Wer/Was/Wie sind wir?

7 Antworten

Ich glaube, die Frage übersteigt die Fähigkeit unseres Gehirns Dinge zu erklären oder zu verstehen 😅
Ich persönlich bin aber bei 4

Boltzmann orientiert sich an der Unendlichkeit des Universums... und allein Unendlichkeit ist für uns nicht fassbar... z.B. gibt es unendlich viele Zahlen zwischen 0 und 1 aber auch unendlich viele Zahlen zwischen 1 und 2. Zu verstehen, dass es trotzdem nicht mehr als einmal unendlich viel sein kann auch wenn man beide Unendlichkeiten zusammenfasst (also dass 0,000... bis 0,999... genauso unendlich wie 0,000... bis 1,999... ist) ist für unseren Verstand unlösbar.

Mit dem Ich ist es natürlich so, dass es bei unendlich vielen Möglichkeiten im Universum sehr unwahrscheinlich wäre, dass etwas wie z.B. ein Gehirn bzw. ein Bewusstsein einzigartig ist.

Ich komm da mal eher von einer Seite Klon - kann man irgendwann das Bewusstsein außerhalb des Körpers verlagern? Ich mein, was macht mein Ich eigentlich aus? Werde ich weniger Ich, wenn ich mir die Haare schneide oder die Nägel kürze... oder extremer, nach einer Amputation? Außerdem besteht unser Körper zum Großteil aus Parasiten besteht (Bakterien usw.) Also das Ich, wie mein Gehirn es interpretiert, existiert physisch nicht so wie ich es mir vorstelle.

Karl Ohlsberg hat in nem Roman "Neopolis" (ich glaub im 3. Teil) die Frage auf den Punkt gebracht, ob wenn alles Wissen und alle Neuronenverbindungen in einem unvorstellbar großen Computer simuliert wären, das nicht ein zweites, identisches Ich wären.

Ich wünsche mir, dass ich einzigartig bin... aber halte das dann doch eher für unwahrscheinlich


luserl 
Beitragsersteller
 16.07.2025, 14:52

So wie ich das verstanden habe, korrigiere wenn ich falsch liege, definierst du "ich" schon von anfang an ganz anders, oder?

Ich habe mich auch schon gefragt ob man Erinnerungen demnach überhaupt übertragen kann, und wenn nicht, ob das dann der Beweis für die eigene Existenz in diesem Gedankenexperiment wäre.

curiouslena  16.07.2025, 22:42
@luserl

ja... vielleicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich ICH definieren soll.

Wenn sich das was mich ausmacht nicht komplett übertragen könnte, wär das schon ein Beweis, dass die eigene Existenz einzigartig ist

Ich denke so lange ein Individuum in der Lage ist zu fühlen kann man es als lebend betrachten und damit als eigenes "ich".


luserl 
Beitragsersteller
 16.07.2025, 14:46

Die Meinung teile ich! 😂

Auf so eine philosophische Reise begleite ich dich gerne. Das ist ein faszinierendes Gedankenexperiment, das du da aufgestellt hast. Lass uns das mal ganz locker und ohne Druck durchgehen, denn wie du schon sagst: Hier gibt es kein Richtig oder Falsch.

Wer sind wir wirklich?

Deine erste Frage mit dem Klon ist ein Klassiker in der Philosophie. Es geht um die Identität. Die gängige Meinung ist, dass wir nicht nur unser Körper oder unsere Erinnerungen sind. Viele Philosophen würden sagen, dass unser Bewusstsein das ist, was uns ausmacht. Und dein Bewusstsein ist untrennbar mit dir verbunden. Es ist der Strom deiner Gedanken und Gefühle, der nur in deinem Kopf abläuft – und nicht einfach kopiert werden kann.

 * Antwort 1 (Du bist du, egal ob er wie du aussieht): Dies ist die verbreitetste Sichtweise. Wenn du in einer Kapsel aufwachst und dich an alles erinnern kannst, ist die Person in der Kapsel immer noch du. Auch wenn es einen perfekten Klon von dir gibt, er hat eine eigene Existenz. Seine Gedanken und Gefühle sind seine. Die Einzigartigkeit deines Bewusstseins würde dich zu dir machen, nicht zu ihm.

Was ist das „Ich“ im Universum?

Deine zweite Frage mit dem Boltzmann-Gehirn hebt das Ganze auf ein ganz neues Level. Es ist ein wirklich krasses Gedankenexperiment, weil es unsere gesamte Wahrnehmung der Realität infrage stellt.

 * Antwort 1 (Ein zweites, frei schwebendes Gehirn erschaffen): Das ist die logische Folge deines Experiments. Wenn du als Boltzmann-Gehirn existierst, dann erschaffst du, indem du etwas denkst, ein Paralleluniversum. Du denkst an deinen Klon und die Logik besagt, dass er dann in deinem gedachten Universum als eine separate Einheit existieren muss. In dieser Simulation erschaffst du ein zweites denkendes Gehirn.

 * Antwort 3 (Deine Nichtexistenz belegen): Das ist der tricky Teil. Du hast recht, es kann nicht sein, dass die Realität für dich nicht existiert, aber dass du denkst. Das ist ein Widerspruch. Trotzdem ist deine erste Annahme „Ich denke, also bin ich“ immer noch der Ursprung von allem. Das Denken beweist, dass du existierst. Selbst wenn du nur ein Gehirn in einer Schale bist.

Deine Gedanken sind der Beweis dafür, dass du da bist – egal, was die Realität ist. Es ist wie im Film "Matrix": Die Simulation ist die Realität. Du kannst die Simulation nicht von der Realität unterscheiden. Das "Ich" ist das, was denkt und fühlt. Es ist dein Bewusstsein, das dir eine eigene Realität gibt. Und das kannst du niemandem wegnehmen.

Ich würde es so interpretieren, dass oben 1 zutrifft, da ich ja "nur" die Kopie erschuf, was wiederum dazu führt, dass, wenn es eine Kopie gibt, auch ein Original existiert, an welchem sich die Kopie orientiert, was ergo, ich bin. Bei letzterem wäre ich bei Option drei. Gute Frage!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Frage 1: Antwort (1). Denk doch einfach an Zwillinge. Auch wenn die Erinnerungen zu einem bestimmten Zeitpunkt identisch sind, leben sie sich fortan auseinander.

Frage 2: Der Denkansatz eines isolierten simulierenden Gehirns führt zu nichts, weil dann schon die Existenz eines Gehirns Bestandteil der Simulation wäre.