Begabung für Mathematik-Studium?
Hallo, ich bin Elektrotechniker (praktisch gelernt und jetzt im Studium) und denke nun noch über ein Mathematik-Studium nach.. Für mich war Mathe in der Schule nie das typische Lernfach, das war meistens nur ein bestimmtes Schema, das durchschaut werden musste. Wie ist das denn im Studium? Kann man dafür "lernen" oder braucht man eine gewisse Begabung dafür? In der Elektrotechnik gibt es ja wie in der Schule auch massenweise angewendete Mathematik aber ich denke nicht, dass man die reine mit der angewendeten vergleichen kann...
9 Antworten
Wenn mindestens einer von den folgenden Bereichen gefällt und du dir vorstellen kannst, diesen zu beherrschen, und zudem du mit 1–2 der anderen klarkommst, geht das:
- Ana1ysis (Funktionsanalysis, Topologie, lineare Ana1ysis, Masstheorie, usw.),
- Algebra (Gruppentheorie, Körper, Ringe, usw.),
- Geometrie
- Stochastik (W-keitstheorie, usw.)
- Numerik
- Kombinatorik
Es gibt andere Bereiche und Spezialisierungen und darüber hinaus Mischungen daraus, wie geometrische Gruppentheorie, Differentialgeometrie, Differentialtopologie, usw.
Aber zunächst reicht es aus, einen Blick auf fundamentale Sachen zu haben.
Besuche vllt ein paar Seminare, um zu sehen, woran man in Forschung arbeitet. Wenn (1) es für dich wirklich vollziehbar scheint, und (2) dir gefällt + sich anscheinend lohnt, dann lässt sich der Wechsel eventuell empfehlen.
Andererseits gibt es bessere Sicherheit, einen Job als Ingenieur zu finden, und der Weg als Ingenieur ist einfacher: Studium—>Praktikum—>Beruf(+Familie, Haus, Auto, …).
Vielleicht wäre angewandte Mathematik eher etwas. Ist nicht ganz so theoretisch wie die Universitäts-Mathematik. Etwas abwechslungsreicher, weil dort auch zu ca. 1/3 Programmieren unterrichtet wird.
Hallo,
der Rest hat ja schon recht viel geschrieben sodass ich mich diesmal recht bequem aus der Schlinge zieh und dir nur noch einen Tipp geben will: Recht ähnliche Fragen zum Mathestudium werden hier ziemlich regelmäßig gestellt und meist recht ausführlich beantwortet. Für deine spezielle Situation ist eine eigene Frage natürlich das Beste, aber um zusätzliche Informationionen einzuholen würde ich dir eine Suche hier nach mathematik studium oder ähnliches ans Herz legen - da solltest du noch einige Interessante Eindrücke gewinnen. Zur Not solltest du auch auf meinem Profil (oder dem der anderen hier antwortenden) unter den Antworten auf solche Fragen stoßen. Nur als Anregung für zusätzliche Quellen ;)
mfg
Ennte
Die Rolle der sog. Begabung für den Erfolg – ob auf einem Arbeitsgebiet oder im Leben – wird traditionell gern hoch eingeschätzt. Die Idee ist ideologisch hoch aufgeladen: Persönliche und familiäre Glückserwartungen, gesellschaftsphilosophische und politische Ansichten sowie Interessen von Institutionen und Industriebranchen knüpfen sich an die Vorstellung vom genetisch für bestimmte Leistungen prädisponierten Menschen. Derweil weisen die Resultate der Bildungsforschung und der Neurowissenschaften aber in die andere Richtung: Ausdauerndes Üben führt zu Hochleistungen.
Forscher entschlüsseln das Geheimnis der Begabung: Nicht angeborenes Talent, sondern jahrelange Übung ist die Ursache für außergewöhnliches Können.
http://www.focus.de/wissen/mensch/begabung-reine-uebungssache_aid_387887.html
Ich empfehle Dir: Prüfe vor allen Dingen, ob Deine Freude an der Mathematik so stark ist, daß sie Dir für das Studium als mentale Energiequelle dienen kann. Um das herauszufinden, sind die Vorschläge, Dir (Video-)Vorlesungen, Uni-Skripten und echte mathematische Fachbücher anzuschauen, absolut richtig. Geh an das Fach ran und erlebe, wie es auf Dich wirkt. Und wenn Dich die Begeisterung packt, dann bist Du dort richtig, dann bleib dabei und zieh es durch und laß Dich von "Begabungs"-Zweifeln nicht verunsichern.
