Ich bin mit einer Sprache aufgewachsen, in der Begriffe wie Zuschauer, Schüler oder Kunde ganz selbstverständlich alle Menschen meinten. Es war völlig klar, dass Frauen genauso gemeint sind wie Männer oder auch Leute, die sich als etwas ganz anderes identifizieren. Niemand hat das sich dadurch ausgeschlossen gefühlt bis einige Aktivisten angefangen haben, künstlich ein Problem daraus zu machen. Wenn früher in einer Durchsage gesagt wurde, dass alle Schüler morgen frei haben, wär niemand auf die Idee gekommen, dass die Mädchen damit nicht gemeint sind.
Das sogenannte generische Maskulinum war nie ein Problem. Es ist auch heute noch ein funktionales, geschlechtsneutrales Sprachmittel, das niemanden ausgegrenzt wenn man es nicht absichtlich missversteht und das einfach in der Anwendung ist. Ein Blick auf die englische Sprache bestätigt das: Dort wird praktisch nie gegendert, und trotzdem fühlt sich niemand ausgeschlossen. Begriffe wie students, visitors oder guests gelten für alle, und das funktioniert auch heute noch genauso problemlos wie es bei uns funktioniert hat bevor Leute angefangen haben, künstlich ein Problem daraus zu machen. Die Ausgrenzung entsteht erst, wenn man anfängt, Unterschiede sprachlich zu betonen, wo vorher keine wahrgenommen wurden.
Gendern wird oft als Maßnahme für mehr Gleichberechtigung verkauft, aber tatsächlich bewirkt es das Gegenteil. Es schafft künstliche Unterschiede, die vorher nicht existiert haben. Anstatt zu verbinden, sorgt es für Spaltung. Menschen diskutieren plötzlich über Sprache, wo früher einfach miteinander gesprochen wurde. Wer sich weigert zu gendern, wird schnell als rückständig dargestellt, obwohl er einfach nur eine klare und funktionierende Sprache nutzen möchte.
Besonders kritisch sehe ich, dass durch die Konzentration auf Sprache von den eigentlichen Problemen abgelenkt wird. Wer sich wirklich für Gleichberechtigung einsetzen will, sollte sich mit Dingen wie Chancengleichheit, Bezahlung und gesellschaftlicher Teilhabe beschäftigen. Diese Themen sind wesentlich wichtiger als Sprachkosmetik. Aber es ist natürlich deutlich bequemer, sich an verhältnismäßig simplen Dingen wie der Sprache abzuarbeiten, anstatt die wirklichen Probleme anzugehen.
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand freiwillig gendern möchte. Aber ich finde es falsch, anderen das aufzuzwingen oder ihnen zu unterstellen, sie würden bewusst ausschließen, nur weil sie es nicht tun. Sprache soll Menschen verbinden, nicht trennen. Und das tut sie dann am besten, wenn sie klar, verständlich und unideologisch bleibt.