichere Mädchen, ging noch zur Schule, als wir uns kennenlernten. Damals passte die Dynamik. Er war so viel reifer als ich, hatte sein Leben im Griff und ich habe zu ihm aufgeschaut.
Womit wir wieder bei der Evolutionspsychologie und -biologie sind. Früher hast du deine Rolle als Frau erfüllt. Daher hatte er noch einen ausgeprägten Instinkt für dich stark sein zu müssen. Er hat dich geführt...
Du wirst ihm nach so vielen Versuchen deinerseits nur mit Fakten auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Der härteste Schritt den du machen kannst ist eine vorübergehende räumliche (!) Trennung. Das wird auch dir etwas guttun, denn du wirst merken, ob du ihn vermisst oder ob du vielleicht doch nur wegen der Kinder bei ihm bleibst. Zugleich muss er im Haushalt und bei den Kindern aktiv werden und sich um seine Finanzen kümmern. Durch diese räumliche Trennung wird das Machtgefüge in eurer Beziehung erstmal stark auf deine Seite rutschen - vorausgesetzt du ziehst es auch durch.
Evolutionspsychologisch war der Mann der Versorger, der Jäger und Sammler, der (An-) Führer der Frau
Das ist falsch. Mittlerweile weiß man sehr genau, dass auch Frauen auf die Jagd gingen und Anführerinnen waren.
beschäftige mich daher hobbymäßig seit vielen Jahren in der Unibib mit Psychologie, Evolutionspsychologie und -biologie.
Dass das nur ein Hobby von dir ist, merkt man sofort.
Zum Thema Paartherapie. Ja er hat das nur für mich gemacht. Ich habe damals die Trennung ausgesprochen und gesagt ich kann mir nur vorstellen mit ihm zusammenzubleiben, wenn wir eine Paartherapie machen
Damit hast du Druck ausgeübt und wenn jemand mir Druck macht etwas zu machen, dann mache ich es entweder gar nicht oder nur mit größter Unlust bzw. ohne irgendeine Ambition zu haben.
Außerdem habe ich damals die Hochzeit 6 Wochen vorher abgesagt, als er handgreiflich wurde. Auch hier war ich konsequent.
Ein konsequentes Handeln sehe ich hier leider nicht, denn die Hochzeit wurde aufgrund körperlichem Übergriff nicht abgesagt, sie wurde einfach verschoben. Konsequent wäre gewesen, wenn die Hochzeit bis heute nicht stattgefunden hätte.
Abschließend möchte ich sagen, dass natürlich eine Trennung Sinn machen würde. Mir sind meine Werte aber extrem wichtig. Zum Einen habe ich ihn letztendlich geheiratet. Ich habe ihm damit versprochen mein Leben mit ihm bis zum Tod zu teilen. Und ich halte meine Versprechen.
Du findest für dich selbst leider immer wieder Argumente dein Leben nicht zum Besseren zu wenden und im Status quo zu verharren. Ich kann dir jetzt - sogar aus meiner beruflichen Erfahrung heraus - sagen, dass sich nichts verändern wird, wenn du nicht klar Kante zeigst. Als losgelöstes Beispiel aus meinem Berufsleben:
Ich habe früher immer wieder verheulte Frauen vor mir sitzen gehabt, die eine Bannmeile wegen Gewalt vom Partner gegen diesen erwirken wollten. Es wurde brav alles geschildert und beantragt, 3 Stunden später kam die Antragsrücknahme: "Er hat versprochen, dass er sich ändert und es nie mehr vorkommt." Was denkst du, wer ein bis zwei Wochen später wieder vor mir saß?
Eine Ehe ist ganz unromantisch gesprochen ein Vertrag. Verträge kann man beenden. Und ein Versprechen ist mMn. nicht gebrochen, wenn ich eine Ehe beende. Schließlich hast du damals den Mann geheiratet, bei dem es - wie du sagst - eine gute Dynamik gegeben hat. Jetzt hast du einen ganz anderen Mann, bei dem die Dynamik nicht mehr passt.
Zum Anderen gab es bereits die Trennungssituation damals. Da habe ich ihm versprochen bei ihm zu bleiben, wenn ich mich emotional und physisch sicher bei ihm fühle und er diese Paartherapie mit mir macht. Er hat sie gemacht, er hat mich nie wieder geschlagen und an dem emotional sicherfühlen arbeiten wir. Da gebe ich ihm die Chance und die Zeit.
Verstehst du, wie ich meine?
