Vasektomie?

4 Antworten

Insgesamt fand ich den Eingriff okay. An meiner Libido hab ich keinen Unterschied gemerkt. Es hat mir übrigens viel Spaß gemacht, meine Spermaproben zu erzeugen und vorbeizubringen.

Beim Sex hab ich mich viel freier gefühlt, einfach genial! Ich würde vermutlich wieder so entscheiden, aber ganz sicher bin ich nicht. Es wäre schön gewesen, wenn sich meine Frau dankbarer gezeigt hätte. Die Vasektomie habe ich im Frühsommer 2000 vornehmen lassen, drei Monate, nachdem unser zweites Kind ebenfalls mit Komplikationen zur Welt gekommen war - damals hat meine Krankenkasse die kleine OP voll bezahlt. Also alles bestens!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bei mir ist es etwa 13 Jahre her. War damals 32 , verhairatet mit 2 kinder.

Es hat sich nichts geändert. Alles ist wie vorher auser das man eben keine Kinder mehr zeugen kann ( kein Samen im Ejakulat).

Ich wûrde es wieder machen lassen. Man braucht sich danach keine sorgen mehr zu machen das ein Abenteuer im nachhinein teuer wird...

Allerdings sollte man mit der Familienplanung abgeschlossen haben. Ein zurűck ist so gut wie nicht möglich.

Oder im zweifel Samen einfrieren lassen.

Hallo „Lebenslust 75“! 

Ich antworte auf Ihre Anfrage nur, weil Sie selbst auf eine erste Antwort oben hin kommentiert haben:

„Theoretisch ist mir alles klar. Persönliche Erfahrungen/Berichte wären interessant.“

Daher meinerseits folgende Ausführungen, die ich allerdings auch hier bei „Gute Frage“ schon mal ähnlich formuliert habe. Ich habe sie jetzt auf den Stand dieses Jahres gebracht:

Ich habe mich schon vor vielen Jahren sterilisieren lassen. Der Hintergrund war klar: Es gab drei Kinder, meine damalige Frau durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder schwanger werden und vertrug nach schwerer Geburt bei hohem OP-Risiko keine Ovulationshemmer. Mechanische Verhütungsmittel waren nichts für uns. Von daher bot sich eine Vasektomie bei mir an. Ich war mir bald sicher, keine andere Wahl zu haben und dachte offensiv in diese Richtung. Meine damalige Frau stimmte dem zu.

Also habe ich mich / haben wir uns offensiv über etwa ein Dreivierteljahr mit dem Gegenstand beschäftigt. Damals hatte ich noch kein Internet, ich habe mir Literatur zum Thema besorgt und den Rat guter Freunde eingeholt. Da ich in der Nähe einer Universitätsstadt mit zahlreichen Facharztpraxen lebe, gab es schnell die richtigen Hinweise. Ich habe mich dann für eine angesehene urologische Praxis entschieden und mich dort vorgestellt. Es gab ein umfassendes Aufklärungsgespräch, bei dem der Arzt schnell mein theoretisches Vorwissen feststellte und sich daher intensiver mit möglichen psychischen Folgen befasste.

Und darüber nachzudenken, halte ich wirklich für wichtig in der Betrachtung und Entscheidungsfindung über eine Vasektomie. Es wird nicht eben mal eine Warze entfernt und ausgebrannt, es geht um ein wesentliches Feld unseres Mensch-Seins und Mann-Seins. Ich selbst habe drei Kinder und weiß um die Freuden und Belastungen dieses Zustandes sehr genau. Aber auch um die Perspektiven eines halbwegs geglückten Familienlebens. Heute verstehe ich sehr gut und auch viel eher, dass die Fachärzte sich angesichts der Fährnisse und Fügungen des Lebens schwer damit tun, einen jungen Mann ohne Kinder zu sterilisieren.

Der Urologe hat damals übrigens noch eine formelle schriftliche Zustimmung meiner Partnerin zu dem Eingriff bei mir verlangt. Heute ist das so wohl nicht mehr üblich. Fast genau zwei Monate nach der ersten Beratung und zwei weiteren Gesprächen per Telefon stand der Termin an einem Freitagmittag fest, an dem ich mich dann glattrasiert und mit etwas flauem Gefühl im Magen in der Praxis eingefunden habe.

Ich denke noch gelegentlich an die Situation dieser kleinen OP zurück, wobei es viel eher die Umstände waren, als der Eingriff selbst. Die Praxis hatte gerade zwei junge „Famulae“ (= Medizinstudentinnen im Praktikum) bekommen, richtig nette Mädchen, und der Urologe fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn neben seinen beiden Assistentinnen auch die jungen Damen bei dieser meiner Vasektomie zuschauen dürften. Es wäre auch für sie eine Premiere. Ich war etwas überrascht, sagte aber nicht nein, hatte auch eigentlich nichts dagegen. Die beiden Studentinnen fand ich irgendwie ganz nett und die haben den Vorgang mindestens so bestaunt wie ich. Von der OP habe ich abgesehen von der Fixierung der Samenleiter durch Tuchklemmen und den beiden Anästhesieinjektionen kaum etwas gemerkt.

