Findet ihr es erschreckend, dass das Gesundheitssystem versagt hat, sie vor sich selbst zu schützen?

Nein 71%
Ja 29%

7 Stimmen

6 Antworten

Ja

Ob wirklich ALLE Taten durch eine bessere Versorgung im Bereich psychischer Erkrankungen verhindert hätten werden könnten, ist natürlich nicht gesagt.

Allerdings werden die vorhandenen Kapazitäten für Psychotherapie bei niedergelassenen Therapeuten von den gesetzlichen Krankenkassen auf dem Stand von 1999 (!) berechnet. Dadurch gibt es für Therapieplätze monatelange Wartelisten!

Und das nicht, weil es an Therapeuten fehlen würde. Die haben durchaus noch freie Kapazitäten! Aber eben keine, die sie bei der Krankenkasse abrechnen dürfen. Somit müsste man das entweder selbst bezahlen ODER privatversichert sein ODER eben monatelang warten.

Somit denke ich schon, dass man durch die Beseitigung dieses völlig absurden, unnötigen Missstands durchaus die eine oder andere Person frühzeitig durch ein geeignetes Therapieangebot erreichen und damit schlimmeres verhindern könnte. Und selbst, wenn es doch wider Erwarten darauf hinauslaufen sollte, dass man dadurch keine dieser schlimmen Gewalttaten verhindern könnte, so sicherlich doch immerhin den einen oder anderen Suizid, etliche krankheitsbedingte Fehltage in der Arbeitswelt und auch einfach viel unnötiges Leid beim Warten auf den Therapieplatz...

Das Problem ist ja, das selbst für diagnostizierte Leute kaum Kassenplätze da sind, die Therapeuten behandeln zu 90% nur Privatpatienten. Da kann man auch 3x ne Psychose haben, maximal landet man bei Auffälligkeiten für ein paar Tage auf Station und wenn man nicht grade deutlich zeigt, das man akut Selbst- oder Fremdgefährdent ist ist man noch schneller draußen wie drinnen.

Das 2. Problem ist, das eine Therapie Bereitschaft zur Mitarbeit voraussetzt. Vielleicht 20% kommen vom Therapeuten, meist in Form von Denkanstößen und Nachfragen sowie Ideen für Strategien um mit Problemen umzugehen, die übrigen 80% macht man selbst. Auch Medikamente muss man selbst einnehmen, die berühmte Schranktablette hilft halt nicht.

Was hat denn das Gesundheitssystem mit den Attacken zu tun? Zudem: Würde das "Gesundheitssystem" jeden Migranten daraufhin behandeln, wäre der Aufschrei über die immensen Kosten riesig!

Nein

Guter Artikel, aber auch nicht eindeutig.

Es wird betont, dass ein Drittel der Amoktäter an einer Psychose litt, während gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass der Zusammenhang zwischen Psychose und Gewalt nicht monokausal ist.

Zudem ruft der Artikel zwar zu einer besseren psychiatrischen Versorgung in Deutschland auf, ohne aber zu erwähnen, wie das zukünftige Straftaten dieser Art verhindern könnte.

Menschen die keine Therapie wollen kannst du nur sehr schwer behandeln. Auch wenns um eine Psychose geht. Vor allem bringts nichts wenn der Patient nicht mitarbeitet. Das ist maximal Geldverschwendung. So wie das System Psychologie funktioniert, kann man nie garantieren das man solche Probleme im Vorhinein abfängt. Mal davon abgesehen haben die meisten Medien selbst null Ahnung von Psychologie und nützen einfach zu verstehende Küchenpsychologie um die Dinge zu beurteilen. Das ist ebensowenig hilfreich


HappyMe1984  23.02.2025, 14:09

Aktuell müssen aber sehr viele Menschen, die durchaus eine Therapie wollen und die zur Mitarbeit absolut bereit sind, trotzdem monatelang auf einen Therapieplatz warten. Monate, in denen psychische Erkrankungen nicht besser, sondern eher nur immer schlechter werden. Siehe meine Antwort...

