Was bin "ich" im tief philosophischen Sinne?

9 Antworten

"Tiefe" im philosophischen Sinne findet man weniger im "Außen", sondern im "Innern"; nennen wir es Introspektion.

Spannend wäre dann noch zu erörten was ein "Außen" oder ein "Innen" ist.


Jkin06432 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 14:39

Bzw. die Grenze der Persönlichkeit oder Individualität

Was bin "ich"

Vielleicht eitel, narzistisch.

Im Verlauf der Evolution hat sich der Mensch nach heutiger Erkenntnis aus tierischen Lebewesen in einem Tier-Mensch-Übergangsfeld entwickelt. Dieser Prozess dauerte mehrere Millionen Jahre, bis es vor etwa 1,5 bis zwei Millionen Jahren dann Lebewesen gab, die man als Menschen (Gattung "Homo") einstufen konnte.

Die besonderen Kennzeichen dieser Wesen war es, dass sie imaginieren konnten, d.h., dass sie sich Situationen und Verhaltensabläufe vorstellen konnten, ohne sie im Hier und Jetzt real ausführen zu müssen. Und in diesen vorgestellten Szenen spielten sie selbst naturgemäß in der Regel die "Hauptrolle", womit das "Ich" etabliert war. Das "Ich" ist damit die Wesenheit, die zum einen auf die Bedingungen der Außenwelt angemessen und sinnvoll reagiert, die aber auch selbst agiert, d.h. das Geschehen selbst mitgestaltet.

Somit ist das "Ich" handelnder Akteur in einer Welt von Mitmenschen und Außenweltbedingungen, und genau das kann der Mensch durch sein erworbenes Selbstbewusstsein reflektieren. Er kann sich - quasi aus einer Außenperspektive - beobachten mit seiner ganzen Emotionalität, mit seinen guten, aber auch fragwürdigen Entscheidungen, mit seinen Irrtümern und seinen Strategien, sich selbst und die ihm verbundenen Menschen (Familie, Freunde) schützen und fördern zu wollen. So erlebt er sein Ich dann in der Regel auch als fragmentiert. Da gibt es wohlwollende und versöhnliche Persönlichkeitsanteile, neutrale situationsangemessene Anteile, aber eben auch rachsüchtige und feindselige Anteile, die auf Beschädigung oder Vernichtung von Dingen und Menschen ausgerichtet sind.

Bilanz: Das "Ich" ist wird aus mehreren Anteilen des Gehirns gebildet, das selbstreflektiv agiert, das sich auf die Außenwelt einstellen aber auch eigenständig agieren kann, und das mit seinen Antrieben auch in sich konfliktbesetzt zu Entscheidungen finden muss, die schließlich sein Handeln bestimmen.


Baste7  27.03.2025, 10:48

Wie schließt du denn von einer exzentrischen Positionalität (Plessner 1975) auf die Ich-Erkenntnis des Menschen?
Weiterhin ist der Neurozentrismus ziemlich ins wackeln gekommen. Es spricht einiges dagegen, dass das Ich im Gehirn entsteht (vgl Fuchs 2023).

Gleichwohl denke ich, dass dein kleiner Exkurs etwas an der Frage vorbei abtwortet. Gibt diese wirklich Aufschluss darüber, wer man zu sein vermag? Das bezweifle ich doch sehr.

Was dieses "ich" in uns ist, dürfte wissenschaftlich letztlich noch immer völlig ungeklärt sein. Was ich im Spiegel sehe, ist vielleicht nur jener Teil des Universums, über den ich eine größere "Verfügungsgewalt" habe, jener Teil, der (fast) immer um mich herum ist.

Physikalisch gesehen müsste dieses "ich" der (für Jeden jeweils) gegenwärtigste Punkt sein. Warum? Jede Information, jede (Re)Aktion benötigt Zeit, weil nichts schneller ist als die Lichtgeschwindigkeit. Anders gesagt, wenn alles (samt eigener Körper, eigenem Hirn) um uns herum letztlich "Vergangenheit" ist, muss es doch "in der Mitte" einen gegenwärtigsten Punkt geben, das "ich"!?

Als Indiz dafür sehe ich auch, dass man immer nur in der Gegenwart lebt, jetzt ist jetzt und jetzt schon wieder. Vergangenheit, Zukunft ist immer nur darum herum.

Das Ich ist in der Rolle des Subjektes immer die Verkörperung, die Darstellung, das zur Schau stellen von etwas Seiendem oder einer Variante davon.