Asexuelle, seid ihr offen dafür, falls ihr euch verändert?

4 Antworten

Aber woher will der Mensch denn wissen, dass er immer so fühlen wird?

In vielen Fällen weiß man das einfach aber es kann sich natürlich irgendwann ändern bzw. es kann irgendwann klar werden welche Sexualität man wirklich hat. Das kann aber jeden betreffen. Es gibt schließlich viele Fälle wo Menschen dachten sie wären hetero/schwul/sonstiges und es ist nach beispielsweise 20 Jahren klar geworden dass es eben nicht so ist. Manchmal ist aber von Anfang an klar was Sache ist.

Wie kann man da keine Zweifel daran haben? 

Weil manche eben sicher sind dass sie asexuell, homosexuell, heterosexuell oder anderes sind. Vielleicht auch weil es von klein auf klar war. Und selbst wenn man sich falsch labelt ist das doch nicht dramatisch. Irgendwann kommt das was wirklich ist ans Licht. Menschen die sich als asexuell bezeichnen während sie es nicht sind werden das früher oder später merken. Wenn nicht sind sie asexuell. So einfach ist das.

Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:13

Ich denke halt, das Label an sich schafft Verhältnisse, in denen fehlende Libido bestehen bleibt.

Ich stell mir das bitter vor für jemanden, der erst sehr spät merkt, dass er doch Spaß an Sex haben kann und dann um die Jahre trauert, in denen er so viel Lust hätte erleben können.

Bei Homosexualität sind es ja i.d.R. eher Tabus, Religionen, Elternerwartungen, körperliche Repressalien, die die Menschen ihre Orientierung verdrängen lassen.

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Unbekannt516  25.06.2021, 22:25
@Mirarmor
Ich denke halt, das Label an sich schafft Verhältnisse, in denen fehlende Libido bestehen bleibt.

Sich als Asexuell zu bezeichnen wird nicht für den Rest des Lebens dafür sorgen dass man nie das Verlangen hat. Es sind (wenn man nicht asexuell ist) die Umstände. Selbst wenn man sich als asexuell bezeichnet während man es eigentlich nicht ist wird es früher oder später dazu kommen dass man das Verlangen spürt. Klar kann man das dann ignorieren aber es ändert nichts an dem Fakt dass man dann nicht asexuell ist.

Ich stell mir das bitter vor für jemanden, der erst sehr spät merkt, dass er doch Spaß an Sex haben kann und dann um die Jahre trauert, in denen er so viel Lust hätte erleben können.

Natürlich wäre das blöd wenn die Person das spät merken würde wenn das früher schon ging nur wenn es vorher kein Verlangen gab ist es eigentlich kein Verlust. Übrigens können asexuelle immer Spaß dran haben. Das ist nicht ausgeschlossen nur fehlt eben das Verlangen danach. Wenn man obwohl es kein Verlangen nach Sex oder allgemein sexuellen gibt man es dennoch tut macht es das vermutlich noch schlimmer und verbindet das ganze mit negativem. Deshalb ist es meiner Meinung nach nichtmal schlimm wenn man es erst später merkt weil es vorher kein Verlangen gab.

Bei Homosexualität sind es ja i.d.R. eher Tabus, Religionen, Elternerwartungen, körperliche Repressalien, die die Menschen ihre Orientierung verdrängen lassen.

Wenn Homosexuelle das aus was für Gründen auch immer unterdrücken ändert es sich aber nicht. Das einzige was man tut ist leiden. Gleiches gilt für Menschen die sich als asexuell bezeichnen obwohl sie es nicht sind oder eben anders herum. Wenn sie es sind und sich aber zugeben oder akzeptieren asexuell zu sein. Unter letzterem habe ich persönlich sehr gelitten. Das ist alles andere als schön denn das Gefühl von sexuellen Abstand zu nehmen ist immer da gewesen. Nur hatte ich das Gefühl mich anpassen zu müssen. Tut aber eigentlich nichts zur Sache. Naja jedenfalls wird es früher oder später rauskommen ob man wirklich asexuell ist oder nicht denn das Verlangen kann man nicht einfach wegschieben genauso wie bei beispielsweise Homosexualität. Wenn man sich ewig verstellt ist das ein Leid was einen verdammt Unglücklich macht und das kann man nicht auf Dauer.

