werden Wälder durch Jäger gerettet?
wenn die Zahlen der Jagdscheininhaber steigen, wird angeführt, die Wildtiere fressen die Rinde der Jungbäume weg, obwohl die Trockenheit die viel größere Gefahr darstellt - genausogut könnte man sagen, die Reproduktivität der unerwünschten Tiere erhöht sich durch die Abschußzahlen - aber fraglich wird das Jagdwesen in einem dicht besiedelten Deutschland ohnehin nur, wenn die Jagd in Dunkeln stattfindet - stimmt das so?
2 Antworten
Die "Zahl der Jagdscheininhaber" hat nichts mit Abschusszahlen zu tun...
Die Fütterung des Wildes in gesetzlich nur in sog. Notzeiten erlaubt (außerhalb der Hochgebirge nur sehr selten) - man sollte aber Kirrung nicht mit Fütterung verwechseln...
Fakt ist, dass die Landschaft heute (großer Input an mineralischen Düngern) eine viel viel größere "Kapazität" für Wildtiere hat als von Natur aus und zudem kaum noch natürliche Antagonisten vorhanden sind...
Fakt ist außerdem, dass nur Rotwild die Rinde schält (was dort auch ein massives Problem ist) - der flächendeckend wichtigere Punkt ist der Verbiss an den nachwachsenden jungen Bäumen!
Wald ist bei uns zwar durch die Fläche definiert, fällt aber der Nachwuchs über Jahrzehnte aus, hat das dennoch existenzielle Folgen.
= Gerade wegen den Trockenschäden etc. ist die Baumartenvielfalt in der Nachfolgegeneration entscheidend für die Zukunft!
...und die Reduzierung des Wildverbisses ist hier ein entscheidender Punkt. Und hierbei hat die (richtig durchgeführte) Jagd einen entscheidenden Anteil...
werden Wälder durch Jäger gerettet?
Naja, "gerettet" ist ein starkes Wort, das ist vielleicht übertrieben. Aber "notwendig" oder "nötig" trifft es vielleicht eher.
wenn die Zahlen der Jagdscheininhaber steigen
Die Anzahl der Jäger ändert nichts an den Abschusszahlen der Rehe. Die Anzahl Rehe die in einem Revier erlegt werden müssen werden mit dem Staat zusammen festgelegt, anhand der Beobachtung wie viele Rehe dort in der Gegend jeweils leben. Die ändert sich nicht dadurch ob in dem Revier ein einzelner oder mehrere Jäger jagen dürfen. Die Anzahl der dort zu erlegenden Tiere bleibt gleich. Dann wird halt der einzelne Jäger weniger Rehe erlegen, wenn sich dort mehrere die Arbeit teilen.
die Wildtiere fressen die Rinde der Jungbäume weg, obwohl die Trockenheit die viel größere Gefahr darstellt
Das "obwohl" interessiert nicht. Was es noch an anderen Gefahren für die Bäume gibt ist ja unabhängig von den Schäden die das Wild anrichtet. Das ist ja wieder ein anderes Thema und betirfft nicht die Jäger.
Der Wald ist (genau wie die Felder) eine vom Menschen bewirtschaftete Kulturlandschaft, keine "unberührte, vom Menschen unabhängige Natur". Wir sind auf deren Produkte (Holz) angewiesen.
Das mit der Rinde abschälen sind die Hirsche. Aber auch Rehe verbeissen die Triebe und Knospen junger Bäume. Was zur Folge hat, dass diese nicht mehr gerade hoch wachsen sondern sich schon dicht über dem Boden verzweigen und wir deshalb kein langes, gerade gewachsenes Bauholz mehr bekommen, auf das wir als Menschen aber angewiesen sind.
genausogut könnte man sagen, die Reproduktivität der unerwünschten Tiere erhöht sich durch die Abschußzahlen
Nein, kann man nicht. Das ist so nicht richtig. Ein Reh bekommt nun einmal ein oder zwei Kitze im Jahr, das ist einfach biologischer Fakt. Die Zahl wird nicht dadurch höher, dass Rehe erlegt werden. Die Zuwachsrate ist also "nach oben begrenzt".
Es wäre höchstens so, dass unter weniger guten Umständen als wir sie in unserer Kulturlandschaft haben die Rehe lange nicht so gut leben würden und dadurch weniger Kitze gebären und aufziehen könnten. Der Anbau unser aller Essen auf den Feldern führt also dazu, dass wir künstlich deutlich mehr Rehe haben als normal wäre. Und dem versucht der Jäger entgegenzuwirken.
Denn aufgrund des hohen Nahrungsangebotes für Rehe in unserer Nutzlandschaft (speziell Feldern mit ihren energiereichen Getreiden) lebt ohnehin eine deutlich höhere Zahl an Rehen hier als es in der "freien, unberührte Natur" normal wäre.
aber fraglich wird das Jagdwesen in einem dicht besiedelten Deutschland ohnehin nur, wenn die Jagd in Dunkeln stattfindet
Ich weiss nicht, was du mit "im Dunkeln" meinst.
Falls Du die Tageszeit meinst: Rehe werden, genau wie Hirsche, nicht in der Nacht ("im Dunkeln") gejagt.
Falls Du das im übertragenen Sinne meinst: Die Anzahl der erlegten Tiere (und auch die Zahl der Unfallopfer und der natürlich verstobenen Tiere) werden dem Staat gemeldet. Sterben z.B. mehr Tiere durch den Straßenverkehr, dann werden entsprechend weniger erlegt, da die Gesamtmenge der aus der Landschaft "entnommenen" Tiere zählt.
Und der zuständige Jäger für das betreffende Revier ist verpflichtet, die festgelegten Abschusszahlen dort einzuhalten, ansonsten würden sogar Strafen drohen. Auch dann, wenn er durchgängig über mehrere Jahre deutlich zu wenig Rehe erlegt.
Es geht darum, dort eine vorher festgelegte, stabile Population zu erhalten. Nicht zu viele Rehe, damit die Land- und Holzwirtschaft nicht zu sehr geschädigt wird. Aber auch nicht zu wenige, da der Jäger gesetzlich verpflichtet ist einen gesunden, artenreichen Wildbestand zu erhalten. Es ist also tatsächlich Populationskontrolle und Artenschutz der da aktiv ausgeübt wird.
Es wird sogar auf die Zusammensetzung geachtet so gut es geht. Verteilung der Geschlechter, Verteilung von Alt– und Jungtieren, Entnahme kranker oder verletzter Tiere zuerst…
stimmt das so?
Kommt darauf an, welches Detail Du meinst. Siehe oben, da bin ich ja auf die einzelnen Punkte eingegangen.