Kitharea  23.02.2025, 14:12
@HappyMe1984

Was hat das denn mit Amokläufern zu tun. Und dass psychische Erkrankungen mehr werden ist einfach so - auch das hat nichts mit Amokläufern zu tun. Fakt ist man kann nicht immer helfen. Das Gesundheitssystem hat nicht versagt. Dass zu wenige Ärzte sind mag sein aber das ist ein politisches Problem. Soweit ich weiß wandern viele hier studierte Ärzte und Fachkräfte in andere Länder ab. Ich weiß warum. Hier wird nichts bezahlt im Gegensatz zu dort.

HappyMe1984  23.02.2025, 14:14
@Kitharea

Weißt du sicher, dass ein psychisch kranker Amokläufer nicht vielleicht doch eine Therapie gemacht hätte und diese Therapie ihn von der Tat hätte abhalten können? Und dass somit genau diese Problematik der fehlenden Kassensitze für Psychotherapie durchaus eine Rolle dabei spielt, dass Menschen bis zum Punkt des Amoklaufs eskalieren? Es steht doch niemand morgens auf und ist, zack, ein Amokläufer...

Kitharea  23.02.2025, 14:17
@HappyMe1984

Nein. Bin ich nicht sicher. Aber auch das liegt nicht im Gesundheitssystem sondern am Mangel an Ärzten. Und wer hat da Schuld? Die Ärztekammer wars nicht. Zumal die Schuld bei einem Amoklauf IMMER der Amokläufer hat. Egal in welcher Form. Wer sich darauf hinausredet keinen Therapeuten gefunden zu haben ist einfach nur ein feiges Aas und eine Puss*

HappyMe1984  23.02.2025, 14:19
@Kitharea

Psychotherapie bieten unter anderem auch Psychologen an. Und wie ich in meiner Antwort schrieb - es gibt dort keinen Mangel an Therapeuten, sondern einfach nur an Kassensitzen, also Kapazitäten, bei denen die Krankenkasse zusagt, die Kosten zu übernehmen. Eine völlig künstliche Verknappung des Angebots!

Und es geht doch nicht darum, die Schuld der Täter dadurch irgendwie wegzudiskutieren. Es geht darum, dass ein Täter vielleicht gar nicht erst zum Täter wird, wenn er rechtzeitig, problemlos und niederschwellig ein Therapieangebot bekommt! Und dass es - und das ist doch der eigentlich wichtige Punkt - dadurch auch gar nicht erst Opfer gibt.

Kitharea  23.02.2025, 14:24
@HappyMe1984

Man kann Therapie auch selbst bezahlen. Auch Amokläufer dürfen das. Hatte kein Geld? Wieso ist dann nicht die Bank schuld oder der AG?

Ist mir schon klar was du meinst und ich finds schrecklich, dass es keine Plätze gibt aber wenns wichtig ist muss man halt das Geld irgendwie auftreiben ums Privat zu zahlen. Man muss ja nicht alle 2 Tage hingehen. Und auch wenn man das halt nicht kann - solche Probleme entstehen nicht von heute auf morgen. Da ist auch die Familie und die Nachbarn gefragt. Toxische Positivität und diese "wir haben uns alle lieb"- Einstellung EGAL was für hirnrissigen Müll der Andere macht ist eben NICHT zielführend. Weils "echte" Probleme verschleiert für die wir am Ende scheinbar alle zahlen. Wenn Menschen nicht mehr ehrlich sein dürfen zueinander wird dieses Problem wachsen. Weil ansonsten hätte ihm vielleicht ein Arbeitskollege oder ein Bekannter schon lange gesagt, dass er nicht ganz frisch ist. Und wer diskutiert, sprengt niemanden in die Luft. Nur wer hasst und in seiner Bubble bleiben kann tut das.

Es ist keine Wahl, dem Betroffenen Mitleid entgegen zu bringen oder Gründe zu suchen warum wieso und was weiß ich. Dazu ist es zu spät. Und ich bin sicher er ist/war nicht der Einzige mit diesen Gründen - aber er war der Einzige der Leute umgebracht hat. Dazu gibts Gerichte und Gefängnisse. Dazu sind sie da.