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Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:33
@Unbekannt516

Hm, also wenn du gelitten hast, tut mir das leid.

Aber dieser Absatz:

""Übrigens können asexuelle immer Spaß dran haben. Das ist nicht ausgeschlossen nur fehlt eben das Verlangen danach. Wenn man obwohl es kein Verlangen nach Sex oder allgemein sexuellen gibt man es dennoch tut macht es das vermutlich noch schlimmer und verbindet das ganze mit negativem."

Das find ich so sehr widersprüchlich.

Spaß = Endorphine & Co

Der Sinn von diesen Gutfühl-Hormonen ist ja, dass es den Mensch dazu bringt, das wiederholen zu wollen. Deswegen können Menschen von Süßigkeiten, dem nächtlichen Internet oder Drogen nicht lassen.

Wer Spaß bei etwas hatte, will das per se wiederholen. Außer, na ja, der Spaß war eher so meh. Und schon sich ein Butterbrot zu schmieren macht mehr Spaß. Aber dann würde ich nicht von Spaß bei Sex sprechen. Spaß ist Spaß, das möchte man. Wenn es nur ok ist, wie Kaffeekränzchen bei Oma (sorry an alle, denen das wirklcih Spaß macht), dann ist es eher eine höfliche Lüge, wenn man sagt "hat Spaß gemacht".

Einerseits sagst du, jemand kann ohne Verlangen nach Sex Spaß daran haben. Andererseits sagst du, wenn der ohne das Verlangen Sex hat, kann er es mit Negativem verbinden. Wenn es Spaß gemacht hat, wo ist dann das Negative, mit dem man das verbindet?

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Unbekannt516  25.06.2021, 22:47
@Mirarmor

Ein asexueller Mensch kann Spaß dran haben ja. Das setzt aber kein Verlangen voraus. Du kannst auch eine Sache aus Liebe zu jemandem machen (wie sagen wir mal Karten spielen), daran zwar Spaß haben, es aber nicht wiederholen wollen weil du einfach kein Verlangen hast selbst wenn du Spaß dran hattest. Hier ein Artikel über die Sicht einer Asexuellen die das vielleicht auch ein wenig erklärt: https://www.heute.at/s/-asexuelle-konnen-auch-sex-haben--52919552

Einerseits sagst du, jemand kann ohne Verlangen nach Sex Spaß daran haben. Andererseits sagst du, wenn der ohne das Verlangen Sex hat, kann er es mit Negativem verbinden. Wenn es Spaß gemacht hat, wo ist dann das Negative, mit dem man das verbindet?

Genau. Das eine hängt aber nicht mit dem anderen zusammen. Es kann sein dass man als Asexueller Menschen zum Beispiel aus Liebe zum Partner mit ihm/ihr schläft selbst wenn man kein Verlangen hat. Es kann einem trotzdem gefallen aus dem verschiedensten Gründen zum Beispiel den glücklichen Partner, das eigene Gefühl, die Nähe,…Selbstbefriedigung ist ja bei asexuellen Menschen auch nicht ausgeschlossen. Der Grund weshalb sie das machen ist dann aber nicht weil sie ein Verlangen danach haben wie bei einem Menschen der nicht asexuell ist sondern ganz einfach das Gefühl das gemocht wird. Asexualität wird leider oft als “gegen Sex” verstanden was es nicht ist. Es ist alles wie bei einem Menschen der nicht asexuell ist nur eben ohne das Verlangen.

Das Ganze kann aber auch nach hinten losgehen vorallem wenn man es nicht aus Liebe macht sondern aus Zwang (um sich anzupassen, weil ein Mensch einen zwingt,…) oder anderen Gründen und das somit als negativ gesehen wird.

Manche wollen es ausleben auch wenn sie kein Verlangen haben, manche nicht. Das kommt immer auf die Person an.

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Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:57
@Unbekannt516

Sorry, den Artikel habe ich jetzt zweimal gelesen.

Ich finde das total unlogisch und widersprüchlich.

