Wer kann die Wirtschaftspolitik und die Wissenschaftsskepsis der AfD dem kleinen Mann erklären?
Beim Stichwort AfD wird zuverlässig gegen Rechts gekeift - mal mehr und mal sachlich. Alles andere aus deren Parteiprogramm wird selten bis gar nicht diskutiert.
Während ich mich mit der Einwanderungspolitik der AfD einigermaßen gut anfreunden kann, hätte ich mal gerne deren Wirtschaftspolitik und deren Problem mit sachlicher Wissenschaft erklärt. Am liebsten von einem AfD-Mitglied oder zumindest -Wähler.
Nach meiner Lesart ist die Wirtschaftspolitik der AfD noch neoliberaler, als die der FDP. Gerade aus Sicht des kleinen Mannes, also des einfachen Arbeiters, verstehe ich nicht, wo mir die AfD Vorteile bringen soll. Wo werden einfache Arbeiter entlastet oder gar begünstigt? Wie kommen wir wieder da hin, daß sich einfache Leute wieder Wohneigentum oder zumindest ein finanziell sorgenfreies Leben leisten können? Zwar haben das die Regierungsparteien der letzten Jahrzehnte auch nicht auf die Reihe bekommen, aber bei der AfD sehe ich da bislang auch nicht wirklich einen Vorteil für die Arbeiterklasse die immerhin einen Großteil der Wähler stellt.
Was mich auch irritiert ist die Skepsis gegenüber der Wissenschaft. Damit meine ich explizit nicht die forschenden Pharmaunternehmen und sonstige profitgierige Unternehmen, sondern mehr die allgemeine Haltung gegenüber der freien Wissenschaft. Beispiel: Wie weit der Klimawandel wirklich menschgemacht ist muß diskutiert und untersucht werden, aber der Fakt, daß die Temperaturen nach oben gehen ist durch Messreihen belegt und nicht zu leugnen. Das heißt zumindest der Umgang mit zukünftigen Klimaproblemen müßte doch dringend angegangen werden, egal ob der Klimawandel menschgemacht ist oder nicht.
Bitte nicht die üblichen Parolen bzgl. Nazipartei etc. und auch nicht irgendwelche grünen Weisheiten. Einfach nur eine überzeugende Erläuterung von Wirtschaftspolitik und Umgang mit freier Wissenschaft aus Sicht der AfD. Bin gespannt.
8 Antworten
Die AfD möchte Deutschland in ein wirtschaftliches Chaos stürzen.
Hauptleidtragende wären große Teile ihrer eigenen Wählerschaft
Und dann haben wir noch das ranwanzen an Russland
Richtig. Ich wollte keine Gegenpropaganda, sondern eine sachliche Erläuterung.
Das waren lediglich zusammengeklaubte Interpretationen anderer.
Klar, das waren keine Aussagen der AfD und wenn doch dann ist ihnen lediglich die Maus gerutscht oder der Praktikant war es. Im Wahlprogramm der AfD steht dass sie die EU zerschlagen und den Euro abschaffen möchte. Ökonomen sind entsetzt. Im Parteiprogram der AfD steht was für eine Sozialpolitik die AfD vertritt, der DIW hat das zu Ende gedacht. Und natürlich hat Chrupalla die Rede die NTV kommentiert nie gehalten.
Die Sicht der AfD kenne ich aus ihren Reden und Programmen. Die von mir verlinkten Artikel zitieren genau diese.
Wie kommen wir wieder da hin, daß sich einfache Leute wieder Wohneigentum oder zumindest ein finanziell sorgenfreies Leben leisten können?
also diese Frage ist einfach zu beantworten:
- indem diese Leute eine gut gezahlte Ausbildung machen (also diese nicht ausschließlich nach dem Lustfaktor wählen, sondern auch nach dem damit erzielbaren Einkommen)
- und dann mit dieser Ausbildung 40/40 Arbeiten (40 Stunden 40 Jahre lang), anstatt work-life-balancieren
ob das die AFD den Leuten in der Klarheit sagt, weiß ich nicht.
Nach meiner Lesart ist die Wirtschaftspolitik der AfD noch neoliberaler, als die der FDP.
Das sehe ich ganz genau wie du. Ich fürchte, mehr als der Glaube an die Selbsregulierung des freien Marktes und den Trickle Down Effekt ist da nicht.
Leider kenne ich mich da nicht aus und kann nur wiedergeben, was ich neulich in einer Talkshow zu diesem Thema gehört habe. Ich bin also selbst gespannt!
Es geht ihnen weniger darum, die Menschen zu entlasten, sondern alles wieder bezahlbar zu machen. Ob und wie sie das machen 'wollen', bleibt wie bei allen Parteien zunächst unklar und nur ein "Wahlversprechen".