HappyMe1984  23.02.2025, 14:35
@Kitharea

Denk es doch mal nicht von bereits geschehenen Taten her, sondern von denen, die eventuell in Zukunft verhindert werden können!

Und bei einer Psychose bringt dir die Diskussion mit dem Nachbarn oder der Familie absolut gar nichts. Oder meinst du, dass dein Bein problemlos nach einem Bruch wieder heilt, wenn du nur hitzig genug diskutierst und über diese Diskussion die Schmerzen kurz vergisst?

Kitharea  23.02.2025, 14:37
@HappyMe1984

Gespräche mit Menschen können dafür sorgen, dass Psychosen gar nicht erst ausbrechen. Oder auf andere Art. Oder weniger heftig. Oder für ein anderes Thema. Eine Bubble - auf sich allein gestellt und nur auf sich selbst reflektiert ist da immer wesentlich schlimmer.

Doch ich denke schon, dass ein gutes soziales Netz und freundliche aber ehrliche Freunde VIELE psychische Probleme lösen können. Ohne das jemals welche entstehen. Nicht alles aber doch einiges.

Und wir tun alles um zukünftige Taten zu verhindern. "Wir" bieten Psychotherapien an die von der Kasse bezahlt werden. Aber man kann keinen Zwangsmedikieren

eingew  23.02.2025, 15:15
@Kitharea

Natürlich ist ein Ärzte- und Therapeutenmangel ein eklatanter Mangel im Gesundheitssystem. Einfach den Begriff umzudefinieren löst das Problem nicht. Wir haben übrigens beides, einen Mangel an Kassenplätzen und einen Mangel an psychologischen Psychotherapeuten.

Zumal die Schuld bei einem Amoklauf IMMER der Amokläufer hat.

Das ist eben im Fall der Psychose nicht korrekt. Mordtaten deren Motive wahnhaft sind, da sprechen wir von Fällen mit Tätern ohne Schuldfähigkeit. Worüber wir reden entscheidet sich im Einzelfall.

Davon abgesehen benutzt du hier einen logischen Fehlschluss. Es gibt Länder mit gesellschaftlichen Faktoren, die Amokläufe stark begünstigen. Auch in diesen Ländern trägt die moralische Verantwortung für die Tat natürlich der Täter. Gleichzeitig hat natürlich der Staat die gesellschaftliche Verantwortung, soziale und finanzielle Stützen zu schaffen, die die freie Entfaltung der Individuen ermöglicht und so ein System schafft, in welchen Einzeltäter eben nicht zum Massenphänomen werden. Das eine schließt das andere nicht aus.

Man kann Therapie auch selbst bezahlen. Auch Amokläufer dürfen das. Hatte kein Geld? Wieso ist dann nicht die Bank schuld oder der AG?

Das ist eine wirtschaftlich absurde Forderung. Eine Sitzung KVT kostet die Kasse 134,07€. Bei Selbstzahlern sind es 153,02€ + individuelle Forderung des Kassentherapeuten. Bei einer KVT sind wöchentliche Stunden vorgesehen, dh wir sind im Schnitt bei mindestens 666,73€ im Monat. Der durchschnittliche Deutsche verdient 2.774,48 € Netto im Monat und könnte sich diese Summe wahrscheinlich durchaus leisten, sollte sich so Dinge wie Rücklagen oder Kinder oder mehrere Urlaube im Jahr dann aber besser zweimal überlegen. Spätestens bei den unteren 30% ist die Frage aber schon eher: Will ich zur Therapie oder will ich etwas essen?

Mindestens jeder Dritte mit einer psychischen Erkrankung kann sich eine Therapie als Selbstzahler also überhaupt nicht leisten.

Ist mir schon klar was du meinst und ich finds schrecklich, dass es keine Plätze gibt aber wenns wichtig ist muss man halt das Geld irgendwie auftreiben ums Privat zu zahlen. Man muss ja nicht alle 2 Tage hingehen. Und auch wenn man das halt nicht kann - solche Probleme entstehen nicht von heute auf morgen. Da ist auch die Familie und die Nachbarn gefragt. Toxische Positivität und diese "wir haben uns alle lieb"- Einstellung EGAL was für hirnrissigen Müll der Andere macht ist eben NICHT zielführend. Weils "echte" Probleme verschleiert für die wir am Ende scheinbar alle zahlen.

