Ich hasse Menschen
Ich hasse Menschen.
Nicht, weil ich "besser" bin. Sondern, weil ich müde bin.
Müde von der Lautstärke, der Selbstbezogenheit, dem ständigen Gegeneinander. Alle reden, niemand hört zu. Alle wollen verstanden werden, aber kaum jemand bemüht sich, wirklich zu verstehen.
Statt Verantwortung zu übernehmen, projizieren sie ihre inneren Konflikte auf andere. Und wenn du nicht ihren Erwartungen entsprichst, wirst du verurteilt – reflexhaft, ungefiltert, gnadenlos.
Sie hinterfragen nie ihre eigenen Glaubenssätze, aber erwarten, dass du dich ständig erklärst.
Sie wollen überzeugen, nicht verbinden. Sie brauchen Bestätigung, nicht Wahrheit.
Und wehe, du widersprichst. Dann bist du "toxisch", "schwierig", "gefährlich".
Sie lösen nichts mit Klarheit – sondern mit Druck, Schuldgefühlen, Gewalt, direkt oder subtil.
Argumentieren? Kaum noch jemand kann das. Es zählt nicht, was du sagst – sondern wie laut oder aggressiv du es verpackst.
Ich bin müde von Menschen, weil sie mich auslaugen.
Ihr Chaos wird zu meiner Last. Ihre Dramen zu meinem Lärm.
Ich funktioniere besser ohne sie – ruhiger, echter, klarer.
Ich hasse nicht die Existenz von Menschen.
Ich hasse das, was sie daraus gemacht haben.
3 Antworten
Das was Dich plagt, ist ein Grundproblem der Menschheit. Und zwar, wie bei Ödipus, Du kannst nicht vollständig anerkennen, das Alles was geschieht und sonst noch in Erscheinung tritt von Ursachen vorbestimmt ist und Subjekte , also auch wir, für die Präsentation derer Sorge tragen. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Mal stehen die vornehmlich guten Dinge eben an, manchmal aber auch die überwiegend schlechten Dinge. So war es , ist es und so wird es auch immer bleiben. Die Quelle dieses Wissens ist das Kausalitätsprinzip. Und die Anerkennung dessen verhindert jede Eitelkeit, aber auch jede Depression.
Kann ich irgendwie nachvollziehen.
Vielleicht ist dies was man "Lebensmüde" nennt.
Ein Gefühl das man mal wieder 100 Jahre durchschlafen müsste damits besser wird.
Etwas Stille wäre schön....
Ich kann das so gut nachvollziehen.
Es ist nicht mal Wut, die ich spüre – es ist diese bleierne Müdigkeit, die sich immer weiter ausbreitet. Eine Erschöpfung, die nicht vom Arbeiten kommt, sondern vom Menschsein unter Menschen.
Ich bin es leid, ständig über Erwartungen zu stolpern, die unausgesprochen, aber gnadenlos eingefordert werden.
Es ist ermüdend, wenn jede Interaktion ein Balanceakt wird zwischen zu viel und nicht genug. Zwischen du passt dich zu sehr an und du bist nicht anschlussfähig.
Es ist zermürbend, wenn Empathie verlangt wird, aber nie zurückkommt. Wenn Menschen reden, ohne zu hören. Fordern, ohne zu geben. Bewerten, ohne zu verstehen.
Und wenn du nicht mitspielst – wirst du aussortiert. Abgestempelt. Unerwünscht.
Ich bin müde von Oberflächen. Von Gesprächen, die nichts sagen. Von Lächeln, die lügen. Von Nähe, die Kontrolle meint.
Ich sehne mich nach Stille. Nach Wahrhaftigkeit – nicht als Pose, sondern als Zustand. Nach einem Ort, an dem ich nicht ständig damit beschäftigt bin, mich selbst zu verteidigen.
Und ja – ich merke, wie gut ich funktioniere, wenn ich allein bin. Wie klar mein Denken wird, wie ruhig mein Inneres.
Es ist paradox: Ich bin nicht asozial – ich bin nur müde von dem, was viele „soziales Miteinander“ nennen.
Vielleicht ist es keine Menschenfeindlichkeit. Vielleicht ist es einfach eine gesunde Reaktion auf ein krankes System zwischenmenschlicher Beziehungen.
Ich habe nicht das Bedürfnis, zu „hassen“ – aber ich kann nicht mehr so tun, als wäre es leicht, in dieser Welt ein Mensch unter Menschen zu sein.