Werden die Bürger in den nächsten Jahren in der EU zwangsläufig immer ärmer?
Warum sollten sie?
wegen Kaufkraftverlust!
10 Antworten
Nicht nur in der EU. Sondern weltweit. Von einigen Krisengewinnlern abgesehen. Schon alleine der Klimawandel wird dafür sorgen. Allerdings beschleunigt der größte Dealmaker aller Zeiten das noch deutlich.
Ja. Die neoliberalen wirtschafts- und fiskalpolitischen Ansichten erreichen langsam ihren Höhepunkt in Europa und USA und stellen aktuell die größte gesellschaftliche Gefahr dar, noch vor dem unregulierten Internet und KI. Der gesamte Rechtsruck in Europa und der westlichen Welt - überall dort, wo der Neoliberalismus vorherrscht, brechen die gesellschafltichen Strukturen auseinander.
Der aktuelle Zeitgeist, wie die Begriffe Staat, Geld, Steuer, Wirtschaft, Unternehmen, Vermögen, Arbeit und Lohn in einem Zusammenhang stehen, bildet unsere aktuelle Realität aus. Das absurde dabei ist, dass das alles auf Gedankenkonstrukten aufbaut und zur Veränderung lediglich ein Umdenken erforderlich ist. Die einzigen Leidtragenden wären die Superreichen, die weiterhin superreich bleiben würden, jedoch ihr Vermögen nicht mehr in der Leichtigkeit vervielfachen könnten. Inzwischen bilden sich neue Generationen von Denkern heraus, die eine gänzlich andere Wahrnehmung der Dinge haben und entsprechende Wellen losgetreten haben, jedoch dauert es mind. ein bis zwei Generationen, bis das Umdenken auch in der breiten Masse ankommt.
Aktuell befinden wir uns am Höhepunkt des Neoliberalismus. Der neoliberalismus suggeriert freiheitliche Werte, fördert jedoch nur Ellenbogenmentalität und das Recht des Stärkeren. Der gesellschaftliche Schaden ist soweit ausgeprägt, dass an demokratischen und liberalen Werten gezweifelt wird und diese aktiv bekämpft werden. Gefüttert durch die Tatsache, dass der mündige Bürger sich unterdrückt fühlt, seine Existenz gefährdet sieht, die Sinnlosigkeit in seinem Handeln, dass sich sowieso nichts ändert. Als Sündenbocke werden einem Staat, Steuern und Staatsform ins Ohr geflüstert, doch das Hauptproblem sind die Reichen und Mächtigen, die ihre Agenden seit 30 - 40 Jahren ununterbrochen mit Erfolg durchsetzen. Trump ist dabei das fleischgewordene Magnum Opus der neoliberalen Bewegung.
Das aktuelle Wirtschaftssystem dient einzig und allein den Reichen und Superreichen. Der ständige Kampf den Staat zu reduzieren, Steuern zu vermeiden, die Schuldenbremse durchzusetzen, Löhne zu drücken, Verbraucherschutz und Arbeitnehmerrechte zu reduzieren, Gewerkschaften zu schwächen, dient alles dem Ziel, reicher im Quadrat zu werden. Durch die Illusion, dass Geld ein knappes Gut ist, eine Illusion die von den Mehrheiten getragen wird, führt dazu, dass mit immer stärkerer Geldkonzentration auf einzelne Spieler, das Geld dieser Spieler noch an Wert gewinnt. Ganz nach dem Motto, je mehr ich habe, desto wertvoller wird es.
Ohne großen Knall wird man leider keine Änderung mehr realisieren können. Dafür sind die großen Spieler zu "systemrelevant". Stabile Staaten fürchten um sofortige Vernichtung, wenn die Reichen und Superreichen verärgert werden, indem diese den Standort wechseln oder Arbeitsplätze kündigen und umgekehrt wissen die Unternehmen um diese Macht und nutzen diese aus. Es ist eine verwerfliche Art des gesellschaftlichen Umgangs. Hier ist jegliche Moral ausgeschaltet. Man kann nur hoffen, dass der nächste oder übernächste Zeitgeist gegenüber eines solchen Verhaltens erbarmungslos ist.
