Sind tatsächlich mindestens 3/4 aller Software-Entwickler als solche kaum ernst zu nehmen?
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So jedenfalls scheint uns eine Studie von IBM nahezulegen:
3 Antworten
Einen schönen guten Tag, liebe*r grtgrt,
Du verdrehst hier die Aussage.
Sind tatsächlich mindestens 3/4 aller Software-Entwickler als solche kaum ernst zu nehmen?
Mit künstlicher Intelligenz eine Anwendung zu entwickeln hat nichts damit zu tun, dass 3/4 der Entwickler nicht ernst zu nehmen seien. Das sind weiterhin neue Themen, die sehr komplex sind und eine Wissenschaft für sich sind. Es gibt dahingehend einfach noch keine Standards.
Zumal; nur weil jemand sich nicht als Experte für etwas bezeichnet, heißt es noch lange nicht, dass die Person das nicht entwickeln kann.
Das sind zwei verschiedene paar Schuhe.
Mit freundlichen Grüßen
Das ändert trotzdem nichts daran, dass eine Bereitschaft allein einen nicht als Experte definieren lässt.
Lernen lässt sich alles. Aber wenn ich mich einarbeiten muss und erst lernen muss, ist man noch kein Experte.
Das passt hier einfach nicht zum Kontext Deiner Diskussion.
Sind tatsächlich mindestens 3/4 aller Software-Entwickler als solche kaum ernst zu nehmen?
Laut der Studie geht es darum, wer sich Experte nennt.
Jemanden "kaum ernst zu nehmen", weil er ein Thema schlichtweg noch nicht gelernt hat und sich deshalb nicht so bezeichnet, ist einfach nichtzutreffend.
Mit dem Anwender der zu entwickelnden Software (auch, wenn sie KI darstellt oder Anwendung schon existierender KI-Tools ist) sollte man deren Entwickler natürlich nicht verwechseln. Letzterer weiß i.A. um Welten mehr über sie als seine Kunden und Nutzer jeder neuen Software.
Lernen lässt sich alles. Aber wenn ich mich einarbeiten muss und erst lernen muss, ist man noch kein Experte.
Zu Projektbeginn ist man als Software-Entwickler eher nur sehr selten Experte in der betroffenen Anwendungsthematik. Bei Projektende aber meistens schon. Wo also hat man entsprechendes Anwendungs- und Implementierungs-Knowhow gesammelt? Natürlich im Projekt selbst!
Sich das zuzutrauen ist für Software-Entwickler überaus wichtig. Und eben das unterscheidet sie von Leuten, die nur programmieren können (in dem Sinne, dass sie eine oder mehrere Programmiersprachen kennen).
Na ja: Muss man das Studienergebnis nicht so lesen, dass 3/4 aller durch IBM befragten Entwickler wohl auch gar keine Lust haben, sich selbst (durch sog. "Training on the Job") entsprechend fortzubilden? Wollen sie sich nicht die Mühe machen, oder sind sie dessen nicht fähig?
In dem Unternehmen, für das ich 30 Jahre gearbeitet habe, war das anders: Man war froh - und wirklich scharf darauf - immer wieder auch in gar nicht trivialen Projekten mitarbeiten zu dürfen.
Mich überrascht eher, dass davon so viele vernünftig reflektieren können, die Probleme sehen und nicht komplett vom Hype geblendet sind.
Am Ende ist die Softwareentwicklung ein sehr breites Feld. Es gibt einfachere Tätigkeiten und Komplexere. Es gibt Spezialisten und Generalisten. Imo ist es schwer zu vergleichen, was bedeutet es ein ernstzunehmender Softwareentwickler zu sein?
Der Bereich wächst schneller als die meisten anderen. Der Großteil der Entwickler ist irgendwo unterhalb 30 Jahre, sprich Berufseinsteiger oder Junior-Entwickler, von denen man nicht erwarten kann, was man von jemanden erwarten kann, der den Job 30 Jahre macht.
Und irgendwo was in dem Bereich gemacht zu haben wäre nun auch nix, wo ich sagen würde, derjenige müsste sich dann als Experte betiteln, ohne irgendwelche Probleme in dem Bereich.
Mal davon ab, dass 1000 Softwareentwickler innerhalb einer Studie, die GenAI Apps entwickeln nun nicht gleichzusetzen ist mit alle Softwareentwickler. Das ist eine kleine Stichprobe aus einen kleinem Bereich.
Ansonsten denke ich haben wir eigentlich überall eine Normalverteilung. Von Überfliegern, zu Vollpfosten und einer riesigen Anzahl in der Mitte. Und das auf jeder Ebene und in jedem Umfeld.
Ich habe über die letzten Jahre wohl schon mit hunderten Entwicklern mehr oder weniger eng zusammengearbeitet, ob nun Kollegen, Schnittstellenpartnern oder der IT beim Kunden und ja, die Anzahl von wirklich guten Leuten da drunter ist verschwindend gering.
Da haben ggf. 2-3 rausgestochen. Das heißt aber nicht, dass alle anderen unbrauchbar waren oder nicht ernstzunehmend sind. Ggf. war ihr Wissen, einfach aufgrund ihrer Stelle und Erfahrung sehr begrenzt, ggf. war das Problem für sie ein totales Einhorn, während es für mich Alltag ist etc.