Und nach wie vor, wenn etwas wirklich Spaß macht, dann wird ein Verlangen danach aufgebaut. Das ist Biologie und grundsätzliche Lebenswirklichkeit, die jeder erlebt. Wenn man etwas dem Partner zuliebe mitmacht (kann ja auch Theater oder Fußball sein), dann würde man das wieder machen wollen, wenn es Spaß macht. Wenn es aber nicht wirklich Spaß macht, dann behauptet man das höchstens, um den Partner nicht zu verletzen und erträgt das Ganze nur.

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Unbekannt516  25.06.2021, 23:08
@Mirarmor

Das Fehlen des Verlangens ist keine Wahl. Das scheinst du ein wenig zu vergessen. Man kann dennoch Spaß dran haben und es regelmäßig tun. Nicht jede asexuelle Person ist gleich. Vielleicht hilft das ein wenig weiter:

Asexualität zeigt sich in vielen verschiedenen Ausprägungen und Schattierungen, was es für ASS nicht einfacher macht sich selbst als solche zu identifizieren. In Fachkreisen unterscheidet man zwischen vier Haupttypen:

  • Typ A: Sexualtrieb, aber keine Anziehung (können sich vorstellen oder wissen, dass Sex sich gut anfühlt, sehen aber keine Notwendigkeit dafür oder empfinden ihn als unangenehm)
  • Typ B: Anziehung, aber kein Sexualtrieb (fühlen sich geistig, emotional und intellektuell von anderen Menschen angezogen, verlieben sich, haben aber kein Bedürfnis nach Sex mit dem Partner)
  • Typ C: sowohl Anziehung als auch Sexualtrieb (Masturbation wird als angenehm empfunden, Sex mit anderen Menschen jedoch als Herabwürdigung des Partners zu einer Sache betrachtet und gemieden)
  • Typ D: keine emotionale Anziehung, kein Sexualtrieb (auch Aromantiker genannt, können Freundschaften aufbauen, sich aber nicht verlieben)

Steht zwar nicht bei aber manche können wie schon mehrfach gesagt Spaß am Sex haben aber an sich kein Interesse dran haben bzw. brauchen es in deren Leben durch das fehlende Verlangen nicht. Es gibt Asexuelle die sich in einer Beziehung verhalten wie Menschen die nicht asexuell sind. Außerhalb einer Beziehung aber nichts mit Sexuellem zu tun haben. Das einzige was Asexualität ist ist das fehlende Verlangen. Mehr ist das nicht und das schließt alles andere nicht zwingend aus.

(https://www.mylife.de/sexualitaet/asexualitaet/)

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Und wenn nun jemand, der keinen Sex möchte, warum auch immer, googelt, dann findet er heute Asexualiät, Foren und Gemeinschaft. Dann muss er sich niemandem im real life mehr individuell und detailliert erklären,

Das muss man eh nicht. Meine Sexualität geht andere nichts an. Ich bin niemandem eine Erklärung schuldig. Wieso sollte ich mich erklären müssen?

Darüber hinaus, wieso geht es nur um Asexualität? Das, was Du beschreibst, gibt es doch bei Homosexualität, Heterosexualität auch. Weil Asexualität einfach nicht akzeptiert ist, nehme ich an. Andere können sich einfach nicht vorstellen, dass man keinen Sex haben möchte. Weil man es eklig findet oder es sich einfach noch nie vorstellen konnte, selbst in einer Beziehung nicht.

Bei mir ist es so. Ich fand den Gedanken, mal Sex zu haben, immer ekelhaft primitiv. Ich möchte das gar nicht. Mag sein, dass mir in meiner Jugend was passiert ist oder oder oder und das meine Entscheidung beeinflusst, aber ich denke nun mal so. Auch eine vierjährige glückliche Beziehung hat daran nichts geändert. Mein Partner akzeptiert und liebt mich so, wie ich bin, und uns verbindet etwas viel tieferes als das.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche
Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:19

Mit dem Erklären meinte ich z.B. auch potentielle Partner, die geht das ja was an. Bei der Partnersuche oder bei einem gewissen Stadium der Beziehung musst du dich ja schon erklären? (Unter Freunden vielleicht auch, natürlich nicht "muss", aber man kommt doch in die Lage, dass solche Themen angesprochen werden.)

