Ist es wahr, dass das Christentum in der Vergangenheit für Verbrechen gegen die Menschheit verantwortlich war?
Nicht nur in der Vergangenheit. Wer einen Überblick haben möchte, welche Verbrechen im Namen des Christentums begangen wurden, oder von Christen, der lese das zehnbändige Werk "Kriminalgeschichte des Christentums", in dem Karlheinz Deschner akribisch alles zusammengetragen hat, was Historiker dazu zu sagen haben.
Man unterscheidet heute schon gerne zwischen "Verbrechen von Christen" und "Verbrechen im Namen des Christentums".
Der Haken an dieser feinen Unterscheidung ist doppelter Art: Zum einen kann man auch Verbrechen im Namen des Christentums den Christen unterschieben und so das Christentum reinwaschen, zum anderen sollte man aber erwarten, dass die Christen, die immer soviel Wert darauf gelegt haben, eine überlegene oder gar überhaupt eine Moral zu haben, sich nie viel anders verhalten haben als Nichtchristen — und teilweise sogar viel schlimmer.
Dann gibt es noch die zahlreichen Verbrechen der Kirchen, vor allem der katholischen Kirche.
Von der Vernichtung der Heiden, der Ermordung von Ketzern, über die Inquisition bis hin zu den heutigen Missbrauchsfällen (die bis heute anhalten) gibt es eine breite Spanne, bei der man kein Verbrechen ausgehandelt hat.
So gab es beispielsweise in Irland noch im letzten Jahrhundert kirchliche Sklaverei, was in dem schockierenden Film "Die unbarmherzigen Schwestern" dargestellt wurde, und dazu führte, dass die Iren in Scharen der Kirche den Rücken gekehrt haben.
Jetzt kann man noch mehr unterscheiden und sagen, die Kirchen seien eben nicht das Christentum. Das war zwar fast anderthalb Jahrtausende anders, aber wenn man es heute einführt, kann man damit auch das Christentum prima entlasten.
Dann gibt es noch die schöne Möglichkeit, sich alles schönzureden, indem man Folgendes tut:
- Wir Christen haben eine absolute göttliche Moral, die zu allen Zeiten und für alle Umstände gilt, dargelegt in der Bibel.
- Aber für alle vergangenen Verbrechen von, mit und durch Christen und deren höchsten kirchlichen Vertreter gilt, dass man sie relativ zum damaligen allgemeinen Zeitgeist sehen muss.
(Ach ja, ein deutscher Papst uva haben Missbräuche quasi als Kavaliersdelikt dargestellt, typisch für Christen)
Kurz, wir sind zwar besser, aber doch nicht jeder Einzelne — da gibt es immer Ausnahmen und Einzelfälle, wenn letztere auch in Massen.
Also kann man sagen, dass "das Christentum" für nichts davon verantwortlich ist, während selbstverständlich bei den beiden gottgläubigen Diktatoren — Hitler hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich "im Namen des Herrn" der Juden erwehrte, sprich, sie massenweise brutal ermordete, Stalin war auch kein Atheist — diese ihre Verbrechen "im Namen des Atheismus" getan haben.
Überhaupt, der Glauben bestimmt zwar über das Leben und Handeln, recht unmittelbar, aber sicher nur dann, wenn Christen etwas Gutes tun.
Sobald sie etwas Böses tun, hat dies dann nichts mehr mit "dem Christentum" zu tun. Sehr praktisch, man hat das von Gott gelernt — der ist auch nur für das Gute verantwortlich und nie dann, wenn etwas Übles geschieht. Dann sind's immer die Anderen.
Eine so korrupte Moral, um nicht zu sagen eine derart bankrotte Moral führt natürlich dazu, dass man nie den Schneid hat, Verantwortung zu übernehmen. Denn es gibt so viele praktische Ausreden, mit denen man sich reinwaschen kann.
Christen können die abscheulichsten Verbrechen begehen, ohne je ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Falls doch, kann man sich per Beichte entlasten.
Ich bin mir sicher, dass pädophile Priester nie ein schlechtes Gewissen hatten, man sitzt ja quasi an der Quelle, wenn es um Entlastung geht. Die Opfer braucht man dazu nicht, die sind eher lästig, von denen ist auch sowieso kaum Vergebung zu erwarten — nicht bei dem Verhalten.
