Leserbrief Gendern - Was sagt ihr dazu?

6 Antworten

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Woher ich das weiß:Berufserfahrung – forsche als promovierter Linguist zum Thema Gender & Sprache

die fehlerhafte Deutung geht weit tiefgreifender, sie beginnt mit der fehlerhaften Gleichsetzung von grammatikalischen Genus mit biologischem Geschlecht. das hat in Wirklchkeit NICHTS, aber auch GAR NICHTS miteinander zu tun! es ist einfach ein terminologischer Zufall, dass man da von Geschlecht spricht: man könnte genau so gut von grammatischer Farbe oder grammatischem Geschmack sprechen, dann wär es gar nie zu dieser lächerlichen Assoziation von grammatikalischer und biologischer Kategorie gekommen.


Inkognito-Nutzer   26.04.2025, 16:20

Findest du diese fehlerhafte Deutung im Leserbrief?

horribiledictu  26.04.2025, 16:29
@Inkognito-Beitragsersteller

ja, schon im 2. Satz oder so: "die grammatische Kategorie Genus hätte immer etwas mit Geschlecht zu tun." - sie hat nicht nur nicht immer, sondern NIE etwas mt biologischem Geschlecht zu tun, genau so wenig, wie es was mit tatsächlicher Farbe zu tun hätte, wenn wir statt von Genus (Geschlecht) von Color (Farbe) sprechen würden (zb: der = gelb (nicht maskulin), die=rot (nicht feminin), das=blau (nicht neutrum))

und der "male bias" (der in Wirklichkeit ein gender bias ist) kommt ganz einfach aus der Wirklichkeit. das sieht man ganz klar im Englischen, das gar keine n grammatischen Genus kennt: the brick layer und the soldier werden überwiegend als männlich gedacht, ganz einfach, weil aus der Alltagserfahrung heraus 90+% davon tatsächlich männlich sind.

Inkognito-Nutzer   26.04.2025, 16:32
@horribiledictu
ja, schon im 2. Satz oder so

Also widersprichst du auch dem folgenden Beispiel?

Dass die Alte eine Frau ist, wird allein am Genus deutlich.

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und der "male bias" (der in Wirklichkeit ein gender bias ist) kommt ganz einfach aus der Wirklichkeit. das sieht man ganz klar im Englischen, das gar keine n grammatischen Genus kennt: the brick layer und the soldier werden überwiegend als männlich gedacht, ganz einfach, weil aus der Alltagserfahrung heraus 90+% davon tatsächlich männlich sind.

Aber die Leute schreiben doch selbst:

Auch unser Weltwissen trägt dazu bei, wie stark die Verzerrung ist.

Abgesehen davon gibt es Studien, die dieses Weltwissen als Kontrollvariable einbeziehen, aber dennoch einen male gender bias finden. Was sagst du dazu?

Übrigens hat das Englische ein Genussystem, wenn auch kein sehr ausgeprägtes. Das findet man in Pronomen und unproduktiv als Restbestand in einigen Substantiven.

MinusDrei651  26.04.2025, 16:43
@Inkognito-Beitragsersteller

Das Beispiel mit die Alte ist nur deshalb deutlich, weil das nicht-gesagte Nomen dazu Frau ist.

Deshalb hat es den Artikel Die und nicht Das wie alle Substantivierte Adjektive.

Schöne, Gleichgültige, Alte, Hässliche -> denkst du immer noch an Frauen?

Du denkst nur dann an Frauen, wenn der Artikel des Substantivs "Frau" dazu genannt wurde anstatt den korrekten zu "Alte" - somit denkst du an Frauen, weil das so im Satz speziell genannt wurde.

horribiledictu  26.04.2025, 16:46
@Inkognito-Beitragsersteller

Bsp "die Alte".

nein, dem widerspreche ich nicht. das hat aber mit gender bias nichts zu tun, ich habe da lediglich das biologische Geschlecht grammatikalisch korrekt ausgedrückt, denn wenn diese betagte Person männlich wäre, müsste ich korrekter Weise von der Alte sprechen..

siehst du "die Mannschaft" als aus lauter Frauen bestehend, weil "die" ja "weiblich" ist?

siehst du "die Onkeln" als biologisch weiblich (oder auch nur möglicherweise biologisch weiblich), weil ja das Pluralparadigma des bestimmten Artikels fem. ist?

