Was bezweckt die katholische Kirche mit der sexuellen Unterdrückung von Gläubigen und geistlichem Personal?

wolfruprecht  15.02.2024, 22:14

Was meinst du mit der

  1. "sexuellen Unterdrückung von Gläubigen" und der
  2. "sexuellen Unterdrückung von geistluchem Personal"?

Was soll ich mir darunter vorstellen?

Rotfuchs716 
Fragesteller
 15.02.2024, 22:20

Gläubigen zum Beispiel verbietet man Sex ausserhalb der Ehe. Innerhalb der Ehe soll es Sex nur zur Fortpflanzung geben. Verhütung ist verboten. Für Pfarrer totales Sexverbot.

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Monotheismus an sich ist eine Religion der Mächtigen. Egal ob in Ägypten von Pharao Echnaton, im Judentum von Mose, im Christentum von der katholischen Kirche oder im Islam von Mohammed, immer wurde der Monotheismus von Oben verordnet und mit Gewalt, Folter und Mord durchgesetzt. Die Vielgötterei im Volk wurde massiv bekämpft. Diejenigen, die den Monotheismus verordnet haben, waren immer Machtmenschen und es ging ihnen immer darum, durch die Religion Macht über das einfache Volk zu erlangen und diese zu festigen. Eines der eingesetzten Machtmittel im Rahmen der Religion besteht darin, Regeln aufzustellen, die sowieso niemand einhalten kann oder will, noch nicht einmal die religiösen Führer selber, was sie aber tunlichst verheimlichen. Damit kann man alle Menschen zu Sündern stempeln, um ihnen dann ordentlich Angst vor der weltlichen oder göttlichen Macht einzujagen. Denn eines wussten die Machtmenschen schon vor ein paar Tausend Jahren: wer Angst hat, lässt sich leichter manipulieren und unterdrücken.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 15.02.2024, 22:22

scheint sehr trefffend!

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Aus meiner Nachfrage:

Gläubigen zum Beispiel verbietet man Sex ausserhalb der Ehe.

Und wo ist da die Unterdrückung?

Es ist ja die Entscheidung der Gläubigen, ob sie sich dran halten oder nicht. Wo ist da das Problem, wenn jemand nach den Regeln der Kirche seine Sexualität leben will? Unterdrückung ist das jedenfalls nicht. Und wer das nicht will, macht es ohnehin nicht.

Innerhalb der Ehe soll es Sex nur zur Fortpflanzung geben.

Das ist ein Irrtum und nicht die Lehre der Katholischen Kirche. Das hatte sogar der Hl. Augustinus anders gesehen.

Verhütung ist verboten.

Es ist nicht verboten, sondern nur nicht erlaubt. Das ist ein Unterschied. So kann es durchaus schwerwiegende Gründe geben, wie bei allen Entscheidungen, wo zwei Güter miteinander konkurrieren, z. B. Dilemmaentscheidungen, wo nach dem Gewissen das geringere Übel gewählt wird. Allerdings sind solche Entscheidungen in diesem Kontext eher selten.

Nur zum Verständnis: Der Verhütung liegt die Entscheidung zugrunde "Es ist nicht gut, dass ein Kind entsteht". Diese lebensverneinende Haltung wird von der Kirche nicht gut geheißen. Auch hier gilt: Wer nach den Regeln der Kirche leben will, macht das, und wer nicht will, hält sich ohnehin nicht dran. Auch hier: Keine Unterdrückung erkennbar.

Für Pfarrer totales Sexverbot.

Priester und bei ihrer Weihe noch unverheiratete Diakone versprechen, nicht zu heiraten und es auch nicht zu versuchen. Dieses Versprechen legen sie freiwillig ab — und die Kirche achtet auch darauf, dass es wirklich freiwillig ist. Wäre es nicht freiwillig, dann — ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich meine, dass es so ist — dann würde die Gültigkeit der Weihe angezweifelt. Aber wie gesagt, da müsste ich jetzt erst nachschauen oder nachfragen, ob es tatsächlich so wäre. Jedenfalls ist es im Allgemeinen eine freie Entscheidung des Weihekandidaten und keine Unterdrückung.

Aber ich nehme mal an, dass du persönlich davon ja nicht betroffen bist. Von daher kann es dir ja egal sein.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 15.02.2024, 23:32

wer zur Zeit der Weihe verheiratet ist kann nicht katholischer Pfarrer werden. Insofern ist das für jemanden der katholischer Pfarrer werden will nicht freiwillig.

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wolfruprecht  15.02.2024, 23:39
@Rotfuchs716

Das stimmt so nicht.

So werden zum Beispiel evangelische Pfarrer, die diese katholisch werden, im der Regel auch zu Priestern geweiht und bleiben weiterhin verheiratet. Davon haben wir in unserer Diözese ein paar davon.

Außerdem ist es so, dass sich jemand nur zur Verfügung stellen kann, geweiht zu werden, einen Anspruch darauf gibt es nicht. Und es ist das legitime Recht der Kirche, für die Auswahl die Regeln festzulegen. Insofern ist die Freiwilligkeit schon gegeben.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 15.02.2024, 23:42
@wolfruprecht

was könnte einen evangelischen Pfarrer veranlassen zum Katholizismus überzutreten? Dies scheint fast Verrat am Glauben zu sein. Ausserdem: kann man katholischer Pfarrer werden ohne geweiht zu werden? Ich vermute nicht.

