Glaubt ihr, dass ihr auf dem Sterbebett mit eurem moralischen Kompass im Reinen seid?

14 Antworten

Das glaube ich nicht nur, das weiß ich mit Sicherheit.

Ich habe die bewußte Zeit meiner 72 Jahre nach MEINER persönlichen Moral gelebt und gehandelt und sterbe mit reinem Gewissrn.

Ich wollte es so.

Ich habe nichts zu bereuen.

Wahrscheinlich nicht wirklich - denn irgendwie fehlt mir die Fähigkeit vergangene moralische Verfehlungen von mir schön zu reden und leider lässt sich nicht alles wieder gerade biegen.

Aber mir reicht das Wissen, es wenigsten versucht zu haben, aus.

Weil ich der festen Überzeugung bin, dass es keine objektive Moral gibt und somit jede subjektive Moral wertlos ist, habe ich keine Erwartungen an mich selbst, welche gebrochen werden könnten.

Also ja.


R3d1917 
Beitragsersteller
 07.09.2025, 12:38

Sehe es genau so, dass es bei manchen Themen keine objektive Moral gibt.

WilliamDeWorde  07.09.2025, 12:52
@R3d1917

Da unterscheidest du dich aber schon grob von dem, dem du zustimmst - von wegen "sehe es genau so". Zwischen "manchen Themen" und "allen Themen" liegt ein himmelweiter Unterschied. Es gibt gewiss Themen, wo es eine objektive Moral gibt.

BlackyD961  07.09.2025, 19:25
@WilliamDeWorde

Objektiv würde, per Definition, jedes menschliche Individuum treffen. Viele denken Mord wäre gerechtfertigt, wenn es die richtigen trifft. Im Koran existieren massenvergewaltigungen und in der Bibel werden zwischendurch mal ganze Dörfer mit Kindern und Frauen abgeschlachtet. In manchen Kulturen ist Kannibalismus in Ordnung und wo anders werden Leute hingerichtet wenn sie stehlen. Und in all diesen Fällen glauben die Täter, im Recht zu sein oder gar moralisch zu handeln

Das verfehlt ganz stark der Utopie einer objektiven Moral, wie gesagt, per definition. Es ist so utopisch wie der Kommunismus, klingt villeicht gut aber es ist nicht vereinbar mit der menschlichen Natur. Nur weil etwas in deiner westlichen Welt als "objektive moral" anerkannt wird, heißt das nicht, dass diese eine Definition vorgibt. Versteh mich nicht falsch, alle oben genannten Dinge sehe ich als falsch an, aber gäbe es wirklich eine objektive Moral, dann würde sich jeder daran halten, weil sie JEDER auch innehätte.

Somit existiert keine objektive Moral, auch nicht bei bestimmten Themen, denn sie ist nichts als ein menschliches Konstrukt und wie auch viele andere solcher ist sie fehlerhaft, unvollständig und vergänglich.

WilliamDeWorde  08.09.2025, 18:28
@BlackyD961

Ich verstehe dich schon und kenne die Argumente. Aber nur, weil eine Kultur einen unmoralischen Brauch pflegt und nicht bestraft, heißt es nicht, dass er moralisch wäre.

Kinder, die völlig ohne kulturellen Einfluss aufwachsen, haben dennoch einen moralischen Fahrplan. Sie handeln spontan altrisistisch. Sogar Ratten tun es. Auch Kannibalismus ist keineswegs normal, wie du es darstellst. Es geht heutzutage nur um rituelle Formen, wo man sozusagen den Geist des Vorfahren oder Feindes in sich aufnimmt. Menschenfleisch als Sonntagsbraten ist tabu.

Eine weitere Regel sozial interaktiver Wesen lautet: Was du nicht willst, dass man dir tut, tue keinem anderen an.

Auch unangemessene Überreaktionen werden allgemein nicht geduldet. Maximal gilt "Auge um Auge, Zahn um Zahn".

Ebenso Grausamkeit beim Strafmaß. Es heißt immer, dass man keinen Deut besser ist als der Täter, wenn man sich auf sein Niveau herablässt.

Auch die 8 Ver- und 2 Gebote sind eigentlich auf diesem Kontext gewachsen.

Vanaheim  07.09.2025, 12:44

Ausgezeichnete Antwort !!!

Och ja. Ich werde nur bedauern, dass ich nicht genug Zeit hatte, allen meinen Kompass zu zeigen.

Moralisch gesehen kann ich mir selber wenig vorwerfen.....Ich habe immer geholfen wenn es nötig war, allerdings habe ich zum Dank meist nicht viel bekommen außer einem Arschtritt.

Ich hoffe nur inständig das diejenigen leiden die sich ihre moralischen Verfehlungen schön reden und nach wie vor der Meinung sind sie hätten nichts getan.

LG

Julian

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung