Warum gibt es Allergien? Warum ist dieses Krankheitsbild evolutionär nicht längst ausgestorben? Wo liegt der evolutionäre Vorteil?

5 Antworten

Allergien sind sozusagen Training füe das Immunsystem. Wenn man - wie wir heute - recht gut vor potentiell tödlichen Erkrankungen geschützt ist (zum Beispiel durch Impfungen oder gute hygienische Bedingungen), dann reagiert der Körper manchmal eben auf eigentlich harmlose Stoffe (Pollen, Nahrungsmittel,...) aus unserer Umwelt.

Das hat nichts mit Vorteilen zu tun. Nicht ausstirbt das, was einen nicht hindert, sich zu vermehren. Auch das, was einen hindert, sich zu vermehren, stirbt auch nicht zwangsläufig aus. Zum Beispiel, Erkrankungen und Störungen, die Leute unfruchtbar machen. Sie entstehen immer wieder in der Population, aber in einer geringen Zahl, so dass sie die Erhaltung der Art nicht gefährden ist. Wenn zu viele unfruchtbar sind, stirbt fid Art aus und mit ihr die Erkrankung

Das ist ganz einfach.

Unser Immunsystem besteht unter anderem aus Lymphocyten. Die T-Zellen spielen für Allergien keine Rolle, die B-Zellen schon.

Bei der Reifung der Lymphocyten sterben alle ab, die sich gegen Antigene des eigenen Körpers richten (Selbst-/Eigentoleranz).

Allergien werden ausgelöst, wenn das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe (sog. Allergene) reagiert. Der Körper besitzt dann also B-Zellen, die für dieses Allergen spezifische B-Zell-Rezeptoren, im Verlauf der humoralen Immunantwort bilden sie dann Antikörper gegen dieses Antigen.

Diese IgE-Antikörper gelangen über die Blutbahn zu sogenannten Mastzellen, welche viele, mit Reizstoffen (wie Histamin) gefüllte, Granula besitzen. An diesen Mastzellen befinden sich Rezeptoren, an die die IgE-Antikörper binden (Sensibilisierung).

Bei einem Zweitkontakt mit dem Allergen bindet diese an die, an die Mastzellen gebundenen, IgE-Antikörper, woraufhin diese ihre Reizstoffe ausschütten. Die Reizstoffe verursachen die typischen Symptome einer allergischen Reaktion.

Ein evolutionärer Nachteil sind die Mastzellen nicht, da diese wichtige Aufgaben der Immunabwehr übernehmen. Durch die entzündlichen Reaktionen können nämlich Krankheitserreger besser bekämpft werden. Beispielsweise werden Blutbahnen geweitet, sodass die Stelle besser durchblutet wird. Außerdem werden die Blutgefäße durchlässiger, sodass Lymphocyten und andere Immunzellen besser ins Gewebe gelangen können.

Ganz grundsätzlich ist die Annahme, dass alles was evolutionär nicht von Vorteil ist ausstirbt nicht ganz korrekt. Entscheidend ist vor allem ob etwas die sexuelle Fitness eines einzelnen Individuums bzw. einer ganzer Gruppe beeinflusst. Ein wichtiges Beispiel für diesen Zusammenhang ist die Entwicklung von Alzheimers. In frühen Jahren haben Männer, welche später Alzheimers bekommen tendenziell einen höheren Testosteronspiegel (dieser führt zu stärkerer Ausbildung männlicher Attributen) wodurch die Möglichkeit besteht, dass er sich stärker vermehren kann und seine Gene grossflächiger weitergeben kann. Der Evolution ist der Lebensabschnitt nach der sexuellen Reproduktion einfach gesagt ziemlich egal, da sie hauptsächlich dadurch gesteuert wird, wann und wie oft sich ein Individuum fortpflanzen kann.

Spezifischer zur Frage bezüglich den Allergien, diese sind in der Tat eher ein Luxusproblem, mit welchem unser Körper sich rumschlagen muss. Aufgrund unserer sterilen Umgebung wird unser Immunsystem, welches sehr sensibel ist schlicht unterfordert. Durch diese Unterforderung kann es dazu kommen, dass Stoffe welche zwar Fremdstoffe sind aber keine Bedrohung für unsere Gesundheit darstellen als solche erkannt werden.

Falls du dich jemals gefragt hast, weshalb Frauen öfters von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen betroffen sind, hängt es stark mit der erhöhten Anzahl an Entzündungsreaktionen durch die Menstrutaiton zusammen, welche sie heute im Vergleich zu indogenen Völkern haben, welche gewissermassen die besten Referenzwerte darstellen, wie der Körper früher funktioniert hat. Wenn du dich fragst, woher man mehr Entzündungsreaktionen hat, ist das zum einen das frühere Alter wo Frauen menstruieren des weiteren die geringere Anzahl der Kinder und als letztes eine stark verkürzte Zeit wo die Mutter das Kindmit Brustmilch füttert, wo die Menstruation ebenfalls aus bleibt

Allergien gibt es deshalb, weil unser Immunsystem zu gut ist und weil wir es nicht das tun lassen, was es soll.

Im Laufe der Geschichte haben unsere Vorfahren im Dreck gelebt und das meine ich wörtlich. Sie haben zusammen mit ihrem Vieh in einem Raum übernachtet, hatten die gleichen Krankheiten wie ihre Tiere und sie haben dort gegessen, wo die Tiere hingeschissen haben.

Dafür brauchten die Menschen ein richtig gutes Immunsystem, sonst hätten sie das nicht überlebt.

Als die Europäer nach Amerika kamen, hat ihr Immunsystem das Immunsystem der Indianer um Längen geschlagen. Die sind gestorben wie die Fliegen, als sie es mit den Krankheiten der Europäer zu tun bekamen. Die Europäer hingegen hatten so gut wie keine Probleme mit den Krankheiten der Indianer.

Dann wurde die Hygiene erfunden und unser Immunsystem wurde arbeitslos. Es stand voller Saft und Kraft bereit und hatte rein gar nichts mehr zu tun. Noch schlimmer! Es wurde noch nicht einmal mehr kalibriert, weil die Kinder systematisch von jedem noch so kleinen Schmutz fern gehalten wurden.

Wenn man sehr kleine Kinder für ein paar Tage in einem Stall mit Tieren schlafen lässt und sie dort nur die Luft einatmen, sich also noch nicht einmal dreckig machen, dann wird ihr Immunsystem kalibriert. Es lernt, dass es Bakterien und Vieren gibt, auf die es sich stürzen kann.

Hält man sie von jedem Schmutz fern, dann kann das Immunsystem nichts lernen und langeweilt sich. Es langweilt sich so sehr, dass es den eigenen Körper angreift und das nennt man dann eine Allergie.


suplol  13.05.2024, 17:25

Allergien sind nicht das gleiche wie Autoimmunerkrankungen

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Fuchssprung  13.05.2024, 18:04
@suplol

Du hast recht, ich habe mich ein wenig missverständlich ausgedrückt. Deshalb jetzt etwas deutlicher.

Sowohl Allergien als auch Autoimmunerkrankungen sind Erkrankungen des Immunsystems.

Normalerweise funktioniert das Immunsystem des Körpers so, dass es schädliche Eindringlinge wie Bakterien, Viren und Parasiten erkennt und bekämpft. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem jedoch auf harmlose Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden.

Bei einer Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem körpereigene Zellen an, die es fälschlicherweise für fremd hält.

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