Ist es nicht dogmatisch, eine Wirklichkeit jenseits des empirisch Fassbaren auszuschließen, nur weil sie sich naturwissenschaftlich nicht erfassen lässt?
„Wir schließen nichts prinzipiell aus. Wir glauben nur an das, wofür es Belege gibt. Solange es keine überprüfbaren Hinweise auf etwas Übersinnliches gibt, behandeln wir es so, als existiere es nicht – das ist keine Dogmatik, sondern methodischer Naturalismus.“
Viele Atheisten sagen: „Ich glaube nur, was wissenschaftlich belegbar ist“ – implizieren damit aber oft stillschweigend, dass nur das Wirklichkeit ist, was wissenschaftlich belegbar ist. 👉 Das ist keine Methode mehr, sondern eine metaphysische These – und damit genau das, was sie ablehnen.
Der Satz „Es gibt nur das, was empirisch überprüfbar ist“ ist selbst nicht empirisch überprüfbar. 👉 Er ist ein erkenntnistheoretischer Glaubenssatz – und also irrational nach den eigenen Maßstäben.
Wenn man nur akzeptiert, was quantifizierbar oder experimentell prüfbar ist, schließt man systematisch alle Phänomene aus, die sich dieser Form der Messbarkeit entziehen – etwa:
- Subjektives Erleben (Qualia)
- Freiheit
- Sinn
- Moral
- Geistige Bedeutung
👉 Damit macht man sich blind für wesentliche Aspekte der Wirklichkeit.
Wer sagt: „Nur wissenschaftliche Beweise zählen“, tut so, als sei Wissenschaft nicht selbst ein kulturspezifisches, begründungsbedürftiges Erkenntnissystem, sondern eine Art transzendentes Orakel. 👉 Genau das ist die Ironie: Der wissenschaftlich-rationale Atheismus erhebt seine Methode zur letzten Instanz – und erschafft damit genau das, was er Religion vorwirft: ein Dogma.
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9 Antworten
Kommt drauf an. Wenn sie behaupten, dass es etwas nicht geben kann, weil es nicht wissenschaftlich beweisbar ist, kann man das schon als Dogma bezeichnen. Wenn sie jedoch nur nicht überzeugt sind, aber eine theoretische Existenz der Sache nicht ausschließen, dann besteht kein Problem.
Subjektives Erleben
Die Götter, die behauptet werden, basieren aber nicht nur auf »subjektives Empfinden«: sie zerstören Städte (Sodom, Gomorra, Adma, Zebojim), teilen den Mond und das Meer, lassen Manna vom Himmel fallen, schicken Plagen.
Es werden Engel und Dämonen behauptet: keine Spur von ihnen.
sondern methodischer Naturalismus.
Auch Wissenschaft genannt.
Und nein, Atheismus ist kein Synonym für methodischen Naturalismus. Atheisten können an Feen, Trolle, Kobolde, Astrologie und Homöopathie glauben.
Freiheit
Sinn
Moral
Sind Konzepte.
Götter sind aber keine Konzepte, sondern persönliche Wesen, die mit Menschen kommunizieren können (von Pantheismus abgesehen) und in das Geschehen von Menschen eingreifen (von Deismus abgesehen).
Interessant, wie Götter heute nicht mehr als Philosophie sind. Nicht mehr als Russels Teekanne.
Warum sollte Transzendenz oder Metaphysische Wesen davon ausgeschlossen sein, in die Materielle Welt einzugreifen?
Mir geht es letztlich nur um eines: Wenn ein Atheist behauptet, Gott existiere nicht, ist das ein unbeweisbares Dogma, da sich Nichtexistenz nicht beweisen lässt. Folglich kann tatsächlich Gott existieren.
da sich Nichtexistenz nicht beweisen lässt.
Richtig.
Warum sollte Transzendenz oder Metaphysische Wesen davon ausgeschlossen sein, in die Materielle Welt einzugreifen?
darum:
jenseits möglicher Erfahrung bzw. vorfindbarer Wirklichkeit liegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Transzendenz
Theisten haben nur das Problem, dass ihre Götter Verstecken spielen.
Wären Götter das hier:
jenseits möglicher Erfahrung bzw. vorfindbarer Wirklichkeit liegt.
würde man nichts über sie wissen.
empirisch nicht messbar ist.
man kann das Zerstören von Städten wunderbar messen.
Auch die Teilung des Mondes.
Und das Runterfallen von Manna vom Himmel.
Lässt sich alles wunderbar empirisch belegen.
Ist nur das Problem, dass Götter, Trolle, Feen und Kobolde Verstecken spielen.
Ja, da hast du Recht. Wenn es einen Gott gibt, so hat er kein Interesse daran, dass die Wissenschaft und somit alle Menschen über ihn Bescheid wissen. Ohne vernünftige Gründe, oder subjektiv persönliche, kann er dann auch nicht erwarten oder verlangen, dass man an ihn glaubt.
Ja, das ist es, aber jeder hat das Recht auf seinen Glauben.
Die einen glauben an Gott.
Die anderen glauben an die Wissenschaft.
Ein Leben nach dem Tod gibt es nur mit Gott.
Subjektives Erleben (Qualia)
Freiheit
Sinn
Moral
Geistige Bedeutung
Das schließt doch kein Materialist ernsthaft aus, nur weil man kein Lineal dranlegen kann. Nur das Übernatürliche wird als Begründung abgelehnt, weil es völlig beliebig ist.
Wir glauben nur an das, wofür es Belege gibt.
Darin liegt schon der große Irrtum. Was ich belegen kann, das weiß ich und muss es nicht glauben! Da aber niemand alles weiß, gibt es entweder Vermutungen, Hypothesen und eben der Glaube. Den Stein der Weisen hat noch niemand gefunden, also ist unser Wissen sehr lückenhaft. Es gab ja früher mal die Parole zum 1. Mai: "Vorwärts im Geiste Lenins". Man hat also den Geist nicht ausklammern können.
Das tun sie aber nicht, da sie diese Entitäten oft mit derselben Argumentation ausschließen, wie Götter.