Wenn wir über Selbstzahler reden, dann sprechen wir ja eben nicht von solidarischer Zahlung oder einer gemeinschaftlichen Lösung, sondern einer "jeder für sich"-Mentalität, die aber, wie du tatsächlich richtig erkannt hast, am Ende höhere gesellschaftliche Kosten verursacht, als gesellschaftliche Solidarität. Rechtlich hat jeder Kassenpatient im übrigen einen Anspruch auf eine zeitnahe Therapie.

Es ist keine Wahl, dem Betroffenen Mitleid entgegen zu bringen oder Gründe zu suchen warum wieso und was weiß ich. Dazu ist es zu spät. Und ich bin sicher er ist/war nicht der Einzige mit diesen Gründen - aber er war der Einzige der Leute umgebracht hat. Dazu gibts Gerichte und Gefängnisse. Dazu sind sie da.

Gefängnisse sind zur Bestrafung von Menschen da, die wissentlich unrecht getan haben. Menschen mit einer Psychose brauchen eine Behandlung. Eine Gefängniszelle bringt keine Heilung.

Und wir tun alles um zukünftige Taten zu verhindern. "Wir" bieten Psychotherapien an die von der Kasse bezahlt werden. Aber man kann keinen Zwangsmedikieren

Auch das ist erneut schlicht falsch. Ein Patient, der eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt, weil er gefährliche Wahnvorstellungen hat, kann natürlich zwangseingewiesen und medikamentös betreut werden. Auch gegen seinen Willen. Das gilt sogar bei Patienten, die "nur" eine Gefahr für sich selbst darstellen.

Kitharea  23.02.2025, 15:17
@eingew
  1. Zwangseinweisung heilt auch nix
  2. Ich weiß nicht wie seriös die Zeitung ist
  3. Wenn Ärzte nicht bezahlt werden, wandern sie ab
  4. Man darf noch immer eine Therapie selbst zahlen
  5. Freunde/Bekannte/Verwandte können psychische Probleme verhindern oder gar nicht erst aufkommen lassen
  6. Ich hab nichts dagegen alle behandeln zu lassen. Dann soll der Staat mehr Geld ins Gesundheitssystem stecken. Somit auch in Schulen und Polizei. Ach ups. Geht ja nicht. Weil wir alles für Bullsh* rauspfeifen

Sorry aber ne. Das Gesundheitssystem ist nicht "schuld". Und aktuell geht jeder zum Psychodoktor weil alle so unsicher sind, ob sie so wie sie sind richtig oder falsch sind. Weil: soziale Medien einem ständig das Gefühl geben falsch zu sein - genauso wie der Nachbar, das System und jeder Einzelne mit dem man redet. Aufhören Fehler zu suchen, dann erledigt sich alles von selbst. Aber das interessiert ja nicht weil seits Internet gibt ist ja jeder intelligenter als die Profis richtig? Und wenn jeder alles weiß wieso dann denen vertrauen? Ich sage dir social Media ist schuld an so ziemlich jeder aktuellen Misere.

eingew  23.02.2025, 15:28
@Kitharea
Zwangseinweisung heilt auch nix

Das ist zum einen falsch und zum anderen unvollständig. Eine Zwangseinweisung ist im akuten Fall ja auch nicht ausschließlich für den Patienten selbst da, sondern auch ein Schutz der Öffentlichkeit.

Ich weiß nicht wie seriös die Zeitung ist

Das ist verhältnismäßig irrelevant und war bisher auch nicht Thema. Bitte setz dich mit deiner eigenen Argumentationsführung bezüglich der Fälle auseinander.

