Analoge Kamera Nachthimmel fotografieren. Welche Einstellungen?


01.10.2023, 14:31

Als Filme nutze ich die Kodak Gold DKn 35mm ISO200 Process C-41 (36 Shots)

8 Antworten

An alle Fotoexperten, welche Einstellungen muss ich tätigen, damit die Bilder gut werden? ISO usw.

Also ich weiß ja nicht ob ne analoge Kamera so das richtige Medium für dich ist, wenn du dich mit Settings nicht so gut auskennst, dass du dir die Frage selbst beantworten könntest. Es gibt auch wie bei Digitalkameras kein narrensicheres Rezept. Nur bei ner Analogkamera musste erstmal noch ne Woche warten, bis du siehst ob du was falschgemacht hast. Und wenn du dir deine Settings nicht aufschreibst, dann weißt du nichtmal was du falschgemacht hast. Und ASA stellt man generell auf das ein, was auf dem Film steht. Maximale Belichtungszeit = 500 geteilt durch deine Brennweite.

Ich besitze 2 Objektive:
- EF 28-80mm ⌀58mm 1:3.5-5.6 II
- EF 80-200mm ⌀52mm 1:4.5-5.6 II
Welches der beiden ist zu empfehlen?

Das richtet sich wohl danach, wie dein Bildausschnitt sein soll. Willst du den ganzen Nachthimmel drauf haben oder nur einen Bildauschnitt?

Ist Autofokus zu empfehlen? Manuell ist ja in der Nacht schlecht zu machen.

Auf AF würde ich mich bei analogen Kameras nicht verlassen, schon garnicht bei Nachtmotiven. Deine beste Wette ist also den Fokus auf unendlich zu stellen.

Als Filme nutze ich die Kodak Gold DKn 35mm ISO200 Process C-41

Glaube nicht, dass ein Low-ISO Film für Nachtbilder gut ist. Würde eher zu einem 800er greifen wie Cinestill 800T. Filme mit noch mehr ASA sind generell teuer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008
An alle Fotoexperten, welche Einstellungen muss ich tätigen, damit die Bilder gut werden?
ISO usw.

Dir ist klar, das Du von einer Analogkamera sprichst. Und Du fragst danach, welche ISO Du einstellen sollst?

Die ISO (beim Film auch ASA genannt) stellst Du danach ein, welchen Film Du eingelegt hast. Das steht auf dem Film drauf, welche Empfindlichkeit der hat. Das kannst Du nicht "einfach so, wahlfrei auswählen" wie bei einem digitalen Sensor.

 

Du nimmst einen eher höher empfindlichen Film (versuche mal einen 400er oder höher zu Anfang), machst die Blende weit auf, damit möglichst viel Licht hinein fällt und stellt die Verschlusszeit irgendwo auf ein paar Sekunden (10 Sekunden oder so). Da musst Du herumexperimentieren.

Und scharf stellst Du das Objektiv manuell auf Unendlich (nicht darüber hinweg, notfalls auf etwas "ganz weit weg" scharf stellen).

Und dann versuche keine beleuchteten Dinge (Straßenlaternen etc.) mit ins Bild zu bekommen, da die das sann an der Stelle komplett überstrahlen.

Bei Aufnahmen die den Mond enthalten sollen musst Du auf den Mond belichten (den anmessen), damit der nicht komplett überstrahlt. Da kann man ja eine Belichtungsmessung mit der Kamera auf dem Mond machen, die Belichtung speichern (Sternchen-Taste) den Ausschnitt passend verschwenken und dann auslösen.

Suche im Netz mal nach "Jiffy Calculator".

Hier ein Beispiel: https://kusner.com/downloads/MVLibrary/JiffyCalculator.pdf

Das ist eine Rechenschieber, der Dir bei verschiedenen Situationen grob die Belichtung vorgibt, so das Du lernst sie selber zu schätzen.

Ich besitze 2 Objektive:
Welches der beiden ist zu empfehlen?

Wirklich zu empfehlen ist keines der beiden. Was du möchtest sind offenblendige Festbrennweiten.

Heißt aber nicht das deine existierenden Objektive für ein Bild vom Nachthimmel komplett unbrauchbar sind. Du solltest dir allerdings merken dass lange Brennweiten nur mit einer elektronischen Nachführung zum auslösen der Erdrotation brauchbar sind. Dementsprechend wirst du wohl eher das 28-80 nutzen wollen, auf 28mm.

Welche Einstellungen?