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wolfruprecht  16.02.2024, 00:22
@Rotfuchs716
was könnte einen evangelischen Pfarrer veranlassen zum Katholizismus überzutreten? Dies scheint fast Verrat am Glauben zu sein.

Es gibt das, zwar nicht so häufig, aber doch immer wieder mal. Ansonsten ist es ein völlig anderes Thema.

Ausserdem: kann man katholischer Pfarrer werden ohne geweiht zu werden? Ich vermute nicht.

Diese ehemals evangelischen Pfarrer werden zu Priestern geweiht, meistens jedoch in kategorialen Bereichen wie der Krankenhausseelsorge oder Gefängnisseelsorge eingesetzt. Seit vergangenem Jahr gibt es in unserer Diözese sogar einen, der ganz normal in der Gemeinde Pfarrer ist.

Außerdem gibt es auch einige katholische Pfarrer des byzantinischen Ritus in unserer Diözese. Die sind normalerweise immer verheiratet. Der, mit dem ich in der Vergangenheit öfters zu tun hatte, konnte auch in unserem Ritus feiern und die Sakramente spenden. Aber es stimmt, im lateinischen Ritus (= das, was gemeinhin mit römisch-katholisch gemeint ist) gilt, dass nur in verheiratete Männer zur Weihe zugelassen werden und die mit den weiter oben genannten Ausnahmen.

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wolfruprecht  16.02.2024, 09:21
@Rotfuchs716

Es gibt in der Römisch-Katholischen Kirche 24 gültige Riten. Der Lateinische Ritus ist der, den wir sprachlich mit der Katholischen Kirche verbinden und wahrnehmen, da er der am weitesten weltweit verbreitete Ritus ist. Die Römisch-Katholische Kirche ist aber mehr als nur dieser eine Ritus.

Der Byzantinische Ritus ist praktisch der, in dem die meisten orthodoxen Kirchen ihre Liturgie feiern. Von (fast?) allen orthodoxen und altorientalischen Kirchen gibt es jeweils einen Zweig (23 an der Zahl), der den Papst in Rom anerkennt und in voller Union mit der Lateinischen Kirche leben. Sie haben ein eigenes Kirchenrecht, das sogenannte Ostkirchenrecht (CCEO). Die Teilkirchen, die dem Ostkirchenrecht unterstehen, kennen seit jeher den verheirateten Priester, nur die bis Bischöfe bzw. Patriarchen müssen unverheiratet sein. Daher kommen diese in der Regel aus dem Mönchtum. Allerdings gilt auch dort seit jeher die Regelung, dass der Priester bereits vor seiner Weihe verheiratet sein muss, ansonsten untersteht er auch der Regel, nicht heiraten zu können, also praktisch dem Zölibat.

Ich hoffe, deine Frage gut beantwortet zu haben. LG

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Sünde und die Folge der Sünde unterdrückt.

Für eine masturbations- und pornosüchtige Gesellschaft, wie sie sich bei uns in den letzten Jahrzehnten etabliert hat, bei der sich alles nur noch um Ausreizung des Sexualtriebs dreht wird man schnell neigen zu sagen, dass man unterdrückt wird. Es geht nicht um Unterdrückung sondern, dass der Mensch die Kontrolle über sich erlangt und Gott nicht mehr durch Sünden beleidigt.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 16.02.2024, 12:25

Dies schein insofern unlogisch als das Gott den Menschen anderenfalls asexuell geschaffen hätte.

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wolfruprecht  16.02.2024, 12:34
@Rotfuchs716

Der natürliche Sexualtrieb muss wie jeder andere Trieb im Menschen geformt und kultiviert werden. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass andere zur eigenen Triebbefriedigung benutzt werden, sozusagen Sexualität als tauschbare Ware, Menschen, die "konsumiert" werden.

So wie es für den Körper nicht gut ist, alles zu essen, was man essen kann, so ist es auch nicht gut, sexuell alles zu praktizieren, was möglich ist.

Klar, diese Sichtweise kann mit mancher Praxis erheblich kollidieren. Aber dazu sind Normen und In gewisser Weise auch Tabus sinnvoll. Dafür muss der Mensch kein asexuell Wesen sein. Zumindest ist es evolutiv nicht vorgesehen, obwohl es mit einem bestimmten Prozentsatz in der Bevölkerung vorkommt.

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Sie wollen den Menschen ein schlechtes Gewissen vermitteln und ihnen sagen, dass sie schlimm, schlecht und elendige Sünder sind, weil sie SeX mögen!

Jemand der sich schuldig, schlecht und minderwertig fühlt, lässt sich leicht manipulieren und bevormunden und stellt das selbständige, selbstbewusste Denken weitgehend ein!

DESHALB hat die RKK so viel Erfolg gehapt - über viele Jahrhunderte - ...und dann kam die Aufklärung und etwas später die Bildung für alle - zumindest in Europa - Und seither ist die RKK auf dem absteigenden Ast.

Die geistlichen sollen sich nicht der "lust" und anderen weltlichen sachen hingeben sondern in ihren gedanken nur bei gott sein.

Außerdem wird lust als sünde gesehen, da dies auch der grund war weshalb adam und eva aus dem paradies vertrieben wurden.

Dies währe meine antwort als atheist deswegen keine ahnung ob das 100% so stimmt.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 15.02.2024, 22:08

Die Vertreibung aus dem Paradies hatte nur den Grund des Ungehorsams. Gott hatte zuvor eingesehen, dass Adam eine Frau braucht und Sex war nicht verboten. Fortpflanzung gab es jedoch erst auf der Erde.

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