Wenn Ärzte nicht bezahlt werden, wandern sie ab
Man darf noch immer eine Therapie selbst zahlen
Freunde/Bekannte/Verwandte können psychische Probleme verhindern oder gar nicht erst aufkommen lassen
Ich hab nichts dagegen alle behandeln zu lassen. Dann soll der Staat mehr Geld ins Gesundheitssystem stecken. Somit auch in Schulen und Polizei. Ach ups. Geht ja nicht. Weil wir alles für Bullsh* rauspfeifen

All das sind Punkte, in denen du das Gesundheitssystem kritisierst. Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll, wie definierst du denn bitte das Gesundheitssystem? Prävention scheint in deinem Bild vom Thema ja alleine schonmal gar nicht erst vorzukommen. Aber selbst die Behandlung (und die Möglichkeit, diese Behandlung tatsächlich wahrnehmen zu können) scheint in deiner Definition ja absolut zweitrangig zu sein. Wie funktioniert das?

 Und aktuell geht jeder zum Psychodoktor weil alle so unsicher sind, ob sie so wie sie sind richtig oder falsch sind. Weil: soziale Medien einem ständig das Gefühl geben falsch zu sein - genauso wie der Nachbar, das System und jeder Einzelne mit dem man redet. Aufhören Fehler zu suchen, dann erledigt sich alles von selbst. Aber das interessiert ja nicht weil seits Internet gibt ist ja jeder intelligenter als die Profis richtig? Und wenn jeder alles weiß wieso dann denen vertrauen? Ich sage dir social Media ist schuld an so ziemlich jeder aktuellen Misere.

Sicherlich sind soziale Medien nicht gut für die psychische Gesundheit und oft ein Katalysator. Aber Ursache der Krise? Wir haben schlimmere Probleme, als die Existenz sozialer Medien. Zumal eine Zunahme der psychischen Erkrankungen sowohl in Deutschland als auch in anderen westlichen Gesellschaften schon mindestens seit den 00er-Jahren zu verzeichnen - wo nur ein Bruchteil der Deutschen überhaupt regelmäßigen Zugang zu sozialen Medien hatte, geschweige denn aktive Nutzer sozialer Netzwerke waren.

eingew  23.02.2025, 14:51

Teil einer Psychose ist eben gerade ein Verlust der Realität. Patienten können also keine selbstständigen Entscheidungen mehr im Bezug auf ihre Erkrankung oder ihr Handeln treffen. Es handelt sich also in diesem Fall eben nicht um eine willentliche Verweigerung der Behandlung, sondern um schlicht und ergreifend um einen Ausdruck der Symptomatik.

Natürlich verdienen diese Menschen Hilfe und natürlich ist es ein Ausdruck von Systemversagen, wenn sie diese nicht bekommen, obwohl ihr Fall bekannt ist.

Kitharea  23.02.2025, 15:11
@eingew

Und nach wie vor kannst du keinen behandeln, der sich nicht behandeln lassen will. Das ist kein Systemversagen, das ist persönliches Versagen.

eingew  23.02.2025, 15:31
@Kitharea

Deine Punkte zu wiederholen soll mir jetzt was genau sagen? Merkst du eigentlich nicht, wie menschenfeindlich deine Aussage ist? Jemand, dessen Kernsymptomatik eben genau die Verantwortungsübernahme unmöglich macht, soll selbst Schuld an seiner Misere sein? Das ist doch absurd.

Kitharea  23.02.2025, 15:36
@eingew

Ok also in Zukunft ist jeder unschuldig der sich als Psychotiker identifiziert?

Ich habe nicht gesagt "hängt ihn". Aber ich habe gesagt, dass er seine Strafe bekommen muss. Ob ihm im Zuge dessen Gefängnis oder Anstalt droht ist Sache des Richters und nicht meine. Und nein ich bin nicht menschenfeindlich. Aber was ich hier bei der Konversation mit dir und der anderen Person vermisse ist - wer übernimmt denn das die Verantwortung dafür? Keiner? Denkst das machts einfacher den Leuten zu erzählen "ja du sch** passiert halt. er war krank hat gemordet - kann passieren". Und dann wundern wenn die Leute vor lauter Hass die AfD wählen? Ich will dem Gesundheitssystem nicht die Schuld geben, weil es existiert - besser als irgendwo anders auf dieser Welt. Ich will dem Amokläufer nicht die Schuld geben weil - hatte er wirklich eine Psychose nichts dafür kann. Aber er muss bestraft werden wie auch immer diese Strafe aussieht. Aus dem Verkehr gezogen werden mit Gefängnis oder Anstalt. Ich halte nichts von Mitleid wenn man Andere mit hineinzieht - und man kann ihm schon helfen versuchen aber ich kann auch nicht von Ärzten erwarten hier zu arbeiten, wenn ihr Wissen nicht respektiert und dementsprechend entlohnt wird.

