Warum sind politisch (Links/ Grüne) so unsympathisch und anstrengend?

11 Antworten

Ich weiß nicht wieviele "Linke und Grüne" du kennst. Ich kenne so einige und finde die alle sympathisch und gar nicht anstrengend.


Julez1204 
Beitragsersteller
 25.02.2025, 11:55

Ich habe auch 2 SPD-Wähler im direkten Freundeskreis und habe mit denen natürlich auch kein Problem. Anders als meine Kollegen im Beispiel akzeptieren sie jedoch auch andere Meinungen und sind auch bereit mit Andersdenkende (im Extremfall auch mit einem AFD Wähler) zu sprechen ohne sie abzuwerten oder auszugrenzen. Mann kann Niemanden überzeugen, wenn kein vernünftiger Austausch zustande kommt.

Was die Menschen zu Beschimpfungen Andersdenkender bewegt, ist schon nachdenkenswert.

Philipp von Amthor (CDU) wagte gestern die öffentliche Äußerung, man solle doch damit aufhören, die AfD Wählerschaft zu pathologisieren.

Woher ich das weiß:Recherche

Julez1204 
Beitragsersteller
 25.02.2025, 12:06

Das ist genau das, was ich meinen Kollegen auch deutlich machen wollte. Es sind nicht gleich alle Nazis und man kann nur aufklären, wenn man sich ohne Hetze mit der anderen Seite austauscht. Menschen deshalb ausgrenzen ist kontraproduktiv

Nunuhueper  25.02.2025, 12:16
@Julez1204

Kontraproduktive Gemeinheiten sind in jeder großen wie kleinen Gemeinde üblich.

Selbst innerhalb der Familie wird ausgegrenzt, vertuscht oder abgelästert.

Darüber verlohnt sich keine Aufregung, es ist halt so.

Ich persönlich habe das in linksgrünen Kreisen teilweise auch festgestellt. Politisch wäre die klassische (nicht neoliberale) SPD mir am ehesten gelegen, ich bin ein linksgerichteter Konservativer, politische Vorbilder sind Heiner Geißler und Norbert Blüm und auch Oskar Lafontaine in seiner SPD- und WASG-Zeit, aber mir waren die Leute in der SPD zu arrogant, zu sehr von sich eingenommen und zu doppelmoralig - mir sind vor allem die Intellektuellen und Studierten in der SPD bzw. in den Ortsvereinen durchweg zu unsympathisch, zu streitbar, zu polterig und zu arrogant-elitär gewesen. Es passt nicht, wenn man vor der Presse "soziale" Sprüche kloppt und dann mit dem Mercedes SL Oldtimer auf den Golfplatz hetzt, wo man sich bei Schampus genüsslich über zufällig am Rad- und Spazierweg vorbeiziehendes "Fußvolk" lustig macht. Und das habe ich genau so erlebt... nee, danke.

Manche wollen auch immer nur debattieren und diskutieren, wissen alles besser, können alles besser, wettern immer gegen die anderen und wähnen sich als chronisch Zu-kurz-Gekommene. War einige Zeit Gemeinderat und habe die SPD-Fraktionen als durchweg unangenehme Aufmischer und Störenfriede erlebt, die immer gegen alles waren, sich nicht einigen konnten, Entscheidungen hinauszögerten, Zusammenarbeit ablehnten, nur ihre Meinung gelten ließen, weder teamfähig noch kompromissbereit waren und auch menschlich schwierig.

Die typischen SPD-Genossen sind (sobald die Presse weg ist) oft sehr verbohrt, abweisend, sehr unfreundlich und wenig kompromissbereit sowie intolerant - erst recht wenn man als "der Neue" kommt oder wenn man nicht ein Spät-68er oder Ähnliches ist. In der CDU wurde mir der Einstieg damals viel leichter gemacht und auch der Kontakt zu anderen Ortsverbänden sowie zur JU (in der ich nie Mitglied war) und zu Arbeitskreisen war offen und herzlich, nicht so von oben herab. Selbst mit MdLs, MdBs und Ministern der CDU kam ich immer bestens zurecht und hatte nie das Gefühl, dass man mich für einen provinziellen Loser hält.

Das mag ggf. daran liegen, dass in der SPD viele Akademiker sind, die einen gewissen Dünkel haben und am liebsten unter sich bleiben, aber soziale Sprüche zum Besten geben - die SPD ist keine Partei der kleinen Leute und lebt da eine Doppelmoral, die fast peinlich ist. Das ist aber nichts Neues und war unter Helmut Schmidt nicht anders. Ich erinnere an arrogant auftretende, optisch wie Günter Grass so gegen Ende der 80er-Jahre aussehende ältere Lehrer in Besoldungsstufe A14 mit Bart und Wollsakko zu rotem Pullunder und natürlich den typischen 70-jährigen "Quotenarbeiter", der zwar nach dem Krieg in seinem Dorf Schreiner, Maurer oder Schlosser gelernt hatte, aber entweder Berufssoldat in Pension ist oder zuletzt seit 30 Jahren Betriebsrat mit eigenem Büro war oder in der SPD-Kreisgeschäftsstelle tätig gewesen ist, so dass er eine fürstliche Pension kassiert und "soziale Sprüche" zum Besten gibt. Das ist alles noch unglaubwürdiger wie der typische CDU-Vasall, der oft zumindest menschlich sehr nahbar ist.

