Drohnen in Polen - Haben die Politiker gelernt?
Hi zusammen,
die Sache mit den Drohnen in Polen stimmt mich bedenklich. Irgendwie hätte das anders laufen müssen
- da ist eine Handvoll kleinerer, billiger Drohnen einfach mal über die polnische Grenze (ich sag mal: das hätte in einem anderen NATO-Staat auch genauso laufen können)
- der Typ der Drohnen war recht klein, hatte keinen Sprengstoff dabei (hat man aber ja nicht wissen können)
- die Dinger sind recht weit nach PL reingeflogen. Einige wenige wurden abgeschossen, aber es sind auch etliche übriggeblieben
- für die abgeschossenen wurden aber sehr teuere Abfangraketen und Kampfflugzeuge eingesetzt. Für so einen Einsatz kommt man schnell auf Kosten von 1 Mio. EUR, während die Drohnen nur ein paar Tausender kosten.
- bedeutet für mich: die Flugabwehr war schon vorhanden, aber für diesenEinsatz-Zweck gar nicht geeignet.
Jetzt läuft der Krieg in der Ukraine aber schon jahrelang. Bedeutet doch: man hatte schon genau diesen Zeitraum, in dem man hätte lernen können, was heute auf dem Schlachtfeld so eingesetzt wird.
Bisher hab ich aber von keinem NATO-Staat viel gehört, dass man sich auf diese neue Bedrohung irgendwie vorbereitet hätte. Man hat jahrelang zugeschaut, was in der Ukraine abgeht, aber nicht wirklich Konsequenzen daraus gezogen. Klar, dass die NATO nicht eingreifen konnte - aber das heißt doch nicht, dass sie nicht draus hätte lernen können.
Meiner Meinung nach hätte man
- die Rüstungsindustrie hochfahren müssen
- konkrete Entwicklungen auf dem Gebiet der Drohnenabwehr machen müssen - die hätte man der Ukraine zur Verfügung stellen können und gleichzeitig beim eigenen Militär aufrüsten können
- die innenpolitischen Ziele (auch die Klima-Ziele) in der Zeit einer militärischen Bedrohung / Kriegsphase mal zurückfahren können, um sich auf die Sicherheit zu konzentrieren.
- die BW (in DE), die nun mal tatsächlich kaputtgespart wurde, wieder einsatzfähig zu machen
Da haben doch die ganzen Politiker (nicht nur in DE) den Schuss nicht gehört.
Was meint ihr dazu?
3 Antworten
Streng genommen ist die Problematik mit den kleinen Spionagedrohnen selbst in Deutschland schon seit Jahren ein bekanntes Problem. Es wird daran prinzipiell auch schon hinter verschlossenen Türen zur Abwehr dran geforscht.
Nur scheinbar ist die NATO derzeit wohl selbst noch damit überfordert, die inzwischen immer häufiger eingesetzten Massengeschwader kleinster und günstigster Einwegdrohnen wirklich funktions- / und kosteneffektiv auch schnell abwehren zu können.
Die Russen entsenden inzwischen ja immer häufiger auch Kleinstdrohnengeschwader aus hunderten Exemplaren zur Verwirrung und Überlastung der klassischen Flugabwehr des Gegners in gezielter Strategie.
Und auf der anderen Seite ist China (rein zufällig!?) gerade im Begriff, einen augenscheinlich funktionalen Micro-Hochleistungslaser zur Moskitoabwehr in privaten Haushalten weltweit auf die zivilen Märkte zu entlassen.
Wenn es demnächst "Star-Wars" Technologie für unter 200 Euro in Privathaushalten zur Moskitoabwehr geben wird, so dürfte China ein solches Abwehrgerät gegen (Micro-) Drohnen selbst bei scharenweisem Anflug vermutlich auch schon längst praktisch-funktional bei seinem Militär bereits in Erprobung gehabt haben.
Nun ist und bleibt nur die Frage, in wie weit die NATO hinter verschlossenen Türen zur erwartbaren Fernkonfliktführung mit Flugdrohnen bereits ihre Hausaufgaben gemacht haben könnte im Bierkistenformat.
Auf der anderen Seite könnte aber durchaus inzwischen fraglich sein, ob die Ukraine und ggf. auch Nahost im Bezug auf effiziente Abwehr von Massen verschiedenster Flugkörper nicht länger schon dem Zwecke verdeckter Feldforschung dienen könnten.
Auf jeden Fall wissen wir nun, dass bislang modern und effektiv geglaubte Luftabwehrsysteme durch neuere Strategien definitiv kostenineffizient und leicht überwindbar gemacht werden können.
Es gibt viele Möglichkeiten Drohnen Abzufangen. Normale Flugabwehrsystem wie der Oerlikon Skyranger mit seiner 30mm Kanone können dazu eingesetzt werden, aber auch Raketen kann man einsetzen. Was die besten Optionen sind bei einem unerwartet angriff von Drohnen. Ein starker Jammer wäre auch eine Möglichkeit, aber die Dinger effektiv zu platzieren ohne Infos ist schwierig. Abfangdrohnen oder Hochleistungslaser sind noch was das angeht in der Entwicklung. Selbst in der Ukraine setzt man auf die schlichte Lösung draufhalten.
Stimmt - leicht ist das nicht.
Wenn ich aber zumindest die getesteten Baupläne in der Schublade habe, die Fabriken zumindest drauf vorbereitet sind, dann hab ich doch einen besseren Ausgangspunkt. Ich finde, genau da hapert es noch. Damit kann man doch nicht warten, bis die erste Rakete einschlägt.
Es macht mir Angst, dass man nach 3 Jahren Ukraine-Krieg jetzt zur Erkenntnis gelangt, dass es doch unverhältnismäßig ist, ein paar von Hinterwäldnern zusammengeschusterte Billig-Drohnen, mit F-35 Kampfjets abzuschießen.
Jetzt gehen wieder die Diskussionen los, dass Europa mal endlich aus seinem seit den 90er Jahren Einhorn-Dornrößchen-Schlaf erwachen sollte.
Aber in ein paar Tagen ist alles wieder beim alten.