Blende muss auf, soweit wie es dein objektiv eben zulässt. Von den Sternen kommt nur wenig Licht an und von dem bisschen möchtest du so viel wie möglich auf den Film bekommen.

Die Belichtungszeit musst du ausrechnen,

https://www.focustoinfinity.de/npf-rechner/

Der ist zwar für digitale Fotografie gedacht, aber die Physik ändert sich ja nicht, egal ob du einen digitalen Sensor oder einen Film benutzt.

Mit ungefähr 10s bist du mit 28mm Brennweite an Kleinbild gut dabei.

Achja und ISO ... du wirst mindestens einen 1600er Film benötigen damit man irgendwas auf den Fotos erkennt, besser noch einen 3200er Film.

Ist Autofokus zu empfehlen? Manuell ist ja in der Nacht schlecht zu machen.

Der Autofokus ist am Sternenhimmel komplett nutzlos.

Du musst manuell fokussieren, entweder auf einen hellen Stern oder Planeten (Jupiter zum Beispiel) wobei du hier solange fokussierst bis dieser nicht mehr kleiner wird.

Oder auf den Mond.

Und komm nicht in die Versuchung einfach den Fokus auf unendlich zu drehen, Objektive lassen sich über unendlich hinaus fokussieren, mit der Technik wird dein Bild also definitiv unscharf.

Claasjahn 
Fragesteller
 01.10.2023, 14:48

Ist Verschlusszeit und Belichtungszeit das selbe?

0
Krabat693  01.10.2023, 14:50
@Claasjahn

Ja, zwei Wörter für die gleiche Sache. Wie lange wird dein Film dem Licht ausgesetzt.

0
Claasjahn 
Fragesteller
 01.10.2023, 14:50

Laut Anleitung, kann ich im Manuellen Modus die Verschlusszeit und Blendenwert verstellen. Was muss ich bei beiden einstellen?

0
Claasjahn 
Fragesteller
 01.10.2023, 14:54

Der Blendenwert sind so komma zahlen, welche ich mit A/V +- verstellen kann. Und der Verschlusszeit geht bis blub. Und 30'' was muss da rein.

0
Krabat693  01.10.2023, 14:58
@Claasjahn

Der Blendenwert gibt das Verhältnis von Brennweite zu Öffnung an, kleinere Zahlen bedeuten also eine größere Öffnung für das Licht.

Die Verschlusszeit bulb bedeutet das die Blende solange offen bleibt wie du den Auslöser gedrückt hälst. Alles andere sind Angaben in Sekunden. 30" heißt also 30 Sekunden.

1/30 wäre zb eine Dreißigstel Sekunde.

0
Claasjahn 
Fragesteller
 01.10.2023, 15:03
@Krabat693

Bedeutet also ich sollte 30" nehmen oder blub? Und die kleinste Blendenwert?

0
Krabat693  01.10.2023, 15:09
@Claasjahn

Du hast meine Antwort aber schon gelesen oder? 10s Belichtungszeit, kleinster Blendenwert und einen ISO 1600 oder besser ISO 3200 Film einlegen.

0
Claasjahn 
Fragesteller
 01.10.2023, 15:12
@Krabat693

Ja,hab ich. Danke. Film muss ich sehen ob ich noch einen bekomme. Kann man sie einfach so wechseln, wenn novh welche drauf sind.

0
Krabat693  01.10.2023, 15:15
@Claasjahn

Nur wenn du eine Dunkelkammer hast, ansonsten solltest du den aktuellen Film erstmal verknipsen

1

Hallo

Gute Nachtfotos ist "relativ", es gab/gibt für Astrofotografie entwickelte Filme und Kameratechnik wie Noctolux Optiken und gekühlte Kameras. 1975 kam die Olympus OM2 mit dem OM Blitzsystem womit man "Nachtfotos" automatisiert erzeugen konnte.

EF 28-80 montieren und auf etwa 35mm drehen, Zoomrad mit Kreppband festkleben. Die Optik ist Varifocal und bei 35mm hat die Optik die "beste" Bildqualität bei Offenblende. Wen sich der Zoomring bewegt verliert die Optik denn Focuspunkt.

Mond oder was über 15 Meter Distanz anfocusieren, auf dem mittleren/zentralen AF Kreuzsensor, danach Stellung mit Kreppband sichern und Optik von AF auf MF schalten. AF Kit Optiken haben keinen Unendlichanschlag kann man also "überfocusieren". Dann ist nichts richtig scharf.