Bei den Grünen habe ich so was nicht so direkt miterlebt und empfand die Leute als angenehmer als in der SPD, als jünger und frischer, weniger abgehoben, aber auch da gab es gewisse Tendenzen in anderer Hinsicht: Man schmückt sich gern als tolerant, weltoffen und loyal, aber man ist es dann doch nur gegenüber seinesgleichen, die auch linksgrün orientiert sind und alles andere bekämpft man nach Kräften - manche tun es mit sichtbarem Aktionismus, die meisten tun es eher subtil.

Und zumindest so was in der Art habe ich in der CDU nie erlebt, weil dort die sehr einfache Zielgruppe vom Land (klassische Kleinbauern z.B., also nicht die coolen jungen Lifestyle-Landwirte, sondern schaffende Bauern, die mit dem blauen Anton rumlaufen und es gerade so packen) durchaus auch mit Respekt und gewisser Ehre behandelt wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

buntan  28.04.2025, 15:19

Sehe mir öfters auf YouTube Sitzungen des Bundestages an. Was mich an einen großen Kindergarten erinnert.

Leider fallen da auf, da sie kein Ausbildung, kein abgeschlossenes Studium haben aber denken sie sind was besonderes.

Leider fallen dann viele durch völliges " Nichtwissen " auf, da sind die Abgeordneten der AfD leider oft sehr gut vorbereitet.

Sehe ich im Bundestag die " falschen Leute" ?

Andere empfinden genau umgekehrt. Ich zum Bespiel. Allerdings sprechen wir als KollegInnen über unsere politischen Postionen ohne uns unsymphatisch zu finden.

Ersetze in deinem Beitrag Links/grün gegen rechts/ konservativ, den Volksverpetzer gegen Compact und Du wirst die Meinung deiner Arbeitskolleg/innen spiegeln.


Julez1204 
Beitragsersteller
 25.02.2025, 11:15

Das die andere extreme Seite besser ist, möchte ich natürlich nicht behaupten. Mein Titel ist hier auch nicht gut gewählt gewesen, dass muss ich zugeben

Ich als Person deiner beschriebenen „linken Bubble“ kann nur sagen, dass die SPD so wenig links steht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die SPD hat mit Sozialdemokratie so gar nichts mehr zu tun.

Parteien, die ich persönlich noch als links oder halbwegs links wahrnehme, sind die Grünen (teilweise) und Die Linke.

Ich finde es immer schwierig, wenn man sich seine Meinung über ein breites Spektrum durch anekdotische Evidenz bildet und diese negativen Erfahrungen auf die Mehrheit projiziert.

Ebenso kommt es immer drauf an, in welchem Umfeld man sich genau bewegt. Ich selbst lebe in einem weitestgehend rechten bis rechtsradikalen Umfeld und muss eher im Gegenteil zu deinen Kollegen um das Überleben linker Ideale kämpfen. Daher nehme ich viele Liberale und Linke in weitestgehend konservativen oder liberalen Kreisen eher weniger ernst, da diese keine Vorstellung davon haben, wie es sich als Linker im tiefen Osten lebt, wo die AfD nicht bei 10-20% liegt, sondern bei 30-50%.

Ich kenne die Geschichte von dir nur aus deiner Perspektive - ich kann also nicht objektiv ein Urteil fällen.

Grundsätzlich sollte man bei dem Thema AfD ein wenig differenzierter umgehen. Ich persönlich halte durchaus die meisten AfD-Wähler für verbohrt rechtsradikal und lehne Diskussionen mit den meisten ab. Trotzdem ist es einfacher auf andere herunterzuspucken und sie zu diffamieren als sich zu überlegen, was sich politisch ändern müsste - und zwar nicht im Sinne der AfD, sondern im Sinne der politischen Teilhabe und der Förderung der wirtschaftlichen Lage. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man Faschisten nicht trotzdem rhetorisch angreifen darf. Es ist vollkommen legitim Faschisten, AfDler und andere Rechtsextremisten genau auf diesem Nationalismus und Rassismus festzunageln und ihnen das unter die Nase zu reiben. Auch ich habe klare Grenzen in meinem Wertekompass und ich habe nichts dagegen Freundschaften mit Rechtsextremisten auszuschließen und in Diskussionen auch mal ausfallend zu werden.

Ich bin aber überzeugt, dass viele der AfD-Wähler weniger radikal drauf wären, wenn wirtschaftliche Probleme angegangen würden. Es muss den Menschen immer erstmal ökonomisch schlecht gehen, ehe sie sich zu Rassisten und Faschisten entwickeln. Viele der Leute holt man nicht zurück - das bedeutet aber nicht, dass man sie deshalb allesamt in eine Truhe stecken und vergraben kann in der Hoffnung, dass es dann keine Probleme mehr gibt.

Der Rechtsruck kann nicht einfach weggedrückt und isoliert werden. Er muss bekämpft werden und zwar durch eine Politik, die gegen die wachsenden Lebenserhaltungskosten und die soziale Ungleichheit vorgeht. Aktuell sehen wir aber eher, dass die etablierte Politik den falschen Schluss zieht und lieber AfD-Positionen in der light Version übernimmt. Und dadurch wird die AfD eben nur gestärkt und legitimiert, während die ökonomische Situation gleich bleibt.

Wenn sich die wirtschaftliche und soziale Lage verbessert, dann glaube ich, sinkt auch der gesellschaftliche Rassismus und Nationalismus.

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich gern mit philosophischen Themen