Hat Deutschland Angst vor echter Veränderung?
Wenn man sich die politischen Debatten in Deutschland anschaut, fällt eines auf: Eigentlich ist sich fast jeder einig, dass es große Reformen braucht, ob in Bildung, Gesundheit, Bürokratie oder Digitalisierung. Gleichzeitig scheint es aber so, als würden wir alles tun, um diese Veränderungen möglichst lange hinauszuzögern.
Auf der einen Seite gibt es die ständige Forderung nach „Fortschritt“, auf der anderen Seite Angst vor allem, was diesen Fortschritt wirklich bringen könnte. Beispiel: Digitalisierung. Jeder klagt über den Rückstand, aber sobald konkrete Vorschläge wie digitale Verwaltung, KI-Nutzung in Schulen oder elektronische Patientenakten kommen, brechen sofort endlose Diskussionen über Datenschutz, Kontrolle und Risiken los. Am Ende bleibt oft Stillstand.
Vielleicht liegt das Problem tiefer: Sind wir als Gesellschaft zu bequem geworden? Oder haben wir uns an den Status quo so sehr gewöhnt, dass echte Veränderung fast als Bedrohung gesehen wird?
Die Frage ist: Wird Deutschland in 10 oder 20 Jahren noch mithalten können, wenn wir weiterhin zwischen Wunsch nach Sicherheit und der Notwendigkeit von Reformen hin- und herpendeln?
Mich würde interessieren, wie ihr das seht: Sind wir ein Land, das Fortschritt wirklich will, oder nur solange er uns nicht zu sehr aus der Komfortzone reißt?
8 Antworten
Ob Deutschland mithalten kann hängt davon ab, wie stark die Politik und Gesellschaft lernen, Risiko, Experimentierfreude und Sicherheit auszubalancieren. Solange der Fortschritt primär als Bedrohung für den Status quo gesehen wird, bleiben große, tiefgreifende Reformen unwahrscheinlich.
Gruß aus Tel Aviv
Nein wir sind nur ein Langsamer träger Haufen. Unsere Bürokratie und die Politischen Prozesse laufen in Zeitlupe ab.
Man sagt ja die Mühlen der Demokratie mahlen langsam. Unsere mahlen sehr langsam.
Sind wir als Gesellschaft zu bequem geworden?
Das Volk möchte Veränderungen, aber nicht mit den Konsequenzen leben, die daraus resultieren und auch die Geduld fehlt. Über 40 Jahre verfehlte Politik auszugleichen tut weh und kostet viel Geld.
Die eigentlich notwendigen Maßnahmen bedürfen tiefgreifende Veränderungen in den Gesetzen. Das benötigt einer langfristigen Agenda, die über mehrere Legistaturperioden verfolgt werden muss, auch wenn die tonangebende Partei wechselt. Und selbst dann wird es Fehler geben.
Aber Fehler dürfen Politiker nicht machen. Das wird umgehend vom Volk abgestraft. Die letzte Regierung ist seit langem echte Änderungen angegangen. Sofort wurde massiv auf Heizungsgesetz & Co. rumgebasht statt Korrekturen zuzulassen.
Es ist halt für Politiker einfacher und erfolgsversprechender, ihrem alten Narrativ zu huldigen und Dinge zu tun, die nur schön aussehen. Und das Volk feiert diese Politiker auch noch.
Kurz: Das Volk hat die Regierung, die es verdient.
Ich frage mich immer, ob die Politiker ein Spiegelbild des Volks sind oder ob es umgekehrt ist. Vermutlich schaukelt sich die Intoleranz und der Egoismus gegenseitig hoch.
Linktipp:
https://www.arte.tv/de/videos/115510-001-A/koennen-wir-die-wirtschaft-schrumpfen/
Da wird die Dimension des Änderungsbedarfs ersichtlich und auch die Probleme bei der Umsetzung beschrieben. Manchmal denkt man, dass es recht ideologisch angegangen wird, was sich aber im Verlauf der Sendung relativiert, weil auch die gegensätzliche Ideologie zu Wort kommt.
Sieht man ja z.B. beim Thema Rente...Bloß nicht angehen ds Problem....Z.b. Schweden hat sein Rentensystem vor 30 Jahren umgestellt und sie fahren ganz gut damit....Wenn man die Leute in Schweden, die die Reformen in Gang gesetzt haben fragt, warum man so etwas nicht auch in Deutschland auf den Weg gebracht hat, lautet die Antwort lediglich....Wir verstehen das auch nicht....🤷♂️
Veränderungen ja bitte.
Nur für mich bitte nur jene die mir mehr Geld, mehr Freizeit und eine bessere Absicherung bringen.