S. o.: Du suchst immer wieder eine Ausrede und redest es dir schön. Daher wird dir hier keiner helfen können.
Ich möchte dich nicht dazu überreden deine Ehe zu beenden. Davon habe ich nichts. Aber wer auf solch einer Seite ("Gutefrage") Hilfe sucht und sie nicht annimmt, der wollte wohl - bitte nicht falsch verstehen - doch nur mal etwas Dampf ablassen.
Da hast du mir sehr schön den Spiegel vorgehalten. Ich war wirklich überzeugt von meinem Verhalten und stolz wie konsequent ich doch war. Ich lese mir jetzt alles nochmal durch und versuche es aus deiner objektiven Perspektive zu verstehen.
Vielen lieben Dank, dass du dir so viel Zeit für meine Fragen genommen hast. Ich gehe mal auf alles ein und vielleicht hast du noch mehr Tipps oder eine Meinung dazu. Aber vorab nochmal vielen Dank für deine emotional sehr intelligente Antwort und dass du deine Lebenserfahrung mit mir teilst.
Das, was du beschreibst, klingt unglaublich anstrengend und belastend – und es ist völlig verständlich, dass du dich müde und frustriert fühlst. Du liebst deinen Mann, möchtest dich aber auch endlich mal fallen lassen, anstatt immer alles zu tragen. Dieses Ungleichgewicht in eurer Beziehung raubt dir die Kraft, weil du nicht nur für dich selbst, sondern für die gesamte Ehe die Verantwortung übernimmst.
Dein Mann scheint in seinem beruflichen Umfeld sehr wohl Verantwortung zu übernehmen – es liegt also nicht daran, dass er es nicht kann, sondern eher daran, dass er zu Hause eine andere Dynamik gelernt oder beibehalten hat. Vielleicht hat er nie gelernt, aktiv an einer Beziehung zu arbeiten, weil es bisher "von selbst lief". Und solange du alles regelst, muss er sich nicht ändern – denn es gibt keinen akuten Druck für ihn.
Was kannst du tun?
- Verändere dein eigenes Verhalten: Wenn er auf deine Worte nicht reagiert, wird es wenig bringen, weiter zu reden oder ihn zu "überzeugen". Stattdessen könnte es helfen, dein eigenes Verhalten anzupassen – nicht als Strafe, sondern um Raum zu schaffen, dass er aktiv werden muss. Das bedeutet konkret: Weniger übernehmen und ihm Aufgaben bewusst überlassen.
- Emotionale Abhängigkeit hinterfragen: Du sagst, dass ihr euch liebt, aber gleichzeitig leidest du stark unter der Situation. Manchmal hängen wir an einer alten Version eines Menschen oder an der Vergangenheit der Beziehung, auch wenn die Realität längst anders aussieht. Falls du dich tiefer damit auseinandersetzen möchtest, könnte das Thema emotionale Abhängigkeit spannend für dich sein. Hier ist ein ganz guter Blogartikel dazu: https://howtobenormal.de/emotionale-abhaengigkeit-loesen
- Seine Verantwortlichkeit spürbar machen: So schwer es fällt – du kannst ihn nicht „retten“. Aber du kannst dich bewusst aus der Position derjenigen zurückziehen, die alles organisiert. Lass ihn z. B. selbst merken, was es bedeutet, sich um bestimmte Dinge zu kümmern. Sag nicht nur „ich will, dass du mehr Verantwortung übernimmst“, sondern übertrage ihm bewusst Aufgaben und halte durch, auch wenn es unbequem wird.
- Auf dich selbst achten: Du hast bereits Therapie und Coaching gemacht, hast dich weiterentwickelt – und das ist großartig. Aber du darfst dich nicht selbst verlieren, indem du versuchst, jemanden zu verändern, der nicht bereit ist, sich zu bewegen. Stell dir die Frage: Was brauche ich, um mich in dieser Ehe langfristig glücklich zu fühlen – unabhängig davon, ob er sich ändert?
Danke für deine tolle Antwort. Ich werde mir Gedanken dazu machen. Es macht schon Sinn, dass ich mich selbst verändere und zurücknehme, um ihm Platz für Verantwortung zu geben. Vielen lieben Dank :)
Sehe ich das richtig, und du bist nur zuhause bei den Kindern?
Ich bin grad mal über dein Profil geschlüpft- 3! Asperger?! Mann, da hast du ja was am Hals 😂
Asperger sind ja alle unterschiedlich, "kennst du Einen, kennst du Einen" , aber von deinem Mann eine Empathie zu erwarten, die er nicht hat, ist wohl etwas unrealistisch.