Wem der "Focus" nicht seriös genug ist – hier noch eine andere Quelle.
Schulmathe ist keine Mathematikstudium. Was dort zählt ist Logik. Die kann man lernen, aber besonders der mathematische Formalismus ist abschreckend. Wer damit nicht klar kommt oder nicht bereit ist sich damit auseinander zusetzen hat im Mathematikstudium nichts verloren.
Wenn du wissen willst wie Mathe im 1.Semester aussieht dann geh in die Bibliothek und nimm die das Buch An*lysis (das ist doch ein Witz, dass dieses Wort zensiert ist)I von Otto Forster. Dann weißt du was auf dich zu kommt.
Wenn es dich interessiert, dann lass dich nicht abschrecken. ;P
wenn man das jetzt mal mit der Relativitätstheorie von Einstein vergleichen würde.. also könnte es passieren, dass man sich mit Dingen beschäftigen muss, die abseits der Vorstellungskraft liegen, weil man keinen praktischen Bezug dazu hat? In dem Fall ist die Logik ja auch sehr grenzwertig! ^^
Da liegt eine Verwirrung der Begriffe Logik und Intuition vor.
Rel. Theorie + QM, usw. widersprechen Logik nicht — NICHTS widerspricht Logik — nur unserer Intuition / Bauchgefühlen, die wir ja einmal für logisch hielten.
Nein, der Vergleich ist nicht ganz passend.
Die Relativitätstheorie hat so viele Anwendungen, so viele Dinge die man sich dazu vorstellen kann. In der Mathematik dagegen beschäftigt man sich (fast) nur mit komplett abstrakten Gedankenkonstrukten, die absolut keinen Realitätsbezug haben. Diesen bekommen sie dann meist erst durch Anwendungen in anderen Wissenschaften (z.B. eben der Physik).
Ums anders zu sagen: Der theoretischste Teil der meisten physikalischen Theorien wäre in der Mathematik eher eine Anwendungsaufgabe.
Achja, zum Begriff AnaIysis: Der darf aus juristischen Gründen nicht verwendet werden (siehe z.B. http://www.gutefrage.net/forum/thread/740892/kann-das-wort-a-n-a-l-y-s-i-s-bei-gf-nicht-schreiben/1). Klingt komisch, ist aber so.
Habe mich immer gewundert wegen des Wortes — aber das ist ein guter Trick, mit nem großen »i« zu schreiben ; )
Erklärt auch mir einiges - hab mich auf geärgert drüber :)
Also man braucht beides behaupte ich, sowohl Begabung als auch Fleiß und vor allem Durchhaltevermögen und Interesse.
Gut Interesse sollte ja logisch sein wenn man das studieren will. Bist du denn fertig mit deinem Studium? Also angewandte Mathematik wirst du im Studium vergeblich suchen. Am besten schau dir mal Skripte an von Erstsemester Vorlesung, dann kriegt man ungefähr eine Vorstellung um was es geht. ABER: Lass dich nicht davon abschrecken wenn du wenig davon verstehst, selbst wenn du schon ein abgeschlossenes Studium hast.
Lernen muss man natürlich um mitzukommen, zusätzlich gibt es Hausaufgaben die je nach dem wie "gut" du bist zwischen 5-12 Stunden pro Blatt brauchen, in der Woche sind (bei mir) 2,5 Blätter zu bearbeiten, das ist aber denke ich normal.
Im Studium ist es auch nicht so wie in der Schule, dass du ein bestimmtes Schema durchschaut hast und dann schaffst du die Aufgaben. Normal ist bei jeder Aufgabe wieder eine andere größere oder kleinere Schwierigkeit die in der Form noch nicht da war, die man sich aber (theoretisch) erschließen können sollte.
Ich möchte hinzufügen:
Als Mathematiker (zumindest in reiner Mathe) musst du unbedingt selbstständig arbeiten können. Gruppenarbeit ist zwar gut und man lässt sich durch andere Menschen informieren, aber dies sind nicht die Eigenschaft eines wahren Mathematikers. Man muss selber alles begreifen, selber alles herleiten und an der Stelle erzeugen. Dafür sollte man meines Erachtens schon veranlagt sein.