Die Libido ist halt an sich, grundsätzlich, etwas stark in beide Richtungen Schwankendes. Das ist bei der Orientierung i.d.R. nicht so, zumal man da meist auch beim Verlieben merkt, in welches Geschlecht (oder Geschlechter) man sich verliebt. Also selbst, wenn meine Libido am Boden ist oder ich gestresst bin, kann ich mich ja in Männer verlieben. Es ist ja im Verhältnis gesehen, doch eher selten, dass jemand spät merkt, dass er homosexuell oder bi ist, und das liegt dann eher an der massiven gesellschaftlichen Ächtung oder sogar Bedrohung.

Und gerade wenn du sagst, vielleicht hat etwas deine Entscheidung(!) beeinflusst(!), dann steht Asexualität auf keinen Fall auf einer Stufe mit einer sexuellen Orientierung.

Du sprichst von "ekelhaft" und "primitiv". Ekel ist etwas Erworbenes, "Gelerntes", Geprägtes. "Primitiv" ist eine Beurteilung von dir, vom Intellekt. Beides ist m.E. etwas Psychologisches, evtl. Intellektuelles - wie du sagst, Erlebtes, was etwas mit dir gemacht hat und eine Entscheidung.

Aber wenn du die psychologischen Erlebnisse bearbeiten (lassen würdest) bzw. anders verarbeiten würdest und offen wärst dafür und deine Ansichten, dein Denken verändern würdest - dann könnte sich m.E. auch deine Libido bzw. Asexualität ändern.

Natürlich kann ich dein Empfinden und deinen Wunsch, keinen Sex zu haben, respektieren!

(Wenn du Menschen verachtest, die Sex mögen, kann ich das allerdings nicht respektieren.)

Aber ich seh das nicht biologisch so tief festgelegt wie die sexuelle Orientierung. Und ich habe daher Zweifel, ob das Etikett "Asexualität" als dieses Wort seine Berechtigung hat.

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Das sich die Libido verändert bei Stresssituationen, Trauer, Hormonschwankungen etc, sollte jedem Menschen bewusst sein, das ist nichts neues.

Asexualität heißt eben das man generell kein Verlangen nach Sex hat, da schwankt es idR höchstens so, das man dann vll max. ein paar Mal im Jahr Sex will. Und ob man es dann auslebt, kann man ja dann entscheiden, aber da wird die Lust eher nicht stark genug sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bi yourself 🏳️‍🌈
Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:11

Na ja, wenn die Lust nicht stark genug ist, die auszuleben, dann erhält sie m.E. auch kein "Futter". D.h. das ist doch ein Ursache-Wirkung-Kreis. Je weniger sexuelles Erleben, desto weniger Libido, noch weniger sexuelles Erleben, noch weniger Libido usw. Insofern kann man doch mehr Asexualität schaffen, als anfänglich da ist.

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Nein, man verbaut sich gar nichts, wenn man sich als asexuell bezeichnet.

  1. es ist ja nicht für immer. Jeder hat jederzeit die Möglichkeit sich anders zu definieren.
  2. ein Asexueller, der sich selbst so empfindet, braucht nicht darüber nachdenken, ob ihm etwas entgehen könnte, da er ja gar kein Problem/Mangelempfinden hat.

Warum sollte sich ein Asexueller verändern wollen? Für die anderen? Für jemanden, der sich das nicht vorstellen kann und deshalb ständig Zweifel äußert? Ich denke, das ist allenfalls nervig für einen Asexuellen und zeigt wie wenig sich ein Außenstehender in die Lage eines Asexuellen einfühlen kann.

Mirarmor 
Fragesteller
 25.06.2021, 22:10

Nein, nicht für andere.

Ich bin froh, dass ich heute mehr Libido habe und mehr sexuelle Lust, mehr sexuelles Erleben. Das habe ich früher ganz anders gesehen und mich lange ferngehalten.

Jetzt merke ich erst, wieviel Kraft und Lebensfreude und ein wieviel mehr an Lebensqualität mir das gibt. Und ich denke, im Nachhinein, dass mich die fehlende sexuelle Befriedigung und Erfüllung belastet hat, oder gedämpft, oder zurückgehalten. Auch wenn ich das erst im Unterschied zu heute merken kann.

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Divanikima  26.06.2021, 13:24
@Mirarmor

Ja, das kann ja gut sein, aber dann war es aus irgendeinem Grund halt damals wichtig und richtig für dich dich so runter zu dämpfen...

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