Missbrauchsfällen eher zögerlich nachgeht, wenn überhaupt, und die Opfer wehrt man bloß ab, mit denen möchte man nichts zu tun haben, geschweige denn, dass man Schadenersatz leistet, die Opfer um Verzeihung bittet — das haben andere Priester im Namen Gottes schon erledigt — oder gar deren Therapie bezahlt.
Die können zusehen, was sie noch mit ihrem ruinierten Leben anfangen. Hilfe oder Mitleid oder gar Nächstenliebe können sie nicht erwarten, jedenfalls nicht von den christlichen Kirchen, und nicht von den Gläubigen.
Für Gläubige gibt es nur eine Möglichkeit: man muss aus der Kirche austreten. Dann und nur dann unterstützt man die kirchlichen Strukturen nicht.
Man kann die Frage also nur mit JA beantworten, alles andere wäre glatt gelogen oder mit Ausreden glatt gebogen.
7 Antworten
Kreuzzüge, Inqusition, Hexenverbrennungen, die Missbrauchsskandale...ich würde ganz klar "Ja" sagen.
Die Katholische Kirche, und auch andere Ableger waren seit dem Beginn immer wieder für Gewalt und Verbrechen verantwortlich. Das schlimmste ist wohl die fast völlige kulturelle Ausrottung von der neuen Welt. Aber von Menschenhadel bis Mord und Folter ist alles dabei. Nur weil es Christen sind bleibt ihnen die Brutalität des Mensch sein nicht erspart.
Deine Aussage pauschalisiert die Geschichte der katholischen Kirche und anderer christlicher Gemeinschaften stark. Ja, es gab im Lauf der Geschichte Fehlverhalten und schwere Schuld durch einzelne Christen .
Aber das lässt sich nicht pauschal als Schuld „der Kirche“ oder „des Christentums“ werten.
Die sogenannte „kulturelle Ausrottung“ der Neuen Welt war in erster Linie das Werk kolonialer Staaten und weltlicher Eroberer – nicht der Kirche.
Die katholische Kirche war vielmehr häufig die einzige Instanz, die sich schützend vor die indigenen Völker stellte.
Beispielhaft sei Bartolomé de Las Casas genannt, ebenso die päpstliche Bulle Sublimis Deus von Papst Paul III. (1537), in der die Versklavung und Entrechtung der Indigenen klar verurteilt wurde.
Gewalt, Menschenhandel, Mord und Folter sind reale geschichtliche Vergehen – aber sie wurden nicht aus dem Glauben heraus begangen, sondern trotz der christlichen Lehre.
Das Christentum ruft zur Umkehr, zur Achtung der Würde jedes Menschen und zur Barmherzigkeit auf gerade deshalb kennt es auch Begriffe wie Schuld, Sünde, Reue und Vergebung.
Wer die historischen Fehltritte einzelner Christen oder Staaten pauschal „dem Christentum“ oder „der Kirche“ zuschreibt, begeht einen Kategorienfehler.
Es wäre genauso unsachlich, als würde man jede Untat von Menschen mit humanistischem oder atheistischem Hintergrund dem Humanismus oder Atheismus selbst vorwerfen.
Sie beschweren sich nicht über dei Kolonialzeit? Selten ein so falsches und realurätsfernes Statement in meinem Leben gehört. Zudem welcher Papst??? Willst du mir ernsthaft Weiss machen das über die 400-500 Jahre Kolonialzeit in der neuen Welt nur einen Papst gab der alles bestimmt hat? Sag einfach das du in Geschichte geschlafen hast...
Hier ist alles erklärt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sublimis_Deus
Toll hast du das gemacht und jetzt musst du das nochmal durchlesen. Du solltest wirklich mal anfangen mit lesen. Nicht nur Wikipedia, was zwar ein guter Anfang ist, aber auch Bücher.
Jetzt denk mal schön nach, und sag mir mit echtem Guten Gewissen das nach dem Bulle nie wieder was schlimmes in Nord und Süd Amerika unter dem Vorwandt des Christentum passiert ist. Merkst selber oder? Zudem ist das Verbot von Sklaverrei zwar schön aber Menschen kann man immer noch schlecht behandeln... Zudem war die Sklaverrei von Schwarzen für Christen noch Jahrhundertelang super aber das ist sicher auch falsch gell?
