Alle kopieren Tolkien?

5 Antworten

Also, ich kenne eine Fantasy-Saga, die sich darum bemüht, nicht den herkömmlichen Klischees zu entsprechen: David Webers "Schwerter des Zorns"-Saga. Ja, sie spielt in einem Mittelalter-Setting und es gibt Menschen, Zwerge und Elben; und es gibt auch Völker, die den Orks entsprechen, Zauberer, Magi (nicht identisch mit Zauberern; erstere nutzen die Energie der Welt für ihre Magie; letztere sind Psi-Talente) und intelligente Pferde (genannt "Courser") - doch die Hauptfiguren gehören zu diesen "Hradani" genannten Ork-Äquivalenten. Außerdem greifen die Götter des dortigen Pantheons immer wieder in die Geschehnisse dieser "Norfressa" genannten Welt ein und wählen sich Vertreter, die in der Welt für sie agieren können.

Auf Deutsch sind 4 Bücher erschienen, die die ersten drei englischsprachigen Romane* abdecken; auf Englisch gibt es zusätzlich noch eine Kurzgeschichte, die nach dem dritten englischsprachigen Roman spielt und zwei weitere Romane.

*Der Link führt zu einer CD der Baen Free Library, auf der diese und die Kurzgeschichte zu finden sind - unter "Bahzell"-Series (Bahzell ist der Name der Hauptfigur)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Tolkien hat die Fantasy wie kein anderer beeinflusst. Alles, was vor ihm war, führt zu ihm hin und alles was nach ihm kam, kann seine Wurzeln nicht verbergen. Es ist wie mit dem Portrait des Fujiyama. Selbst wenn Künstler den Berg absichtlich meiden, fällt seine Abwesenheit eben dadurch auf.

Genau so ist es mit Herr der Ringe. Die Heldenreise ist etwas, das schon viele Geschichten inspiriert hat und gerade die Fantasy ist ein Genre, indem man dieses Setting wunderbar ausleben kann. Manche Autoren machen es besser, als andere.

Was das Subgenre angeht, da ist die klassische High Fantasy am bekanntesten. Eben weil Herr der Ringe oder Ice and Fire in den letzten Jahren derartig erfolgreich waren. Durch letzteres erhoffen sich viele Fans endlich den lang versprochenen Film aus dem PERN Universum. Was dem Genre Fantasy in der Öffentlichkeit auch eine neue Richtung geben könnte.

Durch Warrior Cats ist die Tierfantasy zwar wieder etwas in den Fokus gerückt, aber wirklich Bemerkenswertes abseits von Glenkill, Die Ameisen oder Felidae gibt es wenig. New Weird, (klassische) Phantastik, Science Fantasy oder Funtasy haben immer ihre Leser gehabt, aber es braucht Glück und den richtigen Zeitpunkt, um im Mainstream anzukommen. Wem ist denn noch zB China Miéville ein Begriff? Oder Terry Pratchett? Es gibt viele gute Geschichten da draußen. Ja, manchmal muss man sich durch einen Berg Unsinn lesen, aber Welten wie Bas Lag, Otherland, die Scheibenwelt oder Abendsee sind nicht unbekannt.

Die Fantasy wurde lange wie ein Stiefkind behandelt. Sowohl in den Buchläden, als auch von der Filmindustrie. Ja, es gibt vieles was sich gleicht, aber auch geschäftlicher Sicht ist das nicht verwunderlich. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und hält sich an das, was er kennt.

Wenn dich die Heldenreise nicht packt, was ich absolut nachvollziehen kann, dann sieh dich mal bei Autoren A Lee Martinez, Simon Green oder Miéville um. Willst du mehr historisches, ist Marion Zimmer Bradley mit ihrer Artussage einen Bick wert. Oder auch Timeline von Crichton - meide hier besser den Film.

Woher ich das weiß:Hobby – Leseratte von Anfang an (SF+Fantasy)

Tichuspieler  27.05.2024, 16:14

wirklich Bemerkenswertes abseits von Glenkill, Die Ameisen oder Felidae gibt es wenig.

Diese drei haben jetzt aber nichts wirklich mit Fantasy zu tun. Ansonsten gibt es schon noch andere Romane, in denen Tiere eine gewichtige Rolle spielen, da gebe ich Dir uneingeschränkt recht :-)

Wem ist denn noch zB China Miéville ein Begriff?

Mir. Auch wenn ich nicht gerade eine SF-Fan bin.
Ich bin allerdings in einem Autorenforum, in dem einige Mitglieder China Mievelle als Vorbild nennen.

Oder Terry Pratchett?

Ganz ehrlich: Auch wenn der Autor Millionen von Fans auch hier in Deutschland hat, ich konnte mich nie mit so richtig mit seinen Romanen anfreunden. Was irgendwie drollig ist, weil mir schon ein paar Leute um die Ohren gehauen haben, dass meine Ideen schon was Pratchetteskes haben (ja, ich weiß, das Wort gibt es eigentlich nicht. Mir wird halt nachgesagt, dass sich die Ideen Pratchetts und meine recht ähnlich sind, zumindest von der Art und Weise der Skurrilität her.)