Der große Knall wird dadurch kommen, dass sich sämtliche Staaten protektionistisch nach außen abschirmen und durch den Gütermangel problematische Zeiten bevorstehen. Vorreiter ist Trump, die nächsten folgen. In Deutschland wird die AfD ohne Weltwunder nicht verhinderbar sein und die sind gedanklich auf derselben Ebene wie Trump, mit den gleichen Folgen für die eigene Gesellschaft.
Ich habe bewusst auf den Begriff des Kapitalismus verzichtet, da es nicht der kapitalistische Grundsatz ist, der für die wirtschaftlichen Verwerfungen sorgt. Es ist die neoliberale Interpretation des Kapitalismus. Kapitalismus ist ein makroökonomisches Kreislaufsystem, das wie von mir oben beschrieben am Besten funktioniert, wenn Geld in Bewegung bleibt. Die neoliberale mikroökinomische Interpretation des Kapitalismus denkt nicht im Kreislauf, sondern in einem Konstrukt von Anfang und Ende. Im eigentlichen Kapitalismus wird die Anhäufung von Kapital, am Besten in flüssiger Geldform, notwendig, um Investitionen in technische Innovationen zu tätigen. Systemverträglich istnes, wenn der allergrößte Teil des erwirtschafteten Vermögens in Innovation reinvestiert wird. Der neoliberale Ansatz geht bei der Vermögensmaximierung gedanklich nicht weiter. Ziel ist es, ohne Zweck möglichst viel Vermögen anzuhäufen. Durch diese Zwecklosigkeit sind Finanzprodukte entstanden, die weder für Wertschöpfung noch Innovationen stehen und nur Vermögen unter Vermögenden umverteilen und zu noch mehr zwecklose Vermögensvermehrung führt.
Weiterhin teile ich deine Meinung nicht, da wirtschaftliche Stabilität automatisch existenzielle Sicherheit bedeutet. Personen, die finanziell abgesichert sind und nicht an der Schwelle eines Statusverlustes stehen, sind wenig bis gänzlich unempfänglich für Ideologien und Beeinflussungen von außen. Erst wenn man außen nach Antworten für das eigene Elend sucht, stellen Internet, KI, Medien generell eine Gefahr dar. Wer einmal in dieser Situation einen Schritt in diesen Morast gemacht hat, kommt aus diesem Sumpf nicht mehr so schnell raus. Dieses Schlüsselmoment versteht die aktuelle Politik nicht, denn kein einziger Politiker hat jemals die Erfahrung von existenzieller Unsicherheit erfahren. Das führt zum Bruch der Kommunikation.
Wir leben in Zeiten multipler Krisen und diese Enden nicht. Nach Corona und Ukraine kommt Trump mit seinen Handelskriegen und als nächstes villeicht Taiwan? Auch der Anstieg des Rechtsextremismus (mit seinen libertären und neoliberalen Fantasien) gefährdet massiv den Wohlstand der westlichen Staatengemeinschaft.
LG
Sindse doch schon bzw. ist Weltweit der Fall.
Selbst meine Eltern, die Renter sind. Sagen mir das.
Seitdem , selbst die Grundsachen teurer sind.Sowie deren Rente kaum steigt .
Haben , die an Kaufkraft verloren.
Strom/Gas/lebensmitttel , selbst Manche technische Sachen, sind teurer geworden.
Wegen Den Klimawandel, sind die Olivenöl preise gestiegen, aber ich meine die Sinken gerade Aktuell wieder zumindestens etwas.
Vor nen paar Monaten, hat man mit glück im Angebot 750 ML für ca 8 Euro bekommen.
Mittlerweile teils für 6-7 Euro.
Dazu noch, das in Brasilien die Kaffeepflanzen kaputt gehen. Sowie auf den Weltmarkt, die Preise gestiegen sind.
Ich meine.. das ist nen Witz.
ich sag mal so, man hatte 2024 noch Kaffe für 3,99-6 Euro (also 500 G fitlerkaffee bekommen). Also wenn es nicht im angebot ist.