Kleiner Tipp, mach "Nägel mit Köpfen", nicht lange reden, handeln!
Wenn das nächste Wochenende ansteht, hast du nichts gemanagt und auch den Haushalt liegen lassen. Kommt er zur Tür rein: "Ach da bist du ja endlich!, Ich fahr über das Wochenende zu XXX (Freundin, weiter weg, wo er nich mal eben Mutti auf Abruf heimbestellen kann), ich brauch mal eine kurze Auszeit!
Du kommst schon klar, weißt ja wo alles ist und was die Kinder brauchen! Bis Sonntagabend, Küsschen, Tschüsschen!"
Dein Handy vergisst du tunlichst auf dem Nachtkästchen- und dann lässt du die Drei sich mal ein Wochenende selbst managen 😂
Mit Spontanität kommen die meisten Aspis ja nicht so gut zurecht.
ER wird diese Lektion verstehen und danach deine Leistungen, die er an dem Wochenende selbst erbringen musste, mehr wertschätzen.
Kann sein, dass du dann in ein Chaos zurück kommst, aber das kann man beseitigen.
Ich hoffe nur, dass du selbst dann auch entspannen kannst, denn mir scheint, dass du die "Übermutti" für alle machst. Das prädestiniert einen dafür zu denken, die Anderen kriegen das nicht hin, wenn Mutti nicht alles im Blick und im Griff hat.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende...😉
Geniale Idee 😃 Aber was ich hier noch nicht öffentlich geschrieben habe, ich bin auch Autistin und meine beiden Kinder ebenfalls. Ich verstehe diese Empathieschwierigkeiten. Wahrscheinlich mangelt es mir umgekehrt genauso daran, ohne dass ich es merke.
Wahrscheinlich mangelt es mir umgekehrt genauso daran, ohne dass ich es merke.
Davon würde ich als Außenstehende jedenfalls ausgehen.
Der Text klingt, als wäre der mal englisch gewesen, und von einem nicht-deutsch-Muttersprachler übersetzt. Wild. Das hat viele typisch englische Formulierungen, die es im deutschen so einfach nicht gibt. Kommt das zufällig eigentlich aus einem US-amerikanischen forum oder sowas?
Grundsätzlich hast du da eine sehr sexistische Rollenverteilung in deinem Kopf, und es wundert mich sehr, dass das im Zuge der diversen Therapien nicht aufgearbeitet wurde. Du bist so sehr in Rollen verhaftet, dass du irgendwie keine Individuen mehr siehst. Er ist derselbe Mensch, der er immer war. Inklusive Traumata. Seine Aufgabe ist es definitiv nicht, deinem Rollenbild von Mann zu entsprechen, das er überhaupt nicht haben will.
Hast du mal versucht, zuzuhören, was er will, anstatt ihm sagen zu wollen, was er wollen soll? Das ist euer Ausgangspunkt. Von da aus müsst ihr einen Weg finden, wie ihr gemeinsam euer Leben gestaltet. Und ich sage gleich, das wird sehr wahrscheinlich nicht darauf hinauslaufen, dass du die komplette Verantwortung direkt an ihn weitergibst. Du bist kein Kind. Nix da "fallen lassen". Trage deine Hälfte. Aber gib ihm seine.
Danke für deine Antwort :)
Ich bin tatsächlich Deutsche, habe keinen amerikanischen oder englischen Hintergrund.
Deine Idee mal ihm zuzuhören, was er denn eigentlich will, finde ich sehr gut. Tatsächlich habe ich ihn das auch schon gefragt und er möchte, dass ich es "einfach mal gut sein lasse". " warum gibt es denn ständig Probleme?" Und "kann nicht einfach mal alles gut sein?", waren seine Antworten. Ich höre da ein großes Bedürfnis nach Harmonie heraus, aber auch, dass er nicht bereit ist über Probleme zu sprechen oder darüber nachzudenken und aktiv zu werden. Ich fühle mich dadurch auch nicht ernst genommen, sonder eher wie ein Unruhestifter...
Tja, was soll ich da sagen. Ich nehme die Pointe mal vorweg: Ich bin Trennungspapa.
Eure Situation klingt in der Tat sehr typisch. Meine war "genauso nur ganz anders". Meiner Ex ging es auch so. Darfst mich gern direkt anschreiben, dann kann ich dir berichten, wie aus einem vermeintlichen Traumpaar ein Trennungspaar wird und warum ich das heute so positiv wie nur was sehen kann.
