Ich komm mit der Plattitüde, "wer arbeiten will, der kriegt auch Arbeit" nicht klar.
Ich hab ja jetzt zwei, drei Fragen zum Bereich Armut und Bürgergeld gestellt und will die Äußerungen dazu eigentlich nicht qualifizieren, abgesehen davon, das alle Bürgergeldler betreffenden Armutsprobleme Menschen in der Grundsicherung im Alter gleichfalls betreffen und für die ist Armut nicht Flucht vor der Verantwortung.
Wie seht ihr das, Geht es Bürgergeldlern oder Menschen in der Grundsicherung zu gut?
8 Antworten
Dass in Deutschland viele Jugendliche keine grosse Lust auf Arbeit, Job, Weiterbildung. sich anstrengen für eine Sache haben, ist inzwischen bekannt.
Warum ist das so?
Meiner Meinung nach, weil die Ansicht besteht, der Staat fängt mich schon auf, ich muss mich nicht anstrengen.
Was für eine Umfrage schon vergleichweise viel ist. Mit Ausnahme von Onlineumfragen.
Eine normale Forsa-Umfrage, die üblicherweise als repräsentativ gilt, umfasst in der Regel 1000-2000 Personen. Jedes politische Stimmungsbaromether, jede Sonntagsfrage, jede Einschaltquote baut im Schnitt auf höchstens 2.000 Personen auf. Alles was über 2.000 geht, sind schon extreme ausreißer.
Was heisst, weder die noch eine andere Umfrage ist letztendlich repäsentativ.
Vllt. nochmal nachlesen, was der Begriff "repräsentativ" in diesem Kontext bedeutet. Dabei geht es nicht um die reine größe der Stichprobe, sondern deren Zusammensetzung bzw. Auswahl.
Ist nicht immer aber auch mit unter schon so,ältere Generation wurde gesagt arbeiten was anderes ist keine Option. :)
Absolut nicht.
Wenn Menschen mit kleiner Rente (meist Frauen) und aufstockend Grundsicherung zu uns in die Einrichtung müssen, zB zur KZP, dann wird das ganze Drama mal deutlich.
Der schlimmste Fall bei uns aus dem sozialen Dienst, eine alte Dame Ende 70, kein Paar Schuhe das noch tragbar war, keine warme Kleidung für den Winter, das vorhandene abgetragen und verschließen, unterernährt.
Das Drama fing an mit einer Nachzahlung für Gas und Strom, die sie nicht zahlen konnte, die Raten die sie dann zahlen musste, ließen nicht genug zum Leben über.
Die Wohnung war zu teuer, nach dem Tod ihres Mannes fand sie keine kleinere Wohnung die von der Miete günstiger war als die in der sie wohnte. Sozialwohnungen gab es keine.
So etwas führt zur Isolation und Verwahrlosung.
Das ist kein Einzelfall, wer da sagte dem Menschen geht es zu gut, hat keine Ahnung.
Anderer Fall Bürgergeld Empfänger:
hat einen Minijob und pflegt seine bettlägerigen Eltern Zuhause, ist selber gesundheitlich angeschlagen ( Tumor Patient) und schafft nicht mehr.
Der wird in einen Topf geworfen mit Menschen die keinen Bock haben arbeiten zu gehen. Diesem Mann geht es mit Sicherheit auch nicht zu gut,
In einen Topf werfen ist die Augen zu verschließen vor Menschen die Sozialhilfe wirklich brauchen, es gibt da schon sehr traurige Beispiele wie von moewe 4 genannt.:)
Das steht nicht im Widerspruch zu meiner Meinung. Sozialleistungen sollte es für diejenigen geben, die wegen Alter oder Krankheit nicht arbeitsfähig sind, wie die alte Dame in Deinem Beispiel, nicht jedoch gesunde und arbeitsfähige Menschen
Man muss da deutlich unterscheiden zwischen Menschen, die Bürgergeld beziehen, weil sie aufgrund physischer oder psychischer Erkrankungen nicht arbeiten KÖNNEN, Menschen, die aufgrund ihres Altern schlecht Arbeit bekommen und solchen, die arbeiten KÖNNEN, es aber nicht WOLLEN!
Letzteren geht es zu gut, ja. Wer es nicht nötig hat, arbeiten zu gehen, obwohl er könnte, der hat ja offensichtlich genug Geld und braucht keines vom Amt.
