Ist ein großer Penis ein evolutionärer Vorteil?
Kann das sein?Oft ist das ja bei Tieren so
Bitte ausführlich erklären
6 Antworten
Kommt auf die Spezies an. Bei Gorillas zum Beispiel ist die Penisgröße überhaupt nicht wichtig. Ein männlicher Gorilla hat im Schnitt einen nur 4 cm langen Penis. Das reicht ihm völlig aus. Bei Schimpansen, die ja deutlich kleiner als Gorillas sind, ist das Glied deutlich größer, zwischen 10 und 18 cm (Dixson et al. 1994), also vergleichbar mit der Penisgröße des Menschen, wobei der Penis der Schimpansen aber viel schmaler ist. Warum das so ist, erkennt man, wenn man sich einmal die Paarungssysteme der beiden Arten anschaut.
Gorillas leben in Haremsgruppen. Ein einzelnes dominantes Männchen (Silberrücken) führt eine Gruppe mehrerer Weibchen an. Es gibt also im Umkreis sowieso niemandem, der ihm seine Weibchen streitig machen würde und die Weibchen muss er auch nicht dadurch beeindrucken, dass er mit seinem großen Ding herumwedelt. Alles, was über das für die Fortpflanzung notwendige physiologische Maß hinausgeht, wäre schlicht eine Ressourcen- und Energieverschwendung.
Schimpansen leben hingegen in gemischtgeschlechtlichen Gruppen aus mehreren Weibchen und Männern, in denen ein promiskuitives Paarungssystem vorherrscht, d. h. sowohl Männchen als auch Weibchen paaren sich mit mehreren Partnern bzw. Partnerinnen. Die Konkurrenz zwischen den Männchen ist bei Schimpansen also viel größer als bei Gorillas, weshalb ein größerer Penis vorteilhaft ist. Schimpansen haben auch deutlich größere Hoden als Gorillas und produzieren etwa 223× mehr Spermien als Gorillas (Fujii-Hanamoto et al. 2011), was eine Anpassung an die hohe Spermienkonkurrenz darstellt.
Der menschliche Penis gilt als einer der größten und breitesten unter den Primaten, sowohl absolut als auch relativ zur Körpergröße (Parker & Jaffe 2008). Im Schnitt ist der erigierte Penis eines Mannes 13.12 cm groß (Veale et al. 2015). Das ist tatsächlich ungewöhnlich groß, für die Fortpflanzung würden uns nämlich auch die 4 cm des Gorillas völlig ausreichen. Man kann sich also fragen, warum unsere Spezies so verschwenderisch mit der Größe des männlichen Geschlechtsteils umgeht. Desmond Morris, ein bekannter britischer Evolutionsbiologe, vermutete in seinem Buch The Naked Ape (deutsche Ausgabe: Der nackte Affe), dass sexuelle Selektion dazu geführt haben könnte, dass der menschliche Penis so groß geworden ist (Morris 1967). Frauen könnten bei der Partnerwahl Männer mit einem größeren Penis bevorzugt haben. Der große Penis sei sozusagen nichts als Protz, ähnlich wie das Geweih des Hirschs oder das bunte Rad des Pfaus und möglicherweise ein Hinweis darauf, dass sein Träger gute Gene hat. Dafür spricht ein weiteres Detail, das an der menschlichen Anatomie des Glieds besonders ist: als einziger Primat hat der Mann keinen Penisknochen (Os penis, Baculum). Die Erektion wird ausschließlich durch die blutgefüllten Schwellkörper aufrecht erhalten. Männer können anatomisch gesehen also schwerer eine Erektion halten als andere Primaten und je größer der Penis ist, umso schwerer wird dies noch. Wahrscheinlich ist der Penis daher das, was man als Handicap-Signal bezeichnet. Ein großer Penis wirkt attraktiv, gerade weil er eigentlich eher nachteilig ist. Mit der großen Penisgröße wird sozusagen signalisiert: "Schau her, ich bin körperlich gesund und top fit und kann sogar meinen körperlichen Nachteil ausgleichen und eine Erektion halten." Auch das Hirschgeweih und das Pfauenrad sind solche Handicap-Signale.
So weit die Hypothese. Aber wie sieht's denn nun in der Praxis aus? Bevorzugen Frauen wirklich Männer mit einem größeren Penis? Und ist "größer" gleich "besser"? Eine 2015 veröffentlichte Studie zeigt, dass Frauen tatsächlich einen überdurchschnittlich großen Penis bevorzugen. Allerdings: Frauen bevorzugen nicht die besonders großen Exemplare, sondern die, welche nur ganz leicht über dem Durchschnitt liegen, das betrifft sowohl die Vorlieben für kurzzeitige amouröse Abenteuer als auch für langfristige Beziehungen (Prause et al. 2015). Eine Studie aus dem Jahr 2002 zeigte außerdem, dass für Frauen mehrheitlich die Dicke wichtiger als die Länge ist: 32 % der Frauen gaben an, dass die Dicke für sie wichtig sei, nur 21 % sagten aus, dass ihnen die Penislänge wichtig war (Francken et al. 2002). Wahrscheinlich haben aber neben der sexuellen Selektion noch weitere Faktoren die Penisgröße beeinflusst (Apolstolou 2015).
Ich bezweifle es.
Beim Menschen wird Kleidung getragen. Nahezu alle anderen Tiere mit Penissen haben im Alltag versteckte Penisse, die in Hautfalten, durch Körperhaltung oder unterm Fell versteckt sind.
In den wenigsten Fällen sieht ein paarungswilliges Weibchen also den Penis, bevor es sich entgültig entschieden hat, mit dem jeweiligen Männchen die Paarung zu vollziehen. Ergo ist das kein Faktor. Weder bei Menschen, noch bei Tieren. Und, da die meisten Tiere auf allen Vieren laufen und überwiegend in der 'Hündchenstellung' verkehren, sehen die Weibchen das nicht mal während der Paarung.
Und... meinst du, ein großer Penis hilft beim Jagen oder Fliehen mehr als ein kleiner? Meinst du, ein großer Penis kostet weniger Ressourcen, die aufs Überleben fokussiert werden? Wenn überhaupt ist es andersrum, und große Penisse sind ein Nachteil.
Oft ist das ja bei Tieren so?
Nein, das ist nicht bei Tieren so. Wenn ein großer Penis ein Vorteil wäre, dann hätten alle Tiere einen riesigen Penis. Haben sie aber nicht. Der Penis ist so groß, das er optimal seinen Zweck erfüllt.
Auch bei Menschen.
Klar, Pferde reiten Menschen, und Pottwale regieren die Erde. 🤦🏻
Man man man, was kann man sich nicht alles Einbilden.
Auf die Erläuterung bin ich gespannt!
Ja, du kannst das Weibchen von 3cm weiter entferne befruchten. Hammer Vorteil. 😂