Jetzt fang bitte nicht an, hier wild über die Kontinente zu springen, wir sind in Lateinamerika, ein Kontinent, wo ich übrigens auch ein paar Jahre war und die Geschichte ganz gut kenne. Aber Du sagst, ich soll Bücher lesen. Welche Quellen hast Du studiert, um zu Deiner Meinung zu kommen? Ich freue mich auf Literaturempfehlungen von Dir...DIn Wirklichkeit ist es natürlich so, dass die geistlichen Autoritäten mit den Conquistadoren sehr schnell in Konflikt bezüglich der Behandlung der Eingeborenen gerieten und das weiß man in Lateinamerika auch ganz genau, weswegen noch heute in vielen lateinamerikanischen Städten Statuen und Straßennamen an Bischöfe und Priester erinnern, die sich für die Eingeborenen stark gemacht haben.
Lol ein Beweis das das Christentum gut war ist das Straßen nach Bischöfen benannt wurden. Ich kann nicht mehr... Bist du sicher das du dort warst und dich nicht im Aldi verlaufen hast? Lol
Ja, an der Statue von dem hier bin ich zum Beispiel täglich vorbeigefahren:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vasco_de_Quiroga
Das ist aber nur ein Beispiel von tausenden.
Jetzt hattest Du allerdings vergessen, die Quellen für Deine Meinung und die Bücher zu nennen, die ich Deiner Meinung nach lesen sollte. Gerne können das Quellen und Bücher im spanischen Original sein, denn wie Du ja weißt, sind die meisten Abhandlungen zu lateinamerikanischer Geschichte auf Spanisch, und das sprichst Du ja bestimmt sehr gut, wenn Du Dich so gut auskennst. Portugiesischsprachige Quellen kannst Du auch gerne angeben, das ist zwar etwas komplizierter für mich, aber verstehen tue ich es.
Naja du machst es dir auf deinen Sessel bequem, siehst auf die Geschichte und machst dir ein bequemes Urteil, finde ich.
Natürlich mag es müsig sein diesen den christlichen Glauben abzusprechen, aber darin bin ja nicht ich Wortführer sondern Jesus selbst!
Er wusste was noch kommen wird vor dem Ende, eben auch dass man ihn verwerfen wird, und er macht klar wer in seinem Namen uns gegenüber aufzutreten vermag, jemand der mit dem Schwert lebt (Gewaltmonopol ausübt) eben nicht, sondern dieser wählt den Tod wenn er es mit Gottes bzw. Christi Autorität begründen sucht!
Dass für die Welt darin schier alles Christentum festgemacht ist in 1500 Jahren verkennt ja die Geschichte, weil es natürlich keine Inquisition gegeben hätte wenn die röm.kath. Kirche nicht in ihrer Dogmatik von vielen abgelehnt worden wäre!
Nirgends wird man im NT hören dass die Mehrzahl schon Gott treu wäre, ganz im Gegenteil ist die Geschichte mit ihrem Verrat an Jesus das wovor wir gewarnt werden!
Was christlich ist und einen Christ auszeichnet ist in der treuen Überlieferung der Bibel bezeugt, egal was die Welt oder in der Welt als solches verkauft wird!
Gott will uns Vater sein ("wie ein Vater sein") und Jesus macht uns mit Gott bekannt!
Übrigends kann man nicht Ausbeutung und Machtmissbrauch als Sklaverei verkaufen, dies ist blödsinnig und deutet die Verbrechen um!
Das Problem mit solch breiter Anklage anderer ist (man muss austreten) dass du dich damit selbst verurteilst glaube ich, eben weil bei dir auch viel Unsinn bezeugt wird aber ein Sinn für Wahrheit fehlt.
Ja!
Religionen sind vor allem Machtinstrumente zur Manipulation der Gläubigen und wenn es den Interessen der Religionsführer dient, werden sie auch gern aufeinander gehetzt - natürlich alles „im Namen Gottes“.
Nehmen wir mal Bohnhoeffer, ja war der jetzt richtig bekehrt oder nicht ? Das weiß nur der Herr selber. Deswegen kann man nie alle für alles verantwortlich machen.
Und jetzt überlegen wir mal eine Sekunde, warum sich die nordamerikanischen Ureinwohner nicht über die Kolonialzeit beschweren - richtig, sie sind tot. In Lateinamerika gab der Papst den Spaniern auf, die Eingeborenen menschlich zu behandeln. Das hat natürlich nicht immer funktioniert und es kam trotzdem zu großen Verwerfungen, aber grosso modo lief es besser als anderswo und wenn wir heute von "Latinos" sprechen, dann weil sich die Kulturen vermischt haben.