Ist Religionsfreiheit gut?
Diese Umfrage richtet sich sowohl an Atheisten als auch an Theisten. Findet ihr das Prinzip einer vollen Religionsfreiheit wichtig, oder sollten Religionen außerhalb eures Glaubens nicht ermöglicht werden?
Hier Begriffserklärungen, falls ihr mit den Wörtern nichts anfangen könnt:
Atheist: Ein Atheist ist eine Person, die nicht an Gott oder Götter glaubt und generell die Existenz einer übernatürlichen Macht ablehnt.
Theist: Ein Theist ist eine Person, die an die Existenz eines oder mehrerer Götter glaubt, die als Schöpfer und Lenker der Welt angesehen werden und mitunter in sie eingreifen.
Religionsfreiheit: Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, das jedem das Recht gibt, eine Religion oder Weltanschauung zu wählen, zu wechseln oder keine zu haben, und diese individuell oder gemeinsam auszuüben.
15 Stimmen
5 Antworten
Die orthodoxe Kirche, insbesondere in ihren verschiedenen nationalen Ausprägungen z. B. russisch-orthodox, griechisch-orthodox, serbisch-orthodox etc., hat grundsätzlich eine positive Haltung zur Religionsfreiheit zumindest auf der Ebene offizieller Lehren und kirchlicher Dokumente. Die Praxis kann jedoch je nach politischen und gesellschaftlichem Kontext variieren. Ist also viel mehr ein Gesellschaftliches Thema als ein Theologisches.
Die Orthodoxe Kirche erkennt Religionsfreiheit grundsätzlich als grundlegendes Menschenrecht an. Dies wird unter anderem gestützt durch unsere Heilige Schrift. Denn der freie Wille des Menschen wird betont. Gott zwingt niemanden zum Glauben der Mensch ist zur freien Entscheidung berufen.
Viele Kirchenväter wie Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomos betonten, dass echter Glaube nur aus Freiheit entstehen kann. Ich sehe das genauso.
Auch heute hat die Orthodoxe Kirchen bei interreligiösen und ökumenischen Treffen z. B. beim Ökumenischen Rat der Kirchen ihre volle Unterstützung für Religionsfreiheit ausgedrückt. Beim Heiligen und Großen Konzil der Orthodoxen Kirche 2016 auf Kreta wurde im Dokument „Die Mission der orthodoxen Kirche in der heutigen Welt“ ausdrücklich das Recht auf Religionsfreiheit betont.
Dort steht: „Die Orthodoxe Kirche respektiert die Freiheit des Menschen, einschließlich seiner religiösen Überzeugungen.“
Jetzt kommt allerdings das große Aber.
Die Orthodoxe Kirche respektiert die Freiheit anderer Religionen, vertritt aber klar, dass sie selbst den vollen Wahrheitsanspruch hat. Sie glaubt, dass die Orthodoxie die wahre Kirche Christi ist. Das bedeutet andere Religionen werden toleriert, sind aber nicht als gleichwertig zu betrachten.
Es gibt keinen theologischen Relativismus also kein "alle Religionen führen zu Gott" Prinzip. Das Prinzip ,,alle (Christlichen) Konfessionen" führen zu Gott ist etwas anderes. Das ist auch völlig logisch, da mir ein Römisch Katholischer Christ näher steht als ein Hindu. Ich würde behaupten zu 90% teilt ein Katholik und ein Orthodoxer Christ die selbe Tradition und Ansichten.
Das ist die Kirchliche Sichtweise. Allerdings kommt da eine gesellschaftliche Umsetzung ins Spiel, vorallem im Osten.
Je nach Land und politischem Kontext variiert die tatsächliche Haltung zur Religionsfreiheit.
In Griechenland z.B existiert Offiziell die Religionsfreiheit, aber die orthodoxe Kirche hat eine Sonderstellung. In der Vergangenheit gab es Spannungen mit anderen Konfessionen. Ist nicht gut, aber da kommen wir eben zur gesonderten Rolle der Orthodoxie in der Griechischen Gesellschaft und die tiefe gesellschaftliche Feindschaft zwischen Türken und Griechen und die Auslegung (Moslems gegen uns Orthodoxe). Hat also ein Geschichtlichen und Politischen Hintergrund.