Studien, die dieses Weltwissen als Kontrollvariable einbeziehen, aber dennoch einen male gender bias finden.

dann müsste sich dieser gender bias im Englischen und Deutschen unterscheiden, denn das Englische kennt eben keine grammatikalischen Genus - tut er das? meins Wissens nicht. und vor allem: unterscheidet sich das Geschlechterrollendenken in seiner Stärke im Englischen udn im deutschen Sprachraum? meines Wissens auch nicht. (wenn im Englischen des 19 Jhdts der Satz auftauchte "I must see a doctor" - haben dann die Leute wohl eher an einen männlichen oder weiblichen Arzt gedacht? (ich age zu behaupten, eher an einen männlichen, aber nicht wegen irgend eines Genus, sondern einfach aus der bekannten realität heraus, dass es (so gut wie?) keine Ärztinnen gab damals)

MinusDrei651  26.04.2025, 16:47
@MinusDrei651

Dem kleinen Mädchen seinen Lolly zu nehmen, ist asozial. = 100% generisch korrekt ohne gesonderte Berücksichtigung des Sexus.

Eine derart schöne Grammatik findest du noch in alten Büchern - Grimm Märchen zum Beispiel auf altdeutscher Schrift.

Inkognito-Nutzer   26.04.2025, 16:49
@horribiledictu
nein, dem widerspreche ich nicht

Dann kannst du aber doch nicht sagen, dass Genus und Sexus nie zusammenhängen.

dann müsste sich dieser gender bias im Englischen und Deutschen unterscheiden, denn das Englische kennt eben keine grammatikalischen Genus - tut er das? meins Wissens nicht.

Tut er. Im Englischen sind Stereotype bias bestimmend, im Deutschen überschreibt das Genus die Stereotype und führt zum male bias.

horribiledictu  26.04.2025, 16:57
@Inkognito-Beitragsersteller
Dann kannst du aber doch nicht sagen, dass Genus und Sexus nie zusammenhängen

stell dir vor, man würde statt von Genus von Color sprechen, und "der" würde als Color schwarz bezeichnet: wenn ich dann von dann von "der Afrikaner" rede - was ist dann der Zusammenhang zwischen realer Welt und grammatischer Kategorie?

Im Englischen sind Stereotype bias bestimmend, im Deutschen überschreibt das Genus die Stereotype und führt zum male bias.

dann müsste es logischer WEise im Plural einen female bias geben im Deutschen, denn das grammatikalische Pluralparadigma ist fem! - tut es das?

Inkognito-Nutzer   26.04.2025, 22:30
@horribiledictu

Sorry, aber du sagst einerseits, dass Genus und Sexus nie miteinander zu tun haben, und dann sagst du, dass sie manchmal etwas miteinander zu tun haben. Das kann nicht beides gleichzeitig stimmen.

Ghostwriter2  26.04.2025, 16:56
sie beginnt mit der fehlerhaften Gleichsetzung von grammatikalischen Genus mit biologischem Geschlecht. das hat in Wirklchkeit NICHTS, aber auch GAR NICHTS miteinander zu tun! es ist einfach ein terminologischer Zufall, dass man da von Geschlecht spricht:

Aber warum ist das den meisten Menschen nicht bewusst? Weil schon seit langer Zeit das biologische Geschlecht auf den grammatikalischen Genus übertragen wird, deshalb Begriffspaare wie der
der Bäcker - die Bäckerin
der Lehrer - die Lehrerin
der Hund - die Hündin
der Hengst - die Stute usw.
Entweder hätte man von Anfang an auf diese Unterscheidung verzichten sollen, oder man führt das Prinzip fort.