Sagen wir das System ist schuld. Aber ein System kannst nicht vor Gericht stellen.

eingew  23.02.2025, 16:11
@Kitharea
Ok also in Zukunft ist jeder unschuldig der sich als Psychotiker identifiziert?

Eine Diagnose stellt (wie bei jeder Erkrankung) entsprechend ausgebildetes Fachpersonal.

Aber was ich hier bei der Konversation mit dir und der anderen Person vermisse ist - wer übernimmt denn das die Verantwortung dafür? Keiner? Denkst das machts einfacher den Leuten zu erzählen "ja du sch** passiert halt. er war krank hat gemordet - kann passieren". Und dann wundern wenn die Leute vor lauter Hass die AfD wählen?

Ich fürchte wir haben hier schlicht und ergreifend ein Problem von unterschiedlichen Linsen. Du möchtest offenbar eine konkrete Person sehen, die für beispielsweise einen konkreten Amoklauf oder eine Massentötung verantwortlich ist. Die forensische Psychologie antwortet dir darauf, dass der Täter für seine Taten jedoch nicht verantwortlich ist. Das ist unbefriedigend. Das ist durchaus verständlich.

Vielleicht hilft dir dabei folgender einfacher Fakt: Personen, die bei einer Straftat als schuldunfähig (oder als vermindert schuldfähig) eingestuft werden, sitzen im Schnitt länger in der geschlossenen Anstalt, als Menschen die bei gleichem Vergehen als schuldfähig eingestuft werden.
Weil Straftäter mit psychischen Erkrankungen erst wieder frei kommen, wenn sie keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellen. Menschen ohne dagegen kommen einfach frei, wenn sie ihr Strafmaß abgesessen haben.

Ich persönlich wundere mich tatsächlich sowohl über die Wähler der AfD, als auch darüber, inwiefern das für diese Diskussion relevant ist. Die Pläne der AfD würden den wirtschaftlichen und sozialen Druck zu einem ausgewachsenen Chaos explodieren lassen. Auf die Zahl der Straftaten dürfte das keinen wünschenswerten Effekt zeigen.

Ich will dem Gesundheitssystem nicht die Schuld geben, weil es existiert - besser als irgendwo anders auf dieser Welt.

Die Sinnhaftigkeit des Gesundheitssystems und seinen Nutzen bestreitest du aber doch nicht, wenn du zugibst, dass es durchaus auch Schwächen hat und manche davon sogar ziemlich krass sind. Die Welt ist deutlich vielschichtiger als das.

Ich halte nichts von Mitleid wenn man Andere mit hineinzieht - und man kann ihm schon helfen versuchen aber ich kann auch nicht von Ärzten erwarten hier zu arbeiten, wenn ihr Wissen nicht respektiert und dementsprechend entlohnt wird.

Ich halte persönlich gar nichts von Autoritätsargumenten. Ich mags lieber, wenn jemand seine Aussagen auch begründen kann und nicht nur "ich bin durch, lasst mich Arzt" herumschreit. Vor allem wenn wir nicht von körperlichen Erkrankungen sprechen, sondern von psychischen.

Aber falls es dich beruhigt, ich persönlich bin Psychologe. Ich habe meine Fachpraktika in psychiatrischen Kliniken durchgeführt und die klinischen Schwerpunktfächer gewählt. Ich strebe langfristig die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten an. Ich kritisiere das Gesundheitssystem nicht, weil ich es zerstören will, sondern weil ich es verbessern will.

Abgesehen davon erwarte ich von der AfD im übrigen keine Verbesserungen im Gesundheitssystem. Ich habe in deren Wahlprogramm nichts gefunden, was Verbesserung von irgendetwas darstellen könnte. Liest sich ehrlich gesagt so, als hätten die Verfasser das Gesundheitssystem bisher höchstens als Patienten besser kennengelernt, aber wenig bis nichts mit der fachlichen Praxis am Hut. Ob die anderen Parteien es jetzt "gut" machen ist sicherlich diskutabel, aber "besser" trifft bei den meisten Parteien auf jeden Fall zu.

Kitharea  23.02.2025, 16:22
@eingew

"Die forensische Psychologie antwortet dir darauf, dass der Täter für seine Taten jedoch nicht verantwortlich ist. Das ist unbefriedigend. Das ist durchaus verständlich."
Nein. Es geht mir nicht um Schuld. Aber weitere Probleme müssen verhindert werden deswegen muss er ins Gefängnis oder in die Anstalt. Auszuweichen und dem System zu sagen es ist schlecht ist zu wenig. Grundsätzlich und im Einzelfall ebenso.

"Weil Straftäter mit psychischen Erkrankungen erst wieder frei kommen, wenn sie keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellen. Menschen ohne dagegen kommen einfach frei, wenn sie ihr Strafmaß abgesessen haben." Na das passt dann doch.

Das mit der AfD ist eine Sache für sich. Aber die werden gewählt weil angeblich die anderen nichts "weiterbringen" und zu weich sind. Sieht man in den USA. Selbes Ding. Die Menschen wählen rechts weil die akt. Parteien so "schwach" wirken und nichts tun. Da gehts darum zu zeigen, dass man durchgreifen kann wenn man will und wenn es nötig ist. Dieses alles-schöngerede von wegen "er hatte ne Psychose er kann nichts dafür" wird den Menschen en gros nur zeigen, dass keiner Verantwortung bekommt. Und das ist zu wenig und ein falsches Bild. Aber genau das macht man hier. Wobei - nein - direkt zu tun hat das nichts mit der Afd. Dieses Gespräch. MIr fällt das nur immer ein wenns um Dinge geht die den Staat "verweichlicht" erscheinen lassen. Weil genau dann wählen Leute rechts. War schon immer so. Und ne ich werd sie garantiert nicht wählen. Sind genauso unsinnig wie die Grünen... ka. aber das ist nicht thema.

Ich denke nicht, dass man per se sagen kann das Gesundheitssystem versagt. Das ist mein Problem. Ich verstehe, dass man nicht jeden in Behandlung nehmen kann wenn man keine Ärzte hat. Das versteh ich weil ich rechnen kann. Aber ich verstehe auch Ärzte die hier nicht bleiben wollen. Weil die Ausbildung woanders halt besser bezahlt und respektiert wird. Ich meine die Welt ist frei hinzugehen wo man hinwill. Und herkommen tun nur sehr wenige. Warum? DAS ist ein Systemfehler.

Das Gesundheitssystem verbessern kann man doch eh nur auf 2 Wegen. Mehr und wenn möglich bessere Ärzte einstellen. Wege für die Patienten verkürzen. Und trotzdem bringt eine Therapie nichts, wenn der Patient nicht will. Und trotdem löst ein freundliches und ehrliches Umfeld viele Probleme im Vorhinein. "Wahn" entsteht nicht aus dem Nichts. Obwohl man sich selbst nicht mehr helfen kann, wenn man mal drin ist. Ja. Es wird nie eine Garantie geben das alles "abzufangen" - nichtmal dann wenn jeder Einzelne in Therapie geht.

Für mich ist das Ganze eine Zwickmühle ohne wirkliche Lösung. Gesundheitssystem verbessern gern. Aber die Dinge die es dazu bräuchte gibts ja scheinbar nicht und noch mehr Kontrolle braucht keiner. Wir kontrollieren doch eh schon jeden sch* quadratcm unseres Lebens. Menschen brauchen Selbstbewusstsein und Zufriedenheit. Nicht Massen an Geld oder social Media Likes oder was auch immer. Und daran kann jeder Einzelne was ändern indem er aufhört Fehler in Menschen zu suchen... Was einen NICHT aus der Verantwortung für die Gesellschaft befreit.