In Russland hat die russisch orthodoxe Kirche in den letzten Jahrzehnten zunehmend Einfluss auf den Staat gewonnen oder der Staat auf sie. Je nach Sichtweise. Die Religionsfreiheit besteht formal, aber es gibt Benachteiligungen nicht-orthodoxer Gruppen z. B. Zeugen Jehovas, oder evangelikale Gruppen. Ganz klar wird das auch von der ROK ausgenutzt um einen alleinigen Anspruch auf Warheit zu erheben. Bedeudet das die Orthodoxie zu einer Art Staatsreligion erhoben wird, aber nur im Rahmen des Kremel. Interessant jedoch ist das Kyrill I sich lieber mit anderen Christen streitet als mit Moselms wie z.B die Tetschenen und Kadyrov. Woran das liegt? Weil Putin Kadyrov nicht verärgern möchte, solange er seine Teilrepubik bei Stange hält und so hat die ROK sich dem Kremel zu fügen und wir nur hervorgebracht wenn es Putin nützlich erscheint. Auch hier sehen wir keine Theologischen Inhalte, sondern Repression des Staates wobei die ROK als "Geistiges" Werkzeug verwendet wird. Nichts anderes ist das was die ROK mittlerweile betreibt. Eine Kirche von Kremels Gnade.
In der Westeuropäische Diaspora ist die Orthodoxe Kirche in pluralistischen Gesellschaften z. B. Deutschland, Frankreich vertreten meist offenere, liberalere Haltungen zur Religionsfreiheit. Was ich prinzipiell gut finde. Dialog ist wichtig und nicht die Konfrontation.
Ja, Religionsfreiheit ist wichtig und notwendig, weil der Glaube nur in Freiheit echt sein kann. Aber wir glauben auch, dass die Orthodoxie die wahre Kirche ist und deshalb sehen wir die Ausübung anderer Religionen zwar als Menschenrecht, aber nicht als theologisch gleichwertig an. Aber das legitimiert nicht das was in Russland geschieht. In Griechenland kann man sich drüber streiten.
Die Orthodoxe Kirche bekennt sich zur Wahrheit Christi, wie sie uns durch die Heilige Schrift und die Überlieferung übermittelt wurde. Wir glauben, dass die Orthodoxie die Fülle der Wahrheit und die wahre Kirche Christi ist. Dennoch sollte die Kirche niemanden zum Glauben zwingen, denn der Mensch ist mit freiem Willen erschaffen worden.
Aus diesem Grund erkennt die Orthodoxe Kirche formal die Religionsfreiheit als ein grundlegendes Menschenrecht an. Jeder Mensch hat das Recht, seinem Gewissen zu folgen sei es im Glauben an Christus, im Bekenntnis zu einer anderen Religion oder auch im Nichtglauben. Ich wünschte mir aber das sie sich nicht von der Politik wie in Russland missbrauchen lassen würde.
Wir glauben, dass die Wahrheit sich durch Liebe und Zeugnis offenbart, nicht durch Zwang. Deshalb darf der Staat keine Religion erzwingen oder verbieten, sondern soll den Menschen in seiner Gewissensfreiheit schützen. Wir sollten durch Argumentation und Warheit die Menschen erreichen und nicht durch Staatliche Verordnungen. Gleichzeitig betonen ich, dass Religionsfreiheit nicht bedeutet, dass alle Religionen gleich wahr seien, wohl aber, dass alle Menschen in Würde und Freiheit leben dürfen. Und wir beten, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen mögen.
Ich habe meine drei Auszeichnungen für diesen Tag schon vergeben, also schreibe ich es dir hier: DANKE!
Ich denke alleine wenn man sich Länder anschaut, in denen gewisse Religionen oder Weltbilder verpflichtend sind, wird man feststellen, dass dies wenig erstrebenswert ist.
Letztendlich geht es da dann immer um das Aufrechterhalten von Macht - und niemals darum eine Gesellschaft zu erschaffen, in der es sich gut und gerne lebt, in der man sich gegenseitig achtet und respektiert und füreinander da ist.
Wenn man seinen Glauben nicht frei wählen kann und ihn vertreten darf, dann ist es kein Glaube. Sondern Zwang.
Relativ schlecht. Aber alle Monotheistischen Religionen sind in dem Bezug dafür verantwortlich.
Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden, solange er den Anderen nicht vorschreibt, was diese glauben sollen.