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Ganz blöde Antwort von mir: Verlage wollen Geld verdienen.
Womit? Mit dem, was gerade Trend ist.

Als die Trilogie "Der Herr der Ringe" in die deutschen Kinos kam, gab es zig verschiedene Völkerromane: Elfen, Zwerge, Orks, Goblins etc.pp.
Und sie wurden gekauft, weil sie eben einen Run auslösten. Und getreu dem Motto: Man muss das Eisen schmieden so lange es heiß ist ...

Genauso wie Dan Brown mit seinen Illuminati-Romanen oder John Grisham mit seinen Justizromanen: Dadurch lösten sie einen Hype aus, der dazu führte, dass diverse Romane nach Schema F aber eben dieser Thematik den Markt überschwemmten.

Wenn man selber also eine eigene fantasy welt erstellen will, macht es sinn, ganz neue konzepte zu erfinden, und das setting einzigartig zu machen?

Ich antworte einmal mit einem anderen Beispiel:
Ich spiele Comedy (derzeit noch auf Offenen Bühnen). Ich habe einen Bekannten, denen ich meine neuesten ausgedachten Gags erzähle, und in fast allen Fällen lacht er drüber.
Einmal hatte ich ihn gefragt, ob er glaubt, ob ich es schaffen kann, mit der Comedy Geld zu verdienen.
Seine Antwort: Wenn du damit reich werden willst, musst du draufhauen, draufhauen, draufhauen. Oder Du bleibst in deiner Nische. Dann hast du nicht viel Publikum und auch nicht viel Geld, aber du bleibst dir und deinem Stil treu.

Das kannst Du auch auf Deine Gedanken übertragen: Wenn Du viele Leser haben willst, bewege Dich im Mainstream.
Willst Du Du bleiben (und ich persönlich begrüße das!), dann entwickele Deine Welt, Deine Ideen, Deine Lebewesen. Vielleicht hast Du dann nicht so viele Leser. Aber Du bist Dir treu geblieben und hast etwas geschaffen, was Dich auszeichnet.

Von Experte Eortner bestätigt

Natürlich kannst du versuche ein komplett eigenes Konzept zu entwickeln, von der Heldenreise abweichen oder genres Mischen...Schreiben ist ein KANN kein MUSS...

Aber etwas komplett einzigartiges und neues zu erschaffen ist schwierig, dafür schreibt der Mensch schon viel zu lange, viele Geschichten...alles wird man irgendwo wiedererkennen...alleine schon weil du andere Bücher/Filme etc. kennst und dein Gehirn, Dinge die dir gefallen haben, mit eigenen Gedanken mischt :)

Und ob unbewusst oder bewusst...Irgendwas erkennt man wieder :)

Ich finde auch du hast recht, dass immer das selbe zu schreiben irgendwann irge dwie langweilig wird...andererseits auch nicht, da jeder einen anderen Schreibstil hat...

Ich versuche meine Geschichten/Bücher auch nicht zu sehr an Klichees zu binden ^^

Es gibt die sogenannten 12 Stationen der Heldenreise. Daran orientieren sich gerade Fantasyautoren.


NichtGronkh99 
Fragesteller
 26.05.2024, 22:49

Wurde schon zu oft gemacht.

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NichtGronkh99 
Fragesteller
 26.05.2024, 22:53
@Desparativum

Also verkaufen sich herr der ringe klone trotzdem gut? Auch wenn sie so repitiv sind?

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NichtGronkh99 
Fragesteller
 26.05.2024, 22:54
@Desparativum

Dasnn bin ich wohl sehr anspruchsvoll, wenn es um literatur geht?

Und fakt ist, keiner dieser klone, kommt auch nur annährend an das original an.

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Desparativum  26.05.2024, 22:56
@NichtGronkh99
Dasnn bin ich wohl sehr anspruchsvoll, wenn es um literatur geht?

Sieht so aus.

Und fakt ist, keiner dieser klone, kommt auch nur annährend an das original an.

Es muss ja nur gekauft werden.

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NichtGronkh99 
Fragesteller
 26.05.2024, 22:58
@Desparativum

Es fehlt der inhalt, die importieren fast alle konzepte, aber sie haben die tiefgründigkeit nicht von Herr der Ringe, und nicht den Epos.

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Desparativum  26.05.2024, 23:01
@NichtGronkh99

Leider ein Kennzeichen der Gegenwart: Anspruchslosigkeit.

Wenn der Plot simpel gesponnen, die Figuren einfältig gestaltet und auf eine Meta- und/oder Subebene verzichtet wird, kann man die meisten Leute erreichen.

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