Wie empfindet ihr dieses Urteil?
Vor einiger Zeit wurde eine 99jährige KZ-Schreibkraft zu 2 Jahren Haft verurteilt - bzw. das Urteil wurde bestätigt. Der Grund war, das man ihr vorwarf, dass sie durch ihre Arbeit an den Morden von Juden mitverantwortlich war.
Klar, diese Vergangenheit ist wahr und sollte nicht vergessen werden.
Doch ich frage mich, ob es richtig ist, wenn eine Schreibkraft - falls sie nicht aktiv beteiligt war - bestraft wird, weil sie ihrer Arbeit nachging.
Man darf nicht vergessen, dass sie kein Eichmann war und eben nur geschrieben, nicht entschieden hat (falls nicht andere Informationen vorlagen). Und wären dann auch die Juden, die in den KZ Aufgaben übernahmen zu bestrafen? Meiner Meinung nach nicht, da sie es aus Angst und Überlebenswillen taten - und wer bitte, täte das nicht? Ich hoffe, dass ihnen nach dem Krieg, falls es bekannt wurde, nichts passiert ist!
Wenige wissen, wie es damals war. Aber es gibt Literatur dazu. Und sogar gute Reportagen.
Was sagt ihr zu diesem komplexen Thema und diesem Fall? Aber bitte sachlich bleiben!
8 Antworten
In dieser Thematik fehlt häufig das Fingerspitzengefühl - vonseiten der Jäger wie auch Richter...
Dass solch eine Tat nicht als verjährt gilt, zeigt, wie besessen manche Jäger drauf sind...
Diese Jäger leben ständig in einer Vergangenheit; dies kann sich auch zu einem krankhaften Wahn ausarten...
Gruß Fantho
Hallo Fantho, danke für Dein Statement.
Ganz meine Meinung. Viele haben wenig Ahnung von der Zeit - aber eine mediengetreue Meinung. Und wollen diese auch nicht überdenken und mit Fakten abgleichen.
Wann wird dies Kapitel nur endlich in die richtige Schublade gelegt? Eben nicht vergessen, doch sachlich und korrekt und im Kontext belassen.
Es war eine schlimme Zeit - viele haben sich schuldig gemacht und nicht nur die Deutschen. Die anderen hängen es nur nicht an die große Glocke.
ich kann mir nicht vorstellen, dass die hafttauglich ist und die Haft antreten muss.
ist also rein symbolisch = lächerlich. die Gerichte sollten Besseres zu tun haben.
Jeder darf sie nun als Verbrecher bezeichnen.
Aber ja, sie hat Glück gehabt, vor ein paar Jahren wär wohl ihr vollständiger Name und Wohnort in die Presse gekommen.
Sie hat es ja niemanden getötet. Und weißt du was mit ihr passiert wäre, wenn sie sich dagegen ausgesprochen hätte? Hast du Ahnung wie es damals war?
Die richtigen Verbrecher, von denen man sogar wusste, dass sie aktive Nazis waren, hat man nach dem Krieg als Richter und Staatsanwälte eingesetzt (man hatte ja keine anderen Leute).
Aber eine kleine Schreibkaft wird über 70 Jahre nach dem Krieg wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.
Finde da mal den Fehler.
ja. realistisch betrachtet: so gut wie KEINER von denen, die heute noch leben, hat damals jemanden verloren, denn die meisten waren zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Welt!
Soweit ich weiß wurde niemand dazu gezwungen in einem KZ zu arbeiten. Ich kann mir sogar vorstellen, dass nur linientreue Nazis dort arbeiten durften, die über das dort Gesehene nicht außerhalb berichten würden.
Die alte Dame wird wohl vermutlich für ihre Mitwirkung als Rädchen im mörderischen Getriebe verurteilt - das ist auch gerecht - aber ich glaube kaum, dass sie mit ihrem hohen Alter nochmal ins Gefängnis muss.
Du hast schon recht, sie mußte die Strafe nicht absitzen. Sie erhielt, da sie damals 18-19 Jahre alt war, eine Jugendstrafe.