Wegen der beiden Praktikantinnen hat der Operateur jeden Schritt im Detail erläutert, gewissermaßen wie eine Demonstrations-OP. Das eigentliche OP-Feld war auch für mich nicht abgedeckt, so dass ich mit leichtem Heben des Kopfes jedes Detail, jede Aktivität genau verfolgen konnte. Es hat mich weder erschreckt, noch habe ich mich geekelt. Zusammen haben wir somit den Fortgang in diesen etwa 25/30 Minuten fachkundig vorgestellt und kommentiert bekommen. Zu meinem Urologen habe ich großes Vertrauen gefunden und ich habe ihn später bis zu seiner Pensionierung bei anderen urologischen Fachfragen gelegentlich noch aufgesucht.

Es war damals noch die klassische Vasektomie mit beidseitigem Schnitt, Ligatur und Verödung durch den Elektro-Kauter. Das knisterte und qualmte ein wenig und dann war es auch bald getan. Heute noch sehe ich, wie die beiden herausgetrennten Samenleiterstückchen aufgespießt auf je einer Spezialzange in einem kleinen Ständer am OP-Stuhl standen. Das war in Ordnung, machte mich ruhig - und sogar ein wenig stolz.

Meine Frau holte mich nach getaner Tat ab und wir fuhren nach Hause. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Eisbeuteln im Bett. Es gab auch nach Abzug der Anästhesie keine Malessen, keine Blutergüsse, keine Probleme. Ich ging nach dem Wochenende meinem Beruf wieder nach. Nach fünf Wochen wies das erste Spermiogramm "keine Fäden" mehr auf, auch die zweite Untersuchung knapp acht Wochen nach dem Eingriff zeigte dieses Bild. Körperlich blieb ich voll fit. Es gab keinerlei Störungen in meinem Sexualleben.

Meine damalige Frau und ich hatten dann einige ruhige Jahre im Miteinander, allerdings ging unsere Ehe, nachdem die Kinder größer geworden waren, auseinander. Von einer Hoffnung, eine Vasektomie könne eine Ehe kitten, rate ich aus eigener Erfahrung dringend ab.

Einige Jahre darauf fand sich eine liebenswürdige Frau für eine neue Partnerschaft, mit der ich so nicht mehr gerechnet hatte. Als sich zeigte, dass wir uns auch sexuell einig werden würden, habe ich sicherheitshalber bei meinem Urologen eine weitere Ejakulatprobe abgegeben und untersuchen lassen. Das Ergebnis aus der acht Jahre zuvor erfolgten Vasektomie hatte Bestand und so starteten wir beide in eine recht befreite, sexuell unbelastete Gemeinsamkeit. Meine neue Partnerin hat ebenfalls einen erfüllten Kinderwunsch und das sie etwas jünger ist als ich und ihr Klimakterium spät eintrat, haben wir von meinem Zustand nach Vasektomie noch richtig was gehabt.

Im nachhinein war das die völlig richtige Entscheidung und ich glaube, dass es bei mir sehr gut gelaufen ist. Zwei Dinge erscheinen mir im Rückblick für meine Geschlechtsgenossen, die sich mit der Möglichkeit einer Vasektomie beschäftigen, wichtig: 1. Die Auswahl eines Arztes, zu dem man Vertrauen entwickeln kann, sodann 2. die richtige innere mentale Vorbereitung durch klare Kopfarbeit unter Betrachtung aller Aspekte und realistischer Einschätzung der Bedeutung und Folgen dieses Eingriffs. Im heutigen Internet lese ich immer wieder von Problemen und Versagern bei Vasektomien. Hier hat es im Vorfeld oft wohl an vernünftiger Vorüberlegung gefehlt. Ich glaube aber nicht, dass ich nur Glück gehabt habe oder einem Zufall unterworfen wurde. Dazu kenne ich zu viele Männer, die ebenfalls mit der Vasektomie sehr zufrieden sind. Für mich war der damalige Eingriff die wohl beste Entscheidung, die ich bezogen auf meine Männlichkeit je gefällt habe.

Gleichwohl will das Thema wohl überlegt sein, eben wegen der vielfältigen Folgen. Ich bin neulich im Netz auf eine Reihe von Kurzfilmen des Journalisten Jan Schipmann (33) gestoßen, der sich – selbst kinderlos – bis Februar 2020 für eine Vasektomie entschieden hat, zuvor jedoch mit einer Reihe von Leuten über diese Entscheidung diskutiert und diese Gespräche aufgezeichnet hat, Obwohl ich den Eindruck gewonnen habe, dass dieser Mann von einer gewissen Lebensangst getrieben war, sind die Gespräche mit Vater und Bruder, mit Psychologen und Mönch, mit der ehemaligen Partnerin etc. wirklich erhellend. Schauen Sie sich, Lebenslust 75, diese Filme bei youtube doch mal in Ruhe an. Vielleicht gewinnen Sie daraus einige für Sie wertvolle Hinweise

Übrigens: Lebenslust75 ist ein schöner Nickname. Gewinnen - und behalten Sie ihre Lebenslust. Nach den  jeweiligen Umständen mag eine Vasektomie eventuell dazu beitragen können. Es kommt aber auf den ehrlichen Umgang mit den Umständen und den Folgen an.

 

Freundliche Grüße. Jan 491

PS: Viele gute Antworten verstecken sich etwas hinter den Fragen. Es lohnt sich bei "Gute Frage" oft, beim geeigneten Stichwort alle Antworten durchzusehen. Sie wären ggf. schon früher auf meine Beiträge zum Thema gestoßen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Jost79  07.07.2021, 15:13

Ermutigend. Toller Bericht!

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Nach Studien haben 5-10% hinterher Dauerschmerzen