Folgende Debatte
Stellt euch mal vor, ein Psychopath klaut ein Flugzeug mit 100 Passagieren und möchte in ein Stadion rein fliegen. Eure Familie ist ebenfalls in diesem Flugzeug. Jemand sagt ,,wir müssen auf dieses Flugzeug schießen, um wenigstens die Menschen im Stadion zu retten!" Ihr sagt aber ,,nein meine Familie ist da drinnen!" Kann man da überhaupt eine klare Entscheidung treffen? Was würdet ihr denken? Was würdet ihr tun? Schließlich haben beide Seiten etwas, dass ihnen wichtig ist. Es gibt auch 70.000 Menschen im Stadion mit Familie und die würden wahrscheinlich sagen ,,schießt dieses Flugzeug ab!" Ist dann überhaupt einen Entscheidung verwerflich?
Mich interessiert eure Meinung sehr.
10 Antworten
Nein. Natürlich ist das nicht einfach. Aber die Leute sterben sowieso.
Das ist keine Frage von "kann ich beide retten", die Option gibt es nicht. Wenn ich mich weigere und das Flugzeug abschießen lasse, stirbt meine Familie und viele weitere in diesem Stadion. Manchmal tut es weh, das Richtige zu tun, manchmal zerbricht es einen auf eine Weise, die die meisten Menschen sich nicht mal vorstellen können. Aber das ändert nichts daran, dass es das Richtige ist.
There are two kinds of pain in this world. The pain that hurts, the pain that alters
Dies ist eine äußerst schwierige ethische Frage, bei der zwei moralische Prinzipien aufeinanderprallen: die Würde und der Wert jedes einzelnen Lebens einerseits und die utilitaristische Idee andererseits, dass man manchmal eine kleinere Zahl von Menschen opfern muss, um eine größere Zahl zu retten.
Theoretisch könnte eine Regierung oder Militärbehörde beschließen, das Flugzeug abzuschießen, um eine größere Katastrophe zu verhindern. Dies würde dann als „tragische Notwendigkeit“ angesehen. Aber für eine Einzelperson, insbesondere wenn die Familie mit an Bord ist, ist das eine unerträgliche Entscheidung. Emotional würde es mir sehr schwerfallen, die Opferung meiner Familie zu akzeptieren, und ich wäre wahrscheinlich gegen den Abschuss des Flugzeugs. Gleichzeitig hätte ich Verständnis dafür, dass andere, insbesondere die Menschen im Stadion und ihre Familien, das Gegenteil empfinden. Es gibt keine gute Wahl, nur eine weniger grausame. Emotional würde ich mich weigern, es abzunehmen, rational würde ich jedoch verstehen, dass es wahrscheinlich notwendig ist, um eine größere Katastrophe zu verhindern.
Lies das Theaterstück "Terror" von Ferdinand von Schirach. Da wird genau diese Frage beantwortet.
Davon abgesehen: Die Frage lautet nicht 100 Tote oder 70.000 Tote - die Frage lautet (zumindest in meinen Augen) 100 Tote oder 70.100 Tote - denn wenn das Flugzeug in der Gewalt der Terroristen ist (in dem Sinn, dass sie sowohl Passagierraum als auch die Piloten/sonstigen Besatzungsmitglieder kontrollieren) - dann sind die 100 Personen an Bord so oder so bereits tot; nur der Akt des Sterbens bleibt noch übrig.
Also würde ich den Abschuss-Befehl geben, um so viele Menschen wie möglich zu retten - und wenn ich der Pilot des abfangenden Flugzeugs wäre und der Befehl nicht kommt, auf eigene Verantwortung das gekaperte Flugzeug abschießen. Ja, vermutlich würde ich hinterher den Rest meines Lebens wegen 100fachem Mord im Gefängnis sitzen - aber ich könnte mich zumindest selbst im Spiegel ansehen, ohne kotzen zu müssen.
Übrigens: Wenn das Theaterstück aufgeführt wird, findet im Publikum immer eine Umfrage statt, ob der Pilot schuldig oder frei gesprochen werden soll - und soweit ich mich erinnere, entscheidet sich das Publikum in der Mehrzahl der Fälle für Freispruch.
Sehr konstruiert...
...wenn man das weiß wäre eine Räumung des Stadions die Antwort...
Wenn es keine Option gibt, die Sache irgendwie anders zu lösen, sehe ich hier kein Dilemma. Das Flugzeug samt Passagieren ist dann so oder so hin. Es geht lediglich noch darum, die Leute im Stadion zu retten oder eben nicht.