9-Euro-Ticket sinnvoll?

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich denke das Ziel ist klar verfehlt. Es war ja (als "Umweltticket") dafür gedacht, daß Berufspendler vom Auto auf die Öffis umsteigen. Das ist aber nicht passiert, wie auch Studien belegt haben. Im Gegenteil, viele Pendler sind sogar von den Öffis aufs Auto umgestiegen, weil sie keine Lust auf überfüllte Züge hatten oder zu oft der Zug wegen Überfüllung ausgefallen ist oder sie nicht mitfahren konnten weil er voll war.

Stattdessen wurde das Ticket fast ausschließlich als Spaß- und Freizeitticket genutzt, um endlich mal sinnlos durchs ganze Land zu fahren. Irgendwohin, wo man ohne das billige Ticket niemals hingefahren wäre, weil man ja nicht hin musste. Das ist natürlich total gut für die Umwelt 👍

Nachtrag: von mir aus soll es bleiben, allerdings zu einem realistischen Preis. Und dann bitte mit Kilometerpauschale, zB 30Km oder 50Km vom Wohnort. Das reicht dicke um damit zur Arbeit zu kommen, setzt aber diesem sinnlosen 9€-Tourismus ein Ende.

RobStark03 
Fragesteller
 29.08.2022, 15:49

Genau so sehe ich es auch. Einen Versuch war es wert, dieser Versuch kann gerne beendet werden.

Welche Maßnahmen würdest du befürworten für sozialen Ausgleich? Direktzahlungen scheinen mehr sinnvoll zu sein

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Das größte Problem war da das 9€ Ticket kein Zeitbegrenzung hatte. Die Ländertickets und das QDL gelten in der Woche sinnvoller Weise erst ab 09:00.

Das sind die "Bürozeit" Pendler auf Arbeit und die Kids in der Schule. jetzt waren die Züge von Betriebsbeginn an, Rammelvoll. Das die Pendler zurück zum Auto sind kann ich absolut nachvollziehen.

Und noch was, wer damals von Anfang an Dabei war, weiß die Idee für 9€ Ticket ist in einer Nachtsitzung des Verkehrsministerium entstanden.

Wenn ein Ministerium eine Nachtsitzung macht, haben die kein Schmankerl vor, sondern die Verhinderung eines Generalstreiks der Deutschen.

Wer sagt sie wollten wen auch immer entlasten Das war die Ausrede um das zu erklären.

Ich bin dagegen. Es war ein Schnellschuss der unter massiven Mitnahmeeffekten kaum was fürs eigentliche Ziel geleistet hat: Autofahrer in den ÖPNV zu locken.

Wesentlich zielführender und kostengünstiger wäre es gewesen, dass 9€-Ticket nur gegen Vorlage einer gültigen Kfz-Zulassung und Perso auszustellen. Menschen die sowieso mit dem ÖPNV fahren wurden hier vollkommen unnötig wegen steigender Spritpreise "entlastet".

Anstatt hier weiter Geld zu verschwenden, sollte man den Menschen helfen die auf Grund der Gaspreise diesen Winter vermutlich frieren müssen. Und nein, dass sind nicht die HartzIV-Empfänger. Dass sind Arbeitnehmer, die gerade noch zu viel haben.

Und ich höre schon wieder das Geheuel von "Aber ich hab letztes Jahr eine Wärmepumpe einbauen lassen. Warum soll ich jetzt denen das Gasheizen bezahlen?"

Ganz einfach: Weil diese Preisexplosion, vor allem in dieser extremen Steigerung, nicht absehbar war und es nicht die Schuld derer ist, die diesen Winter mit Gas heizen müssen, dass es so ist. Und nach der gleichen Logik ein Fahrad- oder Autofahrer das 9€-Ticket ebenso finanzieren musste.

Es geht hier nicht um Flutopfer in ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten, die das Risiko einfach nur ignoriert haben. Es geht hier um Opfer einer Energiekrise. Von der Energiepreispauschale können sich die meisten nichtmal einen Abschlag nach neuen Preisen leisten.

Und alle die, die immer ganz groß dabei sind alles "bezahlbar" zu halten - bezahlbarer Wohnraum, bezahlbarer ÖPNV, etc. - die sind plötzlich ganz leise beim bezahlbaren Heizen.

Und noch ein ganz anderes Problem was die Regierung bisher nicht bedacht hat:
Jetzt sollen die Gasumlage die Konzerne "retten". Was denken die was passiert wenn die Hälfte der Leute einfach ihre Rechnung nicht mehr bezahlt? Wenn der Vermieter von seinen Mietern die Nebenkosten nicht mehr erstattet bekommt und selbst in Schieflage gerät? Das wird hier genauso Kreise ziehen wie die letzte Bankenkrise.

skyrim2011  29.08.2022, 15:30
Und ich höre schon wieder das Geheuel von "Aber ich hab letztes Jahr eine Wärmepumpe einbauen lassen. Warum soll ich jetzt denen das Gasheizen bezahlen?"

Weil der Strom für die Wärmepumpe auch aus Gas gemacht wird ☝️😁

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RobStark03 
Fragesteller
 29.08.2022, 15:42

Ich stimme dir in sehr vielen Punkten zu. Das mit den flutopfern verstehe ich allerdings gar nicht

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MarSusMar  29.08.2022, 17:38
"Aber ich hab letztes Jahr eine Wärmepumpe einbauen lassen. Warum soll ich jetzt denen das Gasheizen bezahlen?"