Kamera auf Stativ montieren, Motiv einrichten der Mond sollte nicht im 24mm Mittenkreis sein, Programmodus auf Landschaft (nicht Nightshot) einstellen und Vorlaufzeit 10 Sekunden einstellen, ausser man hat einen Kabel Fernauslöser (zb das Canon RS60). Selbst mit Fernauslösung ersetzt die Vorlaufzeit die Spiegelvorauslösung

Verschlusskappe aufs Okular stecken (am Schultergurt) oder Klebeband drüber

Auslösen

Danach die Sekunden mitzählen und merken. Fotografen haben ein Notizbuch und/oder Diktiergerät dabei, heute gibt es dafür Smartphones

Die EOS 300 hat eine TTL OTF 35 Feld Matrix Messung und belichtet Landschaft mit Sternenhimmel automatisch "korrekt" bzw bis etwa 30 Sekunden (Bis Lichtwert 1). Bei DX Film wird auch der Schwarzschildeffekt passend kompensiert aber natürlich nicht die Farbabweichung Richtung orangerot.

Bei ISO 200 ergibt Lichtwert 1 mal 30 Sekunden etwa Blende 5,6 das heisst die Kamera wird vermutlich bis 15 Sekunden belichten.

Meine EOS 500n hält denn Verschluss im Auto Modus mit dem Batteriepack um 30 Minuten offen (Eine OM2 macht das mehrere Stunden) und zählt die Sekunden bis 1999 im Display mit. Damit kann man dann beim/nach denn fürs Labor oder das scanen die Farbabdrift genau zurückrechnen.

Die 300er werden das ähnlich machen

Die Matrixmessung der 300er ist bemüht die Horizontline zu erkennen und belichtet die "Landschaft" korrekt, der Sternenhimmel ist dabei egal. Deswegen muss der Vordergrund dunkel sein oder man kippt die Kamera eben weit genug über die Horizontlinie. Im Landschaftsmodus kann man nicht die Messart wählen man steckt in der Matrixmessung fest, das heisst der Mond wird mitgemessen sobald der im Motiv ist. Aber die Ecken werden weniger gewichtet als das Zentrum.

Im Prinzip muss man einen ISO 200 Film mit der Erdrotation nachführen, selbst mit den EF 24/1.4L. Dazu baute man sich eine Nachführung mit Schwerkraftantrieb oder kaufte einen Federwerktracker (zb den Omegon)

Die typische EOS Einsteigeroptik für Sternenhimmelfotografie war das EF 28/1.8 USM (Transmission aber nur um T2.3) welches aber erst ab Blende 2.8 eingemassen Randscharf wird und dabei viel weniger Bildqualität als ein EF 28-70/2.8 L oder EF 20-35/2.8 L bei Blende 2.8 abliefert. Es gab aber um 1999 aus Japan eine Korrektorlinse welche das 28er für Astro korregierte. Dann kam aber das Sigma 28/1.8 APO (Transmission um T2) das war bei Blende 1,8 so gut wie das Canon bei Blende 2.8

Die ISO 1:1 vom Filmspulenaufdruck auf die Kamera übertragen, einfach deinen Liblingsfilm weiter verwenden. Das ist so bei analogen Filmen.

Wähle das Objektiv abhängig vom gewünschten Bildausschnitt - den kennst ja nur du.

Wähle manuelle Fokusierung und übe das manuelle Scharfstellen bei Tageslicht.

Stelle die Kamera auf P dann rechnet die Kamera abhängig von der Zoomeinstellung und der Helligkeit im Bildfeld die Zeit und die Blende aus und stellt diese direkt ein.
Notiere dir die von der Kamera berechneten Werte und schreib die Lichtsituation dazu - so bekommst du ein Gespür für die Dimensionen. Warum willst du von Helfern die Zeiteinstellung und Blendeneinstellug wissen, das ermittelt die Kamera doch abhängig von der Helligkeit im Bildfeld selbsttätig.

Mache eine zusätzliche Aufnahme mit + 1,5 Blenden und eine mit -1,5 Blenden, so bekommst du ein Gespür für Belichtungskorrekturen, abhängig von der Lichtverteilung im Bildfeld.

Viel Erfolg.

Nimm ein Stativ wenn die Belichtungszeit länger ist als die Brennweite.
Also bei 100 mm Brennweite und 1/10 Sekunde Belichtungszeit das Stativ nehmen, da die Aufnahme sonst unweigerlich verwackelt ist. Dabei ist der zeitgesteuert Selbstauslöser hilfreich, sonst wackelt die Kamera beim Drücken des Auslösers.