Werte und Normen vorschreiben?
Sollte die Gesellschaft, eurer Meinung nach, dem Einzelnen vorschreiben, welche ethischen Normen zu befolgen sind, oder sollte jeder das Recht haben, seine eigenen moralischen Überzeugungen zu haben?
5 Antworten
Das "oder" stimmt hier logisch nicht, denn das Eine schließt das Andere nicht aus. Logisch stimmiger wäre, zu fragen: "oder sollte jeder das Recht haben, ganz nach seinen eigenen moralischen Überzeugungen zu handeln?"
In unserer Gesellschaft *hat* jeder das Recht, seine eigenen moralischen Überzeugungen zu haben. Gleichzeitig schreibt die Gesellschaft dem Einzelnen vor, welche ethischen Normen zu befolgen sind. Täte sie das nicht, wäre sie gar keine Gesellschaft. In einer Gesellschaft handeln die Einzelnen und die Gruppen miteinander aus, welche ethischen Normen von Jedem zu befolgen sind. Die so aufgestellten Vorschriften braucht nicht jeder richtig zu finden.
Irgendwie verwurschtelst Du Ethik, Moral und Recht und bist in Deiner Fragestellung nicht ausreichend präzise um das aufzulösen.
I.e., unsere Gesellschaft hat definitive verbindliche Rechtsnormen und Gesetze, die auf ethischen Normen basieren (GG, Menschenrechte…). Diese Regeln sind nicht verhandelbar und letztlich auch strafbewehrt.
Jenseits der Rechtsnormen gibt es moralische Normen die gesamtgesellschaftlich akzeptiert aber nicht zwingend sind. D.h. jeder kann aus religiösen, kulturellen oder ideologischen Gründen abweichende moralische Normen für richtig(er) halten, aber solange er nicht gegen die Rechtsnormen verstößt, muss er nur mit gesellschaftlicher Ablehnung/Ausgrenzung leben.
Das Recht auf diese abweichenden moralischen Normen ist verfassungsrechtlich als Meinungsfreiheit garantiert, solange es nicht mit Rechtsnormen oder den Rechten Anderer kollidiert.
Darum meine Frage an Dich: Was wären denn die eigenen moralischen Überzeugungen, die Du ansprichst und welche ethischen Normen sollen das sein, die dem Einzelnen nicht von der Gesellschaft vorgeschrieben werden?