Herrlich, Lachanfall pur, mit jemanden der sowas raushaut, würde ich zu gerne mal reden.

Ja wir zahlen mehr Strom, zumal unsere 18 Jahre auf dem Buckel hat, da eine neue Derzeit eine Wartezeit von 12 Monaten hat, läuft der Auftrag.

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Mir war es praktisch, aber es hat auch genervt.

Ich zahle sonst für mein städtisches Monatsticket ~65€

Musste neben Job mehrfach die Woche in einen Nachbarort, da kostet das Zusatzticket hin/ zurück 10€/ Tag.

Ich musste Juni bis August ca 20x fahren. >200€

Also da schon mal 200 plus 3x54= 162.

Sprich über 362€ gespart.

Was nervte: total volle Züge, unbedingt noch Ebike mit fetten Ausflugstaschen mit.. Genau die Leute maulten dann dauernd wegen allem (die Studis und Jobpendler sind erkennbar und kennen das Gewimmel von Zeiten außerhalb der Ferien).

Ein- und Austiegssituationen ätzend hoch 3, Seltenfahrer kennen kein "erst austeigen lassen, dann einsteigen". Türcauf ATTACKEEEEE!!!

(Ich fahr seit Jahrzehnten Bahn, man kriegt ein Auge für die Leute )..

Durch das lahme Ein/Aussteigen natürlich an jedem Haltepunkt ein paar mehr Minuten Verspätung.

Da ich zeitlich flexibel war, hab ich dann lieber die S-Bahn statt den typischen Ausflugs-RE genommen (Franken- Thüringen- Express).

Nett war: ich geh trotz grad mal 50 mit Stock, wiederholt hat mir Polizei/ security auf dem Bahnsteig versuchen wollen, doch noch einen Sitzplatz im vollen Zug zu verschaffen ( "in Wagen x war weniger, soll ich Sie hinbringen")

Danke Jungs, ich nehme die S-Bahn in 6 min

(Und die freuen sich noch, dass auch mal wer nett zu ihnen ist).

...

Ich muss aber zugeben: hätte ich zu fixen Zeiten pendeln müssen, hätte es mich genervt. So viel Verspätung, so proppenvoll, RE mehrfach kein Zustieg mehr möglich.. unlustig.

Allerdings war die Autobahn auch nicht weniger voll (Stau) als sonst.

Gehupft wie gesprungen.

Hatte eigentlich gedacht, ich mach mal am WE ne Bahntour i.d. Fränkische Schweiz.. Die Strecke wollte ich als Bahnfan immer mal fahren.

Aber nein danke, nicht mit dem vollen Zug. Ich.. ähm.. bin mit dem Auto rausgefahren , so wie immer.

Verlängerung finde ich gut, aber nicht für geschenkt- Preis.. Dann wird es m.E. schon entspannter.

Wie gesagt, für mich als Jahresabonnent war schon das Ticket für die Stadt viel günstiger..

Bundesweit braucht eigentlich nicht, aber gut ist einfach die Tarifvereinfachung.

Hier in meiner Stadt gibt es so ein Tarif-Wirrwarr, ein Dschungel ist ne leere Halle agegen.

49€ und auf Wunsch fände ich gut.. Dann haben die Leute mit günstigeren Tickets die Möglichkeit, einfach ihres zu behalten.

Und wer sonst mehr zahlt, freut sich über die Ermäßigung.

Diese unglaubliche Ausflüglermasse war m.E. einfach der Urlaubs- und Ferienzeit geschuldet, das hätte sich jetzt eh eingependelt.

Und jetzt: Roman Ende.

solch eine Maßnahme ist dann sinnvoll, wenn:

  • sie dauerhaft etabliert werden soll. Anderenfalls wird es nicht als Alltagsangebot bzw. -entlastung wahrgenommen, sondern als "Bonus", sprich statt umzusteigen vom Auto fährt man zusätzlich.
  • die Infrastruktur hierfür gegeben ist. Berufspendlern, die seit Jahren ihr Fahrrad mit in die Bahn nehmen auf dem Weg zur Arbeit beispielsweise dürften dies nicht mehr tun, weil sich die Familie mit den zwei Kids mal so gern München anschauen wollte -> Sinn massiv verfehlt. Das schreckt eher ab. Übervolle Züge, in denen niemand Platz findet, bei 30 Grad draußen, die Toilette dauerbesetzt, Kinderwägen haben keine Chance reinzukommen, mit solchen Erfahrungen möchte niemand dauerhaft umsteigen. Dazu kommt natürlich das mangelnde Fahrtangebot insbesondere im ländlichen Bereich, wo alle 3 Stunden mal der Bus kommt.

Ohne diese beiden Säulen gibt es keine Chance in meinen Augen, dass so eine Maßnahme effektiv etwas verändert. Es war eine tolle Idee, das rechne ich der Regierung auch hoch an, es war 100% mehr als die CDU jemals getan hat, aber es ist in der Praxis kläglich gescheitert da unüberlegt und unvorbereitet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums