Findet ihr True Crime Podcasts und Dokus problematisch?

Nein, gucke/ höre sie gerne 60%
Nein, aber höre/ gucke auch nicht 20%
Ja finde ich problematisch 10%
Andere Meinung, weil… 10%

10 Stimmen

4 Antworten

Nein, gucke/ höre sie gerne

Nein was soll daran schlimm sein.


Nein, aber höre/ gucke auch nicht

Ist nicht gerade mein Fall, aber ich halte Aufklärung über solche Fälle wichtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe in meinem Leben schon viel gesehen

Vielfaltlover12 
Beitragsersteller
 03.06.2025, 19:30

Danke finde ich auch

Andere Meinung, weil…

Ich habe prinzipiell nichts gegen Sendungen dieser Art, aber ich erachte es aus beruflichen Gründen in bestimmten Fällen als heikel und/oder auch problematisch: So manche Person, welche solche Beiträge konsumiert, erachtet sich aufgrunddessen als Profi, gibt sich zB im Net als solchen aus und/oder mischt sich auf unterschiedliche Weisen in polizeiliche Ermittlungen ein, was sich nicht selten äusserst hinderlich auf die Ermittlungsarbeit auswirkt/auswirken kann. Auch gibt es Menschen, welche die gesunde Distanz verlieren (sowohl bezüglich Tätern, als auch Opfern) und aufgrunddessen obsessive Denk-/Handlungsweisen an den Tag legen. Hinzu kommen noch die sogenannten „Mörder-Groupies“, was in manchen Fällen zu ungesundem oder gar obskurem Verhalten führt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bundeskriminalbeamter (CH) mit Zusatzausb.(forens.Psych)

Nein, gucke/ höre sie gerne

Um es gleich vorwegzunehmen: Mit den gängigen True-Crime-Podcasts à la „Mord auf Ex“, „Mordlust“ und Konsorten kann ich persönlich – selbst zurückhaltend formuliert – herzlich wenig anfangen. Mein Interesse gilt viel mehr Formaten, in denen ausgewiesene Juristen nicht nur den reinen Tathergang beleuchten, sondern insbesondere die juristischen Hintergründe, die komplexen Rechtsfolgen und die Urteilsfindung substanziell und fundiert analysieren.

Der Unterschied zu den oft erschreckend oberflächlichen Darbietungen selbst ernannter „Experten“, deren Recherche sich anscheinend primär auf Wikipedia-Artikel zu stützen scheint, ist himmelweit. Besonders bedenklich und ärgerlich wird es, wenn diese Laien dann im Brustton der Überzeugung über mögliche Strafmaße fabulieren und Urteile prognostizieren, ohne jegliche juristische Fundierung in geltenden Gesetzen oder der tatsächlichen Rechtsprechung. Hier bestätigt sich oft das Sprichwort: „Leere Töpfe klappern am lautesten.“

Ebenso nervt unglaublich das rein subjektive, auf Empfindungen gestützte Argumentieren, besonders bei Kapitaldelikten. Pauschale Aussagen wie 'Das ist schlimm, man sollte den Täter für immer wegsperren!' sind nicht nur irreführend, sondern vermitteln ein verzerrtes und schädliches Bild des deutschen Justizsystems. Zwar ist dieses bei Weitem nicht perfekt, doch durch substanzlose Äußerungen von fachfremden Personen, die weder Expertise noch Legitimation zur fundierten Kritik besitzen, wird es gewiss nicht besser.

Vor diesem Hintergrund ist der Podcast "Sprechen wir über Mord?" für mich eine rare Ausnahmeerscheinung und uneingeschränkte Empfehlung. Die Diskussionen verlangen Aufmerksamkeit und intellektuelle Mitarbeit; seichte Unterhaltung wird man hier vergeblich suchen. Dafür erhält die Hörerschaft juristische Analysen auf höchstem Niveau. Mit Thomas Fischer, einer der profiliertesten Strafrechtler Deutschlands, gemeinsam mit Holger Schmidt, der ebenfalls Jura studiert hat, diskutieren hier zwei absolute Versteher ihres Faches.

Im Mittelpunkt steht die gründliche Aufarbeitung bedeutender Präzedenzfälle ebenso wie aktueller, rechtlich vielschichtiger Verfahren. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil: Die bei sensationshungrigen Laber-Podcasts allgegenwärtige Gefahr sekundärer Viktimisierung tritt hier wohltuend in den Hintergrund.

"Sprechen wir über Mord?" ist ein erfrischend gehaltvoller Fixstern im oft flachen True-Crime-Kosmos.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Wirtschaftsrechtsstudent

Vielfaltlover12 
Beitragsersteller
 04.06.2025, 10:33

Vielen Dank für die Empfehlung