Die Kurzfassung: Steuern sinnvoll ausgeben, in die eigene Wirtschaft investieren, nicht billig importieren, heimische Unternehmen unterstützen und vor allem wettbewerbsfähig bleiben, weniger Verbote bei mehr Ausgleich oder Kompensation.
Für viele stehen die Gegenleistungen in keinem Verhältnis zu den hohen Kosten, der Bürokratie, einer der weltweit höchsten Steuerbelastungen, Energiekosten usw.
Aber wie ich bereits in einem anderen Beitrag erläutert habe, wurden die Probleme über Jahrzehnte und Generationen angehäuft. Die Weichen, die für den heutigen Zustand des Landes verantwortlich sind, wurden vor Jahrzehnten gestellt. Ich traue derzeit keiner Partei zu, das Problem zu lösen...
"Was mich auch irritiert ist die Skepsis gegenüber der Wissenschaft. Damit meine ich explizit nicht die forschenden Pharmaunternehmen und sonstige profitgierige Unternehmen, sondern mehr die allgemeine Haltung gegenüber der freien Wissenschaft. Beispiel: Wie weit der Klimawandel wirklich menschgemacht ist muß diskutiert und untersucht werden, aber der Fakt, daß die Temperaturen nach oben gehen ist durch Messreihen belegt und nicht zu leugnen. Das heißt zumindest der Umgang mit zukünftigen Klimaproblemen müßte doch dringend angegangen werden, egal ob der Klimawandel menschgemacht ist oder nicht."
Ganz genau. Nun gehöre ich nicht zu den AfD-Fans (im Gegenteil), muss aber auch ergänzen, dass du bei diesem Abschnitt völlig richtig liegst, denn die Temperaturen gehen de facto nach oben. Nun möchte ich etwas zu meinen Erfahrungen hier auf GF sprechen: ich hatte mal Statistiken verlinkt, die genau das zeigen, was du auch geschrieben hast.
Ich wurde einfach abgewertet (vermutlich von einem richtigen AfD-Fan), und meine langjährigen Erfahrungen mit der Temperatur in Deutschland (bin ja nun auch schon über 50 Jahre alt) wurden einfach mit dem Satz abgetan "das ist Wetter und kein Klima", und ich würde den Unterschied nicht kennen.
Wie soll man denn da sinnvoll diskutieren, wenn einfach alles abgestritten wird, was sachlich und erstmal völlig unpolitisch (ich hatte in meinem "Temperatur-Posting" die AfD gar nicht erwähnt!) dargelegt wurde?
Das hat zunächst mal nichts mit "rechts" zu tun, ist aber schlichtweg Faktenresistenz und Diskussionsverweigerung von einigen eingefleischten AfD-Fans.
Und gegen Faktenresistenz und Wunschdenken ist jede Diskussion machtlos.
Ich gebe dann einfach auf.
"und deren Problem mit sachlicher Wissenschaft erklärt."
Das Problem ist: Wissenschaft ist oft der Übermittler schlechter Neuigkeiten.
Und das darf nicht sein. Bei der AfD war nicht Corona schlimm, sondern die Menschen, die auf die Gefahren hingewiesen hatten. Bei der AfD ist auch der Klimawandel nicht schlimm, sondern angeblich die Menschen, die darauf hinweisen.
"Shoot the messenger" ist so ein englischer Spruch. Wenn man sich ärgert, erschießt man lieber den Übermittler schlechter Neuigkeiten (im übertragenen Sinne) anstatt die komplexen Ursachen des eigentlichen Problems anzugehen. Ist auch einfacher.
Die Wahrheit ist der Feind des Wunschdenkens.
Und mit Wunschdenken macht man heute Wählerstimmen mobil.
Das gilt auch unabhängig von der AfD. Vor dem Brexit machte man mit Wunschdenken Reklame, heute wachen die Briten in der (gar nicht so schönen) Realität nach dem Brexit auf, und die Reklame stellte sich als Luftschloss heraus.
In den USA ähnlich: Trump weckte (auch mit kontrafaktischen Aussagen) Wünsche, und auch diese werden sich nicht alle erfüllen oder gar ins Gegenteil umschlagen. Aber Menschen glauben schöne Worte so gerne, sie lassen sich verführen.
Die Wahrheit ist oft viel zu hart und zu trocken, damit lassen sich nicht alle Menschen gewinnen.
Danke für die gute Antwort. Einer der wenigen, der sich mit dem Inhalt der Frage auseinandergesetzt hat.
Du hast die Frage leider nicht verstanden