PS: Ich bin nicht leiert! Es liegt also nicht an einer neuen Frau, dass es mir so gut geht wie noch nie!
Danke für deinen Kommentar. Ich habe dir geschrieben :)
"Evolutionspsychologisch war der Mann der Versorger, der Jäger und Sammler, der (An-) Führer der Frau (das ist nicht rechtsextrem oder gar chauvinistisch gemeint!). Dieses Rollenbild ist noch heute in unseren Köpfen und es wird sich auch mit der fortschreitenden Emanzipation der Frauen nicht ändern.
Dein Mann füllt diese Rolle nicht mehr aus. Daher hast du diese Rolle eingenommen, weil das "System Familie" muss ja irgendwie am Laufen gehalten werden. Das Problem dabei ist, dass du ihn dabei immer weniger als Mann siehst, während er dich immer weniger als Frau sieht. Er ist bequem geworden, weil "du regelst schon"."
An dieses Rollenbild denke ich auch oft. Fakt ist aber, dass mein Mann unseren Lebensstandard mit seinem Job sichert. Er bringt viel Geld mit nach Hause, und zu Hause hilft er auch viel im Haushalt, mit den Kindern, im Garten sowieso. Er hat jedemenge Aufgaben und hier kann ich mich nicht beschweren.
Mir fällt jedoch auf, dass er eher die "ausführende Kraft" ist. Wie du sagst, ich regele alles und sage, was getan werden muss und er hilft dann.
Aber grundsätzlich ist er der Versorger der Familie.
Zum Thema Paartherapie. Ja er hat das nur für mich gemacht. Ich habe damals die Trennung ausgesprochen und gesagt ich kann mir nur vorstellen mit ihm zusammenzubleiben, wenn wir eine Paartherapie machen und ich mich bei ihm emotional und physisch sicher fühle. Das waren meine Bedingungen. Hintergrund war, dass er mir zweimal eine gescheuert hat und mich jahrelang verbal verletzt und "tyrannisiert" hat. Das hat mit Sicherheit auch dazubeigetragen, dass ich härter und stärker wurde und die Kontrolle über die Beziehung übernommen habe. Ich bin grundsätzlich kein "Opfertyp" und habe da meinen Standpunkt klar gemacht.
Dann schlägst du die räumliche Trennung vor.
Auch das habe ich durchgezogen. Wir haben uns beide sehr vermisst und es war nicht die Lösung des Problems.
Außerdem habe ich damals die Hochzeit 6 Wochen vorher abgesagt, als er handgreiflich wurde. Auch hier war ich konsequent.
Es wurde als nicht nur geredet, ich habe auch mein bestes gegeben ihm durch Taten meine Grenzen aufzuzeigen.
Du schreibst außerdem, ob ich die letzten 4 Jahre ihn kritisiert habe, um unsere Probleme anzusprechen.
Das war am Anfang auf jeden Fall so. Ich habe erst im Laufe meines Coachings gelernt sachlich zu bleiben, auf seine Emotionen einzugehen und ihn zu bestärken und nicht anzugreifen. Ich sage bei jedem Gespräch dazu, dass ich ihm keine Schuld gebe, dass es keine Kritik ist, sondern dass es mir wichtig ist unsere Probleme offen und direkt anzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Hier liegt das Problem nur minimal an meiner Ausdrucksweise (natürlich versuche ich die immernoch zu verbessern), sondern viel mehr an seinen Triggerpunkten und dass er alles als Angriff auf sich sieht, egal wie man es formuliert.
Abschließend möchte ich sagen, dass natürlich eine Trennung Sinn machen würde. Mir sind meine Werte aber extrem wichtig. Zum Einen habe ich ihn letztendlich geheiratet. Ich habe ihm damit versprochen mein Leben mit ihm bis zum Tod zu teilen. Und ich halte meine Versprechen.
Zum Anderen gab es bereits die Trennungssituation damals. Da habe ich ihm versprochen bei ihm zu bleiben, wenn ich mich emotional und physisch sicher bei ihm fühle und er diese Paartherapie mit mir macht. Er hat sie gemacht, er hat mich nie wieder geschlagen und an dem emotional sicherfühlen arbeiten wir. Da gebe ich ihm die Chance und die Zeit.
Verstehst du, wie ich meine?
Liebe Grüße