Und hier ist auch mein Aufhänger: Sie war noch jung. Wußte sie wirklich was vorging bei Stellenantritt? Geht nicht von euch heute aus. Damals waren die wenigsten Menschen so aufgeklärt und "weitgereist" wie heute.
Hätte sie, als es ihr auffiel, kündigen können - ohne sich und ihre Familie zu gefährden? Soweit ich weiß, herrschte damals Sippenhaft.
All diese Fragen wurden in den Medien nicht beantwortet. Dort ging man, wie du und so viele anderen, davon aus, dass sie eine Anhängerin war und Fähnchen schwenkte.
Ich halte es für überzogen, jetzt noch die letzten noch lebenden Mittäter zu verurteilen, weil man der echten Täter nicht mehr habhaft wird.
Es gab so viele die ja nur ... haben. Es ist wahr, dass es größere Verbrecher gab. Es ist jedoch auch wahr, dass all diese Menschen, die ja nur ... haben, diese unglaublichen Verbrechen in kaum vorstellbaren Ausmaß erst möglich gemacht haben.
Die Dame wird die Strafe nicht absitzen müssen. Allerdings darf sie mit diesem Urteil nun wohl als "Verbrecherin" bezeichnet werden und kann nicht dagegen vorgehen. Das finde ich richtig.
Man darf nicht vergessen, dass Irmgard F. keine KZ-Insassin war, die in dieser Aufgabe die einzige Möglichkeit sah, zu überleben. Von Arbeitsdienst oder ähnlichem war auch keine Rede. D.h. diese Dame hat sich aktiv dorthin beworben und durch ihre Bezahlung vom Tod von über 10.000 Menschen profitiert.
Einen Buchhalter der Mafia sieht man ja auch nicht als unschuldig an.
Leider ist Deine Meinung sehr verbreitet bei den jungen Menschen. Da ich noch Kontakt zu einigen hatten, die diese Zeit wirklich erlebt haben, weiß ich, dass nicht alle Deutschen informiert waren.
Bevor du das gleich wieder abstreitest - mach dir einmal wirklich Gedanken über die Zeit, die Technik, die Medien-Verbreitung, die Größe von Deutschland, die Dörfer und die Einstellung/Bildung der Menschen.
Da ich auch weiß was für eine Arbeit eine Schreibkraft macht, kenne ich auch die "Macht" einer solchen.
Und beides zu den damaligen Verhältnisses addiert läßt mich fragen, ob es nicht eher ein typischer deutscher "Schaut-her-wir-jagen-auch-den-letzten-lebenden-Menschen" Show-Prozess war.
Du hast recht, sie war keine Insassin - doch weißt du, was mit den Personen passierte, die aufmuckten? Oder glaubst du noch immer, dass nur Juden in den KZs eingesperrt waren? Falls ja, solltest du den Wissen verbessern (nicht böse gemeint).
Dein Mafia-Argument ist gut. Aber würdest du den Buchhalter, der aktiv wurde bevor er wußte, wer sein Arbeitgeber ist und dann aus Angst weitermachte auch verurteilen? Auch dieser Mensch weiß um die (körperlichen) Nachteile, wenn er den Job kündigt - falls das überhaupt geht.
Ich bin mir bzgl. dieser Option nicht sicher - ebenso wenig wie bis zum Ende des Krieges.
Ich denke, es ging ihr als Teenager damals nicht um das Geld, was sie für ihre Tätigkeit bekam, sondern sie hat wirklich daran geglaubt, das Richtige zu tun, sie war ja schon als Kind durch die allgegenwärtige Propaganda der Nazis beeinflusst worden. Das ist keine Entschuldigung, aber eine Warnung für die Zukunft: was geschied, wenn Böses als gut, und Gutes als böse dargestellt werden.
Hmm... D.h. dann aber auch, dass sie ein überzeugter Nazi war und die vielen Toten im KZ begrüßt hat.. Ich denke, wenn man davon ausgeht ist eine Verurteilung umso mehr zu begrüßen.
lächerlich auch für die deren Familien ermordet wurden?