Autismus ohne meltdowns?

3 Antworten

Ja, Autismus ohne bzw. mit wenigen Meltdowns sind etwas total Normales. Es ist nur leider so, dass viele von uns Autisten diese bekommen, weil wir eben deutliche Defizite darin haben, sensorische Reize zu filtern, was schneller zu einem Sensory Overload führt, was schneller zu einem Meltdown führen kann.

Jedoch kann ein Meltdown auch beispielsweise entstehen, wenn sich plötzlich etwas ändert und nicht nach Plan läuft oder wenn man in letzter Zeit viel Masking betreiben musste. Und, und, und. (Und viel Masking führt auch zum Autistic Burnout.)

Darüber hinaus gehen nicht alle Autisten in den Meltdown-Modus über, wenn sie sehr stark gereizt sind. Es gibt auch genügend, die Shutdowns haben. Shutdowns bemerken Außenstehende meistens erst, wenn man bereits mittendrin ist. Man ist in seinen Gedanken versunken, kann sich womöglich nicht mehr bewegen, nicht mehr reagieren, man verliert die Fähigkeiten, die man sich antrainiert hat, für den Zeitraum des Shutdowns (z.B Sprechen), das Gehirn fühlt sich wortwörtlich so an, als würde es einen Shutdown haben - Wie ein Computer.

Der Artikel beschreibt's ganz gut: https://www.autismparentingmagazine.com/manage-autism-shutdown/

Ich denke, es ist ziemlich traurig, dass Leute denken, Autismus ohne Meltdowns und Shutdowns wäre etwas Seltsames. (Das ist nicht gegen dich gerichtet. Ich verstehe deine Frage.) Wenn wir einen Meltdown/Shutdown haben sind wir emotional sehr gestresst und können uns nicht wirklich kontrollieren. Es fühlt sich so an, als würde es von uns erwartet werden, dass wir unser ganzes Leben leiden und nicht auch einfach glücklich sein können. Eine autistische Person ohne Meltdowns/Shutdowns ist nach wie vor eine autistische Person. Aber sie ist eine gesunde, glückliche, autistische Person. Und darum geht es doch.

Okay, zurück zur eigentlichen Frage.

Wenn ich reizüberflutet bin kriege ich eher wutanfälle weiß aber nd ob das ein meltdown ist.

Da du schreibst, sowas passiert bei Reizüberflutungen, würde ich auch am ehesten auf Meltdowns tippen. Zumindest wenn du wirklich Autismus hast. Ich werde der Einfachheitshalber davon ausgehen, aber schlussendlich solltest du das bei einem Neurologen/Psychiater mit Fachrichtung Autismus abklären. Andererseits: Mir fällt gerade niemand an, der sonst noch Meltdowns bei Sensory Overload bekommt ... Ist das bei ADHSlern möglich? Das weiß ich wirklich nicht. Es gibt hochsensible Menschen, aber bekommen die einen Meltdown/Shutdown? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Na ja. Du wirst sicherlich noch deutlich mehr Anzeichen für Autismus bei dir gefunden haben, als nur die Sache mit der Reizfilterung. Von daher.

Wutanfälle bzw. Trotzanfälle - wie es bei Kleinkindern gerne genannt wird - sind ja komplett willkürlich und geschehen eher, weil das Kind z.B. etwas nicht bekommt, was es haben will. Also sagen wir: Das Kind will ein Spielzeug haben, aber es bekommt das Spielzeug nicht und dann wälzt es sich kreischend auf dem Boden herum, solange, bis es das Spielzeug bekommt. Und sobald es das Spielzeug bekommt, ist es wieder ganz normal drauf, als wäre nichts gewesen. Das ist ein Trotzanfall. (Und das Doofe ist: auch autistische Kinder können diese haben, weshalb es schwer sein kann, Meltdowns und Trotzanfälle voneinander zu unterscheiden.)

Meltdowns sind nicht kontrollierbar. Also man kann seinen Körper währenddessen nicht oder nicht so gut kontrollieren. Oftmals wird das Stimming dann auch deutlich heftiger und es kann sogar selbst- und/oder fremdverletzend sein. Wenn man erstmal in einem Meltdown ist, ist es schwer, dort wieder rauszukommen und normalerweise braucht man Ruhe, so wenig sensorischen Input wie möglich, eventuell Stim-Toys, eventuell eine Person, die auf einen aufpasst. (Das ist bei jedem Autisten etwas anders.) Ich würde es persönlich so beschreiben, das es wie eine Art Endlosschleife ist, in der man wie in Trance gefangen ist.

Die Zeit zum Beruhigen ist also deutlich länger als bei Wutanfällen/Trotzanfällen bzw. Heulanfällen. Meltdowns sind auch körperlich sehr kräftezehrend. Und mental natürlich auch. Ich würde sogar die These aufstellen, dass wir Autisten bei normaler Trauer (die nicht autismusspezifisch ist), einzelne Anzeichen von Meltdowns/Shutdowns (z.B. Stimming) haben können. Ist echt nicht leicht, das Ganze.

Wenn du sagst, du bekommst eher Wutanfälle, muss ich jetzt spontan an starke Reizbarkeit denken. Wie äußern sich deine Wutanfälle denn? Wenn ich z.B. sensorisch sehr überlastet bin, werde ich verwirrt, gereizt, unkonzentriert, vergesslich, orientierungslos ... Aber es ist kein Meltdown, denn ein Meltdown in aller Öffentlichkeit - Nein. Auf was bist du denn wütend? Auf die Sachen, die für deine Reizüberflutungen verantwortlich sind? Auf die kann man definitiv wütend sein. Wir können sie schließlich nicht "einfach ausblenden", wie die meisten neurotypischen Leute.

Na ja, ich denke, das Beste ist es, wenn du herausfindest, was deine "Trigger" sind und dann die Hilfsmittel aufsuchst, die du brauchst, sowie eventuell mit gewissen Leuten über deinen Verdacht redest. Oder du kannst einfach sagen, dass du z.B. das grelle Licht nicht erträgst und deshalb eine Sonnenbrille auf hast, allerdings zieht das bei Lehrern oft nicht, ohne eine entsprechende Diagnose und ja ... Aber wichtig ist: Kenne deine individuellen Grenzen und respektiere sie. Denn du hast wahrscheinlich schon bemerkt: Die Gesellschaft respektiert deine Grenzen nicht und das wird sie leider sehr wahrscheinlich auch nie.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Natürlich geht das, jeder Mensch ist unterschiedlich. Das ändert nichts an der Wahrscheinlichkeit dass du autistisch bist.

Wenn du wissen möchtest, ob es meltdowns sind, vergleiche doch einfach mal deine Symptome und Verhaltensweisen während den Wutanfällen mit denen von autistic meltdowns.

Emmibtsarmy 
Fragesteller
 26.11.2023, 17:42

Oke danke

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Mit den Wutanfällen ist es bei mir auch extrem, wenn ich überreizt bin. Allerdings ist es bei mir kein Autismus, ich habe Borderline Störung. Wurde das bei dir schon mal untersucht?