Mittlerweile sinds ca 6 -9,29 Euro.
Nein, es gibt keine Anzeichen einer Entwicklung wie in den USA. Kurzfristig müssen wir vielleicht etwas einbüßen, da das Orangengesicht für zusätzliches Chaos mitten in einer globalen Wirtschaftskrise sorgt, aber Europa übersteht das. Mittel- bis langfristig geht es wieder bergauf, alleine schon durch die zusätzlichen Investitionen im Bereich Rüstung.
Wenn man ehrlich und objektiv ist, muss man sagen, dass viele Dinge, die heute unseren Alltag ausmachen, ohne kapitalistisch geprägte marktwirtschaftliche Prinzipien gar nicht denkbar wären. Der Wohlstand, den wir in Europa und Nordamerika haben, ist zu einem großen Teil das Ergebnis wirtschaftlicher Freiheit, Innovation und globaler Arbeitsteilung. Dass du medizinisch gut versorgt bist, dich frei bewegen kannst, Zugang zu Bildung, Technik, Lebensmitteln, Reisen und digitalen Diensten hast – das ist kein Zufall, sondern eine Entwicklung, die durch offene Märkte, Wettbewerb und technische Innovationen möglich wurde. Der Kapitalismus hat enorme Produktivität erzeugt, die wiederum soziale Absicherung finanzierbar gemacht hat. Dass viele Menschen heute in Sicherheit und Wohlstand leben, ist historisch gesehen die Ausnahme, nicht die Regel.
Natürlich gibt es Schattenseiten, und ja, es ist wichtig, über Ungleichheit, Machtkonzentration und soziale Gerechtigkeit zu reden. Aber das System insgesamt als reine Ausbeutungsmaschine hinzustellen, übersieht völlig, was es auch Positives geschaffen hat. Gerade in Ländern mit funktionierenden Demokratien wird das kapitalistische System laufend politisch eingehegt und reguliert – mit Mindestlöhnen, Arbeitnehmerrechten, Rentenversicherungen, Steuern und vielem mehr. Es ist also kein „freier Markt“ im luftleeren Raum, sondern ein reguliertes, soziales Marktsystem.
Was aber oft übersehen wird, ist, dass viele gesellschaftliche Spannungen, die heute sichtbar sind (Misstrauen, Wut, Radikalisierung) eben nicht primär wirtschaftlich getrieben sind, sondern massiv durch die Veränderung der Kommunikation. Das Internet und insbesondere die sozialen Medien haben die Art, wie Menschen Informationen aufnehmen, völlig verändert. Algorithmen spielen gezielt Inhalte aus, die Aufmerksamkeit erzeugen – und das sind meist die empörenden, polarisierenden, extremen. In solchen Filterblasen entsteht schnell der Eindruck, dass „alles den Bach runtergeht“, selbst wenn es den meisten objektiv gut geht. Menschen vergleichen sich global, fühlen sich abgehängt, glauben sich von „denen da oben“ betrogen – und landen in Verschwörungserzählungen oder politischen Extremen. Das ist aktuell das größte gesellschaftliches Problem, und das kann man nicht einfach dem Neoliberalismus zuschieben.
Ja, das System hat Schwächen. Aber viele Probleme, die wir heute erleben hängen nicht in erster Linie mit Wirtschaftspolitik zusammen, sondern mit der Art, wie wir heute kommunizieren und wie Informationen gefiltert werden. Wer das ignoriert und alles auf „die Reichen“ oder „den Markt“ schiebt, macht es sich schlicht zu einfach.
Und die Idee vom „großen Knall“ klingt zwar verlockend für alle, die frustriert sind, aber sie ist nicht zielführend. Ein Blick in die USA zeigt, wie so ein Bruch in der Realität aussieht: Unter Trump wurden demokratische Institutionen geschwächt, gesellschaftliche Gräben vertieft und das Vertrauen in den Staat ist auf einem absoluten Tiefpunkt. Statt Erneuerung herrscht Chaos und politische Dauerkrise. Veränderung braucht Reformen, klare Ideen und gesellschaftlichen Zusammenhalt – nicht den Zusammenbruch der Ordnung.