Hinzu kommt, das gefühlt gerade letztere sich zu fein sind für grobe Arbeiten, als Reinigungskraft z.B. Anderer Leute dreckige Toiletten putzen?! Oh nein, da ist man sich zu fein für. Wenn schon arbeiten, dann bitte nur 4 tage die Woche und höchstens 6 Stunden aber dann auf jeden Fall zu einem Managergehalt!
Es ist keine Plattidüde. Abgesehen dass die Jobagentur ein hohes Interesse daran hat, ihre "Kunden" zu vermitteln, die Stellenbörsen im Internet quellen geradezu über von Angeboten und selbst am schwarzen Brett meines Edeka hängen Zettel, wo alles mögliche gesucht wird, von Putzhilfe, über Gartenarbeit, Babysitter bis Nachhilfelehrer
Mein Automechaniker hat mir schon mal einen Reparaturauftrag abgelehnt. Begründung: Personalmangel
An der Tür eines Restaurants hier am Ort haben ich neulich einen Zettel gesehen "Wir müssen wegen Personalmangel leider unsere Öffnungszeiten einschränken. Die neuen Öffnungszeiten sind ...."
Dann frage einmal bei Traktor/ Mähdrescher Reparaturbetrieben nach. Die Antwort ist genau so erschreckend, wie deine Beispiele.
Das ist das Problem zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie mag das erst mal stimmen.
In der Praxis gibt es teils gewaltige Hürden. Ganz simple Hürde ist beispielsweise, dass die Arbeit nicht immer da ist, wo die Arbeitslosen sind. Selbst wenn also jemand arbeiten kann und will, ist das oft auch erst mal an einen Umzug gebunden und da fällt es durchaus dem ein oder anderen schwer. Hat man beispielsweise sein Kind dort in der Schule? Sind Eltern da, die zwar nicht pflegebedürftig sind aber trotzdem ab und zu unterstützt werden und vieles mehr.
Daneben gibt es Menschen, die erst einmal zwar arbeitsfähig wären, aber in der Praxis nichts finden. Beispielsweise bei einem nur bedingt belastbaren Menschen oder "abgewrackten" Menschen. Das ist sicher nicht korrekt ausgedrückt. Sie gelten nicht als krank aber sie sind so in der Spirale verloren gegangen, dass sie auch bei Vorstellungsgesprächen u.ä. stets gegen andere "verlieren". Deswegen mal ein konkretes Beispiel:
Ich denke da an jemanden, den ich im weiteren Bekanntenkreis habe. Er war etwa 10-15 Jahre arbeitslos, hatte kaum noch "ordentliche" Klamotten und mittlerweile schlechte Zähne, da komischer Lebensstil und nicht so wirklich im H4-Umfeld vom Amt erlaubte Zahnarzt-Termine. Der machte so einen üblen Eindruck auf den ersten Blick, dass jeder HRler abgelehnt hat.
In der Spirale mit Schulden usw. kaum ein Ausweg. Wie bekommt man so Menschen wieder auf die Beine? Naja. Die Lösung bestand dann erst einmal in einem Versuch, die Motivation bei ihm zu wecken. Im Lebenslauf versteckt war eine Arbeit auf einem Pferdehof. Da er sonst körperlich noch soweit beisammen war, haben wir ihn ein Praktikum in einem größeren Hof vermittelt. Es war schwierig, auch wieder den Rhythmus zu bekommen. Zwei mal war es quasi abgebrochen, doch am Ende hat er das irgendwie durchgestanden. Die Arbeit war stets tadellos, also war der Besitzer des Hofs mit viel Überredung dazu gebracht worden, ihm doch erst einen Teilzeit-Job und inzwischen einen Vollzeit-Job zu geben. Nach nun etwa 2 Jahren hat er sich auch privat gefangen, macht - so banal es klingt - mit neuen Klamotten auch privat wieder einen deutlich besseren Eindruck.
Das Problem ist folgendes: Einerseits ist es keine 100% Erfolgsgeschichte. So einige bekommst du trotzdem nicht in die richtige Richtung, egal wie intensiv du dich bemühen würdest. Zum anderen ist so etwas eine sehr intensive individuelle Betreuung. Man bekommt so Menschen nicht mit mal 5 Minuten Gespräch wieder in die richtige Richtung und aus dieser Spirale herausgeholt. Schwer das zu leisten.
Auf Anhieb finde ich diesbezüglich nur Umfragen/Auswertungen, die das konterkarieren.
https://www1.wdr.de/nachrichten/trendstudie-jugend-in-deutschland-arbeit-leistungsbereitschaft-100.html