Ja der Großteil der Entwickler heute ist vermutlich irgendwo im Webbereich, hat ein Framework unten drunter, bindet ein paar Packages ein und verdrahtet diese. Dieser Entwickler versteht ggf. seine Programmiersprache aber ggf. nicht die Komponenten, die sein Framework ausmachen, die Protokolle da unter usw. Das müssen die meisten aber auch für ihre Arbeit gar nicht.
Das heißt nicht, dass sie es nicht verstehen würden, würden sie sich so viel damit auseinandersetzen, wie andere, die es verstehen. Das heißt dann eher, dass der Arbeitgeber das nicht benötigt.
Die Antwort von Dultus würde ich auch so unterschreiben.
Allerdings gibt's auch viele Programmierer (ich schreibe bewusst nicht "Softwareentwickler"), die kaum ernst zu nehmen sind.
Es gibt eben viele, die nur Dienst nach Vorschrift machen, sich 0 weiterbilden und 0 Einsatz zeigen oder - trotz Einsatz - ewig hinterher hängen, so blöd das auch klingen mag. Das sind dann vermutlich auch die, die zu großen Teilen irgendwann durch KI ersetzt werden können - zumindest solange das Arbeitsumfeld es ermöglicht.
Einen Zahl traue ich mich aber nicht zu nennen, vermutlich keine 3/4, aber auch nicht wenige.
Aber Dultus hat natürlich vollkommen Recht, KI ist neu, nicht/kaum standardisiert und hoch komplex, da sagen eben viele Entwickler, dass damit noch vorsichtig sind.
Das ist mMn. aber eine Fähigkeit, die sehr wichtig für einen guten Softwareentwickler ist:
Er muss erkennen können, wo er eine gewisse Expertise hat und wo nicht. Insofern sind diese 3/4 keine "schlechten" Entwickler, sie sind aber professionell genug, um sich selber ehrlich einschätzen zu können, dass sie sich nicht gut genug damit auskennen.
KI ist nicht neu, die aktuellen Methoden gibt es schon seit Jahrzehnten. Und ein guter Entwickler kann sich in alles einarbeiten, auch in Anwendungsdomänen auf der eine Software läuft, sei es Logistik, Jura, Raumfahrt, Politik, Medizin etc. Deshalb sind gute Entwickler fast immer studierte / promovierte, weil man ein Universalgenie sein muss.
Ich weiß, dass KI nicht neu ist, für die Aussage für meine Antwort hat das aber keine Relevanz, denn die KI-Entwicklungen, um die es hier geht und die diese Auswirkungen haben, die sind sehr wohl neu. Außerdem sind wir, wenn man das Potential und mögliche zukünftige Entwicklungen von KI betrachtet, trotz bereits über 50 Jahre Entwicklung immer noch relativ am Anfang.
Und ein guter Entwickler kann sich in alles einarbeiten
... vorausgesetzt, der Bereich hat sich bereits gefestigt, das ist bei KI aber noch lange nicht der Fall. Die Entwicklung ist noch im vollen Ganz und ich gehe stark davon aus, dass sich in naher Zukunft noch sehr viel ändert.
Dazu kommt die enorme Komplexität von KI und allen damit im Zusammenhang stehenden Themen, selbst die Entwickler einer KI verstehen nicht vollständig, warum die KI tut, was sie tut.
Einfaches "Einarbeiten" reicht also nicht aus, das ist ein Prozess, der viele Jahre andauert und unter Umständen (je nach Umfang, den man einsteigen will) auch ein umfassendes Studium komplexer mathemathischer Themen voraussetzt.
Und dazu kommt noch, dass das Thema extrem vielseitig ist, es gibt ja nicht nur LLMs, KI wird in allen möglichen Bereichen eingesetzt.
Man kann sich natürlich zügig in die "einfache" Nutzung von KI einarbeiten, aber um wirklich fundiert damit zu arbeiten, und die Nutzung gezielt die eigenen Anforderungen anzupassen, ggf. die KI gezielt zu trainiern oder sogar selbst zu entwickeln, das ist eine andere Hausnummer. Genau das wird für unsere Zukunft aber sehr wichtig werden.
Deshalb sind gute Entwickler fast immer studierte / promovierte, weil man ein Universalgenie sein muss
Das ist viel zu pauschalisiert. Ein guter Entwickler muss viele Bereiche zumindest grundlegend verstehen können, aber er muss sie nicht beherrschen. In der professionellen Softwareentwicklung werden daher häufig auch gezielt Fachkundige mit in das Team gesetzt, die das Fachwissen mitbringen und die Entwickler anleiten.
Ein Studium ist für einen Entwickler allerdings nicht notwendig, die kognitiven Fähigkeiten (analythisches, abstraktes, umfassendes, etc. Denken), die ein guter Entwickler braucht, lernt man nicht (nur) im Studium, man kann sie auch überall sonst oder rein autodidaktisch lernen - entsprechende grundlegende geistige Fähigkeiten vorausgesetzt.
War selbst 30 Jahre Anwendungsentwickler in einem renommierten Softwarehaus. Habe dort aber kein einziges größeres Projekt erlebt, bei dem ich mich in die Anwendungsthematik schon früher als bei Projektbeginn bekannt machen konnte. KI ist auch nichts weiter als IT-Anwendung zu einer Thematik, mit der man als Entwickler nicht selten vor Projektbeginn eben kaum oder noch gar nicht vertraut war.
In die jeweils spezifische Anwendungsthematik arbeitet man sich ein im Rahmen der ersten Projektphase (genannt "Problemanalyse").